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Dresdner Journal : 21.11.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188911216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18891121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18891121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-11
- Tag 1889-11-21
-
Monat
1889-11
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 21.11.1889
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.H? 272. Donnerstaa, den 21. November, abends. 1889. vesuxupreis: Kitt vrsiäso visrteljllkrlie^ 2 K KV kk., k«i Ueo ss»i»vrl. «leuttoksu po»tuu,t»lt«u visrttl- MirUok ü U.; »u»»erüuib ä«, clsuttcken Lcicüe» tritt kost- uuä 8tewpslrll»ckl»8 kimu. »uilttoätixuulsi'ir'-diikrenr kür äeo kuuu» viusr xs»p»It»-n8n 2«ils kleiner Lckrift 20 kk. Unter ..klin^esLnät' ais 2eile KO kk. Lei TudsUeo- uoä 2iM-rn8»tr enttpr. XukscMk^. Lreekeinen: I^Kliek nüt Xusuekine der 8onn- nod keiertt^e »kenli». ksrn»pr«vk-^n8ok!o»s: ^r. 1L8K. DresdncrIomMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Lwo»dm» rvn LnkNnäl^anxea aaeetLrte: Leiprix^ H. Brandstetter, tomwissiooiir lies vresäner ssouruul»; Lemdnr- - L,rUn -Vi«n - - N»»«I Lrsittn-krenkknrt ». H! d/aasenste»»» u. kogier, LerUv - Visn-ULmdvr^- rre^-l.«>p»>ss-er»nkturr ». H.-Hüncken: /ku«i e»rj»-l.onck«n-N«rlin krsvlrlllr: » H. Slul^rt: itauii« <7o., LerUn! /nvaiitienciani:, vvrlitr: Asüiker» ^Vac^/oiger,' Sennorsr: 6. Spanier, S»U» ». S : Lorck «s. Co. Lernas x oder: Xövixt Lrpeäition lies Dresdner ^varnats. Lresäon, 2vinxer«tre»ss 20. kernspreek-^nsctlluss: Lr. 1295. Machbestessungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat Dezember werden zum Preise von 85 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 1 M. Aukündtgungeu für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aournat" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- trei'rkade« bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Vergünstigungen gewährt werden. Lönigl. Expedition -es Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 18. Norember. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des König- ist dem Schlosser- gesellen Ernst Oskar Schneider in Großenhain nach erlangter Volljährigkeit die Erlaubniß zum Tragen der demselben im vorigen Jahre für die von ihm unter erzener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Knaben vom Tode des Ertrinken- verliehenen silbernen Lebensrettungsmedaille am weißen Ba» de ertheilt w rden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem vormal. technischen Direktor de- Vereins für Gasbeleuchtung in Zwickau, Müggenburg, das Ritterkreuz 2. Ktasse vom AlbrechtS-Orden zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem im Dienste de- Domstifte- St. Petri zu Bautzen stehenden Forstaufseher Teubner in Wilthen das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Zum Königlich Belgischen Konsul mit dem Amt-- sitze m Leipzig ist der Kaufmann Robert James Derham daselbst ernannt worden. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WachricHLen. Paris, 21. November. Tel. dDreSdn. Journ.) DaS „Journal officiel" publiziert daS Verbot, der Einfuhr von Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen auS Deutschland und Österreich-Ungarn nach Frankreich, sowie der Durchfuhr dieser Tiere brtr. Genua, 20. November. (W. T. B) Auf dem Bahnhöfe vou Rapallo erfolgte infolge falscher Weicheastellung ein Zusammenstoß eine- Personen- zngeS mit einem Güterzuge. Ein Schaffner deS PersoneuzugeS wurde getötet, rin Oberkondukteur schwer verwundet. ES heißt, daß noch mehrere andere Verwundungen vorgekommrn seien. Queenstown, 