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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.02.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150210010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915021001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915021001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-02
- Tag 1915-02-10
-
Monat
1915-02
-
Jahr
1915
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Morgenausgabe. »»l«»» kür Tripzia uu» V»r»r1» »ur» vnfrr» «Na« V»AUAvpr»I^». u,- Sprdttrur« »maltftglie» la» Hou» gebracht: mooattlch t.t» M., »lrrtelstlbrllch S.7S M. Sri brr a«fthLft»st«ll», aafer» Zlllalr» und M«»gad»ft«U»a abgrh»lt: moaatllch IM., »Irrtrllllbrllch r M. durch uasrr» au»»Srt>g«a Matra la, Hau» grbracht: moaatllch 1.»» M., »lrrtrlILbrllch 4.Z0 v>. durch bl» poft: iaarrhald deutsch» laab» «ab brr trotfchra lloloalra moaatllch c.SS M., »trrtrltbhrUch 4 S»M.. auoschllrßltch poftbestellarlb. prrl» brr «lnzrlaummrr t»ps. vn Lrlpzla. -rn Nachbarort«» uni brn Drtra mit «lgrarn Zlllalra wirb bl« ftbrnbauogab« aoch am ftdra» tr» Trschrlnra» la» hau» grllrfrrt. HmrdelsFeiturrs /irrrtsblockt des Rates und des polrreuuntes der Stadt Leipzig llebaktloa unb ch,schift,st»Ur: I»haaal,,off« Nr.«. a Zrrasprrch.ftaschluß Nr. 14o»r, ,«»« «ab t4»«4. 1S-. Jahrgang für ftnzels»» au« L«ft>,la ua» Umgebuug bl« xinzelaenpreife.,spalt,,.p«tlt,»«l.»pf.,i>««»«»«»,««., —» au»w«rt« X Pf.. Nrklamra t.rsM., Orin, Mazrlgr» »lrprtltzrll« au« r» ps.,d.wl«b«rb»l.Nad..ftn,«t,ea »ooSrbbrbra lm «mttIchraLrllblrprIlt» zell« topf. S«schaft»anz«i,en mlt platzoorfchrlfr >m prrls« «rhSht. Nabatt aa» Tarif. Srllagea: »«famtaufl.7 M.ba»Tau/ra» aurschl.postgrbütz». flazrigra-Manabm»: lobannisgassr«. bri sbmtUchra Lttlalrn -,» Lrlp^,«r Ta,«blatt«» «ab aUrn ftnnonrra-Txprbltioarn br» Ja» unb ftuotaair». da»t,ip,i,«rTag»biolt rrs»e>nt Werktag» rmal,S»aa«u.;«irrtag»lmal. Lrrllarr Nrbaktlon: Zn b«n Zrlirn 17, Z»rnspr«ch»ftaschlutz: Hansa Nr. 447. Nr. 73.Mittwoch, üen 10. Februar. 1915. Vie Tagung der preussischen Voiksverlremng. Amerika und der Mißbrauch seiner Flagge durch England. Japans Forderungen an China. dl« zuöringlichen Zreunüe Italiens. I. Wer in den letzten Wochen die Treibe- reien, Verdächtigungen und Drohungen der französischen Presse gegen die römische Politik verfolgt hat, muß wahrhaftig Italiens (Ge duld bewundern. Hätte nicht ein wesentlicher Teil der italienischen Zeitungen, der gewissen Pariser Berführungskünsten nicht zu wider stehen vermochte, die öffentliche Meinung ge flissentlich nur ganz einseitig unterrichtet, sicher wäre schon ein Entrüstungssturm losgcbrochen. Man hat stets gern am Quai d'Orsay die Vor- mundsmienc aufgesetzt, abwechselnd begönnert und mit dem Rohrstock gedroht. Tas Königreich verdanke doch eigentlich nur seinen Bestand der Güte Frankreichs, heißt es immer wieder, als ob nicht die beiden Napoleons dort geschaltet und gewaltet hätten, wie es ihnen beliebte, zu letzt unter Wegnahme Lavohens und Nizzas. Heute weis; man im Quirinal sehr genau, daß Frankreich die republikanischen Parteien Norditalicns recht offen unterstützt und aus die sen revolutionären Ltrömungcn ein Angstnuttel - macht, genau wie zuvor iu Lpanien. Darum sind auch die italienischen Republikaner und ein Teil der Loziatisten jetzt die heißesten Kriegs schürer, nicht weil ihnen das „größere