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MsdrufferTageblali Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das «Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen' nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Npfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. .. Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent- Wochenblatt für Wllsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto, beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dorge- schriebene Erscheinungs- tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdrufs Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bisvorm.10Uhr. ' Für die Richtigkeit der Lurch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden must oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitzen, des Amts gerichts und des Stadlrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 150 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 30. Juni 1933 Vie „Heiligkeit" ürr Verträge. Neuer Vertragsbruch in Gens. Abrüstungsverpflichtung unbegrenzt verschleppt. Der Hauptausschuß der „Abrüstungskonferenz" hat hnit allen Stimmen gegen die Stimmen Deutschlands bei Stimmenthaltung Ungarns den Vorschlag des Präsidiums auf Vertagung der Abrüstungskonferenz bis zum 16. Ok- tobcr angenommen. Da aber nach einer Erklärung Hendersons die Wiedcreinbcrufung von einem „praktischen Ergebnis" der vorgesehenen Besprechungen mit den Hauptmächten abhängig gemacht wird und ein solches Er gebnis angesichts der Haltung der westlichen Rüfftungs- mächte, vor allem des Abrüstuugssaboteurs Frank reich, durchaus unwahrscheinlich ist, so ist die sogenannte „Abrüstungskonferenz praktisch fristlos vertagt. Der deutsche Botschafter Nadolny stellte fest, daß der Fehlschlag der Londoner Besprechungen des Prä sidenten Henderson n i ch t an der d e u ts ch e n Regierung gelegen habe, die jederzeit zu Besprechungen zur Ver fügung gestanden hätte. Die übrigen in Frage kommenden Regierungen wären zu solchen Besprechungen in London nicht bereit gewesen. Es müsse jedoch ernsthaft daran gezweifelt werden, ob der jetzt beschlossene Verhandlungsweg der direkten Besprechungen in kurzer Zeit einen Erfolg bieten würde. Botschafter Nadolny richtete an de» Präsidenten die Frage, ob er sich tatsächlich einen Erfolg verspreche, wenn er jetzt von Regierung zu Regierung reise und mit den ein zelnen Kabinetten verhandle. Die Konferenz habe nach dem Londoner Fehlschlag nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, die zweite Lesung durch ihre eigenen Organe selbst in die Hand zu nehmen. Die Vertreter aller Staaten wären auf der Konferenz anwesend. Die deutsche Regierung bedaure außerordent lich den Vertagungsbeschluß der Konferenz. ^Es wird den Völkern, die die Ergebnisse der Ab- lrüstungskonferenz mit England erwarten, nicht klar- gemacht werden können, weshalb es einer so langen Vertagung bedarf, damit die Negierungen sich über die Hauptfrage der Abrüstung, die seit vierzehn Jahren im Artikel 8 der Völkerbundsatzung vorgesehen ist, die von vornherein die Aufgabe dieser Konferenz war und die hier seit Jahren behandelt wird, endlich schlüssig werden. Es Wird der Welt noch weniger klargemacht werden können, warum während des Zeitraums, den man für Verhandlungen über die politischen Fragen vornehmen will, die ebenso notwendige Bearbeitung und Regelung Ler übrigen Fragen ruhen soll. Seit vierzehn Jahren warten die avgcrüsteten Staaten auf die Einlösung der Verpflichtung zur allge meinen Abrüstung und auf die Wiederherstellung der