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Nummer LI4 — 22. Jahrgang Erscheint sechsmal wöchentlich. Bezugspreis sür Juli 10 OOOM. ÄnzeigenpreiSrDie eingespaltcne Petitzeile 1000M, für Familien-u. Bereinsanzeigcn, Stellen, und Mietgesuche 800 M. Die Petit-Reklamezeile, 89 mm breit. 8000 M, Osfertengebllhr sür Selbstabholer 2002h bei Uebersenduna durch die Post außerdem Portozuschlag ^«eis sür di« Einzelnummer 400 Mark rschästlichrr Tkisr Joses Fohmann, Dresden Siickllscke Freitag, de« 8. Juli 1923 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung von Anzetgen-Aulträgen und Leistung von Schadenersatz. Für undeutlich und durchFern- sprecher übermittelte Anzeigen übernehme» wir keine Ver antwortung. Unverlangt eiugesandte und mit Rückporto nicht versehene Manuskripte werden nicht ausbewahrt. Sprechstunde der Redaktion ö bis S Uhr nachmittag». Hauptschristletter: Dr. Josef Albert. Dresden VMMung Tageszeitung für christliche Politik und -.e-a-t.»» und GeIckiSi.«ftell«; Dresden-Altstadt I«. -old-inftrast» 4« 4 Fernruf 82733 / Postscheckkonto Dresden 14797 MkiWüimi iiiili Wen - Ae Well Nee M - M neue Leben Druck und Verlag, Saxonia - Buchdrnckerel G. m. b. H. Dresden-Altstadt 16, Holbcinstraße 46 Der scharfe Gegensatz London-Paris Der Streit um die „unsichtbare" Besatzung. — Die wachsende Ungeduld Englands. — Eine Er klärung der römische« Kurie. — 30 Milliarden Butze sür Duisburg. -- Starker Pksßmmiis i» kuMm Kreise» Paris, 5. Juli. tDrahtbericht.l In der Londoner Presse und in den der Regierung nahe stehenden Kreisen macht sich ein starker Pessimismus geltend. ES wird nicht verheimlicht, das, sich die Ansichten Englands und Frankreichs scharf g e g e n U v e r st e h e n. Dem Londoner Berichterstatter des „Petit Parisien" zufolge liegt der Gegensatz der leibe» Auffassungen vor allem in der Frage, welche Form die Ruhrbesetznng nnnehmen würde, wenn der passive Widcrj- stanb seitens Deutschlands auf Grund neuer Verhandlungen ein- gestellt würde. Auf englischer Seite scheint man zu er- Worten, dass In diesem Falle wahrscheinlich die Truppen zurück gezogen und nur die alliierten Ingenieure vorläufig ans ihrem Polten belassen werden würden. Ans französischer Seite macht man dagegen geltend biß die Entscheidung darüber vom Verhalten der Bevölkerung abhängig gemacht würde. Wenn diese mit den Alliierten zusammenarbeitr. dann könne die ursprüngliche unsichtbare Besetzung wieder in Krakt treten. Wenn dagegen Sabotageakte und Attentate anhielten, wird die militärische Be setzung mit aller Schärte bestehen bleibe». s-Hierzu könnte stch Frankreich durch bestellte Attentate sehr leicht Gründe verschaffen. D. Red.) Eine zweite Frage ist die der Gcsamtbaner der Be setzung. Frankreich »nb Belgien haben dazu erklärt, daß sie die Besetzung nur nach Maßgabe der eingehenden Zahlungen auf- gcbcn würben. England stehe dagegen auf dem Standpunkt, daß die ZalilungSfähigkeit Deutschlands durch die Besetzung so be deutend eingeschränkt sei, daß bet einem umgekehrten Verfahren auch nicht die geringste Aussicht a»k eine Regelung der Nepara- tivndfrage vorhanden wäre, lieber diesen Punkt sind Frankreich und Belgien, die sich durch ihre Brüsseler Anmerkungen für ge. bnnden fühlen, angeblich für keine Zugeständnisse zu haben. .s Der mglilche Kibiieltsmt London, 8. Juli. In der gestern vormittag abgehaltenen wöchentlichen KabinettSsitziing hat Lord Curzon, wie verkantet, über den Inhalt seiner Besvrechnng mit dem französischen und dem belgl- sitze» Botschafter Bericht erstattet. Netzer das Ergebnis der KabinettSberatung wird strengstes Stillschweigen beobachtet. Eine heute