Italien" die Hauptsache ist, sondern die italienische Re publik! Ter neueste Streich der Pariser Auslands- Politiker besteht darin, die königstreucn Parteien Italiens auseinandcrzutreiben, Giolitti ge gen Salandra auszuspielcn. Ob man sich wohl von einem anderen Lande solche zynische Einmischung in die inneren Angelegenheiten ge fallen lassen würde ? Ter „Temps", das „Echo de Paris", der „Malin", das „Journal", der „Petit Parisien", die offiziösen Organe Tel- eassss, das „Petit Journal" Pichons, der „Homme Enchaine" Clemenceaus — alle Hetzen gegen den angeblich ehrgeizigen Giolitti, den Viviani kurz vor Weihnachten aus der Kammer tribüne einen „großen Mann" nannte und der heute, wegen seines Briefes über die Neutrali tät, nahezu ein Verräter genannt wird. Ter „Matin" läßt sich aus Rom telegraphieren z2. Februar, veröffentlicht am 4. Februar): „Vor allem muß festgehalteu werden, daß die neutralistische Partei, deren Haupt Giolitti wurde, das Ministerium Salandra als ein Mi nisterium betrachtet, dem die Neutralität nur als eine Uebergangszcit, nicht als das letzte Wort seiner Politik erscheint." Natürlich glaubt der Korrespondent auch zu wissen, daß nicht alle Freunde Giolittis ihm zu folgen be reit wären. Ebenso natürlich wird die deutsche Diplomatie in geradezu lächerlicher Weise für den „Gesinnungsumschwung" Giolittis verant wortlich gemacht: „Der Brief Giolittis be zweckte vor allem die Zurückweisung der An klage, den Angriff gegen das Ministerium Salan dra vorbereitet zu haben. Ter Eindruck, der aber aus den gesamten Enthüllungen hervor geht, ist, daß Bülow, weit er bei Salandra keinen Erfolg hatte, sich um Giolitti bemühte und daß auf dieser Seite seine Diplomatie einen günstigeren Boden fand, ja indirekt eine mini stcrieltc Krise möglich machte, die einem neutra listischen Ministerium zur Macht verhelfen sollte." I Das ist Italien etwas viel zugemutct: sein hervorragendster lebender Staatsmann soll sich ohne weiteres zum Werkzeug einer deutschen Kulissenschiebern gemacht haben. Das „Jour nal" sagt es noch deutlicher: „Tas ganze Ma növer des Exkanzlers zielte darauf ab, das Ka binett Salandra unter dem seichten Vorwand, den das Erdbeben bot, zu stürzen und statt dessen ein Kabinett Giolitti einzusetzeu, das zugleich mit einer Neutralitätspolitik das Kompensations versprechen mitbringen würde." — In Paris wird jetzt nichts gedruckt, was nicht offiziell ge billigt wäre. Tenn die Presse hat Biviani das Zugeständnis freier Diskussion unmilitärischer Dinge noch nicht abringen können. Also sollen sich die Italiener den Vorwurf gefallen lassen, das Ausland könne bei ihnen nach Belieben Mi nisterien „cinsetzen"! Tas „Journal" unter streicht ebenfalls faustdick den persönlichen Ehr geiz Giolittis, der nur ab und zu einem andern das Ministerpräsidium überließ, wenn er sich ausruhen wollte, und der es nicht vertragen könne, daß Salandra sich dauernd für die Lösung des weltgeschichtlicknm Problems fcstsepe. Ter römische Vertreter des „Journal" drahtet aber: „Der vorherrschende Eindruck ist heute (3. Fe- bruar, veröffentlicht 4. Februar), daß der Bries mehr oder weniger mittelbar durch die Haltung der radikalen Partei hervorgerufen wurde, die jüngst eine Tagesordnung zugunsten des italienischen Eingreifens annahm. Man sagt hier, der Abbruch zwischen Giolitti und den Radikalen wäre nahezu vollendet, und man werde