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Verantwortlicher Redactmr: Carl Jehnk in Dippoldiswalde, 52. Jahrgang fallen ist, die finanziellen Interessen des Reiches wie der Einzelstaaten und der Kommunen hätten einen anderen Ausgang der Sache nur dringend wünschens- werth erscheinen lassen. Indessen, bei dem hartnäckigen Festhalten an Sonderinteressen und vorgefaßten Meinungen, wie dies in der bisherigen parlamenta rischen Behandlung der ganzen Angelegenheit zu Tage getreten ist, erscheint gegenwärtig auch eine Verstän digung über die Branntweinsteuer ausgeschlossen. Man kann daher nur die Hoffnung hegen, daß es in einer späteren Session dem Zusammenwirken aller urtheils- fähigen und einsichtsvollen Kräfte gelingen wird, die so nothwendige Reform der Branntweinsteuer in mög- list schonender, gerechter und rationeller Weise ins Werk zu setzen und daß hierzu trotz alledem Aussichten vorhanden sind, kann in der gegenwärtigen Misore nur als ein Trost gelten. Amtsblatt für die Königliche UmLshauptmannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 9. Juni. Gestern gegen Mittag passirte ein von Freiberg kommender Transport von 40 Centner Dynamit unsere Stadt. Für Radeberg bestimmt, mußte derselbe von hier über Pirna gehen, da der Weg durch Dresden nicht gestattet worden war. Durch den Stadtwachtmeister geleitet, gelangte der ge fährliche Passant durch die frischaufgeschüttete Dresdner Straße bald außer Gefahrweite. — Der Theaterextrazug am 8. Juni war leider sehr schwach besucht; hoffentlich entzieht aber die Bahnverwaltung trotzdem uns diese schnell beliebt ge wordenen Züge für den Sommer nicht. — Innerhalb der Amtshauptmannschaft Dippol diswalde ist im Monat Mai nur der Milzbrand in Burkersdorf aufgetreten, wo in einem Gehöfte ein Bestand von 13 Rinder gefährdet war, von denen eins erkrankte und verendete. — Die Vorbereitung zu den in diesem Jahre zu beschickenden Ferienkolonien sind bereits in vollem Gange; voraussichtlich werden wieder dieselben Sta tionen wie voriges Jahr gewählt werden, doch fällt z. B. Glashütte aus, da dasselbe des abzuhaltenden Schützenfestes wegen die Kinder nicht aufnehmen kann. Frauenstein, Sayda, Neuhausen haben sich, falls sie wieder als Stationsvrte bestimmt werden sollten, er boten, den Transport der Kinder von der nächsten Bahnstation auf ihre Kosten zu übernehmen. — Die Prophezeihung, daß das Jahr 1886 ein sehr gewitterreiches sein werde, scheint in Erfüllung zu gehen. Bei der Gefahr für das Leben, die mit einem schweren Gewitter für Diejenigen verbunden ist, welche im Freien vom Unwetter überrascht werden, ist Folgendes beherzigenswerth: Man suche, falls man sich im Freien befindet, beim Herannahen eines Gewitters möglichst eine Wohnung zu erreichen. Auf jeden Fall hüte man sich, den einzigen hohen Gegenstand auf freiem Felde zu bilden oder sich unter einzeln stehende Bäume zu begeben. Wird man vom Wetter über rascht, ohne noch rechtzeitig Schutz suchen zu können, so thut man am besten, sich platt auf die Erde zu legen, da in diesem Falle die Gefahr, vom Blitz ge troffen zu werden, sehr verringert wird. In den Wohnungen halte man sich während der Dauer eines Gewitters nicht in der Nähe metallischer Leitungen oder überhaupt von Metall auf. Das Offenhalten eines Fensters empfiehlt sich namentlich bei kleinen und niedrigen Zimmern, nur suche man starken Zug zu vermeiden. Aengstlichen Leuten wollen wir auch noch mittheilen, daß man bei einem des Nachts aus brechenden Gewitter von der Gefahr, erschlagen zu werden, im Bett verhältnißmäßig am meisten geschützt ist, da die den Körper einhüllenden Woll- und Feder decken schlechte Leiter der Elektrizität sind. Die Ge fahr eines entstehenden Brandes läßt es natürlich rathsam erscheinen, bei einem schweren Nachtgewitter sich vom Lager zu erheben. Aas Achkitcru des Draunllvrinstclltrcntlvurfcs in der Kommission. Die