20. November. (W.T.B.) Nach Berichten auS China ist durch eine Überschwem mung im Gebiete deS Aautstkiang eine schreckliche Katastrophe erfolgt. Der Fluß trat am 11. Ok tober in einer Streckt von etwa 100 Meilen auS seinen Ufern. Mehr als 1000 Personen sind er trunken, etwa 15000 Menschen sind ohne Unter- kunft und ohne Leben-mittel. Einige Häfen wur- ML » ——i— Feuilleton. ig Der Afrikareisende. Erzählung von Reinhold Ortmann. (Fortsetzung.) Graf Walderode war in der Begleitung einiger Kameraden gekommen. Seit jenem WohlthätigkeitS- konzert, bei welchem man ihn so auffällig lange in der Hertlingschen Loge batte verweilen sehen, schwirrten allerlei Gerüchte und Vermutungen in der Luft, die den stattlichen Offizier auf eine ziemlich naheliegende Art mit der liebreizenden Tochter des Konsul-, der Erbin ungezählter Millionen, in Verbindung brachten. Und e» waren viele unter den Geladenen, welche sich ni't ziemlicher Sicherheit der Erwartung Hingaben, da- heutige Fest werde nicht ohne die Verkündigung eine- fröhlichen FamilienereignisseS für da» Hertling- sche Hau- verlaufen. Natürlich bildeten unter solchen Umständen Nelly und Walderode den Zielpunkt ganz besonderer Aufmerksamkeit, und man suchte in ihrem Verkehr eifrig nach Anzeichen, welche jene Vermutungen bestätigen oder widerlegen sollten. Mit großer Spannung erwartete man da» Ein treffen der Signorina Felicia di Rossi, welcher Nelly schon von vornherein den Rang einer Königin de» Feste- zugewiesen hatte. Nur eine junge Dame von so unanfechtbarer sonaler Stellung wie die Tochter de» Konsul- durfte sich freilich erlauben, einer öffent lich austretrnden Geigerin vor den Töchtern der ersten hamburgischen Häuser ganz unbedenklich den Vorrang einzuräumen. Und ebenso würde man es unter an den vom Flusse weggeriffen, die Ernten find ver nichtet. Petersburg, 21.Novbr. (Tel. d. Dresd. Journ ) Bei der gestrigen Jubelfeier der 500 jähr- igen Einführung der Artillerie hielt Se. Maje- stät der Kaiser eine Ansprache au die Artillerie offiziere, worin er ihnen für ihre tapferen Waffen- die ste dankte und die Uebrrzeugung auösprach, daß die Artillerie wie die gesamte Armee sich auf den Schlachtfeldern ebenso au-zrichnen werbe wie früher. Gott gebe nicht, daß es bald geschehe. Brwahre unü bei Herr vor dieser schweren Prüfung, aber wenn e- geschieht, so bin ich überzeugt, daß unsere tapfere Artillerie wie die andern Waffen gattungen für die Ehre und Ruhm deS teuren Vaterlandes »instebeu werden. Zu Ehrenmitglie dern der Lrtilleri'akademie wurden der Großfürst- thronsolger, Großfürst Wladimir, der Krieg-- Minister, General Svfiano und der Finanzminister ernannt. DreSdeu, 21. November. Die Kammerbotschaft deS Ministeriums Tirard. Die französische Kammer hat die Zeit seit ihrem Zusammentritt ausschließlich der Erledigung von Wahlplüfungen gewidmet. Die siegreiche Partei ist einsichtig genug gewesen, ihre Macht nicht durch massen hafte Ungiiti^keitserklärungen von Mandaten der Gegenparteien zu mißbrauchen; sie hat im Gegenteil soviel Rücksicht und Schonung walten lassen, daß sich Cassagnac in seiner Autorit« zu dem Ausrufe ver- stieg: „ES weht ein sanfter Hauch der Milde und Versöhnung durch die neue Kammer." Der gleiche Geist machte sich auch in der vorgestrigen Sitzung der Kammer, der ersten nach ihrem Zusammentritt, be merkbar. Bon dem parlamentarischen Gezänk, welches in der früheren Kammer an der Tagesordnung war und sehr oft zu den unerquicklichsten Szenen führte, war diesmal nichts zu vernehmen. Mit der Ruhe und Würde, w e sie von den Vertretern einer großen Nation erwartet werden darf, nahm die Kammer die Ansprache Floquets