demnach einem festeren Zusammenschluß der der Neutralität und der dem Eingreifen günstigen Kräfte in Hinsicht ans die Wiedereröffnung der Kammer beiwohnen." Es wäre der Tclcasss-Grnppe eine ver- zweiflungsvotlc Sache, wenn Italien sich güt lich mit seinen Treibnndsgenossen einigen würde. Ter „Temps" schrieb: „Jede Nation muß lo gisch ihren Anteil an der Verantwortung und Ge fahr nehmen, wenn sie ihren gerechten Anteil an den Früchten des Sieges haben will. Jene, die das nicht verstehen »vollen, müssen sich dar auf gefaßt machen, daß ihr Horizont in Europa morgen verschlossen wird." — Entweder, oder! Stellt Italien nicht gehorsam seine Heere Frankreich und England zur Verfügung, dann wird ihm jede Luft genommen. Es hat sich schon längst iu die Vorherrschast Frankreichs im Mittelmccr schicken müssen. Gerade dieser Um stand hat indes manchen italienischen Politiker stutzig gemacht. Ein Sieg des Dreiverbandes würde die Zukunft Italiens nicht verbessern, son dern verschlechtern. Entscheidend ist aber wohl die Kriegslage selbst. Man glaubt jetzt auch in Italien mehr und mehr an den Sieg Deutsch lands und seines Verbündeten und beginnt sich auf diesen Fall cinzurichten. Mail treibt Real politik und behält den wahren Vorteil Italiens im Auge. Der neue Staatshaushaltplan in Preußen. sStimmungsbild aus dem preußischen Abgeordneten hause.) O Berlin. 9. Februar 1915. Das preußische Abgeordnetenhaus bietet heute zu Beginn der eigentlichen Winterarbeit ein etwas anderes Bild als vor drei Monaten, La man zur Kriegstagung beisammen war. Zwar die Zahl der F e l d g r a ue n ist die gleiche, ist vielleicht sogar noch gewachsen, und zumal auf der Rechten ist nahezu jeder zweite Mann ein Urlauber aus dem Folde, abevdie eigentümlich erregteSlimmung von da mals ist gewichen. Man erwartet sich keinerlei Sen sationen, keine weltbewegenden Ausschlüsse von der heute anhebendcn Session: weder auf den Tribünen, die gut besucht sind, aber ohne „drangvoll fürchter liche Enge", noch im Hause selbst, wo immerhin manche Lücken klaffen. Eine von ihnen ist vor allem schmerzlich: auf dem Platz, den heute ein Lorbeer kranz mit schwarzweißroter Schleife ziert, saß ehedem der konservative Abgeordnete Meyer, auch eins derOpfcr dieses opferreichen blutigen Krieges. Und dem Kriege, dem olle unsere Gedanken, unser Hoffen und Fürchten gelten, gilt auch das erste Wort, das heute im Hause gesprochen ward. Graf Schwerin-Löwitz, der Präsident, ist s, der cs spricht. Er blickt zurück aus die seit dem letz ten Zusammensein verflossene Zeitspanne: Wie auch in dieser Frist unsere Truppen sich unvergänglichen Ruhm erworben in Wintcrfeldzügen von unsäglicher Mühsal, und wie sie unser Land vor fremden Ein dringlingen bewahrt hätten. Er gedenkt auch der ungeheuren Opfer, die wieder und wieder gebracht wurden, und bekennt, daß wir leider noch immer nicht am Ziel stünden. Aber wir würden durch halten, bis der volle Sieg, der die Opfer auch wirk lich lohne, errungen sei. Denn wir kämpfen für unser Dasein und um unsere ganze kulturelle Zu kunft, kurzuni um alles, was das Leben uns lebens wert mache. Die Ausführungen des Präsidenten haben im Hause starken, bewegten Beifall ausgelöst. Hier und da sprach man schon davon, daß die Sozial demokraten. mit denen heute noch bis zu Beginn der Sitzung verhandelt worden ist. von ihrer formu lierten Erklärung Abstand nehmen, und