Reichstagskommission zur Vorberathung des Branntweinsteuerentwurfes hat in ihrer Freitagssitzung in zweiter Lesung den § 1 abgelehnt, womit die ganze Vorlage gefallen ist. Das Kommissionsmitglied Abg. Spahn soll den schriftlichen Bericht an das Plenum erstatten und wird der letztere am 22. Juni festgestellt werden. Zugleich mit der Regierungsvorlage wurde auch der nationalliberalerseits zur zweiten Lesung wiederum gestellte Antrag, die Konsumsteuer auf 60 Mark pro Hektoliter Alkohol festzusetzen, mit über wiegender Mehrheit abgelehnt. — Die diesem Re sultate vorangehende Generaldiskussion bot das Bild vollständigster Zerfahrenheit der Anschauungen dar, ja, daS Centrumsmitglied Graf Strachwitz erklärte sogar, «r werde jetzt selbst gegen den von seinen politischen Freunden eingebrachten und in erster Lesung ange nommenen Antrag, eine Verbrauchsabgabe von 25 M. pro Hektoliter Alkohol zu erheben, stimmen und der konservative Abgeordnete von Mirbach konnte daher nicht mit Unrecht die Meinung äußern, daß nun wohl nichts mehr zu Stande kommen werde. In der Generaldiskussion ergriff endlich auch der preußische Finanzminister von Scholz das Wort, um das Ver halten der Kommission zu skizziren, wobei er dem Um stand«, daß s»e Steuer in-kirw^ Form eine Mehrheit gesunden habe, die Schuld an dem Scheitern der Vor lage wie der Gegenanträge gab. Am ehesten ließe sich noch nach der Meinung des Ministers auf Grundlage der nationalliberalen Gegenanträge (welche die Konsum steuer in der obenerwähnten Höhe festsetzen und sie im Uebrigen nach Maßgabe des Eventualentwurfes gestalten wollen) eine Verständigung mit den verbün deten Regierungen erzielen, wenn das Entgegenkommen noch etwas weiter gehen würde. Schließlich forderte v. Scholz die Kommission auf, doch jetzt noch eine Verständigung und ein positives Resultat zu erzielen, damit sie nicht mit leeren Händen vor den Reichstag zu treten brauche. Dieser Appell ist indessen, wie der Ausgang der Sitzung klar beweist, erfolglos geblieben und die Hoffnung, daß wenigstens noch im Plenum etwas Thatsächliches zu Stande kommen werde, ist nach den Vorgängen in der Kommission eine so ge ringe, daß man die Branntweinsteuer-Vorlage wohl jetzt schon als definitiv gescheitert betrachten kann. In erster Linie trägt an diesem bedauerlichen Ergebnisse offenbar der Umstand die Schuld, daß sich die Par teien zu wenig entgegengekommen sind und daß jede von ihrem speziellen Standpunkte, den sie in der Branntweinsteuerfrage eingenommen hatte, so gut wie gar nicht abweichen wollte und dieser Vorwurf trifft in erster Linie das Centrum und die Konservativen. Anderseits wird man aber auch die Regierung nicht davon freisprechen können, daß sie durch ihr Verhalten mit zu diesem bedauerlichen vorläufigen Ausgange der Verhandlungen in der Branntweinsteuerfrage beige- tragen hat. Wenn sie sich bei der ersten Lesung der Vorlage in der Kommission wenigstens ausgesprochen und ihren Einfluß zu Gunsten der nationalliberalen Abänderungsvorschläge eingesetzt hätte, so wäre viel leicht eine Verständigung auf letzterer Grundlage doch nicht ganz ausgeschlossen gewesen, während so das beharrliche Schweigen der Regierung den Kampf der Meinungen nur noch mehr verwirren mußte. Jetzt freilich ist die Regierung noch in letzter Stunde mit ihren Erklärungen aufgetreten, aber da war es eben zu spät und wenn nicht Zeichen und Wunder ge schehen, dürfte, wie schon angedeutet, auch von der weiteren Behandlung der Branntweinsteuer-Vorlage im Reichsplenum kein ersprießliches Resultat zu er warten sein. Auf alle Fälle muß es tief bedauert werden, daß auch der zweite in der gegenwärtigen Reichstagssession unternommene Versuch einer Reform der Branntweinbesteuerung so gut wie nutzlos ausge- „WeißerttzSettuntz'« «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Sb Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- sialten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Hartmannsdorf. Tag