Volltext Seite (XML)
Morler s Grenzbote Im Falle höherer Gewalt (Krieg oder sonstige Störung des Betriebes) hat der Bezieher keinen Anspruch auf Liefemng oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückgabe des Bezugspreise». Der Adorf« Grenzboi« gelangt jeden Wochent. nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda» tiert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto 37869 Leipzig. — Fernruf Rr. 14. Gegr.1835 Ue» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft Oelsnitz i. Vogü., des Amtsgerichts, der Amtsamvaltschaft und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland Tageblatt ».Anzeiger mr Mert (BoM, Bab Etiler, Bad Brambach, Arnsgrün, Breitenfeld, Bergen, Freiberg, Sbrr- u. Sntergelleilgrün, Kermsgrwi, Ägelsbnro, Lenbecha, Michlbaulen Flebersreuch, Rrmtengriin, Schönberg, Siebenbnmn, EM Wohlbach u. bas libr. obere Ml. «onntav« rin» Illustriert, «ntrrhaltunoS-etlav, Druck und V«lag: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.) Mr. 2S4 30. Oktok« 1929 90. Jahrg. Das des FeiLd1>ofsg»hrihen mit Kraftfahrzeugen und Fahr- rÄdnrn wird hiermit verboten. Übertretungen werden nach Z 30 Abs. 1 der Verordnung über Kraftfahrzeugverkehr »om 16. 3. 1928 in Verbindung mit § 21 des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahr zeugen vom 3. 5. 1909/21. 7. 1923 oder nach 18 Abs. 4 und 25 Abs. 3 der Ver- vrdnung über den allgemeinen Verkehr auf öffentlichen Wegen vom 15. 7. 1927 bestraft. Die Bekanntmachung des Stadtrats vom 21. Juli 1905 über das Befahren desFried- hofsgäßchens mit bespannten Wagen wird aufgehoben. Adorf i. V-, den 29. Oktober 1929. Der «Stadtrat. Unter Bezugnahme auf meine Bekanntmachung vom 7. Oktober 1929 macke ich ander- weit darauf aufmerksam, daß die Wiahlikart« für die am Sonntag, dm 17. November 1-r-, siattfindende Stadtverordnete«»»»»^ vom ZI. Oktober bis einschließlich November 4929 während der üblichen Geschäftsstunden, an den Sonn- und Feier lagen von 9 bis 13 Uhr, zu Jedermanns Einsicht im Einwohnermeldeamt auslieg«. Adorf i. V., den 28. Oktober 1929. Der Gemeinde»vabUeiter. Dönitz, Bürgermeister. Am Mitttvorb, den 30. Oktober 1929, nachmittags 3 Uhr sollen im gericht- lrchen Dersteigerungscaume 1 Klavier u. 1 Spiegel meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Adorf i. V., den 29. Oktober 1929. Dec Gerichtsvollzieher Amtsgerichts Adorf. BkrtMbEmnMulcÄdorslU Anmeldungen zur Haustvirtfchöstlichen Dollklasse der hiesigen Bc rufsschule werden bis zum IS. November Vs. Ihrs. erbeten. Der Besuch dieser Vollklasse befreit von einem 3. Recufsschulpflichtjahr. Im ersten Jahr haben die Schülerinnen 30, im zweiten 10 wöchentliche Unterrichtsstunden. Der Unterricht erstreckt sich auf Kochen, Plätten, Weißnähen, Schneidern, Kunsthandarbeiten, schmückendes Zeichnen, Buchführung, Rechnen, Deutsch, Literatur, Gesundheitslehre, Säug lingspflege, Erziehungslehre, Bürgerkunde, Gesang und Turnen. Um baldige Anmeldung ersucht der Unterzeichnete. Adorf, den 28. Oktober 1929. Dio Beeussschulloitung. Taubenreuther. Was gibt es Aeues? — Anläßlich des Ablebens des Jürsten Bülow hat d« Aelchspräsrdent dem Bruder des Verstorbenen in herz lichen Worten telegraphisch sein Beileid ausgesprochen. . — verlautet, werden die sterblichen Ueberreste «es Fürsten Bülow nach einer schlichten Einsegnungsfeier Ns Rom nach Grotz-Flottbeck bei Hamburg überführt werden. — Der Reichsinnenminister hat einen Antrag des Reichsausschusses für das Volksbegehren auf Verlängerung der Einzeichnungsfrist für das Volksbegehren abgelehnt. — Die badischen Landtagswahlen brachten keine Aen- derung in den bisherigen Mehrheitsverhältnissen. — Am Montag hat das tschechische Kabinett Udrzal seinen Rücktritt infolge der Parlamentswahlen erklärt. — Geheimrat Heinrich Büssing ist in Braunschweig im Alter von 86 Jahren gestorben. . — ^i einem Einbruch in das Güstower Zollamt erbeuteten die Täter Banderolen für über 86 OVO Mark. . da« Vermögen