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Amis- und Anzeigeblatt Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienötag, Donners tag und Sonnabend. In» sertionSprei«: die kleinsp. Zeile 10 Pf. für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «bwwwemewt viertelt. 1 M. 20 Pf. (incl. Humorist. «Utter) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reich«- Postanstalten. 38. Verantwortlicher Redakteur: E. Hannebohn in Eibenstock. ». )«ßr,««i. — Donnerstag, den 29. März 1888. Holz-Versteigerung auf Bockauer StaatSforstrevier. Im Hotel zum Rathskrller in Aue sollen Montag, den 9. April 1888, von Bormittags s Uhr an die in den Forstorten: Hemmberg, Wolfstränke und Bockauer Filz aufbereiteten NssritLlrLlLww, alS: 7 Stück buchene Klötzer von 2l—36 Cim. 1100 , weiche „ , 13—1b , 1b59 .... 16—22 , 903 „ , » 23-29 , 297 , , , . 30-36 , 82 , , . , 37-100 , 309 , , » . 23-45 , 762 , , . , 16-22 , 393 . , . 23—29 , 93 , , , . 30-36 , 14 . , . . 37-43 , 284 , „ Stangen«. . 10—12 , 154 „ , Derbslang. „ 10—12 , 238 . , „ . 13-15 , Oberstärke, 2—4 Mir. lang, 5 - / l s " ? 3,-Mtr. lang,I S' ) 4,» Mtr. lang, i § „ ! a>. , 3,5 Mtr. l., in Abth/l, Unterstärke, t in den Abthcilungen „ s 3 und 4, ' sowie im Gasthofe zur Sonne in «ockan Dienstag, den 1». Avril 1888, von Bormlttags 9 Uhr an die in den vorgenannten Forstorten ausbereiteten und zwar: 78 Raummeter weiche Brennscheite, > 165 , . Brennknüppel, / 4 , harte Aeste, l in den «btheilungen 3,4, 136 » weiche . l 5 und 6 817 , weiche» Streureisig und t 450 , weiche Stöcke, / einzeln und partienweise gegen lofortigr Bezahlung ia kasseumätzigen Münzsorteu, sowie unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Crrdttüberschreitnngen find «uznlasfig. Holzkausgelder können an beiden Tagen von Vormittag« */,9 Uhr an be richtigt werden. Auskunft ertheilt der unterzeichnete Oberförster. Königliche Forstrevierverwaltung Bockau u. Königliches Forstrentamt Eibenstock, am 24. März 1888. Richter. Wolfframm. Immer wieder Boulanger. Die französischen Verhältnisse und die Franzosen sind unberechenbar. Während ein General von der Art Boulanger» eine in Deutschland geradezu un mögliche Erscheinung wäre, bildet derselbe in Frank reich gegenwärtig wieder einmal den Mittelpunkt de« öffentlichen Interesse«. Ein französisches Sprichwort sagt: .Lächerlichkeit tödtet!" Wenn dasselbe auch nur noch einen Schalten von innerer Berechtigung hätte, so weit e« auf französische Verhältnisse bezogen wer den kann, so müßte Boulanger für die Oeffentlichkeit schon längst mausetodt sein. Er hat sich schon so häufig lächerlich, ja sogar verächtlich gemacht, daß er längst hätte al« ernstlich zu nehmender Faktor au« der öffentlichen Diskussion aurscheiden müssen; statt dessen drängt er sich immer wieder in den Vorder grund und findet neuerding« Unterstützung bei denen, welche ihr Heil von einer Umwälzung erwarten. Am Sonntag haben in zwei Departement« Nach wahlen für die Deputirtenkammer stattgefunden: in Marseille und in AiSnc. In beiden Wahlbezirken hatten die absolut Unzufriednen Boulanger al« Kandi daten aufgestellt. Für Marseille allerding« war seine Kandidatur noch in letzter Stunde zurückgezogen wor den, aber damit war e« nicht ernst gemeint, denn seine Agenten wühlten weiter. Dennoch hat daselbst der