daß man. nach den Wünschen der Mehrheit, sobald Herr Lentze sein Finanzexposö abgeliesert hätte, auseinander gehen würde. Indes: Es kommt leider anders. Der Finanzminister hat diesmal nicht lang« gesprochen, und er hat auch kein eigentliches Exposö gegeben. Wie die Dinge liegen, ist das ja auch gar nicht möglich. Es hantelt sich, man muß das immer wieder betonen, nicht um einen eigent lichen Etat: Vorerst nur um ein Schema, das dem Staat für die nächste Zeit das Wirtschaften ermöglich en soll. Der Finanzminister spricht das auch unumwunden aus und. da er von einzelnen Etatpositionen nicht gut reden tann. redet er von den allgemeinen Dinaen. die uns das Herz erfüllen, auch, soweit die preußische und deutsche Wirtschaft in Betracht kommt, mit Stolz erfüllen. Erwähnt, wie nach dem Kriegsausbruch Handel und Wandel zu nächst stillzustehen schienen, wie st« sich dann aber überraschend schnell in die neue Situation gefunden und ihr anzupassen gelernt hätten; wie der Verzicht aus das Moratorium geradezu zum Segen für unser Wirtschaftsleben ausgeschlageu sei, und man heute schon getrost behaupten dürfe, daß dieses noch keinen großen Schaden erlitten hätte. Herr Lentze rühmt dann noch, wiederholt von lebhaftem Beifall unter brochen, die stolzen Leistungen unserer Eijenba h- nen, betont, daß an einen Wiederaufbau Ostpreußens, solange der Krieg währe, leider nicht zu denken sei. und schließt nnt dem Ausdruck der Hoffnung, daß Preußen und das Deutsche Reich weit entfernt seien, in diesem Kriege nach dem Wunsche unserer Gegner zugrunde zu gehen; aus ihm vielmehr Kraft zu nencm Aufschwung schöpfen würden und daß nach dem siegreich ertämpsten Frieden auch im Innern die bisherigen Gegensätze ihre Schärfe verlieren würden. Wieder braust, wie man anneh- meil muß, einmütiger Beifall durch das Haus. Dann kommt cs zu der peinlichen und be klemmenden Schlußszene. Es ist doch nicht möglich gewesen, den Sozialdemokraten den Verzicht auf eine Erklärung abzuringcn. In der kleinen Fraktion, aus Derrn Mitte Herr Eonrad Haenisch. ehemals einer der Rötesten, in den letzten Wochen so manches tapfere und vaterländische Wort ge schrieben, scheint das Liebknecht Grüppchen doch noch immer oie Mehrheit zu Haden. Die Erklärung, die Herr Hirsch verliest, ist entschieden unglücklich. Das gilt nicht sowohl von den Borwürscn, dir in ihr gegen cic preußische Regierung erhoben werden, weil sie in Lieser Kri.aszcit nicht eine Vorlage über die preu ßische Wahlrechtsreform eingebracht hätte. Daß ein solcher Wunsch ruopw ist, daß er bei der dermaligen Lage der deutschen Dinge geradezu ein Unding wäre, fühlen die Sozialdemokraten wohl genau so, wie wir alle. Aber in den Schlußsätzen drr Ertlärung wird auch noch das internationale Gebiet gestreist und die einstweilen zum mindesten recht unbeweisbare Be hauptung ausgestellt, daß die Völker, auch bei unseren Gegnern, den Krieg nicht gewollt hätten und den Frieden mit ganzer Seele herbeisehnten. So ist es lein Wunder, daß sich der Widerspruch regte und nach Ausdruck suchte. Es ist ja gewiß bedauerlich, daß es geschieht, daß sich sichtbar! ich ein Riß auftut zwilchen der bürgerlichen Welt und der deutschen Sozialdemokratie, soweit sie durch die preußische Fraktion repräsentiert wird, aber cs geht ans die Dauer wirtlich nicht an, daß die Sozialdemokratie derlei Gelegenheiten beim Schopfe nimmt, um Kom plimente