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Bernsbach und die umliegenden Ortschaften. Auechal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle-Klösterleirr, Meder- u. Oberpfannenstiel, Lauter, Bockau Erscheint «rutw-ch», Areita-S u. Sonntag». Abonnementsprei» incl. der 3 wertbvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk- 20 Pf. durch die Post 1 M. SS Pf. Mit 3 issu strikten Ateiölattern: Deutsches Aamilienölatt, Kute Keister, Zeitspiegel. Verantwortlicher Redakteur: Emil Hegemeister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Aue, Marktftraß«. »Inserate die einspaltige Eorpuszeil« 10 Pf., die volle Seite 30, S. 20, >/< St. 0 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten uNd Landbriefträger nehmen Bestellungen an. M. 92. Sonntag, den 6. August 1893. 6. Jahrgang. - Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß wir heute den seitherigen Totenbettlneister in Ernstthal Herrn Franz Louis Möfchke al» Toteobettmeister in Ane in Pflicht genommen haben. Äue, am S. Äugust 1893. Der HlcrtH der SLcrdL. I. B.: Bachmann. E. Bekanntmachung. Die »rundfteuern für den II. Termin 1893 werden am 1. August d. I. fällig und sind bei Vermeidung zwangsweiser Beitreibung bis zum 14. August d. Js. an unsere Stadtsteuer-Einnahme abzuführen. Aue, am 31. Juli 1893. Der WcrtS der Stadt. I. V.: Bachmann. Krch. Bestellungen aus di« VE" AuertHerL-Keitung "Wst ' (No. 66S der Leitung-Preisliste) für August und September werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Landbriesträgern jederzeit gern angenommen. Krpedition der „Auertyal-Aeitung," Vom Zoll-Kriegsschauplatz. Der Zollkrieg gegen Rußland wird von deutscher Seite mit aller Schärfe geführt werden. Zunächst sind klare und bestimmte Weisungen an die deutschen Konsul« ergangen, um dir Einfuhr russischer Waren unter fremder Flagge zu verhindern. Sodann aber kommt die Behandlung derje nigen Sendungen inbetracht, welche sich auf vor dem Zoll ausschlag geschloffene Abmachungen berufen. Zn Börsen kreisen wird nämlich dafür eingetreten, die vor der Erhö- Ang der Zollsätze abgeschlossenen Sendungen nach dem Beispiel von 1885 ohne Zollausschlag nach Deutschland einzulaffen. Dadurch wäre der Zweck des Zollkrieges für Deutschland ganz vereitelt. Denn würde die Einfuhr vor her vereinbarter Sendungen zu dem alten Zollsätze ge stattet werden, so würde ganz ohne Zweifel der größte Till der jetzigen Ernte Rußland« bei uns ohne Zollauf schlag eingeführt werden. Wurde doch Roggen von der (Nachdruck verboten). Ileuilketon. Erik TorstenskMd. Eine Erzählung au« dem Badeleben von Cath ari n e Meyer. I. Er ist nicht mein Mann — Golt bewahre! — ich be sitze «eiter nicht« von ihm, al« eine Photographie, die mei nen Schreibtisch seit einigen Wochen ziert. Wie oft ha ben meine Augen aus ihr geruht und wie oft werden sie «S noch — und da« kann ich, denn obzwar Frau bin ich doch Wittwe, was ich, um Mißdeutungen zu verhindern, hier parenthestren will. Ich machte seine Bekanntschaft im Bade L. Er war in der Lhat ein schöner, ein bedeutender Mann — und doch rin Narr, denn er besaß die abscheulichste Thorheit, die man sich am Manne denken kann; er kleidete sich apart und kokett, n>aS er keineswegs bedurfte, den» sein blühendes Ge sicht, seine anmuthige Erscheinung fielen überall auf, auch ohne daß er r» nöthig gehabt hätte, sich in bunte Kleider zu steckest. Der Badesommer von 1879 ist bekannt genug; e» wird noch lange Neble- ihm nachgeredet «erden, aber nicht von meiner Seite. Frost, Regen, Kälte, unerträgliche Hitze und Ungetvitter, die oft in