alte Communard Felix Phat mit mehr al» 40,000 Stimmen gesiegt. Dieser Phat, einer der Führer de« 1871er Commune-Aufstande« in Pari«, war ge wissermaßen al« Kandidat der »Ordnungsparteien" ausgestellt gewesen gegen Boulanger, den man mit Recht al« den Feind der Republik betrachtet. Letzte rer hat denn auch in Marseille noch nicht volle 1000 Stimmen auf seinen Namen vereinigt. Weit glücklicher dagegen war er in Ai«ne; er er hielt dort 45,000 Stimmen und kommt mit einem republikanischen Gegenkandidaten, der nur 24,000 Stimmen erhielt, in die Stichwahl. Ein dritter, orleaniftischer Kandidat hat aber auch noch mehr al» 20,000 Stimmen erhalten, von denen gewiß ein großer Theil — »au« Bosheit" — bei der Stich wahl aus Boulanger übergehen wird. Außerdem ist e« kein Geheimniß, daß drei Biertheile der am Sonn tag auf Boulanger vereinigten Stimmen eigentlich bonapartistische find. Sind e» doch auch bonapartist- ische Abgeordnete gewesen, welche sich in der Depu- tirtenkammer der Sache de« General« annahmen, Warrn e» doch auch bonapartistische Blätter, welche sich bemühten, eine Boulangrr-Partei zu bilden. E» geschah die« nicht au« Liede zu dem General Bou langer, auch nicht in der patriotischen Absicht, unter allen Umständen den General Boulanger zum Mittel punkt einer neuen, die Diktatur anstrebenden Partei zu machen, sondern in erster Reihe au« Haß gegen die Republik und sodann in Verfolg de« Prinzip« der VolkSsouveränetät und de« Plebiszit« (Urabstim mung de« Volks). Die Bonapartisten, welche die Partei de» Plebiszit« sind, haben den Plan gehabt, bei allen Wahlen den General Boulanger zu kandi- dircn, um auf diese Weise ein Plebiszit für denselben, d. i. gegen die Republik zu Stande zu bringen. Sie hoffen, den General für sich zu gewinnen. Die Bonapartisten wollen jedenfalls da« »sou veräne Volk" wieder an den Gedanken de« Plebiszit« gewöhnen, da« Napoleon III. zweimal so erkleckliche Dienste geleistet hat. Von Boulanger selbst fürchten sie nicht«; sie halten ihn nicht für geeignet, eine Diktatur auf eigene Rechnung herzustcllen. Dagegen erscheint er für die Rolle geeignet, die Komödie ein zuleiten, welche zu einer bonapartistischen Diktatur hinüberführt. Der Herausgeber de« neuen boulangist- ischen Blatte« »La Cocardc", welcher den publizistischen Boulanger-Skanbal in Szene gesetzt ha», ist ein Ver trauter de« jungen Prinzen Victor, der den Verlauf der Dinge in Brüssel abwartet, und die Geldmittel für die Boulanger-Agitativn fließen gleichfalls au« bonapartistischen Quellen. Wenn die Sache nicht so tiefernst wäre, könnte man darüber lachen, daß ein ehemaliger Commune- General al« Kandidat der „Ordnung-männer" aus getreten und gewählt worden ist, und neben ihm konnten die Orleanisten unter offen entfaltetem Banner eine imposante Minderheit von Stimmen auf ihre Kandidaten vereinigen! Die jetzige Regierung in Frankreich ist nicht machtlo«, aber sie kann unmöglich die Wahlfreiheit beschränken und der Ausfall der beiden Ersatzwahlen ist ein Verdammung«urtheil gegen die Republik. Boulanger und Phat! Diktatur und Revolution! Da« ist die augenfällige Alternative, vor welche Frankreich durch die Wahlen vom Sonntag gestellt wird. Die Republik ist von zwei grimmen Feinden bedroht und da« in einem Moment, in welchem ihr da« Vertrauen in die eigene