und die Erklärung des Ministeriums — die »republikanische Thronrede" — entgegen, welche der Ministerpräsident Tirard zur Verlesung brachte Ein repuvt.kan,scher Hechfporn, der Radikale Baryan, stellte zwar, nachdem der Minister geendet, den An trag aus Verfassungsrevision und veltangie die Dring lichkeit für deustlben. Die Kammer aber schnitt den Versuch, diese Frage sofort bei Beginn der Sitzungen wieder aufs Tapet zu bringen, kurzer Hand ab, in dem sie den Baryanschen Antrag mit 345 gegen 123 Stimmen zurückwies. In der Presse will man vielfach in dem Umstande, daß ein Teil der Monar chisten mit den gemäßigten Republianern stimmte, den Beweis dafür erblicken, daß der Zusammenschluß aller gemäßigten Elemente gegen die äußerste Rechte und Linke zur Thatsache geworden sei. Es wird ab- zuwaiten bleiben, ob diese „Mehrheit der Mine" auch ferner allen Anfechtungen gegenüber standhalten wird. Vorläufig hat die Regierung indessen unter allen Um ständen die Genngthuung, daß sich die neue Volks vertretung mit überwältigender Mehrheit für sie aus gesprochen hat und sie darf darum dem weiteren Ver laufe des begonnenen parlamentarischen Winterfeldzuges mit Vertrauen entgegeublicken. DaS Ministerium Tirard hat sich unleugbar der ihm geworbenen Aufgabe, da- republikanische Staats- schiff sicher über alle Fährlichkeiten und Klipp n hin wegzuführen, in vollstem Maße gewachsen gezeigt. Es hol Frankreich vor der Gefahr bewahrt, den Bcu- lan,fisten zur Beute zu werden und es hat der Republik deren Umständen ganz unverzeihlich gefunden Haden, daß sich diese Geigerin so lange erwarten ließ. Endlich aber rollte durch da- EinfahrtSthor drS Parkes ein einfacher, geschlossener Wagen, der in se nem Innern nur die Virtuosin und ihren Begleiter ent halten konnte; ein Diener erschien denn auch gleich im Garten und meldete dem Konsul die Ankunft der letzten, so lange erwarteten Gaste. Herr Hertling winkte seiner Tochter, und diese machte durchaus kein Hehl auS ihrer Freude. „Sie sind da — sie sind endlich da!" ries sie fröh lich au». „Entschuldigen Sie mich, meine Herrschaften, aber ich muß Ihnen unsere Königin natürl'ch im Triumphe zuführen " So schnell, daß ihr der Konsul kaum zu folgen vermochte, eilte sie in da» Hau», und die Begrüßung, welche drinnen erfolgte, mußte eine sehr herzliche sein, da die Gastgeber und ihre in so hohem Grade aus gezeichneten Besucher erst nach einer geraumen Weile für die übrige Gesellschaft sichtbar wurden. Und nun gab e» zunächst eine allgemeine Enttäuschung, denn es war beim besten Willen unmöglich, in Felicia» Er scheinung etwas Königliche» oder auch nur Imponieren de» zu entdecken. Sie sah noch lieblicher und kind licher au» als bei ihrem Auftreten im Konzert- faal, und ihre Toilette war unzweifelhaft die einfachste unter allen hier vorhandenen. Mit bescheidener Zurückhaltung, doch mit Grazie nnd ohne alle Schüchternheit ließ sie die umständliche Zeremonie de» Vorstellens über sich ergehen. Ihr schöne», wie au» mattem Elfenbein geschnittene» Ge sicht mit den seltsam verschleierten und nur zuweilen blitzartig in feuchtem Glanze ausleuchtrnden Augen die ihr im Lause der Jahre entfremdeten Sympathien der Bevölkerung wieder zurückgegeben. Auch die Er klärung, mit welcher der Ministerpräsident vor die Sommer trat, ist wieder ein sprechendes Zeugnis von dem großen Geschick der Leiter de- Ministerium-, die besse ren Elemente deS Volke- unter das Banner der Republik zu scharen. Die Erk ärung ist ein kleines Meisterwerk diplomatischen Stil- nnd ganz im Sinne der Mehr heit der französischen Nation geschrieben. Mit Stolz und Selbstbrwußtsein weist da« Ministerium auf