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Ares-ner königlich Säehsisehev KtacttscrnzLtgev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittclbehörden. Nr. 37. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hvfrat Doenges in Dresden. < Montag. 15. Februar IM). Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Marl vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: WerltagS nachmittagS. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen:Die Zelle kl. Schrift der 6mal gespalt. Ankündigungsseite 25 Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 75 Pf Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme norm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, 15. Februar. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josepha von Österreich ist gestern vormittag 11 Uhr 30 Min. von hier wieder abgereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem am 1. Januar in den Ruhestand getretenen Scheide steiger Richter in Freiberg das Ehrenkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Gemahlin des Kaiser!. Ge sandten in Brüssel Frau Gräfin Eugenie v. Wallwitz geb. Gräfin v. Dönhoff die ihr von Ihrer König!. Hoheit der Frau Prinzessin Ludwig von Bayern verliehenen Insignien einer Ehrendame des Thcresienordens annehme und trage. Nachdem das Königliche Ministerium des Innern bei Erhebung der Brandversichcrungsbeiträgc für den 1. Termin des Jahres 1909 den Erlaß eines halben Pfennigs an der Einheit der Gebäudeversicherungs- Abteilung genehmigt hat, werden diese Beiträge am Apriltermin dieses Jahres nur in Höhe von 1 Pfennig zur Erhebung gelangen. 144»I-^ Dresden-N., den 12. Februar 1909. igzi Königliche Brandverficherungskammer. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat dem zur zeit in Dresden aufhältlichen Lehrlinge Emil Walter Berger aus Großröhrsdorf für die im Jahre 1904 mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Errettung eines Schul knaben vom Tode des Ertrinkens nachträglich eine Geld- belohnung bewilligt. 141III Bautzen, am 11. Februar 1909. 1027, Königliche Kreishauptmannschaft. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat dem Schul- kuaben Ernst Richard Randig in Kleindehsa für die mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Errettung eines Schul mädchens vom Tode des Ertrinkens eine Geldbelohnung bewilligt. 15III Bautzen, am 11. Februar 1909. 1026 Königliche Kreishauptmannschaft. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I» Geschäftsbereiche d,S Ministeriums des Kult»» und öffentliche» Unterrichts. Erledigt: die 2. ständige Lehrer- stelle in Berggießhübel. Loll.: die oberste Schulbehörde. 1500 M. Gehalt, 150 M. für zwei Turnstunden, 35 M. für Ver tretung des SirchschnllehrerS im Kirchendienst, 250 M. Wohnungs geld für verheirateten, 150 M. für unverh. Lehrer. Bewerbungs- -esuche nebst den erforderlichen Beilagen bis 26. Febr. an den K. Bczirkschulinspektor zu Pirna. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 15. Februar. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josepha von Österreich reiste gestern vormittag '412 Uhr vom Haupt- bahnhofe nach Wien zurück. Se. Majestät der König geleitete Höchstdieselbe nach dem Bahnhofe und empfing, in das Residenzschloß zurückgekehrt, eine Abordnung der Universität Leipzig, bestehend aus dem Rektor MagnifikuS Geh. Rat Prof. Ur. Binding und dem Prorektor, Geh. Rat Prof. vr. Curschmann, welche die Einladung zur diesjährigen Jubiläumsfeier der Universität überbrachte. Mittags nahm Se. Majestät mit Allerhöchstseinen Kindern an der Familientafel bei Ihren König!. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg teil. Heute vormittag nahm Allerhöchstderselbe militärische Meldungen, sowie die Vorträge der Herren Staats minister entgegen. — Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg empfing gestern mittag 12 Uhr die Ausstellungskommission der Dresdner Kunstgenossenschaft mit Hrn. Geh. Hofrat Prof. Kießling an der Spitze, die Sr. Königl. Hoheit den Dank für Übernahme des Ehrenpräsidiums über die 1. Kunst ausstellung 1909 im Künstlerhause abstattete. Se. Königl. Hoheit empfing auch die oben erwähnte Abordnung der Universität Leipzig. Die Abordnung der Universität Leipzig wurde auch von Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde empfangen. — Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde veranstaltet heute nachmittag einen größeren Tee, an dem Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg teilnehmen. Außerdem sind Einladungen an verschiedene Herren und Damen der Hofgesellschaft ergangen. Deutsches Reich. Zum Besuche Ves Königs und der