veröffentlichte Renteraot: betont die Notwendig, keit solcher Zurühaltnng mir folgender Begründung: Wenn eine Lage so delikat sei wie die gegenwärtige, wo offenbare Mcinungs Verschiedenheiten zwischen den Alliierten beständen, könne ein Hcrvorheben dieser Meinungsverschiedenheiten nur Schaden an, richten. ES wird erklärt, daß die Geheimhaltung niemnlS wün- schenSwkrter wäre alZ heute CS sei zweck!:). di- Tatsache zu verheimlichen, daß die Lage schwierig sei und daß die geg'nw.ir- tige Besprechung eine entscheidende Bedeutung iüc die englisch, französischen Entscheidungen habe. Weiter sagte die Note. cS sei zwar keine weiter: Zusammen- kltnft zwischen C.rrzvn und dem kranzösischr» Botschafter verein- hart worden, dennoch könne man ans dieser Tatsache nicht schließen, daß keine weitere Zusamwenkmnt stattnnden würde, Tatsächlich sei cS wahricheinlich, daß Paris über gewisse Punkte die Eurzo» als nicht genüge, b kla- betrachtet, weitere Jnsori»,,- klonen senden würde. London, 8. Juli Ein Bericht dcS diplomatisch"« Korre spondenten der „Pall Mal Gazette" zufolge, >st in englischen amt lichen Kreisen jede Hoffnung auf eine schnelle V c r- stän diflung geschwunden. Die Gerüchte, daß das eng lische Kabinett Beschlüsse von entscheidender Bedeutung gefaßt habe, entbchlkn offenbar der tatsächlichen Grundlage. Die übri gen Abendblätter betrachten die Lage als bochernst. Der Ton der Blätter ist im allgemeinen rnbioer als in den rrstrn Tagen brr Wock:e, aber nicht weniger bestimmt. „Star" erklärt, die Stellung Englands sei durch die Erklärung Mussolinis und die deS Vatikan? nach außen bin gestärkt worden. Im Innern stelle sich die öffentliche Meinung in steigendem Maße hinter die Regierung. London. 3. Juli. Die Ausführungen der diplomatisch.'.» Korespondenten der Morgenblätter zeugen von der schweren Sorg? die in hiesigen Kreisen über die weitere Entwicklung der Verhandlungen besteht. „Dailn Chronicle" glaubt zwar, eine leichte Entspannung feststellen zu können gibt aber zn, daß die Besprechungen nicht so befriedigend verlaufen seien, wie man in amtlichen Kreisen vermutete. — ..Westminster Gazette" betont die fceundscbaftljche Form der Besprechungen. bebt ober die Wach'ende Ilngödnild der cngiisck:» Geschäftswelt hervor. — .Dailv Expreß" sieht die Loge al-S äußerst gespannt an. Die FMom KMWeklichttilmW« London, 5. Juli. Der Inhalt der Besprechungen, die Lord Curzon nach- rlnander mit dem b elgischrn und denk französischen gesandten hatte, ist nicht In die Oeffentlichleit gelangt. Di« Zeitungen schreiben über die Konferenz, daß sie mit größter Sorg falt behandelt werde. In der Downingstreet send dann eine Ministerkonserenz statt, die einige Stunde» dauerte. Lord Curzon empfing daraufhin den i talienischen Gesandte». Paris, 8. Juli, lieber die gestrige llnterrednng Lord Cnr- !0Ns mit dem französische» und belgischen Botschafter i» London wird offiziell das st rengste Stillschweigen bewahrt, nnr soviel wurde bekannt, daß der französtfche Botschafter Graf St. Aulere dem englischen Minister Auskünfte über eine Reihe er von England gestellten Fragen gegeben hat. ohne eine christliche Antwort zn überreichen. Lord Curzon soll weitere Aufklärungen verlangt nnd zum ersten Male auch schrlstliche Aufzeichnung erbeten haben. Auch der belgische Bot schafter hat keine schriftliche Antwort seiner Negierung übertz reicht und mir nach eigenem Ermessen eine rein persönliche Aufzeichnung zur Unterstützung seines mündliche» Vortrages über geben. Im übrigen scheint es, daß der belgisch« Botschafter eine Vermittlerrolle zwischen Frankreich und England gespielt und eine Konferenz der beiderseitigen Miiiistcrpräsid.nten angeregt hat. Auch das wird ans Brüssel al ein rein persönlicher Schritt be zeichnet. Brüssel. 