die vou ihm bei den letzten Wahlen erzielten Erfolge hin und mit Nachdruck hebt e» hervor, daß Frankreich bei den letzten Wahlen dargethan habe, wie e- nicht nur die republikanischen Institutionen aufrecht erhalten, stärken und entwickeln, sondern auch an der Spitze der Republik eine dauerhafte und der folgenden Tage sichere Regierung wolle, eine Regierung, welche über die Aufrechterhaltung der Ordnung wache und welche gemäßigt, offen und edel fein müsse, um mächtig, wahrhaft gencht und national zu sein. Dies ist der eigentliche Kern der Erllä'ung und jeder, der es auf- richtig meint mit dtm Wobl des Landes, kann sich damit nur einverstanden erklären. Eine Pcl'tik der Ordnung und Festigkeit ist gerade das, was Frank reich braucht. Nur durch eine starke, entschlossene und zielbewußte Regierung kann das Land vor der Gefahr bewahrt werden, von neuem einem ehr- und g wrssen- losen Abenteurer in die Arme getrieben zu w-rden Wohlthuend berühren auch jene Worte der Erklä rung, welche dre friedlichen Gesinnungen des Landes hervordeben. Laut verlündet die Regierung, daß die französische Republik eii en stolzen und würdigen Frie den wolle, wie er einer großen Nation zukomme, die ihrer Kraft und ihres Rechts sicher sei! Zu wünschen ist nur, daß diese schönen Worte auch ausrichtig ge meint sind und daß man in Paris wirklich allen Ernstes gewillt ist, den Frankfurter Frieden als vollendete Thatsache anzusehen. Der Umstand, daß die Leiter der Republik das Hauptgewicht auf einen „stolzen und würdrgen" Frieden legen, giebt freilich Anlaß zu den ken und auch die durch das neue Wehrgesetz in- Un- gemessene gestiegenen Rüstungen stehen in entschiedenem Widerspruch mit den FricdenSversicherungen der französischen Staatsmänner und lassen das Vertrauen in die Aufrichtigkeit derselben nicht völlig aufkommen. Allein bei der völligen Isoliertheit Frankreichs ist nicht anzunehmen, daß man dem Revanchebedürfnisse allzu sehr die Zügel sch eßen läßt. Man wird sich in Paris keiner Täuschung darüber hingeben, daß bei einem Re- vanchek-iege mit Deutschland die Aussicht auf Erfolg nur äußerst gering ist und daß es sich dabei für die dritte Republik um Sein und Nichtsein handeln würde. D'eser Umstand verbürgt mehr als alle Worte die Friedensliebe unserer Nachbarn im Westen und läßt der Hoffnung Raum, daß die neue Kammer der Lösung der ihr in der Erklärung des Ministeriums vorgr- zeichneten Aufgaben auf wirtschaftlichem Gebiete sich in erster Linie zuwendet und der Verlockung zu Kriegs- abenteuern widersteht. Tagesgeschichte. Dresden, 2l. November. Ihre Majestäten der König und die Königin werden nach den hier ein- qetrofsenen Nachrichten am nächsten Sonntag, den 24. ds. MtS., nachmittags, von Schloß Sibyllenort nach der königlichen Billa zu Strehlen wieder zurück- kehren. * Berlin, 20. November. Se. Majestät der Kaiser begab sich heute vormittag nach dem Entensang bei Potsdam zur Fasaoenjagd, an welcher auch Se Königl. Hoheit Prinz Friedrich Leopold, Se. Hoheit Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein und wehrere andere angesehene Personen teilnahmen. Ebenso war behielt dab-t unverändert seinen ernsten, fast melancho lischen Ausdruck, und keiner durste sich rühmen, ihm durch eine verbindliche Bemerkung auch nur das flüchtigste Lächeln abgenötigt zu haben. Desto ge wandter, gesprächiger und eleganter zeigte sich auch hier Signor Luigi Rossi, und die Damen waren inner halb weniger Minuten von ihm völlig eingenommen. „Er sieht auS wie ein MarqurS!" flüsterte die dicke Gattin eines steinreichen und fogar in den Adels stand erhobenen GuanohändlerS ihrer Nachbarin zu. „Man empfindet da- um