über die Grenze zu machen und für die gründlich tote Internationale Rauchopfcr zu ent zünden. Herr von Heydcbrand unternahm es, den Widerspruch der bürgerlichen Mehrheit anzumelden. Er sprach, wie er ausdrücklich betonte, im Rainen und im Auftrage sämtlicher bürgerlicher Parteien, und er iprach kurz, klar und packend das uns allen Gemeinsame aus. Gewiß, wir haben alle, jeder zu seinem Teile, mancherlei Wünsche, die, wenn der rechte Augenblick gekommen, vorzubringen sein werden. Heute aber brach dieser Augenblick noch nicht an. Jetzt handelt es sich um Kamps, um Krieg, um Sieg. Geschlossen in einheitlicher Schlachtreihe zusammenzustehen, ist unsere Aufgabe. Wie wir hinterher, wenn der Ansturm von außen abgcwicsen worden ist. unser deutsches Haus einrichtcn wollen, ist eine Frage, die zu ihrer Frist gelöst werden muß. Herrn von Hcydcbrands Ansprache wurde von dem rauschenden Beifall des Hauses unterstrichen. Nur ein Mißton, ein greller, mischte sich in sic hinein. Herr Liebknecht rief von den hintersten Bänken: ,)Sie haben kein Recht, im Namen des deutschen Volkes zu reden!" An die jozialdemokratijck>cn Or gane aber wird man nunmehr wohl die Frage richten dürfen: Hat Herr Liebknecht auch nur das Recht, im Namen der deutschen Sozialdemokratie zu reden? ... Vie Erörterung -er Zrie-ensbe-ingungen. Unsere Berliner Redaktion meldet uns: In einem hiesigen Abendblatt wird erklärt, eine Erörterung der Friedensbedingungen würde im preußischen Abgeordnetenhaus nicht stattsinden. Diese Mitteilung eilt zum mindesten den Tat sachen voraus. Nichtig ist sa allerdings, daß es schwer fällt, die Frage iu den Rahmen der Etats beratung hineinzupasscn, denn materiell ist drr preußische Minister des Innern und ist überhaupt lein Zivilminister füc diese Dinge verantwortlich. Das ist heute Sache der militärischen Kom mandogmvalten. und der Minister muß, wenn man in ihn drängt, die Achsel zucken und bekennen: Ob ich das Verfahren billige oder nicht, ich bin zurzeit hie. nicht zuständig. Das gilt insbesondere auch in bezug au; die Denkschrift des in den letzten Tagen mehrfach genannten Mainzer Rechtsanwalts Claß und die dringende Bittschrift, die er aus diesem An laß an das preußisckze Abgeordnetenhaus gerichtet hat. Wir glauben aber doch annchmen zu dürfen, daß. unbeschadet dieser Kompetcnzbedcnken, die Frage der Erörterung der Friedensbcdingungcn in der Budgetkommission ausgiebig er örtert werden wird. Schließlich wird der leitende Staatsmann auf die Regelung dieser Fragen nicht ganz ohne Einfluß sein. Gerade seinem Ansehen kann cs nicht förderlich jein, wenn man in diesen Stücken allzu zimperlich tut. Es wird damit nur in dem uns feindlichen Ausland der Eindruck der Schwäche erweckt. Ob die Zensurfrage dann noch im Plenum besprochen werden soll, ist im Augenblick allerdings noch nicht entschieden. Dar. über wird die verstärkte Budgetkommission zu be. finden haben. Englische Gewissensbedenken. nib. London. 