des Direktors Glahn von ist nunmehr das Konkursverfahren er- Awet wm-d-n. Bekanntlich betragen Glahns Berbindlich- Ai«n «°nk etwa 1,2 Millionen und diL - Statik Jacobsen etwa 800 000 Mark. Die Krankenversichenmgsrefom. Rach dar «rb-it-l°f-nv«slch,7'? nner demnächst im RerchSarvettsmrnisterrum zusammentretenden Konferenz von Vertretern der beteiligten Kreise soll«, an ^nd diesesL'LnaL^ktische V°,^ zur zei^emAen Krankenversicherung gemacht werden. Erst dann soll eine endgültige Vorlage für den Reichs tag ausgearbeitet werden. In welcher Richtung sich die Reform bewegen soll, läßt aber schon der Referen tenentwurf erkennen, aus dem nachstehend einige Ein zelheiten wiedergegeben seien. In allen Zweigen der deutschen Sozialversicherung wird der Umfang der Versicherungspflicht bestimmt durch die Auswahl besonderer Berufsgruppen, dann aber bei den Angestellten auch durch eine Gehalts- qrenze nach deren Ueberschreiten Bersicherungspslicht »licht mehr besteht. Die Grenze lag in der Kranken versicherung bisher bei einem Jahreseinkommen von Rm. 3600,—, in der Vorkriegszeit bei M. 2500,—. Der Entwurf schlägt vor, die Grenze entsprechend der Min derung der Kaufkraft zu erhöhen. Das würde unter Berücksichtigung des heutigen Jndexstandes nur eins Dringe Heraufsetzung bedeuten. Der Versicherungs schutz soll erweitert werden auf die Angestellten in höherer oder leitender Stellung. Sie befinden sich — wweit sie mit ihrem Gehalt unter der Jahresarbeits- "crdienstgrenze bleiben — wirtschaftlich in der gleichen wie die übrigen krankenversicherungspflichtigen Personen. Auch für die freiwillige Weiterversicherung »"Uen die Erfahrungen der Praxis nutzbar gemacht werden. o Vorschläge des Entwurfs auf dem Gebiete der "'stungen wollen das Ausmaß der Leistungen den so- Ukn Bedürfnissen besser anpassen. Es hat sich ge- w daß die Krankenkassen besonders für die kleinen ° kleinsten Krankheitsfälle ihrer Versicherten große Am die AmMmig »es ReMkabinM. SllS Zentrum bemUvnM Uns ReMuMMMleiMMrrMm. Zu den Erörterungen über die Umbildung d«S Reichskabinetts verlautet aus Zentrumskreisen, daß vor einigen Tagen zwischen dem Reichskanzler und dem Zentrumsabgeordneten Brüning eine Unterredung statt gefunden hat, die indessen rern privater Natur war und keinen offiziellen Charakter hatte. Dabei ist vie Frage erörtert worden, ob es mög lich sei, einen koalitionspolitischen Attsgleich itt der Weise vorzuttehmen, daß die Te»tsche Bolkspartei das Außenministerittm ttnd das Justizministerium erhalten soll. Bestimmte Vorschläge sind aber in dieser Richtung nicht gemacht worden. Die Zentrumsfraktion selbst ist nicht rn Berlin versammelt und hat sich mit diesem Problem noch nicht beschäftigt. Wie verlautet, hat der Reichskanzler inzwischen dem stellvertretenden Vor sitzenden der Deutschen Volkspartei von der Unter redung mit Dr. Brüning Mitteilung gemacht. Von anderer Seite sind auch schon bestimmte Namen genannt worden, und zwar Stegerwald als Reichswirtschaftsminister und Wunderlich als Reichs- iustizminister. In diesem Zusammenhang verdient das Wirtschastsprogramm, das Stegerwald auf der Kölner Geiverkschaftstagung entwickelte, erhöhte Bedeutung. Stegerwalds Wirtschaftsprogramm. 30 Jahre Christliche Gewerkschaften Köln. Am Sonntag veranstalteten im großen Saal des Gürzenichs aus Anlaß ihres 30jährigen Bestehens die Christlichen Gewerkschaften Köln eine große Kund gebung, in deren Verlauf der Reichsverkehrsminister Dr. Stegerwald in einer großen Rede u. a. ausführte: Wenn man von der deutschen Außenpolitik in Ver bindung mit dem Uoungplan absieht, stehen das deutsche Volk und auch besonders die deutsche Arbeiter schaft vor drei großen Fragen: Mittel auswenden müssen, und daß mit den heutigen Bestimmungen die Ausbeutung der Krankenkassen ge rade in unbedeutenden Krankheitsfällen und solchen, die nur kurze Zeit andauern, nicht immer wirksam verhindert werden kann. Der Entwurf bringt des halb eine Reihe