Königin von Großbritannien und Irland in Berlin. (W. T. B.) Berlin, 14.Februar. Gestern nachmittag um 5 Uhr 10 Min. haben König Edward und Königin Alexan dra Berlin verlassen. Der Hof und die Um gebungen verabschiedeten sich von den Majestäten schon im Königl. Schlosse nach der Tafel, die Mitglieder der kaiserlichen Familie vor der Abreise in den Gemächern der Königin. Die Fahrt zum Lehrter Bahnhof erfolgte in Automobilen. Der Kaiser geleitete den König, die Kaiserin die Königin. Der Kaiser trug englische Uniform, der König preußische Dragoneruniform. Trotz der strengen Kälte hatte sich zahlreiches Publikum an gesammelt, das die Majestäten lebhaft begrüßte. Mit den Majestäten kamen Prinz und Prinzefsin Heinrich und Prinz und Prinzessin Adolf zu Schaumburg zum Bahn hof, ebenso der Ehrendienst. Auf dem Bahnsteig hatten sich zur Verabschiedung eingefunden Botschafter Sir Edw. Goschen mit Gemahlin und die Herren der englischen Botschaft, Reichskanzler Fürst Bülow und Graf Metternich, sowie Mitglieder der englischen Kolonie. Der Kaiser führte die Königin den Bahnsteig entlang, der König die Kaiserin. Die Verabschiedung der Majestäten war sehr herzlich, die Monarchen küßten einander wiederholt, ebenso küßte der König die Kaiserin auf Wange und Hand. Der König und die Königin winkten noch aus dem Fenster des Salonwagens den Zurückbleibenden lebhaft zu. Zu dem Besuche schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." in ihrer Wochenrundschau: Als herzlich willkommene Gäste unseres Kaiser!, und Königl. Hauses hielten Ihre Majestäten der König und die Königin von Großbritannien am Dienstag ihren Einzug in die Reichshaupt stadt. Nachdem nun König Eduard und Königin Alexandra nach dreitägigem Aufenthalt in Berlin den Boden unseres Landes wieder verlassen haben, ist bei uns die Empfindung allgemein, daß der Besuch nicht nur die engen verwandtschaftlichen Be ziehungen zwischen den beiden Herrscherfamilien erneut bekundet und bekräftigt, sondern auch in breiten Schichten der Bevölkerung aufrichtige Sympathien für das britische Königspaar geweckt hat. In der Erwiderung auf den kaiserlichen Trinkspruch, in den Äußerungen des Dankes auf die Ansprachen des Oberbürger meisters, in der Beantwortung der im Namen der hiesigen englischen Kolonie überreichten Adresse und in den Trinksprüchen im Kasino seines Garde-Dragonerregiments gelangte der Wunsch des Königs immer von neuem zum Ausdruck, die freundschaftlichen Gefühle zwischen dem britischen und dem deutschen Volke zu stärken, die Beziehungen der beiden Reiche zueinander zu festigen und da durch die Erhaltung des Weltfriedens zu sichern Der Will- kommensgruß, den Se Majestät der Kaiser an denkwürdiger Stätte den britischen Majestäten aus vollem Herzen entbot, ent sprach der Stimmung unseres Volkes, das mit seinem Kaiser an die Berliner Begegnung die Hoffnung knüpft auf eine friedliche und freundschaftliche Entwicklung des Verhältnisses zwischen den beiden Ländern In demselben Geiste bewegten sich auch die Unterredungen, die der Reichskanzler Fürst v. Bülow mit dem Unterstaatssekretär des Auswärtigen Sir Charles Hardinge, und dem Staatssekretär für die Kolonien, Earl of Crewe, gepflogen hat. Stand auch nicht die Regelung spezieller, Deutschland und England im besonderen berührender Fragen zur Erörterung, so ergaben doch die schweben den internationalen Probleme mancherlei Themata, bei deren Besprechung beiderseits durchaus befriedigende Eindrücke aus getauscht wurden. So haben die Berliner Festtage in ihrem durchweg erfreulichen Verlaufe in glücklichster Weise die Bemühun- gen gefördert, die darauf gerichtet sind, die Nebel zu zerstreuen, die von Zeit zu Zeit sich zwischen den beiden Nationen lagerten und den klaren Ausblick hinderten. Je sichtiger die Atmosphäre ist, desto leichter wird eS sein, das Verständnis des deutschen und des britischen Volkes füreinander zu pflegen, verstimmenden Mißdeutungen vorzubeugen und die Beziehungen von Nation zu Nation auf die sichere Grundlage gegenseitigen Vertrauen» zu stellen. London, 13.Februar. Der König und die Königin sind kurz vor 6 Uhr hier eingetroffen. Zum Empfange hatten sich der Prinz und die Prinzefsin von Wales, Staatssekretär Sir Edward Grey und Ministerpräsident Asquith eingefunden. Eine zahlreiche Volksmenge begrüßte die Majestäten herzlich. Reichskanzler Fürst v. Bülow hat sich, wie der Berliner Korrespondent des „Reuterschen Bureaus" zu verlässig erfährt, über das Ergebnis des englischen Königsbefuchs hoffnungsvoll geäußert und folgendes erklärt: Der Verlauf d.r Besprechungen zwischen den englischen und deutschen Staatsmännern habe auch auf