9. Februar. „Daily Expreß" schreibt: Tie Anweisung betreffend die neu trale Flagge wird zweifellos die öffent liche Meinung Englands sehr beunruhige n. Teil wann ist der Union Jack eine Flagge, die furchtsam niedcrgeholt wird? Wir leugnen nicht, das; dies eine zulässige Kriegslist ist. Aber dre Ltelluna Englands ist zu einzigartig, als daß wir ungünstige Folgen einer derartigen Taktik befürchten. Doch haben wir so viel Zutrauen zur Admiralität und Flotte, das; wir uns die ser Entscheidung beugen. Diese Auslassung der „Daily Expreß" muß man zweimal lesen. Zuerst spricht das Gewissen: eigent lich tun wir ein Unrecht. Die Anweisung zum Miß- brauch der neutralen Flagge beunruhigt die öffent liche Meinung. Dann regt sich der alt« Stolz Eng lands. Wie, aus Furcht soll die englische Flagge versteckt werden? Unerträglicher Gedanke! Aber wie nun. wenn Las Mittel als Kriegslist unum gänglich wäre? Und schon ist die „Daily Expreß" über ihre Gewissensregung hinweg. England kann sich auch das erlauben; denn seine Stellung ist „einzigartig". England hat die Moral, die es braucht. Und zum Schluß: Was brauchen wir uns den Kopf zu zerbrechen! Die Admiralität hat ge sprochen. Sie muß wissen, was sie tut. Sie hat die Verantwortung. Also sügen wir uns ihrer Entschei dung. Wir meinen: kläglicher konnte sich dieses viel gelesene Blatt mit der Sache nicht absi iden. Aber so leicht wie die „Daily Expreß" wird die britische Negierung vorausstchilich nicht fertig wer den. Der jo wohlgemeinte Rat der Admiralität, sich neutraler Flaggen zu bcdi«nen, muß den Wider spruch der neutralen Staaten, die die Sache doch auch etwas angebt, Hervorrufen. Bereits meldet ein Mailänder Blatt aus New Park, daß ein An trag jm Senat eingegaugcn ist auf Einspruch der Staarsregierung gegen die mißbräuchliche Füh rung der amerikanischen Handelsflagge durch fremde Kauffahrteischiffe. Der Antrag ist offenbar durch einen bestimmten Vorgang veranlaßt, und zwar durch die Meldung, wonach der Dampfer der Cunard-Linie „Lusita- n i a" von der irischen Küste nach Liverpool unter amerikanischer Flagge gefahren ist. Amerika und -er Mißbrauch seiner Zlagge -urch Englan-. New York, 9. Februar. Der Washingtoner Korre spondent der „Associated Preß" meldet: Obwohl die Regierung noch keinen Bericht über die Benutzung der amerikanischen Flagge durch die „Lusita n i a" erhalten hat, wird in amtlichen Kreisen geäußert, daß eventuell eine Unter suchung des Falles erfolgen würde, und es wird als nicht unwahrscheinlich erachtet, daß der Fall die Grundlage abgeben könnte, um die ganze Frage der Benutzung neutraler Flaggen durch Handelsschiffe der kriegführenden Mächte aus Anlaß der deutschen Er klärung zu erörtern. Die amerikanischen Gesetze ent halten keine Vorschrift, die den Mißbrauch der amerikanischen Flagge durch ausländische Schiffe verbietet. Es cvar jedoch durchweg üblich, daß die Regierung die Konsuln anwics, ausführlich über solche Vorkommnisse zu berichten. sAuch aus diesen Darlegungen ist wieder zu entnehmen, daß die über aus trefflichen Nankees die Engländer ja nicht vor den Kopf stoßen wollen. D. Red.) Abfertigungen Englan-s aus Dänemark un- Norwegen. Kopenhagen, 9 Februar. „Politiken" schreibt in einem Leitartikel: England behauptet, daß der Gebrauch einer neutralen Flagge eine f e st st e hende Praxis als Kriegslist «ei Man kann nicht leugnen, daß in früheren Zeiten kriegt ährende Mächte gelegentlich dieses Mittel nicht nur auf Handelsschiffen, sondern sogar auf Kriegsschiffen angewendet haben, um dadurch der Verfolgung zu entgehen. Die Frage ist aber, ob eine derartige Praxis n'cht so weit zurückliegt, daß man sie als veraltet be trachten muß. Die Bedingungen sowohl der See fahrt als auch de» Seekrieges waren in verschiedenen
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