von Einschränkungen, insbesondere beim Krankengeld, um dafür die Krankenhilse für Familienangehörige auszubauen und die Familien zulagen zum Kranken- und Hausgeld zu verbessern. So kann beispielsweise durch die Beschränkung des Kran kengeldes auf Arbeitstage (nicht, wie bisher, Kalender tage) und durch den Ausschluß des Krankengeldes für die ersten drei Tage der Arbeitsunfähigkeit die Inan spruchnahme der Krankenversicherung durch die soge- nennten Weihnachtskranken, die solche Festtage, an denen sie keinen Lohn beziehen, zum Bezug von Kran kengeld benutzten, wirksam verhindert werden. Der Anpassung der Krankenversicherung an die sozialen Bedürfnisse soll auch die Einsparung des Krankengeldes für die Zeit, in der noch Lohn oder Gehalt bezoaen wird. 1. Wie kann in dem gegenwärtig kapitalarmen Deutschland die trotzdem vorhandene Kapi talflucht aufgehaltcn und die Neukapitalbil dung auf breiter Form begünstigt werden? 2. Wie kommen wir in Deutschland z» einer einheitlichen Wirtschaftsgesinnung? 3. Wie kann an Stelle der allseitigen hochge schraubten Erwartungen an die Allmacht des Staates der Selbsthilfegedanke wieder ncn- belebt und entwickelt werden? Im einzelnen führte Stegerwald hierzu aus: Mit Steuersenkungen und Kürzung der Soziallasten, wovon ständig geredet wird, kommen wir nicht an das heran, woraus es ankommt. Notwendig ist eine gründ liche Rationalisierung, Vereinfachung und Ver billigung unserer öffentlich-rechtlichen Verwaltung, di« Her stellung der Rentabilität der deutschen Landwirtschaft, eine gründliche Rationalisierung der Güterverteilung (bisher ist diese nur durchgeführt für die Güterh«rst«llung) und da neben eine volkswirtschaftlich Mt durchgearbeitete Steuer reform. Go lange in einem Land« die Kapitalnachfrage größer ist als da- Kapitalangebot, ist an eine wesentliche Senkung des Zinsfußes nicht zu denken. Hoher Zinsfuß verteuert die Erzeugung, bedeutet Vermehrung der Ar beitslosigkeit und Verringerung sowie Verteuerung d«s Wohnungsbaues. Zu einer einheitlichen WirtschaftSaesinnung kann man in Deutschland nur kommen durch di« gleich berechtigte Eingliederung der Arbeiter in de« Wirtschafts- Organismus. Gegenwärtig steht Deutschland vor d« Frage, ,ob es den Gedanken zum Durchbruch verhelfen kann, datz in Streiffälle« zwischen den Völkern an Stelle der Ka nonen und Bajonette ein Vertrags- und Schiedsverfahren tritt, bei dem auf die Dauer alle gewinnen, wie es bei Verträgen der Fall ist, die solide Kaufleute miteinander abzuschließen Pflegen. Ein ähnliches Verhältnis mutz zwi schen Arbeitgebern und Arbeitern herausgebildet werden. Endlich mutz der Selbsthilfegedanke in den Gewerkschaften wieder ganz anderen Raum gewinnen, als es in den letzten 15 Jahren der Fall war. Wenn Ar beiter, Landwirtschaft, Mittelstand, Beamte usw. immer in dem Gedanken leben: .Ataat hilf", dann wird damit all- mähllch ein deutscher Volkstyp geschaffen, der der deut schen Entwickelung im ganzen zum Verhängnis werden muh. dienen; dafür soll das Krankengeld dann aber für dis Zeit nach Wegfall von Lohn oder Gehalt — wenn also der Kranke der Unterstützung durch die Krankenver sicherung wirklich bedarf — erhöht werden. Die Errichtung kleiner und leistungsfähiger Kas sen, die einen genügenden Versicherungsschutz zu biete» nicht in der Lage stlü», soll durch besondere Vor schriften unmöglich gemacht werden. Tine Stärkung der Selbstverwaltung verspricht sich der Entwurf durch die Errichtung eines gemein samen Hauptausschusses für Krankenversicherung für das gesamte Reichsgebiet, in dem die wirtschaftlichen Vereinigungen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die Verbände der Krankenkassen, die Aerzteverbände und die soziale Medizin vertreten sind. Man kann jedoch Wer die dem neu zu bildenden Hauptausschuß nach dem Entwurf zu übertragenden Aufgabengebiete verschiede ner Meinung sein. Die begutachtende Tätigkeit deS HayPkkuSschusfeS wird begrüßt werden können, wüb»