8. Juli, lieber die belgische Antwort verkantet: Aus dem Boge« befinden sich die beiden Fragen: W aS vcrsteht Belgien unter der Beendigung dcS passiven Wider st an des? Und welche Form der Besetzung sollan d c r R u h r e I n g e füh r t w c r d c n, wenn dieser passive Widerstand anfhört. Die Antwort der bel gischen Regierung a»f diese Frage ist gleichlautend mit der französischen Antwort. Unter der Beendigung des passiven Widerstandes versteht die belgische Negierung, daß die bekannten Vorschriften der Rcichsreglcrung an die Bevölkerung zurückgezogen werden. Ebenso sollen Bezahlungen n»f- hörcn, die gemacht würden, um die Strritcnden zu unterstütze». Außerdem soll die deutsche Regierung die Leute aufforder», die Arbeit wieder aufzunehmen. Die deutsche Regierung müsse die notwendigen Maßnahmen nennen', durch dir die Sicherheit der Belgier an der Ruhr gewährleistet werde. Wenn Deutschland sich dazu formell bereit findet, soll die Besetzung eingeschränkt nnd die Zahl ans die adsolnt notwendige Zahl beschränkt werde». Lebenslängliche Zwangsarbeit siir KlkNsiibkt- llktnngen Karlsruhe, 3. Juli Die Absperrung im Ofsenburg-Kehlcc Revier wird streng durchgcfiihrt. An der Grenze sinv Plakate angebracht, wonach schon die Annäherung, an die Grenze strafbar ist nnd zwar werden männliche Personen mit lebenSlättglichrr Zwangsarbeit nnd weibliche Personen mit zehn Millionen Mark Geldstrafe be straft Gladbeck, 4. Juli. Ohne baß vorher irgend eine An kündigung erfolgte, verhängten die belgischen BrsainmgSbchörden nachmittags gegen 3 Uhr eine neue scharfe VerkehrSsperre über Gladbeck. Belgische Soldaten ziehen in Trapps durch die Straßen und schließen sämtliche Wirtschaften sowie sonstige Lokalitäten. Die Straßenbahnlinien mußten dr» Verkehr einstcllcn und durs ten nicht einmal die Wagen in die DevotS znriickbringen. Der Eirund für diese neue VerkehrSsperre ist nicht angegeben worden. Angeblich soll der belgische Stadtkommandant aus der Straße nn- grremvclt worden sein. Ter an der Schießerei von Marl, bei der zwei belgische Soldaten getötet und einer verwundet wurde, beteiligte Elektro techniker Knickmann wurde heute als Leich: ansgefunden. Im Anschluß daran rrsolgte die Freilassung der als Geisel» fcstgeiiom- mcuen Müller »nd Schwester des Knickmnnii. Die übrigen, Geiseln find dagegen „oll, in Haft und von Duisburg nach Mor ins Gerichtsggfä»giiiS gebracht woro-n. Hamm, 5. Juli. Beim Neberschreiten der Grenze in der Nabe von Dcrne-LanStrupp, wurde ein dreizehnjähriger Schüler a»S dem besetzten Gebier erschossen. bü Milliarde» Buße für DniSbnrg. Paris, 3. Juli. Nach einer HiivaSmeldiing n»S Aache» ist wegen der Duisburger Explosion im Einvernehmen mit dem belgischen KriegSministcr dir Stadt DniSbnrg mit einer Geldbuße von llü Milliarde» Mark belegt worden. Elsen, 3. Juli. In Koekeld fand g:?tern die Trauer, seierlichkeit sür die bei der Explosion ans der Duisburger Nheinbrücke gerötete» belgischen Soldaten stakt, an der General Degoutte, verschiedene belgische Generale und die Komman deure der Regimenter, denen die Toten angchöcten, teilnahmeu. Nack' einer Meldung der Zeitung Le Journal vom 4. Juli ver sprachen die RegimentSkommcmdenre. daß die Toten gerächt würden. Englische Grenzverkehrserleichterunrren Münster, 4. Juli. Seiten? der englischen Besetzung wird aus die französische Kontrollstellen dahingewirkt, daß Personen mit deni englischen Paßviiuin die Ruse anS dem englisch besetzten Gebiet ins französisch besetzte Gebiet gestattet wird. Zahlreiche Personen haben bereits mit dem englischen Paßpisnm die Sperre passieren können Der Güter- und Leben?