Kraft ab handen gekommen scheint. Deutschland sieht jenem Schauspiel mit verschränk ten Armen zu. Mögen die Franzosen sehen, wie sie'S im eigenen Hause treiben! Tagesgeschichte. — Deutschland. Zum Befinden Kaiser Friedrich« wird gemeldet: In der Nacht vom Sonntag auf Montag war der Schlaf de« Kaiser zuweilen unterbrochen und darum die Nacht nicht so gut wie sonst, der AuSwurf dagegen geringer und weniger gefärbt. Der Kaiser entbehrt den Genuß frischer Luft sehr schwer. Ohne diese Entbehrung würde auch der Schlaf noch stärkender wirken können. Wenn die milde Witterung von Dauer ist, so hofft der Kaiser demnächst einen Spaziergang durch den Charlottenburger Schloßpark machen zu können, dessen Gänge zur Abwendung eine« schädlichen Einflüsse« der durch den schmelzenden Schnee bervorgerufenen Feuchtigkeit de« Boden« theil« mit Brettern belegt, theil« mit Holzkohlen bestreut werden. — Berlin. Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß die freundlichen Worte, mit welchen Fürst Bismarck im Reichstage bei seinen Dankkundgebungen au« fremden Ländern ganz besonder« Dänemark hervorhob, von der dänischen Presse vollauf gewürdigt worden. So bringt z. B. die dänische Zeitung »Poli tiken" unter dem Titel »Dänemark und Deutschland" einen Artikel, der mit folgenden Worten eingeleitet wird: »Kein guter dänischer Patriot wird ohne auf richtige Freude da« Berliner Telegramm von der ungewöhnlich herzlichen Bemerkung de« Fürsten Bis marck über die freundliche Sympathie gelesen haben, welche da« dänische Parlament bei Gelegenheit von Kaiser Wilhelm'« Tode an den Tag gelegt hat. Der Eindruck, welchen die Worte de« Fürsten Bismarck bervorbringen, ist ein durchaus wohlthuender, weil die Gefühle, denen er Ausdruck gegeben hat, vollkom men wahre und aufrichtige sind. Ohne Zweifel hat der Fürst gewünscht, Dänemark in unzweideutiger Weise kund zu thun, daß Deutschland in seinen Be ziehungen zu dem kleinen Nachbarlande im Norden nur von den friedlichsten Absichten beseelt ist." — Kaiser Friedrich hat die deutsche upd sachge mäße Bezeichnung »Kronrath" für die unter Vor sitz de« König« stattfindenden Ministerberathungen an Stelle der bisher üblichen Benennung »Konseil" treten lassen. — Die amtlichen Blätter veröffentlichen die vom Kaiser vollzogenen Gesetze, betreffend die Ver längerung der Gültigkeitsdauer de« Gesetze« gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878, und betreffend die Abänder ung de« Artikel 24 der Reichsverfassung. Da« erstere Gesetz ist vom 18., da« zweite, die Verlängerung der Legislaturperiode betreffende, vom 19. März datirt. - Frankreich. In dem Prozesse gegen Wil son wegen de« Orden«handel« hat der Appellhof da« Urtheil de« Zuchtpolizeigerichte« aufgehoben und ein Wilson freisprechende- Erken ntniß gefällt. In demselben wird die Handlungsweise Wilson«, sowie der anderen Mitbeschuldigten aus da« Schärfste ge tadelt, jedoch gleichzeitig hervorgehoben, daß die Frei sprechung erfolge, weil auf die betreffenden Vergehen keine Bestimmung de» Strafgesetzbuches Anwendung finde. — Die Freisprechung Wilson» mag die große Menge überraschen und weiten republikanischen Kreisen neuen Anlaß zum Mißmuth und zu leidenschaftlichen Angriffen auf die Regierung und die Gerichtsbehörden geben; unter den Rechtskundigen und Nüchternen hat