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Nr.2. j Beiblatt zmu „Cheiniitgri- Gciiernk-Anzciger" i,„r> zu», „Sächsischen LauVSoteu". ^ Z89!>. Trost. Ich habe inauchen Tag getrauert, Daß Alles so vergänglich ist, Und daß das Gute selbst nicht dauert, Und daß inan sein so bald vergißt. Ls läßt sich schon das Glück nicht binden. Man hält es fest, so lang' es geht; Doch kann man es auch wiederfinden, lvenn man das Suchen nur versteht. Mst muß man erst durch Wolken dringen, LH' man des Himmels Blau entdeckt; So läßt das Gute sich erringen, weil sich das Beste nur versteckt. Hoffman» v. Fallersleben. Unfreiwilliger Humor. Das „N. Wiener Tgbl." schreibt: Aus einer Sammlung uns im Laufe des Jahre» 1898 zugegaugencr Manuskripte möchten wir heute, wo über so Vieles retrospektive Heer schau gehalten wird, unseren Lesern einige lustige Stichproben geben. Unfreiwilliger Humor hat sie diktirt. Es sind dem Papierkorb ent rissene Stilblüthcn, Gedankenlosigkeiten, un richtig angewandte Bilder, Hyperbel», komisch wirkende Ideen und Satzverbindungen und derlei Allotria, wie sie, mau glaubt nicht, in welch' reichen, Maße, sich unter den Eiulansen in einer sfeitungsredaktion geschrieben, hekto- graphirt und selbst gedruckt ansammeln. An läßlich des Todes eines hervorragenden Schau spielers schrieb ein Korrespondent: „Der auf- gcbahrte Künstler sah leider sehr blaß aus ..." — Aus der Selbstmordchrouik: „Die Sektion ergab, daß die Unglückliche eine Lehrerstochter war." — „Als das Stubenmädchen zur ge nannten Stunde dar Schlafzimmer betrat, fand es de» Rcgierungsrath bereits als Leiche. Bald nachher zog er sich auch vom politischen Kampfplatz zurück." — „Die Gaslaternen, die um diese Zeit noch nicht brannten, ließen die Gegend nur noch finsterer erscheinen." — Ans der lokale» Chronik: „Als er wieder aufwachte, war cs Heller Morgen, die Leichen der Eltern hingen todt imd starr am Plafond." — „Dem Messerhelden Emmerling, wohnhaft Rcisner- firaße Nr. 4, wurde vom Publikum der Kopf ordentlich gewaschen und dann in'- Spital transportirt." — Wie häufig unrichtige Bilder angcwendct werden, zeigen folgende Slilblüthen: „Der Tod zertrat mit rauher Hand die zart« Menschenblüthe." — „Wie ein Lauffeuer ver breitete sich die nnselige That durch die ganze Stadt." — „Auf dem Grabe stand ei» vom Zahn der Zeit stark verrostetes Kreuz." — „Der Lorberkranz des Herrn Reimers hat den Nagel auf den Kops getroffen." — „Die »nie politische Strömung vermochte in diesem Bezirke keine Wurzel zu fassen." — „Man trifft nicht immer den richtigen Augenblick, das Rad der Zeit an der Stirnlocke zu fassen." — „Neben dem Kinde lag ein am Rande des Grabes stehender Greis." — „In dieser Frage geh n die Schritte der Regierung mit denen der Industrielle» Hand in Hand." — „Die Angeln, um welche sich die Haudluug dreht, sind zu durchsichtig." — Komisch wirkende Ideen und Satzverbindungen: „Der Bürstenbiudcrgehilfe hatte seiner Gewohnheit nach ein Gläschen über den Durst getrunken und ivnrde zärtlich. Ans Gram darüber nahm er Kupfervitriol." — „Griineuthal war im Jahre 1853 in Schlaben bei Ncuzelle geboren und bis dahin unbestraft." — „Mit dem heutigen Tage kan» der Raub mord an der 87 jährigen Greisin Rissawcg als beendigt augesehen werden." — „Unter sinn- betäubendem Klagen und Schluchzen wurde» die Särge hinabgelasseu. Der Pfarrer Kwitta hatte einen Regenschirm aufgespannt." — „Der Saal spaltete sich in zwei Parteien." — „Es war ein Unikum, von de», ein Exemplar in der Ausstellung zu sehen war."