Sicherheit. Allenthalben wird man gegen die Konfe renz den Vorwurf erheben, daß eine derartige Ver tagung nur der Anfang für einen Verzicht aus die Durchführung ihrer Aufgabe ist und nur ein Be gräbnis erster Klasse der Konferenz bedeutet. Ich mache nachdrücklich aus die ernsten F o lg en auf merksam, die zu befürchten sind, wenn das Mißtrauen gegenüber dem Willen der Konferenz, durch Zusammen arbeit und Verständigung zu einem Ergebnis zu ge langen, weiter um sich greift. Die Regierungen, die den Vorschlag des Büros gut- Heißen, übernehmen eine schwereVerantwortung. Deutschland hat jedenfalls alles nur Mögliche getan, um Die Konferenz zu ihrem Ziele zu bringen. Aus allen vor gebrachten Gründen muß ich mich demnach gegen den ^Vorschlag des Büros aus Vertagung der Konferenz aus - sprechen.' In einer offenkundig deutschfeindlichen und an Ver- Lächttgungen und Drohungen überreichen Erklärung ver buchte — Wie immer — der Vertreter Frankreichs, Mafftgli, DeutschlandsürdenvölligenStill- sttand der Abrüstungsverhandlungen ver antwortlich zu machen. Er hatte dabei die Un verschämtheit, alle Tatsachen zugunsten Frankreichs ein fach uns den Kopf zu stellen. Botschafter Nadolny ant wortete ihm sofort: wenn Frankreich schon jetzt an der ^Einhaltung eines zukünftigen Abrüstungsabkommens zweifele, dann habe ein solches überhaupt keinen Sinn. Deutschland jedenfalls werde ein solches Abkommen treu und loyal einhatten. Die von mehr als 70 deutschen Städten, Gemeinden und Verbänden an den Präsidenten Henderson ge sandten Protesttelegramme gegen den Abwurf von Hetz material über Berlin durch fremde Flugzeuge sind von Henderson nicht einmal erwähnt worden! Neue NeWmister: SWtMIme Hugenbergs Rücktritt genehmigt. Amtlich wird aus Neudeck mitgeteilt: Reichspräsident von Hindenburg hat auf Vorschlag des Reichskanzlers dem Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft und Reichswirtschaftsminister Doktor Hugenberg die erbetene Entlastung aus seinen Ämtern er teilt und den Generaldirektor der Allianz-Versicherungs- AG., Dr. Kurt Schmitt, zuni Reichswirtschaftsminister so wie das Mitglied des Landtages, Dr. Walter Darrs, zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft ernannt. Gottfried Feder Staatssekretär im Neichs- wirtschastsministerium. Der Reichspräsident hat ferner den Staatssekretär im Reichswirtschastsministcrium, Dr. Bang, einstweilen in den Ruhestand versetzt und zum Staatssekretär im Reichs wirtschaftsministerium das Mitglied des Reichstages, Diplomingenieur Gottfried Feder, ernannt. Wie die Telegraphenunion weiter erfährt, verbleibt der Staatssekretär im Neichsernährungsmiuifterium, von Rohr, aus seinem Posten. Zweistündige Besprechung Sitters mit Sindenburg Reichskanzler Adolf Hitler war an Donnerstagnachmittag, 17.30 Uhr, im Kraftwagen von Flugplatz Marienburg kommend, in Neudeck eingetroffen Er wurde von dem Reichspräsidenten vor den Portal des Haufes Neudeck herzlich begrüßt. An schließend folgte eine etwa zweistündige Be> sprechung des Reichspräsidenten und des Reichs kanzlers über die gesamte politische Lage. Der Reichs kanzler bleibt als Gast des Reichspräsidenten bis Freitag in Neudeck. Walter Darre. Der zum Reichsminister für Ernährung und Land wirtschaft ernannte Bauernführer Darre wurde am 14. Juli 1895 in Belgrano (Argentinien) geboren und ist evangelischer Konfession. Er besuchte mehrere Schulen in Deutschland und studierte dann auf der Kolonialschule in Witzenhausen, in Halle (Saale) und in Gießen Landwirt schaft. Nachdem er seine Studien mit dem Diplomland wirtsexamen beendet hatte, war er in Oberbayern, Hessen und Oldenburg als praktischer Landwirt tätig, späterhin wurde er Volontär beim Ostpreußischen Stutbuch in Insterburg. 