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Dienstag. Nr. 128. 31. Oktober 1882. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt für die Königliche Amtshauptmamischaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträtt-e zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal: Dienstag«, Donnerstags und Sonnabends. — Zu beziehen durch alle Post- Anstalten und die Agenturen. — Preis vierteljährlich 1 Mark 23 Pfg. — Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blatter eine sehr wirksame Verbreitung finden, werdm mit lv Pfg. für die Spalten-Zeile, oder deren Raum, berechnet. . JA. Atrjitk MI, dem Tage der festlichen Eröffnung der Sekundärbahn Hainsberg - Dippoldiswalde - Schmiedeberg. Mit dem heutigen Tage beginnt für das Thal der Rothen Weißeritz, insbesondere für die Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde, eine neue Aera. Die Schranken, die uns vom weiteren Verkehr abge schnitten haben, sind gefallen. Das Schienengeleis öffnet dem Gebirge den Weg ins flache Land. Der Austausch der Erzeugnisse ist erleichtert, die Naturschönheiten des Thales sind entfesselt, der Verkehr der Menschen in industrieller und gesellschaftlicher Hinsicht vielseitiger gestaltet. — Wer die Heimath liebt, kann bei solchen Wandlungen nicht kalt bleiben. Die Eröffnung unserer Bahn ist darum für das ganze Thal ein Ereigniß, das uns mit ungeheuchelter Freude erfüllt. Und das um so mehr, als 20 Jahre vergangen sind, seit wir uns mit unfern Wünschen, anderen Gegenden des Vaterlandes gleichgestellt zu werden, zuerst an die Oeffentlichkeit wagten. Und genau 2 Jahr 8 Monate hat es gewährt, bis, von der Genehmigung unserer Bitten an, die heutige Feier möglich geworden ist. Versetzte jene Nachricht am 2. März 1880 schon den ganzen Bezirk in die freudigste Aufregung, wie sollte heute, wo unser Streben, unsere geduldige Beharrlichkeit belohnt wird, die Freude nicht noch viel größer sein? Spricht sich nun auch schon in dieser Freude der Dank aus an alle Die, welche durch Wort und Schrift, durch Rath und That für die Verwirklichung unserer Wünsche gewirkt haben — auch derer unter ihnen nicht zu vergessen, die die Frucht ihrer Arbeit nicht mehr schauen können: so sei er aber auch jetzt noch besonders ausgesprochen der Hohen Staatsregierung und Ständeversammlung, den fleißigen Arbeitern mit Kopf und Hand, die das Werk bis hierher fertig gestellt haben und es weiter führen werden bis an den vorläufig bestimmten Endpunkt, endlich Allen, die mit wohlwollendem Interesse die Entwickelung unseres Bezirks betrachten und zu derselben beigetragen haben. Und auch mit gerechten Hoffnungen begrüßen wir den heutigen Tag. Eine der Hauptbe dingungen der Verkehrshebung ist ja gegeben. Dabei vergessen wir aber nicht, daß des Glückes Gabm Niemand in den Schooß fallen, daß sie errungen, erkämpft, gehütet sein wollen. Wohlan, die Bahn des Fortschritts ist geöffnet; möge der Bezirk sie rüstig beschreiten, mögen Geist und fleißige Hand im Bunde um den Preis ringen, der treuer Arbeit auch in unserer Zeit nicht fehlen kann. Daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen, dafür ist gesorgt; aber wenn wir uns vor thörichten, sanguinischen Hoffnungen bewahren, wenn wir das Unsere thun, die dargebotene Hand zu ergreifen, so mag der heutige Tag wohl der Anfang größerer industrieller Entfaltung, eines erfreulichen, befriedigenden Wohlstandes für unfern Bezirk werden. Und dazu gebe der Höchste seinen Segen!