-»,ittelverkehr ist bei dm Kontrollstellen und im Sperrgebiet noch regelmäßig. Von heute ab wurde auch den Bergarbeitern die Ein- und Ausreise über die Grenze zur Erreichung ihrer Arbeitsstell-» verboten. die Srmr-Dklmlte im Wkerlmdsrate Genf, 5. Juli. I» der gestrigen Sitzung des VölkerbuntS- rates, begründet: Lo'd Robert Eceil in magerer Rede den Standpunkt der eiigiisthe» Regierung. Frankreich habe daS Recht, die Bergwerke des Saargebiet?? in voller Freiherr auszunutzen, während andererseits der Völkerbund durch daS Organ der Negie- rnngSkommission daS Land verwaltet. Der Völkerbund selbst trägt die Verantwortung für die Verwaltung deS SarrgebsisteS. Lord Eecil wie?- dann auf die bekannte Verordnung der RegieruugS- kommission vom 7. März hin. welche insolge gewisser Bestimmun- g;n die größte Mißstimmung der öffentlichen Meinlung in England und in anderen Ländern hervorge- ri-fen habe. Ferner wandte er sich gegen die Verordnung der RegstrungSkap,Mission w-m 2. Mai über oaS Str.nkvosteiist-H:». Die Anwesenheit frauzösi'cheee Truppen im Saargebiet sei direkt Verbote». Ueber die Notwendigkeit d:r Einführung der franzö sischen Frankemrährnnq :n. Saargebiet soll eine llntersuchung eingenommen werden. Zum Schluß hob der britische Minister Me MW« des deutsche« Kotschnsters im KM»» Rom, 8. Juli. Wie bereits mitgeteilt, hat sich der dcut- s che Botschafter zum Vatikan begeben und ist vom Papst empfange» worden. Er legte ihm die Haltung se.n r Regierung zur Ruhrfrage dar und wies darauf hin, daß sic den b ln ti ge n Gewalttaten fern stehe, z» denen die Bevölkerung der be'ctzten Gebiete in der Verzwelfmig über das Gewaltregimr getrieben werde. Die deutsche Regierung könne nicht einmal den Umfang und den Eharaitcr der blutig.» Zwischenfälle gen»» feststelle» lassen, da sic von der Verwaltung dcS besetzt n Gebietes ganz ausgeschlossen sei. Sie wisse auch nicht, ob das jüngste Un glück dir Folge eines Sabotageaktes oder Irgendeines unglück lichen Zufalles sei, da sich der Verkehr in diese» Gebiete» unier außergewöhnlichen Verhältnissen absplelc. Der deutsche Vertre ter hat den Papst auch um AujilSrnug ersucht, ob das Telegramm an den Nuntius das Bedauern des Heiligen Stuhles über de» passiven Widerstand auSdrückte. den die Ruhrbevöllernng dem sranzösischen Einsrll entgegensetze, oder ob cs sich aus die Verurteilung der Ausschreitungen Einzelner be ziehe, wie seine Regierung »ach dem Wortlaut a»n hi»e. Diese Auslegung wirb »un durch eine offiziös: Mitteilung auS dein Vatikan bestätigt, in der es heißt: ES wäre ein Irrtum, wenn man die Monsignore Pacelli übermittelten Instruktionen so anskcgrn wollte, als enthielten sie eine Verurteilung VeS passive» Widerstandes überhaupt. Der Papst hat nicht die Absicht, sich darüber zu äußern, genau so wenig, wie er mit dem Briefe an Gaßmrri beabsichtigte, die Besetzung der Ruhr zu verurteilen »nd die Franzosen znm Rückzug der Truppen aufzusordern. Mit beide» Dokument n hat der Papst vielmehr die Völker ermuntern wollen, einen Weg der Verständigung zu suche». Die Epoca schreibt: Vielleicht wird Deutschland auf daS Telegramm Gasparris an den Nuntius Pacell! damit antworten, daß eS de» Heiligen Stuhl ersucht, Schiedsrichter zu sein über die Dinge, die an der Ruhr durch die Franzosen ver urteilt werde». Me Kchrechinitzkii beim Rkichskmler Berlin, 8. Juli. Der „Lolal-Anzelger" berichtet: Im Laufe des gestrigen Nachmittags fanden zwei Besprechung,n zwischen dem Reichskanzler Dr. Enno und dem päpstliche» Nun tius Pacelli statt. Der Vertreter des