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Arrilav. n. Sanuar 1S3V knick u. Verlag: Slevlm » Velcharvt, Dresden. Poftlcheck-glo. 1068 Dresden Raci>druck nur mit deutl.Quellenangabe ITreSdn. Nachr.t >u>L»ig. Unverlangte Schriftstücke werden nicht aulbewadrt Drahtanschrlst: Nachrichten Dresden Vernlprecher-Eammelnummer: s»lis» «nr für Nachtgetprtche: Ne. »00t» Schristlettung n. HauptgeichckltSsteNe: DeeSden»». r, Morlenltrabe «8/S» VeMgSgedühr «nm 1«. SN »l. Aannnr l»»0 »ei »glich ,wrlmaliger AuNeNnng frei Hm» t.7« VN. PollbesugSprei« für Monat Januar ».so Mk. etnichl. »« Psg. Postgebühr iodne Polt,uklellung»gebühr>. Ltnjelnummer >» Pfg. «Njeigenpreiie: Die '»zeigen werden nach «oldmarl berechnet: die ein- Ipaltlge so mm breite Zeile !>» Psg., >ür auswärts «u Pfg. gamilienanseigen und Tiellengefuche »h»e Rabatt 1» Big., außerhalb L» Pfg.. die SN mm breite Reklamezelle sno Psg.. außerhalb it»n Psg. vssertengebühr so Psg. «luswärtlge Aufträge gegen PorauSbcsadlung Gegründet 1SSS Kommunistische Putschpläne Der Februar ausersehen als Höhepunkt öer Arbeitslosigkeit vrablinolcknnP n»»«r«r LorUnor SvbrUNoUnag verli«, 17. Fan. Nachdem Nacht für Nacht tn gewissen Berliner Vororten von fetten roter Demonstranten Schlisse sallen und im Gefolge der steigenden Arbeitslosigkeit die kom munistische Agitation immer größere Erfolge gezeitigt hat, ist man endlich an den zuständigen preußischen Regierungsstellen etwas nachdenklicher geworden. Das Demonstrattons- »erbot, von dem freilich auch Kreise betroffen werden, die alles andere als kommunistisch sind, scheint den Auftakt stir eine Reihe von wetteren Maßnahmen der Polizei gegen den Kommunismus zu bilden. Heute nacht ist nun die »Rote Kahne" beschlagnahmt worden. Im übrigen hört man von weiteren kommunistischen Plänen, die zur Kenntnis der Behörden gekommen sind. Unter anderem wird von einer Denkschrift gesprochen, die der Relchöwchrmintster an daS Reichskabtnett geleitet habe, und in der die maßgeblichen Rcichswchrstellen sich besaßen mit dem Problem eines von den Kommunisten für de« Monat Februar »or, bereitete« »große« Schlages". Nach den kommunistischen Plänen soll, wenn die Arbeitslostg- leit ihren Höhepunkt erreicht hat, ei« Ansftanb entfesselt werden, der gleichzeitig in allen große« Industriezentren ge plant ist. In Kreisen der Reichswehr wie auch der Rcichsregie- rung scheint man die Befürchtung zu hegen, daß die Kräfte der Polizei zur Niederschlagung solcher Ausständc nicht ausreichen könnten. I« diesem Falle würde dann auch Reichswehr eingesetzt werden müssen. Ferner soll man Bestrebungen der Kommunistischen Partei aus die Spur gekommen sei», größere Ncichswehrkräste im Falle des allgemeinen Auf, stands so zu binden, daß sie in den Industrie zentren «icht eingesetzt «erde« könnte«. Es wird eine Version verbreitet, «ach der di« SPD. mit pol nischen Kreisen Fühlung genommen habe, nm während des geplanten Aufstands einen gewisse» militärischen Druck pol- nischerseits aus Ostpreußen und die dentschcn Ostgreuzeu hcr- vorznruse«, durch den die Reichswehr gebunden werde« soll. Diese Version klingt zwar reichlich phantastisch, doch ist nicht zu verhehlen, daß die kommunistische Bewegung bedrohliche Aus maße angenommen hat und daß auch die maßgeblichen Stellen nicht unerhebliche Befürchtungen hegen. Der neue Vorstoß -egen Schacht Leilrückzus öer Sozialdemokratie vralltmslüang nnvsror Sortlnor Lobritllottun» Berlin, 17. Januar. Der gestrige Beschluß der sozial demokratischen Rcichstagssraktion, der unter Anwesenheit -es Reichskanzlers und des Reichsarbeitsministcrs Wtssell esaßl worden war und in dem erneut stürmisch die Ent- ernung Schachts von seinem Posten gefordert wird, findet in der Presse einen lebhaften Widerhall. Die „Berliner Börsenzeitung" erklärt, daß die Tonart dieses sozialdemokratischen Beschlusses von einer geradezu unerträglichen Arroganz und Ueberheblichkett sei. Die ostentative Beteiligung des Reichskanzlers und des Neichsarbeitsministerö sei nur geeignet, die Bedeutung des Borstoßes zu unterstretchen. Sr. Schlimm» Senat« der Stallchen Akademie Abschied vom Grabe Stresemanns München, 17. Jan. Der Senat der Deutschen Akademie hat den amerikanischen Botschafter, Dr. h. c. Schurinan, tn Anerkennung seiner die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika fördernden Tätigkeit zum Senator