für Tag hört man von Uebergriffen, die sich umherziehende Zigeunerbanden erlauben. Vorigen Sonnabend bivouakirle auch eine solche Truppe unterhalb der Lehnmühle. Ungenirt hatten die ungebetenen Gäste Feuer in der Nähe des Reichstädter Forstes angemacht und ihre 8 Pferde mit dem Grase benachbarter Wiesen gefüttert. Als die Bande gegen Abend nach der Lehnmühle kam, um dort zu übernachten, wurde die Gesellschaft aber von an wesenden Gästen, die sich mit Waffen versahen und dem Gendarm Hähne! aus Frauenstein zur Rückfahrt nach Reichstädt gezwungen. ? Lauenstein. Der hiesige Ort wird jetzt sehr von Fremden frequentirt, nicht nur daß täglich viele Touristen, welche von Dresden kommend und über das Mückenthürmchen weiter nach Teplitz wandern, hier Einkehr halten, sondern auch Vereine und studen tische Verbindungen lassen sich hier häuslich nieder. Vergangene Woche hielt der Gesangverein aus Maria- schein i. B. (gemischter Chor) sein Sommerfest hier ab und ließ im Saale des Hotel „zur Stadt Teplitz" seine fröhlichen Weisen erklingen. Weiter war auch wieder, wie schon viele Jahre, die studentische Ver bindung „Polyhymnia" aus Dresden 2 Tage hier an wesend; diese Herren lassen stets in dankenswerther Weise zu ihrem Kommers viele Einladungen an die Bürgerschaft ergehen, welche von Jedermann freund lichst ausgenommen und derselben gern Folge geleistet wird. Recht schön nahm sich die bei Gelegenheit deS Katerfrühstücks im nahen Pavillon zwischen Felsen und Bäumen ausgeführte Fuchstaufe aus. — Am ver gangenen Sonntage von früh '/«6 Uhr ab fanden hier Feuerwehrübungen (freiwillige Feuerwehr und Pflichtfeuerwehr zusammen) statt und machten einen sehr befriedigenden Eindruck. — Die hiesige Schützen gesellschaft, gegen 70 Mann stark, hält am 14., 15. und 16. dieses Monats ihr diesjähriges Haupt- und Königsschießen ab und wurde schon zu diesem Zwecke am vergangenen Sonntage stramm einexerzirt. Poffendorf. Am 6. Juni Abends ereignete sich am bekannten Kaitzer Berg ein bedauerlicher Un glücksfall. Der Sohn des Braumeisters Göhler in Poffendorf war mit dem Gefreiten Junker zum Be suche der Seiniaen in Possendorf gewesen. Abends 11 Uhr fuhren sie in einem Geschirr, das dem Vater Göhlers gehörte, nach Dresden zurück. Als sie den steilen Berg von Nöthnitz nach Kaitz herabfuhren, kam der Wagen ins Stürzen, wobei die Insassen sämmt- lich herausgeschleudert wurden. Göhler kam mit einer Verstauchung beider Hände davon, der Kutscher hat sich den linken Arm ausgefallen, der Gefreite Junker aber fiel so unglücklich an eine steinerne Säule, daß er einen Schädelbruch erhielt. Nach wenigen Minuten gab der Verunglückte seinen Geist auf. Dresden. Der Schluß der 4. ordentlichen evange lisch-lutherischen Landessynode wird bestimmt Mitt woch, den 9. Juni, Vorm. 10 Uhr erfolgen. — Von der Direktion der fünf landwirthschaft- lichen Kreisvereine im Königreich Sachsen ist die Ab haltung einer landwirthschaftlichen Landes-Aus stellung im September 1887 zu Bautzen geplant. Pirna. Die Jahresversammlung sächsischer Schul direktoren soll Anfang der bevorstehenden Michaelis ferien in Pirna abgehalten werden. Leipzig. Am 9. Juni sind es 50 Jahre gewesen, daß das kgl. sächs. 7. Infanterie-Regiment Nr. 106 dem Prinzen Georg verliehen wurde. An eine Parade an diesem Tage sollen sich Diners, Auf führungen und Ball anschließen. Schöneck. Nach dem Bericht über die Arbeiter kolonie Schneckengrün für Monat Mai betrug bei Beginn des Monats der Bestand an Kolonisten 70 Personen, im Laufe des Monats fanden 37 Personen Aufnahme (die Aufnahme wurde verweigert einem wegen Krankheit, 2 wegen Trunk, 2 wegen sonstiger Inserat«, »«lch« Sek d« bedeutende» Auflage dH Blatte« eine sehr wirV same Verbreitung finden^ »erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, rm redaktionell« Theile, die Spaltenzeil« SO Pfg.