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7-. Jahrgang. w 378 Abenö-Ausgabe Dounerotag, ir. August lS2II Gegründet 18Sb DradtanichrMi »och-ickl«« Dr,»«»». g-rnlpe-ch^-Samin-tnumm»-! S» S-01 Nur wr Nackla-tprach,- SV 011. DkHUgS ' Gebühr Vo'nb-^ua-vre M?na'Nu«m^ Uunqsgedadr^ Du Nnr-ia-o o Anzetgen^preise: Äi-.' aulurdaid roOD «v wsrr Nnt«>a«i> wrrdrn nach Mr ouiwitrt» auturdald ro' aukrrkald rOo PIa ONrrlrn-ud vchrMI-Mmo und »au»l,«»an,N»lj«: »«tuuNrust, SS »S Druck u. D«rlaq oon Ut«»Ich » N»ick«rt» m DrrdLrn. PoINch»ck.Noni>- 10SS »-«»«,. Ndckdnid nur mi rulltckrr üurllrn nnnd^ .De-»^n-r Nnckr " nitüNn Unverl-na" Ackr' INtckr nurd»n NI^ ulvrVuUN Sie unzureichende Besatzungsverminderung. Irresühren-e französische Besahungsslatistik. — Wi-ersian- -er französischen Generäle. Schwere Zusammenslöhe in Mexiko. - Der Eindruck -er KoUekktvnole in Sofia. - Das Vauprogramm -er Reichsbahn. Eine amkiiche -eulHe ErklSrnnq. x. rli», 12. Slug. Zu den Ziffern über die Herabsetzung »er «csatzungsstärke, die in den verschiodcnen Zeitungsnach richten jetzt genannt werden, wird von amtlicher Stelle folgendes mttgeteilt: . . ^ Anfang dieses Jahres wurde von Frankreich die Ziffer der Besatzungstruppen auf 75 OM Mann angegeben, und zwar waren cs SN NON Franzosen, 8000 Engländer und 7NNN Belgier. Heute wird die Ziffer auf 70- biS 7l NNN Mann an gegeben, und »war unter Berufung darauf, daß in den letzten Monaten nach und nach 4000 Mann zurückgezogen worden seien. Diese letzte Angabe stimmt mit den -eutfchen Beob- achtuiige». die während der fraglichen Zeit gemacht werden konnten, überein. Es sind in der Tat vom 15. März bis 15. Juli etwa 4000 Mann zurückgezogen worden, trotzdem be steht noch eine wesentliche Differenz in der Berechnung der Gesamtzahl. Die deutschen Berechnungen der Ncsatzungöftärke stellten sich für Mitte Juli ans «»15« Franzosen. 74«« Belgier «nt 8ÜV« Engländer. Dieser Unterschied mag sich daraus er. klären, datz die Franzosen eine andere vcrcchnnngsart haben, indem sie die sogenannten Nebenformationen: Eisen- bahner. Bäckereien usw.. ferner die Besatzung des Brückenkopfes Kehl, die 2500 Mann beträgt, nicht einbcziehen. Auch wen« man diese verschiedenen Be» rechnungsmethode« berücksichtigt, so bleibt doch immerht« ei« Rest, sür den wir kci«e Erklärung haben. Das eine ist sicher, daß seit Wochen von deutscher Seite Abtransporte beobachtet worden sind, und zwar in Truppen und Material, ohne -ah viel neue Truppen in das besetzte Gebiet gekommen sind. Man hofft auf beutscher Seit«, bah im Lause des Sep- tember ein merklicher Anfang der Verminderung sestzustellen sein wird. In der Presse ist davon die Rede gewesen, bah Frankreich harte Bedingungen für d'e Verminderung der Besatzung gestellt hätte. Bon einem Stellen von Be dingungen durch Frankreich könne aber keine Rede sein. Als die deutsche« Wünsche vorgebracht wurden, ist von fran zösischer Seite eine Reihe von Beschwerde« erhoben worden, aber Frankreich hat niemals bestritten, daß es seinerzeit das verspreche» ««gebe« habe, die Besatzung fühlbar herabzn» «Indern. Mau erklärt weiter, bah die Schwierigkeit die für Frank, reich in der Herabsetzung der BcsatzungStruppen lieg«, ja auch nicht zu verkennen seien. Namentlich gelte dies von dem Widerstande der hohen französischen Mili tärs. Auch sei die Tatsache zu berücksichtigen, bah die sran- zöfische Besatzung sich in Deutschland äußerst wohlsühlte und »an keine groß« Luft hat. wieder in kleine französische Garni sonen zu dem schmalen Sold, den der französische Soldat er hält, und der in keinem Verhältnis zu den Riescnbezügcn steht, den der B' satzungssoldat in Deutschland bekommt, zurückznkehren. Der deutsche Standpunkt aber, so wir- be- tont, ist nach wie vor der, bah wir ein Anrecht auf eine e r - liebliche Herabminderung der VesatzungS- stärke haben, wöbet der Ton aus dem Worte erheblich liegt, und dah diese erhebliche Verminderung mit allen Mitteln erstrebt wird Was die sogenannten „vbltkreo norawann" an- gcht, so bleibt Deutschland nach wie vor auf dem Standpunkt stehen, dah diese umstrittene Ziffer nicht mehr als KV««« be tragen dürste. Mehrere laufen- Mann! London. 