so wohlthuender, wenn einem, w e hier in Hamburg, jeder eigentlich aristokratische Umgang mangelt." Mit bewunderungSwürfiger Geschicklichkeit latte sich Amandus Herrling den viel begehrten Platz an der linken Seite Felicia- errungen und sich mit einem erstaunlichen Aufgebot ebenso wortreicher al» gedanken armer Beredtsamkeit die Erlaubnis erbeten, ihr noch vor dem Diner die Schönheiten deS väterlichen Gar ten» zu zeigen. Tie junge Künstlerin legte ihre Hand so leicht aus seinen Arm, daß er die Berührung raum fühlte, und mit melodischer Stimme gab sie ihm kurze Antworten auf seine Beteuerungen und Frag-n. Sie beherrschte die deutsche Sprache vollkommen und bedievte sich ihrer nnt einem leichten romanischen Accent, der ihren Worten etwa» allgemein Anmutige- und Liebliches gab. Nelly war an ihrer Rechten geblieben, und in den Pausen, welche ihr Bru der machen mußte, um seinen spärlichen Gedanken- Vorrat durch gewaltige Lnftrengungrn seines armen Gehirns zu erneuern, sagte sie ihr allerlei herzliche und liebrn-würdige Tinge, für die sie zu ihrer Freude durch einen von Felicia» warm leuchtenden Blicke« der Kronprinz und die Prinzen Eitel-Fritz und Prinz Adalbert nach dem Entenfang gefahren, um der Hof jagd beizuwohnen. — Dem Bundesrate ist der Entwurf einer kaiser lichen Verordnung zur Beschlußfassung zugegangen, wonach der K 140 des Invalidität-- und AlterS- versicherungSgesetzes mit dem Tage der Ver kündigung dies.r Verordnung in Kraft treten soll. Ler angczogene Paragraph bestimmt u. a., daß privat- schrisiliche Vollmachten und amtliche Bescheinigungen, w<lche aus Grund dieses Gesetze- zur Legitimation oder zur Führung von Nachweisen crsorderlich werden, gebühren- und stemp-lsrer sind. Nun ist im Jnvalidiläis und Aueisv rsicherungs«esetze bekanntlich vorgesehen, dop auch vor Ablauf der vorgeschriebenen Wartezeit Invaliden- und Alteisrenlen bewilligt werden, w?nn der Versicherte Nachweisen kann, daß er in der Zeit vor dem Jnkrasllrete» teS Gesetze- zeitweise in einem Arben», oder Dienstverhältnis gestanden hat. welche- noch dem Jnkraftrelen deS Gesetze- die Versicherung-Pflicht begründen würde Die hierzu erforderlichen Nachweise sind durch Bescheinigung der zu ständigen unteren Verwaltungsbehörde oder durch eine von einer öffentlichen Behörde beglaubigte Bescheinigung der Arbeit geber zu sühren. Fast alle Personen, welche nach dem Gesetze dem 22. Juni d. I versichert sein werden, können in die Lage kommen, von diesen Bestimmungen für die Übergangszeit Gebrauch zu machen, sie haben daher alle ein nabeliegendes Interesse daran, schon jetzt den Nachweis über die Dauer ihrer gegenwärtigen Beichäf- rigung und über die Höhe ihres Lohnes sich zu sichern, dem- gemäh die ern ahnten Bescheinigungen oder Beglaubigungen schon letzi sich auestellen zu lassen. GS liegt die- auch im öffentlichen Jnieresse, weil hierdurch die Möglichkeit geförderi wird, daß schon vor Zurücklegung der vollen Wartezeit in den geeigneten Fällen Invaliden- oder Altersrenten bewilligt werden und Demgemäß d e sozialen Wirkungen des G esetzeS schon Laib nach dessen völlig r In» krasvetzung in die Ericheinung treten. Die hiernach wünschenswerte rechtzeitige Beschaffung der betreffenden Beicheini ungen wird aber gesörderi werden, wenn diese Ulkunden überall gebüh cn- und stewpe frei ausgestellt werden müßen. Ties ist zu er reichen, wenn d'e Bebimmungen deS tz l<0 des Invalidität-» und AlterversicherungSgrsetzrS schon vor der völligen Inkraft setzung Le» letzteren auch auf die in Rede stehenden Bescheinig ungen und Beglaubigungen angrwendet werden können. Zur Z,ii ist die- nicht der Fall, w-rl der tz iro