wenigen Stunde» mit einander wechselten, verdanke ich diese Bekanntschaft, die leider doch, wie ich soeben recht lebhaft fühle, «in« Wunde in meinem Herzen zurückgelaffen hat, die weit größer ist, al« mir je «ine vom Schicksal geschlagen. Aber ich bin kein bleich- Berliner Börse am Montag bereits für November und Dezember 1893, Weizen sogar bis Mai 1894 notiert. Z. B. hat das Vorsteheramt der Königsberger Kauf mannschaft am Montag an den Reichskanzler ,den An trag gerichtet, russische Waren, insbesondere Getreide und Holz, welche auf Grund von Verträgen, die vor dem 28. Juli donu üäe abgeschlossen worden sind, eingeführt wer den, von dem öOprozentige» Zollzuschlag befreit zu las sen. Nach der „Post" wird das Gesuch abgelehnt werden. Selbst Bismarck« „Hamb. Nachr.", denen die Pflege guter Beziehungen zu Rußland am Herzen liegt, sind mit dem Zollkriege einverstanden. Sie schreiben: „In Deutschland ist bisher keine Stimme laut ge worden, die ein Entgegenkommen gegen Rußland em pfohlen hätte. Alle Parteien, ja alle Interessen sind daoüder einig, daß der Kampf durchgesührt werben muß und nicht eher beendigt werden darf, als bis Rußland mit den Zollsätzen für die wichtigsten deutschen Ltzaren erheblich herabgeht." Von hohem Interesse ist es gegenwärtig, dem Gesamt bedarf Deutschland« an fremdländischem Getreide kennen zu lernen. Wir wählen zu diesem Zweck die amtlichen statistischen Ausweise des Jahres 1892. Man ersieht da raus, daß unser Weizenbedarf in erster Reihe durch die Ver. Staaten von Amerika, ferner durch Rumänien, Ar gentinien, Bulgarien, Britisch-Ostindien und Oestreich-Um garn befriedigt wird. Was dagegen den Roggen anbe trifft, so waren wir zwar in früheren Jahren gewöhnt, zumeist aus Rußland zu beziehen. Durch die russische Mißernte vom Zahre 1891/92 und infolge der russischen Ausfuhrverbote sah sich indes Deutschland genötigt, seinen wangiges Mädchen mehr, um über meine Liebe hinzusie chen. Es ist alles eitel — und ob früh,!ob spät, unsere Illusionen werden doch zertrümmert, auch die schönste aller derselben — die Illusion der Liebe. Wir saßen an der Mittagstafel im Kurhause. Ich hatte neben mir meine beiden guten, braven Koustnen Klara und Mathilde und ihnen gegenüber ihre Verlobten, einen Kreisrichter aus einer benachbarten Stadt und einen Ober förster-Kandidaten aus der Provinz Posen, denen sich Onkel und Tante und einige älteren Herren anschlossen, von denen keiner beliebter war, als der General-Major v. G., ein Epikuräer von der ungezwungensten Naivetät. Er führte stet« bei der Tafel das große Wort, und außer mir und einem ziemlich derangirten Opernsänger, hatte er keine Gegner, die übrigen Herren in unserer Nähe waren zufällig Beamte etwas jüngeren Datums, zum Theil, wie auch meine zukünftigen KousinS Reserve- und Landwehr- Osfiziere, also von jener allbekannten, uns Frauen immer recht bedauerlichen Respektabilität gegen den alten Herrn und seinen rothen Adlerorden zweiter Klaffe, den er mit einer Koketterie trug, wie ein Schulmädchen seine Bern steinkette. Er wird mir, die« lesend, nicht böse sein, denn er ist der Urheber einiger an sich ganz unbedeutender, mir indeß keineswegs angenehmer Gerüchte, für die ich alle Ur sache hätte, hier Revanche zu nehme». Ich weiß noch sehr genau, worüber der General am 13. Zult 1879 sprach —von Jean Paul yämlich und vr. Katzenberger's Badereise. Die Langweile des regnerischen Tage» hatte ihn veranlaßt, zu einem Buche seine Zuflucht zu nehmen. Er schickte seinen Diener zu Herrn Wüchner, dem Bräutigam meiner Kousine Klara, und ließ ihn um etwas