12. Aug. Der amtliche englische Funkdienst bringt folgende Aeuhcrung zur Verminderung der BesayungSkrästk im Rheinland«: Eine Verminderung der BcsatzungStruppen im Rheinland wird im nächsten Monat durchgeführt werden, wobei mehrere «ansend Mann sranzösischer Truppen ««rück» gezogen «erden. Es dars bei dieser Gelegenheit in Erinne rung gebracht, werben,,dah diese Verminderung der Be- saDunhEtrnppcn einen Teil der „VersöhnungSp oll^t'k* barstellt, die seinerzeit in Locarno verkündet wurde. Damals wurde die Kölner Zone geräumt und das englische Hauptquartier nach Wiesbaden verlegt unter gleichzeitiger Verminderung der englischen Streitkräste von 1500« auf vom. Di« belgischen Streitkräfte wurden gleichzeitig in die zweite Zone geführt und aus etwa 7000 bis 8000 Mann herabgesetzt. Eine gewisse Verminderung fand auch bei den französischen Truppen statt, die aber trotzdem ein großes Uebergewicht an BesatzungStruppen behielten. ES ist jedoch zum Ausdruck ge bracht worden, dah Brianb» sobald die tnnerpolitischen Schwierigkeiten in einer zufriedenstellenden Weife überwunden wären, seine besondere Aufmerksamkeit wiederum.diesen Be- katzungSmahnahmen zuwenden würde. Briand hat nach Bil- düng der neuen Regierung in einem Interview erklärt, dah die Locarnopolittk energisch weiter betrieben werde und eine Verminderung der französischen BcsatzungStruppen im Rhein land wird daher in London als der Beginn der Erfüllung der seinerzeit gegebenen Versprechen angesehen. » ES ist ein starke» Stück, die Räumung der Kölner Zone al» eine Rückwirkung von Locarno zu be zeichnen. Sie war nach dem Versailler Diktat bereits seit einem Jahre überfällig und muhte trotzdem erst mit der An nähme vollkommen unberechtigter neuer Entwaffnungsforde rungen bezahlt werben. Stalins Seneralangriss. tVon unserem Moskauer Korrespondenten.) Nie Sammlung als ftaatSpolitische Pflicht. Eine geschloffene Aechlsgruppe auch anher halb -es Parlaments. v. Loebell über die Znkunftsausgabcu der Rechte«. In der neuen Nummer des „Deutschenspiegels"' nimmt der Präsident de» Reichsbürgerrat» und Leiter des RetchSblockS jiir die Htndcnburg-Wahl, Staatsminister v. Loebell. Stel lung zu der tnnerpolitischen Entwicklung. Nach der Ansicht des Etaatsminister» v. Loebell wird das Zentrum niemals eine Eniivicklung zum Zweiparteiensystem im Parlament mit machen, weil seine Stärke ia gerade darauf beruht, bah eS durch Zusammengehen einmal mit der Rechten, bas andere Mal mit der Linken stets die Wünsche seiner Wähler befriedigen kann. Trotzdem, so schreibt v. Loebell, schließen sich außerparlamenta risch die linksstehenden Parteien immer enger zusamme« und linden ihre Massenorganisation in dem Reichsbanner Schwarz» rit-gold und isir politisches Kührerzentrnm in der republika nischen Union Wirth. Dieser Entwicklung links stehen auf der rechten Sette zunächst nur die Bestrebungen der Herren Dr. JarrcS und v. Gayl gegenüber, die leider bei den ossizicllen Parteien der Rechten nicht das genügende Berstänb- nis gefunden haben. Der Kamps zwischen rechts und link», der anSgefochte« werde« mnß, kan« nicht «nr ans parlamentarische« Gebiete auSgetrage« werden. vielmehr kommt es heute, wo wir noch vor mehreren Volksentscheiden stehen und mindestens alle sieben Jahre die Reichspräsidentenwahl die Möglichkeit zu politischen Aktionen außerhalb des begrenzten parlamenta- rischen Kreises gibt, nicht nur anf das eigentliche Parteisustem, lindern aus die Organisierung der Wählermassen «ach ganz «roßen politischen Gesichtspunkte« an. Wenn auch die Linke bei derartigen «rohen Auseinandersetzungen bisher regelmäßig eine Niederlage erlitten hat. so sind