der sich nicht auf die Herstellung der zur Durchführung der Versicherung erforder lichen Einrichtungen bezieht, nicht zu den bereit» in Kraft ge setzten Bestimmungen de» Gesetzes gehört. Der letzte, von der Gesetzeskraft handelnde Paragraph indessen, der bekanntlich auch freiläbi, da» Gesetz teilweise durch kaiserliche Verordnung in Kraft zu setzen, ermö licht die», und auf Grund dieses Para graphen ist denn auch dem Bundeirate dre erwähnte kaiserliche Verordnung zugepellt worden. — Lcr Ausfchuß de» deutschen Handels tages fetzte heute feine Verhandlungen zunächst mit Beratung der Frage über die Einführung einer ein- hcitlichcn Zeit für den Eifrnbahnd>enst fort. Liefe Frage, über welche eine eingehende Aueprbeitung von der Geschäftsführung des HandelStage» vorlog, wurde mit der Erwägung, dieselbe der Plenarversammlung des Handelslager vvrzulegen, dem Ausschuß zur weiteren Begutachtung überwiesen. Nach Regelung einiger rein geschäftlicher Angelegenheiten wurde der Antrag der Handelskammer München auf Erhöhung der Gewichts grenze für einfache Bnefe vorläufig für erledigt erklärt, nachdem der Vertreter genannter Handelskammer berichtet hatte, daß sich der Staatssekretär deS ReichSpostamts dem Anträge gegenüber ablehnend verhalten habe. So dann beschloß ter Aurschuß, dir Handelskammern auf den im Jahre 1892 bevor stehenden Ablauf der Handels verträge aufmerkfam zu machen, sowie die Frage der Erhebung von Gedühr-n für di« Ausstellung von Ur sprungszeugnissen den Handelskammern zur selbstän digen Regelung zu überlassen. Auf die auf der Tages ordnung befindliche Frage der Einführung eines ein zigen allgemeinen Buß- und BettageS in Deutschland beschloß der Ausschuß nicht einzugehen. Eiven An trag der Handelskammer Altenburg betreffend die Ein führung von Girokonti bei der ReichSbank ftiterS der Hauplsteueramtskassen erledigte der Ausschuß dalfin, daß er beschloß, diese Angelegenheit den Hauptsteuer- amtSkaffen zu üb.i lassen. Bezüglich der geplante« schwimmenden AuSskellnn" WU'de d'e GelchäftSsüdrung belohnt wurve. Dabei schaute sie unausge,rtzl sucvend umber, wie wenn sie noch etwas vermisse, womit ihre Gedanken sich lebhaft beschäftigten, und al» sie an einer Wegbiegung die fchlanke, kraftvolle Gestalt Burk hardts bemerkte, rief sie ihm mit Heller, fröhlicher Stimme zu: „Habe ich Sie endlich entdeckt, Herr Doktor? Glauben Sie, daß eS erlaubt fei, zu desertieren? Ich werde Sie zur Strafe fortan nicht mehr von meiner Seite lassen!" Und al- sich klewenS Burkhardt ihnen daraufhin langsam näherte, berührte sie Felicia leicht am Arm. „Noch eine Überraschung, liebste Signora — unser berühmter Afrikareisender, mit dem Sie sich umsomehr desreunden müssen, als er Ihr Kavalier an der Tafel sein wird!" Mit jenem müden Gleichmut, der durch nichts er schüttert zu werden schien, wandte die junge Künstlerin ihr Gesicht grg-n Burkhardt hin. In dem Moment aber, da ihre Augen den seinigen begegneten, ging in den Mienen de- Äfrikareise"den eine Velävderung vor, die so plötzlich und so heftig war, daß Nelly bn ihrer Wahrnehmung in jähem Erschrecken erbleichte. Seine Lider hoben sich unnotü'lich hoch empor, seine Lippe« bebten und in jeder Mutkel seine» Antlitze» war ei« Hucken, al» ob er in Thronen oder auch in konvul sivisches Lachen auSbrechen wolle. Zwar war er Mann genug, die äußere Erscheinung seiner Erregt heit rasch zu untndrackcn; aber die Ursache dieser Erregtheit mochte doch wohl sortbestehen, denn es war mit einem Mal, al» habe sich jede Furche und jede» feine, fönst kaum sichtbare Fältchen tiefer eingezeichnet in fei« Gesicht.
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