1914 trat Walter Darre als Kriegsfreiwilliger bei der Feldartillerie ein und machte den ganzen Krieg an der Front mit. Er wurde zum Reserveoffizier befördert. In den Jahren 1928/29 war Darrö in Riga bei der deut schen Gesandtschaft zur Wahrung ostpreutzischer landwirt schaftlicher Belange tätig. Walter Darrs schloß sich früh zeitig der nationalsozialistischen Bewegung an und wurde bald landwirtschaftlicher und rassenkundlicher Sachverstän diger der Partei. Im Zuge der nationalen Erhebung wurde Walter Darrs zum Reichsführer des deutschen Bauernstandes ernannt. Walter Darrs ist der Verfasser zahlreicher Bücher und Schriften landwirtschaftlichen und rassenkundlichen In halts, u. a. „Das Bauerntum als Lebensquell der nor dischen Rasse", „Reuadel aus Blut und Boden" und „Landvolk in Not". Staatssekretär im Wirtschaftsministerimn Gottfried Feder. Diplomingenieur Gottfried Feder, der große Theoretiker der nationalsozialistischen Idee, wurde am 27. Januar 1883 in Würzburg geboren und ist protestan tisch. Nach Besuch des Humanistischen Gymnasiums und einem Hochschulstudium in München, Charlottenburg und Zürich bestand er im Jahre 1905 in München das Diplomexamen als Bauingenieur. Er wurde dann Kon- struktionsingenieur bei einer Eisenbctonfirma und machte sich im Jahre 1908 selbständig. Nach einer ausgedehnten Unternehmertätigkeit im In- und Auslande wandte er sich seit dem Jahre 1917 immer mehr theoretischen Studien finanzpolitischer und volkswirtschaftlicher Art zu. Durch das im Jahre 1919 erschienene Werk „Das Manifest zur Brechung der Zinsknechtschaft" und durch die Gründung des Deutschen Kampfbundes zur Brechung der Zinsknecht schaft wurde sein Name mit einem Schlage in aller Öffentlichkeit bekannt. Feder war dann unter den Mitbegründern der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und ver faßte im Jahre 1923 unter dem Titel „Der deutsche Staat auf nationaler und sozialer Grundlage" ein ausführliches Programm des Nationalsozialismus. Zahlreiche weitere Bücher und Aufsätze, meist finanzpolitischer Art, folgten. Feder ist Mitglied der Reichsleitung der NSDAP, und Vorsitzender der Kommission für Wirtschaftstechnik und Arbeitsbeschaffung bei der politischen Zentralkommission der NSDAP. Mitglied der nationalsozialistischen Reichs tagsfraktion war Feder seit der zweiten Wahlperiode des Jahres 1924. Nach Ausbruch der nationalen Revolution befaßte er sich vor allem mit der Organisation eines stän dischen Aufbaus der deutschen Technik. Kuri Schmitt. Der neue Reichswirtschaftsminister, Generaldirektor Kurt Schmitt, wurde am 7. Oktober 1886 in Heidel berg geboren. Er war zunächst als Rechtsanwalt in Mün chen tätig und trat im Jahre 1913 als Entschädigungs- bcamter in die Münchener Zweigniederlassung der Allianz-Versicherungs-AG. ein. Im Jahre 1914 zog Schmitt ins^Feld, wo er schwer verwundet wurde. Im Jahre 1915 kam Schmitt dann zur Direktion der Allianz- Versicherungs-AG. in Berlin als Beamter; er wurde im Jahre 1917 Stellvertreter des Vorstandsmitgliedes und ein Jahr später ordentliches Vorstandsmitglied. Seine Ernennung zum Generaldirektor erfolgte 1921. Seit 1932 ist Schmitt Vorsitzender des Präsidiums des Neichs- verbandes Deutscher Privawersichcrungen. Außerdem ist Schmitt Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer in Berlin sowie Mitglied des Zentralausschusses der Reichsbank. Rcichswirtschaftsminister Kurt Schmu.