doch die Ergebnisse, die da- bet für die Rechte erzielt wurden, auherordentlich ernst zu nehmen. In der ReichSvräsidentenwahl verdankte die Rechte dem Umstand den Steg, dah sich die Kommunisten von dem ge meinsamen Lager der Linken abgesvlittert hatten, bei dem Volksentscheid konnte dagegen die Linke mit Hilfe der Kommu nisten 14X Millionen Stimmen aus sich vereinigen,'also etwa die viilsie der bei einer gewöhnlichen MehrheitSentscheidung er- lah'nngSgemäh an die Wahlurne gebrachten Stimme«. Die Linke hat durch zeitigeres Erkennen der Notwendigkeit, ein außerparlamentarisches Sammelbecken zu schaffen, einen großen Vorsprung vor der Rechten voraus. Trotzdem ist zu hoffen, bah bei der großen Auseinandersetzung zwischen rechts und links der Rechten schließlich der Sieg zufallen wird. Trotz der Vorherrschaft der Linke« im Parlament ist die eigentliche praktische Arbeit stets von der Rechten geleistet morde», und das ftaatSpolitische Bewußtsein lebt rechts. Die Linke hat ihre hauptsächliche Arbeitsleistung bis seht immer nur in der auf Erfolge für die Partei eingestellten Agitation gesehen. Auch die Begründung, die Dr. Wirth seinem Aufruf für die republikanische Union aeacben hat. läßt wieder erkennen, daß der Gedankenkreis der Führer der Linke« nicht über di« agita, torischen Momente des Gegensatzes »mische« Republik und Monarchie hinauSgebt. lieber eingemeinsameSpolltt- scheS Ziel der-Linken, über die tnnerpolitischen Auf gaben auf dem Gebiete der Sozialpolitik, der Schulpolitik, der Gewinn»»» der Jugend für positive Staatsaufgaben befindet sich in der Begründung kein Wort. Die Linke steht mit agitatorische« Mittel« in der Ab wehr gegen die Rechte, der immer «ehr die postti»« Lei tung der StaatSgeschäste zngefalle« ist, »eil st« mit der Tradition der BorkriegSzeit daS Benmßtsei« für di« lieber» legenheit des Staates gegenüber den Interesse« dor ein zelne« Stände und Parteien z« verbinde« gewnß' hat. Mögen die Schwierigkeiten für die Sammlung der Rechten auf parlamentarischem Gebiete heute auch noch so groß sein, die innerpolltische Entwicklung erfordert, baß den Anregungen der Herren Dr. JarreS und v. Gayl Folge geleistet und wenigstens bei der Dnrchsührnng gewisser parla. mentarischer Ausgabe« «ine Zusammenarbeit der Par teien der Rechte« garantiert wird. Darüber hinanS «nß sich die Rechte außerhalb deS Parlamentes z« einer geschlossene« Gruppe «it dem Programm der ftaatSpolitische« Arbeit nnd der ftaatSvoMischen Erziehung im Interesse deS Allgemein wohls znsammensinde«. Slnberufrrng desParleivorstandes derVott»»parI«I. Berlin. 12. August. Der Parteivorstand derD « utschrn BolkSpartei ist für den 81. August nach Berlin etnberusen worbe«, «m zu der gesamten politischen Lage Stellung zu nehme». Moskau, Anfang August 1020. Trotz der viele« wichtigen Vorgänge in Westeuropa und Polen, hat di« Sowjetunion das Interesse der ganzen Welt sich Ikletkkt. Die Sretgütsfe, die in Sowjetrußland im risse sehr schwerfällige Entwicklung haben, hatten ter Zeit überstürzt. Der Tod Dsershtnskis allem in den westeuropäischen WirtschaftSkreisen ernste Beachtung, da dieser Mann — so verhaßt lein Name als Leiter der früheren Tschcka auch gewesen sein mag — mit seiner brutalen Energie die Garantie für die Reorganisation der russischen Wirtschaft gab. Im allgemeinen hat aber im AuSlande der neue Ausbruch des Kampfes gegen die Opposition noch größeres Aufsehen erregt. Die russische Kommunistische Partei hat bereits deS öfteren oppositionelle Strömungen erkennen lassen. Seit lv21 tauchten immer wieder Gruppen auf. die. je nach ihren Führern, größere oder kleinere Bedeutung hatten. Die markanteste Figur war entschieden Trotz kt dessen Oppo sition seinerzeit aber im Auslande und sogar von dem rus sischen Bürgertum vielfach falsch verstanden wurde. Heute ist Stno wtLtv bäS gefährlichste Zentrum der vmwsinon. Auf dem 14. Parteikongreß kam eS zu einem