Humoristische« bitten. Dieser, «in eifriger Verehrer Jean« Paul«, sandte ikm den Dr. Katzenberger. Der General war unerschöpflich in Witzen über den Roggenbedarf vom Ausland hauptsächlich in Amerika zu decken. Dies Auskunft-Mittel dürste letzt in weiterem Maße zur Anwendung kommen, und da auch die anderen Roggenländer wie Rumänien, Bulgarien, Oestreich, Hol land und Serbien sich durchgehends reicher Ernten er freuen so kann Deutschland seinen Bedarf auch ohne Ruß land hinreichend decken. Rußland liegt somit die Sorge ob, seinen Roggen irgendwo anders abzusetzen, und. dies kann nicht ohne schmerzliche Preiseinbußen und wohl auch da ihm sein Hauptabsatzgebiet, Deutschland sehlt, nur teil weise bewirkt werden. Auch die finnländischen Eingangszölle gegen Deutschland werden nach einem Petersburger Telegramm um 50 Proz. über den Maximaltarif erhöht werden. In Petersburger Kreisen nimmt man an, daß der Zollkrieg eine vi8 mu^or für die russischen Importeure bilde ünv daß die letzteren die früher in Deutschland bestellten Waren nicht änzuneh- men brauchten. Die „Jndöpendance belge" bespricht den deutsch-rus sischen Zollkrieg und giebt unverhohlen der Befürchtung Ausdruck, daß bald mit Wasseii änstatt mit Tarifen ge kämpft werde. — Am 6. August treten die deutschen Finanzminister in Frankfurt zusammen. Herr Miquel wird die Seele de» Ganzen sein und hat sich mit 12' Steüervorschlägen gewappnet, mit denen ein einheitliches Reichssleuerwesen geschaffen werden soll. „Diese Absicht", so meldet ichtimi- stlsch die „Nät. Korr.", „hat in vaterländisch gesinnten 'Kreisen Süddeutschlands wegen je'ner großen nationalpoli tischen Bedeutung und seiner finanzpolitischen Zweckmäßig- fkeit viel Beifall gesunden.", ' CyniSmus dieses sonderbaren Gelebten und wünfchte'nichts sehnlicher, al« auch in unserem Babe die BekaiMfchüst eines, solchen „Kerls" zu machen.' Wir kamen banst 'äuf Originale im Allgemeinen und ich sprach hierbei da- kühne Wort gelassen aus, daß unsere Zeit überhaupt keine origi nellen, von der Meinuitg'des Tages unbeeinflußte Männer hervorznbringen vermöge, daß das heutige MännerZeschlecht als korporatlve Vereinigung in Kunst, politischen, Staats-, städtischen und tausend anderen freiwilligen und Genvffen- schasten vielleicht Bedeutendes leiste, daß eS aber auch viel leicht nicht einen einzigen, im philosophischen Sinne epoche machenden Mann heut gäbe, außer Bismarck, und daß selbst dieser würde zugeben müssen, daß er weit mehr wür de leisten können, wenn nicht der furchtbare Einfluß feiner alles besser wissen- und auch etwas regieren wollenden Zeitgenossen die Flügel seines Genies mehr gelähmt, als beichwingt hätte — daß sich Niemand mehr der Wucht von Außen her eindrängender Ideen entziehen könne, daß die geistigen Errungenschaften immer mehr Gemeingut der Menge werden u. s. w. Wir behandelten dieses Thema und seine allbekannten Folgerungen recht lebhaft und ich gecieth hierbei in eine mich, offen gestanden, sehr verschönende Röthe meines sonst ziemlich farblosen Gesicht«. Merkwürdig! — daß die- auch die erste, blitzschlagartig durch mein Gehirn zuckende Empfindung war, al« ziem lich spät, wir waren schon am Ende de« MittagSessen, die Thür de« Speijesalons sich öffnete und ein Mensch mit den abscheulichst knarrenden Stieseln und einer leichten Verbeugung sich un« näherte und einen leeren Platz an dem Ende der hufeisenförmig aufgestellten Lasel gerade mir gegenüber aussuchte und einnahm. Den Weg von der Thür bi- an den Stuhl legte er gewiß in noch nicht zehn Sekunden zurück und doch genügte da«, um un« wis-