deutscher Seite aufrichtige Befriedigung hervorgerufen und die Zuversicht begründet, daß durch den Besuch Sr. Majestät des Königs das Vertrauen in die beider seitige Loyalität und das Verständnis für die politischen Ziele der beiden Reiche auf beiden Seiten gefestigt worden sei. Bei der Behandlung der Balkanfrage habe sich eine weitgehende Übereinstimmung ergeben, sowohl der auf die Erhaltung des Friedens gerichteten Bestre bungen Englands und Deutschlands, als auch in der Haltung beider Regierungen gegenüber dem neuen Regime in der Türkei. Er hoffe, daß die öffentliche Meinung in beiden Ländern dem von den Herrschern und Staats männern gegebenen Beispiel ehrlicher, friedlicher Ab sichten und aufrichtigen gegenseitigen Verstehens folgen werde. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Amtlich wird mitgeteilt: Der König ist von seinem Besuch in Berlin sehr befriedigt und hat die Heimreise ohne Be schwerde zurückgelegt. Er befindet sich entschieden Wohler als bei semer Abreise nach Deutschland. Der König war damals erkältet und das rauhe Wetter, das Se. Majestät auf dem Kontinent antraf, ließ Vorsichtsmaßregeln ratsam erscheinen. Er ist nunmehr wiederhergestellt. Tie Königin befindet sich durchaus wohl. vom Reichstage. Sitzung vom 13. Februar 1909. Am Bundesratstische Staatssekretär Sydow, die Unter- staatSfekretäre Twele, Wermuth, später Staatssekretär vr. v. Beth mann-Hollweg. Präsident Graf Stolberg eröffnete die Sitzung um 11 Uhr 15 Min. Zunächst stand der Nachtragsetat betreffend die Verzinsung der für die ordentlichen Betriebsmittel der Reichshauptkasse vor übergehend notwendigen Mittel aus der Tagesordnung. Abg. Graf v. Kanitz (kons.): Die neulichen Ausführungen de» Abg. Kaempf müssen zurückgewiesen werden, da sie unsere Reichskassenscheine diskreditieren könnten, indem der Anschein erweckt wird, als ob sie keine Deckung hätten. Die Reichskassen scheine sollten allerdings möglichst bald eingelöst und durch Ver mehrung der Silbermünzen ersetzt werden.. Abg. vr. Arendt (Rpt.): Die Silberwährung bei dieser Ge legenheit eingehend zu erörtern, muß ich ablehnen, da wir bei anderer Gelegenheit, beim Bankgesetz beispielsweise, dazu kommen werden. Im übrigen beantrage ich, diesen Nachtragsetat an Stell« des noch in der Kommission befindlichen als fünften zu be zeichnen. Nach kurzer Debatte, an der noch die Abgg. Mommsen (frs. Vgg), Speck (Z.) und Graf v. Kanitz (kons.) teilnahmen, wurde der Nachtragsetat mit dem Antrag vr. Arendt in dritter Lesung angenommen. Darauf wurde die zweite Lesung des Etats des Reichs amts des Innern beim Kapitel „Gesundheitsamt" fortgesetzt. Abg. Brühne (soz.) rügte Mißstände hygienischer Art in der chemischen Industrie, die dringend Beseitigung verlangten, und erörterte dann nochmals eingehend den Cölner Ärztestreik. Abg. vr. Mugdan (frs Vp): Die Verordnung, betreffend den Verkauf von Essigsäure, ist in hohem Grade änderungsbedürftig. Die Lage des Apothekers ist in wittschaftlicher Beziehung durch aus nicht glänzend. Dabei meine ich aber doch, daß die Vor schriften für den Drogenhandel gemildert und geklärt werden müssen. Für die Hebammen, die mehr als andere Personen fort gesetzt Gefahr laufen, durch Übertragung von Krankheiten jahre lang arbeitsunfähig zu werden, muß verlangt werden, daß die Segnungen der Versicherungsgesetzgebung auch auf sie ausgedehnt werden. Präsident des Reichsgesundheitsamts vr. Bumm: Ein Monopol der Apotheker für den Verkauf von Essigsäure be steht nicht. Bei Abgabe für Genußzwecke ist der Drogist ebenso wie der Apotheker gestellt. Daß die hygienischen Zustände in unserer chemischen Industrie, aus welche die ganze Welt mit Be wunderung blickt, so sehr schlecht seien, muß noch erst nach gewiesen werden. Richtig ig, daß Vergiftungen in diesen Betrieben verhältnismäßig häufig Vorkommen, unser Augenmerk ist ihnen daher dauernd zugewendet. Eine reich-gesetz liche Regelung des Hebammenwesens ist nicht geplant, diese Materie zu regeln ist Sache der Bundes staaten. Bei der Revision von Drogerien werden künftig wieder Drogisten hinzugezogen werden. (Bravo! im Zentrum.) Eine staatliche Zwangsprüfung für Drogisten einzuführen, erscheint nicht zweckmäßig, eS würden dadurch nur Apotheker zweiter Klasse geschaffen und die Gegensätze verschärft werden. Zur Verhütung der Bleiweißvergiftungen sind mehrere Bundesratsverordnungen erlassen, ein vollwertiger Ersatz für Bleiweiß ist bisher noch nicht gesunden worden. Abg. Kulerski (Pole): Den Drogisten sollte man mehr Be wegungsfreiheit lassen. Weshalb dürfen sie Sennesblätter ver kaufen und den in der Wirkung gleichen Rhabarber nicht? (Heiterkeit.)