Hl. Vaters brachte den Wunsch deS Papstes zum Ausdruck, daß die Regierung sich gegen die Sabotageakte wenden möchte. Die Reichs- regienmg ist um so eher in der Lage, diesem Wansche zu env- sprechen, als gerade der Reichskanzler sich zu wlcderhoilcn Malen gegen diese Alte ausgesprochen hat. Heute wird eine neue Be- ti»S Pacelli stattsinden. — Gestern warben auch die Fuhr er der Sozialdemokratie, der bürgerlichen ArbeitS - g cine! nschaft «ad der D e u t s ch n a t i o n a l e n vom Reichs kanzler und dem Außcmnst ist» ewpsing n. I» den Besprechungen über die außenpolitische Lage wurden auch die Fragen, die mit dem päpstlichen Nuntius be>proche>> wurde», erörtert. ES ist damit zu rechnen, daß Sie Regierung sich wahrscheinlich noch heute abend in einer offiziellen Verösf.nkstchnng dur die Presst gegen Sabotageakt: wenden wird. t-stcichzeitig werden auch die rheinischen Abgeordneten, voraussichtlich mit Ancn Anne der deutsch- nationalen Avgeordneten. eine ähnliche Erilärung abg.ben. Innerhalb der Sozia.demolratie war der Wunsch nach einer außenpolitischen Aussprache im Reichstage »och vor Beginn der Ferien laut geworden. Der Reichskanzler machte die Führer der Fraktionen auf die anßenpolitiichen Folgen ausmerksai». Heute wird in c'.r.cr' Sitznng dnrübcr entschieden werden, ob auch die sozialdemokratische Frakt'.on sich die Ansicht ihrer Führer, die der Meinung des Reichskanzlers sich nicht verschließen konnten, zu eigen macht. In den Be prechnng n war von dein Abgeord neten Dr. Strcscu-ann per Vorschlag gemacht word n. de» Reichskanzler oder auch den Außenminister über die mit Pacelli verhandelten Frage., in ein r Sitzung des Auswärtig.» Aus schusses des Reich-tages sprechen zu lassen. Dieser Vorschlag wurde von der Regierung ab gelehnt. Auch wünscht der Reichskanzler keine groß angelegte inncrpolitischc Aussprache dir sich heute oder morgen im Reichstage bei der Erörterung dei Strnervorlageu entspinn.n könnte. inst großem Nachdruck hervor, daß seine Anträge m 'einer Weise gegen irgend einen Staat gerichtet seie» . sondern einzig und allein den Zweck virfolgen. das gnteAnsehe» deS Völkerbundes gegenüber der öfsenil'ch-n Meinung der ganzen Welt zu wahren. Der franzosi'che Delegierte Hannotanx verteidigte die Verwaltung de-S SmargebiereS und machte geltend, daß nicht nur der VöllerbnndSrat. sondern mehrere hervorragende Mitglieder der Völkerl,undSv..-rmm>»l.i»g selbst, insbesondere Loed B a ! four. die Verwaist, >g de?- Saargelüctc? durchaus gelobt hätten. Die Einführung des sranzösischen Franken im Saargebiet sei not» endig geworden, »in der furcht baren Spekulation die infolge dcS Bestehe!,; der deutschen und der sran ösische» Währung im Saargebiet sich breit gunacht kal e, zu l>c,oeg»c>>. Der Vertreter Schw-denS, Branting, bean tragte, der Rat möge einige Vertreter der Saarbevölkeruiig selber anhören, um von ihr?» Wünschen selbst Kenntnis zu nehmen. Ueber den Streik im Saargebiet erklärte Branting, daß er nicht ans Grund der Verordnung der Kommission, sondern wegen der Nichtbewilliggmg der Löhne entstanden sei. Genf, 4. Juli. Der Völkerbunds rat lwschloß. nach Entgegennahme der Ausführungen Lord Robert CccilS und d-e- franzesischcn Delegierten Hcnniotanr. die ganze Regle rn n g S k o m m i s s i o n. und nicht nur den Präsidenten allein, »och Genf komme» zn lassen nnd sich von ihr olle Anfschlüss: geben zu lassen. llel"r den Antrag des schwedische» Delegierten Branting, auch den Landrot anzuhöre», soll »ach Verneh. mung der NegicrungSkommisswn entschieden werden, falls de» Völkerbund dann »och diese Vernehmung sür notwendig hält. Starker Pessimismus in Enoland.