heftigen Zusammen stoß, zwischen dieser Opposition, ble von Dtnowjew, Kamenew, dem ehemaligen Finanzminister Sokolnikow und Lenins Witwe (Frau Krupskafa). geführt wurde, und der Stalin- Gruppe. hinter der vor allem Rykow Bucharin. Tomskt (Präsident des ZentralburcauS der Gewerkschaften). Dserfhtn- skt. Molotow und Trotzki standen. Grob gezeichnet kann man sagen, es handelte sich damals um die Krage Sowjetstaat »der Komintern (Kommunistische Internationale). Besonders interessant war eS, baß T rotzki, der theoretisch noch jetzt zur Opposition gehört, praktisch damals die Stalin^Gruppe unterstützte. Der Kampf endete mit dem völligen Siege Stalins nnd der entscheidenden Niederlage Sinowjews. Dieser wurde zwar wieder in das Politbüro gewählt, aber es fehlte ihm seine beste Stühe Kamenew. Neben Stalin, Rykow. Trotzki, Bucharin. Kaltnin. Tomski. Woroschilow und Molotow war Sinowjew und mit ihm die ganze Opposition gebunden Da die legalen Wege zum Ziele aber versperrt waren, schlug die Opposition nunmehr illegale Wege ein. Die bekannten Feststellungen des Zentralkomitees und der Kommunistischen Partei der Räteunion aus ihrer Plenar sitzung vom 23. Juli, kamen völlig überraschend. Danach war Sinowjew ans dem Politbüro ausgeschlossen, aber im Zentralkomitee belassen. Lasch ie witsch aber wurde aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen, seines Postens als Stell vertreter des Vorsitzenden des Revolutionären KriegSrates enthoben und ihm auf zwei Jahre jede verantwortliche Parteiarbeit verboten. Diese Beschlüsse stellten den Beginn eines großen Generalangrrffs Stalins gegen bie Opposition dar. Aus dem sehr langen amtlichen Bericht ging hervor, daß zunächst Sinowjew und Laschjcwitsch. sowie ihre engeren Mitarbeiter Bjeltnskij, Tschernyschew und Schapiro in die Defensive gedrängt wurden. Auch Msebwjedsew, der Führer der Bakuer Opposition, wurde er wähnt. Die Mjebwjedjew-Frage steht jedoch nicht im engen Zusammenhan« mit dem Sinowtew-Problem. Sie ist zwar praktisch heute nicht von entscheidender Bedeutung, verdient aber trotzdem großes Interesse, da sie Im gewissen Sinne eine politische Plattform für die parteilose Intelligenz schaffen kann und Msebwsedjcw sogar so weit geht, baß er für Auflösung der Komintern Liquidation der Staatsindustrie und thre Uebergabe an ausländische Konzessionäre rintritt. Der Bericht der Plenarsitzung beruft sich auf den 10. Parteikongreß, der damals auf Antrag von Lenin beschloß, alle Versuche von Fraktt on Sbi ldungen mit besonderer Plattform zu unterbinden. Ueber die illegalen Arbeitsmethoden der Opposition, bie bereit- vom 14. Partetkongreß gemaßregelt wurde, werben dann einige Einzelheiten angeführt. In Moskau und anderen Städten wurden geheime Versammlungen eln- berufen. Geheimdokumente des Politbüros wurden dazu benützt, der Opposition paffende Stellen aus den Dokumenten abzüschreiben und Ne in bestimmter Weise zu- ammenzustellen. um die Partei zu diskreditieren. Diese Schriftstücke wurden bann nach Brtansk. Saratow. Wladi wostok, Pjatigorsk. Omsk, Gomel, Odessa uiw. geschickt. Agenten wurden in andere Parteiorganisationen entsandt um dort ge- Heime Fraktionen zu bilden. Hierbei wurde eine Gebelm- chrtft verwendet. Alle diese Schritte der Opposition führten »rekt zur 8. Internationale, deren Haupt Sinowjew ist. Auch die von Bseltnskt elnberufene geheime Fraktionsversammiung im Walde bei Moskau ist erwähnt Alles weist darauf bin. daß die Opposition eine eigene Partei gründen wollte. Interessant ist auch bie Feststellung, daß die Reste der früheren Oppositionen sich um diese Gruppe gesammelt hatten. Am bedeutsamsten ist aber bie Feststelluna daß Versuche gemacht wurden, den Apparat der Moskauer Internationale dazu zu benutzen, ausländische Parteien gegen die russische Kommu nistische Partei aufzustellen. Alle diese Auslaffungen kennzeichnen aber nicht -t« Stein»« der rr»tzki-vr«»»«.