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Freitag. 64 17. August 1860. Erscheint Preis MWeißerch-Zeitimg.M Amts- und Anzeige-Matt der Königtichen Gerichts-Acmter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /raueustein und Altenberg. Verantwortlicher Redactcur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. -j- Dippoldiswalde. (Chaussee bau.) In Sachen des fraglichen Chausseebaues zwischen hier und der Freiberger Eisenbahn ist, gutem Vernehmen nach, in der neuesten Zeit ein Schritt weiter gethan worden. Der Bau durch unser Weißeritzthal bürste leider demzufolge aufgegeben sein, wie mau sagt, weil der dazu erforderliche Aufwand zu bedeutend sein und sich aus ungefähr 250,000 Thaler belaufen würde. Dafür soll nun eine Verbindungsstraße entweder über Klingenberg nach Kolmnitz, oder über Höckendorf nach dem wilden Weißeritzthale, zum Anschluß an die Bahn, gebaut werden. Erstere Richtung findet auch bei unser« städtischen Behörden Anklang. Freilich wenn man fragt, welchem Bedürfnisse durch die vorgeschlagene Richtung abgeholfen werden solle, und ob dasselbe ein wirklich dringendes sei, so sind wir auch heute noch nicht im Stande, eine günstige Antwort darauf zu ertheilen. Denn daß die von der anzulegendcn Straße berührt werdenden Ortschaften, wie z. E. Obercunners dorf, Höckendorf, Klingenberg re., durch selbige bestimmt werden dürsten, mit unserer Stadl in lebhafteren Verkehr zu treten, als zeither, möchte deshalb zu bezweifeln sein, weil dieselben durch die Bahn dann ebenso schnell und bequemer nach Dresden, Freiberg oder Tharand gelangen. Giebt man nun vollends dem Einsender eines früheren Artikels in d. Bl. Recht, daß der Bau durch unser Weißeritzthal dennoch, sei es früher oder später, erfolgen werde, also nur noch eine Frage der Zeit sei, so dürsten dadurch die Zweifel an dem praktischen Werthe der vorgeschlagenen neuen Richtungen keinen geringen Zuwachs erhalten. Jeden falls aber, mau mag nun bauen, wie man will: das Bedürfniß eines leichteren und bequemeren Verkehrs nach Dresden wird für unsere Gegend immer oben cinstehen, und da dasselbe durch die beabsichtigten Tracte nicht befriedigt wird, so steht mit Grund zu erwarten, daß die hohe Staatsregierung Etwas in dieser Richtung thun werde. Denn was in dem höheren Gebirge hat geschehen können, wie z. E. Correctionsbauten an unzweckmäßig angelegten Chausseen, das sollte, nach unserer unvorgreiflichen Meinung, wohl auch bei uns ausführbar sein. Nun hat man zwar damit bei der Bruchschänke in Welschhufe einen Anfang gemacht, aber das ist bei Weitem nicht ausreichend, denn cS giebt der schlechten, sogar gefährlichen Stellen noch mehrere. Möge man daher es bei dem erwähnten Anfänge nicht bewenden lassen. — Unser Jahrmarkt hat namentlich die Verkäufer nicht befriedigt; der Besuch war ein geringerer, als gewöhnlich, was auf dem Markt und in den Straßen deutlich wahrzunehmen war. Die Ursache dürste wohl nur in den noch nicht beendeten Erntearbeiten zu suchen sein. X Aus Altenberg. Vor einiger Zeit wurde in der Const. Zeitung der Wunsch ausgesprochen, daß die früher zwischen hier und Lauenstein bestandene tägliche Botenpost wieder ins Leben treten möge. Der Ansicht, daß eine solche nicht allein wünschens- werth sei, sondern auch dadurch einem wirklichen Bedürfnisse abgeholfen werde, können wir nur beipflichten. Wir erwarten aber von der bekannten Humanität der Herren Postbeamten hier und in Lauenstein, daß sie diesen Wunsch bei ihrer hohen Dienstbehörde befürworten werden. Wir müssen in unserem, so ost hintangesetzten Gebirge ohnedies Vieles entbehren, woran man im Niederlande Ueberfluß hat; also möge man uns ein so sehr bescheidenes Verkehrsmittel nicht länger vorenthalten. Kommt doch ein Brief, welchen man hier nach 9 Uhr Vormittags abgiebt, erst den zweiten Tag darauf in dem, andertbalb Stunden von hier entfernten Lanenstein zur Behändigung. Und so ließen sich noch mehrere Beispiele aufzäblen, aus denen die Unzulänglichkeit und Langweiligkeit der dermaligen Postverbindung zwischen hier und Lauenstein über Dresden, Mügeln und Glashütte hervorgeht. Die Stadt Chemnitz hat die landesherrliche Ge nehmigung zur Aufnahme einer 4^procentigen Anleihe von 250000 Thalern, die in jährlichen Raten zurück gezahlt werden soll, erhalten. Sachsen. Der beim Dresdner Maiaufstande betheiligte frühere Kapellmeister Richard Wagner, der Komponist der Opern Rienzi, Tannhäuser re., welcher im Jahre 1849 landesflüchtig wurde und seitdem in Paris lebte, hat auf sein Gesuch um Amnestie von der sächsischen Regiernng den Bescheid erhalten, daß man ihm zwar die Rückkehr nach Sachsen nicht gestatten könne, daß man ihn aber nicht verhindern wolle, sich in andern deutschen Staaten aufzuhalten, um daselbst die Aufführung seiner Kompositionen persönlich zu leiten. Deutschland. Der Kaiser von Oesterreich und der König von Baieru wohnten am 12. August der Eröffnung der München-Salzburger Eisenbahn bei. Beide Monarchen brachten beim darauf folgenden Fest mahle Toaste aus, die mit einem gegenseitigen Hoch auf Fürsten und Völker Deutschlands und auf die Einig keit der beiden deutschen Großstaalen schlossen.