ernannt. » Berlin, 17. Januar. Botschafter Schurman legte heute vormittag am Grabe des Außenministers Dr. Stiese ln a n n einen Kranz nieder. Der Kranz ist mit einer Rosette in den amerikanischen Farben und einer Schleife geschmückt, die folgende Widmung trägt: Jacob Gould Schurman seinem verstorbenen Freunde. Im Anschluß besuchte der Botschafter das Geburtshaus Stresemanns. Rech kel» Verzicht Pelms auf RMaiissrrcht Unbekannte Genfer Berhan-lunoen Berlin, 17. Jan. Ein Berliner Morgenblatt hat die Tat sache, daß bei de» deutsch-polnische« Verhandlungen in Genf über einen polnischen Verzicht aus das Rückkaufs- recht gegenüber dentschen Bauerngütern verhandelt worden ist — ei»e Tatsache, di« bisher streng geheimgehalten worden war —» der Oessentlichkcit preisgegeben. Wie die Tele- graphen-Union von bcstnnterrichteter Seite erfährt, soll die in der Information des Blattes ausgestellte Behauptung, daß man mit den Polen lediglich über „Präzisierung", nicht aber über Abänderungen des Liquidationsabkommens verhandelt habe» lediglich den Tatbestand verschleiern, daß in dieser Frage bisher nicht das mindeste erreicht worden ist. Es muß daher daraus hingewiesen werden, daß ohne einen Verzicht Polens aus bas Rückkaussrecht und eine Klärung des Bcgrisses „Delit" sBerschlungs angesichts der ungeheuerlichen Opfer» die das Ltquidationsabkommen Deutschland zumntet, eine Ratifizierung der deutsch-polnischen Vereinbarungen infolge des Widerstandes maßgeblicher deutscher Regierungsparteien als gänzlich ausgeschlossen gelte» kann. Drei Eisenbahnunsalle in Frankreich Paris» 17. Januar. Drei Eisenbahnunfälle, die sich im Laufe des Donnerstags tn Frankreich ereigneten, forderten insgesamt drei Tote und zehn Verletzte. Der Sonderzug Cherbourg-Parts, der die Reisenden des deutschen Ueberseedampfers „Bremen" nach der französischen Hauptstadt bringt, stieß lm Bahnhof von Vreval auf eine Rangier lokomotive, wobei ein Reisender und der Zugführer verletzt wurden. Ein schweres Unglück ereignete sich bet dem Aus gang eines Tunnels auf der Strecke Vichy-Thiers. Eine Lokomotive, die einen Plaiisormwagen schob, auf dem sich 18 Streckenarbeiter befanden, stieß beim Ausgang beS Tunnels mit einer anderen Lokomotive zusammen. Der Plattformwagen wurde buchstäblich zusammengcdrückt, noch che die Arbeiter Zeit hatten, sich in Sicherheit zu bringen. Aus den Trümmern zog man zwei Leichen hervor, während sechs Schwerverletzte in hoffnungslosem Zustand ins Kranken haus übcrgeführt werden mußten. Ein dritter Unfall er eignete sich in Wingles in der Nähe von Lille. Eine Gütcr- zuglokomottve, die auf einen zwölf Meter hohen tn Aus besserung befindlichen Eisenbahndamm Sand schleppte, stürzte die Böschung hinunter und begrub den Lokomotivführer unter sich, während der Heizer mit schweren Verletzungen gerettet werden konnte. Seine p»litisch-parlame«tarische« Folge« müßte« z» einer Regierungskrise führen» die schon innerhalb des Kabinetts akut werben kann, falls der Rcichsstnanzlntnister Moldenhauer zu seinen Haager Erklärungen steht, wonach er sein Verbleiben im Amt von der Unversehrtheit der Autonomie der Reichsbank abhängig machen will. Davon abgesehen, sei es für alle Kreise der Wirtschaft einfach unvorstellbar, daß die Deutsche Volks- partei tn den bevorstehenden, nicht nur für Dr. Schacht, sondern für daS ganze Bürgertum entscheidungSschwercn parlamentarischen Kämpfen den Reichsbankpräsidcntcn im Stich lassen könnte. Aus der Linken wird «S im übrigen sehr peinlich empfunden werden, baß auch die „Germania", das führende Blatt der Zentrumspartet, von diesem sozialdemo kratischen Vorstoß energisch abrückt. Das Blatt meint, es sei etwas anderes. Herrn Schacht aus politischen Gründen zur Ordnung zu rufen und die sachliche Stellung des Reichsbank präsidenten als Grundtatsache zu diskutieren. „Wir würden es nicht nur für einen Fehler, sondern auch aus währungs- politiichcn Gründen geradezu für gefährlich halten, das Amt des Nctchsbankpräsidenten zu politisieren." Offenbar ist aber auch dem „Vorwärts" selbst angestchtS des gestrigen Beschlusses des FraktiouSvorstandeS «icht besonders wohl. kiest man den Kommentar, den das Blatt veröffentlicht, genau durch, dann geht zwar unzweideutig aus ihm hervor, daß Schacht nach sozialdemokratischer Auffassung weg muß, aber: „Wichtiger noch als die Person Schachts ist dem „Vorwärts", daß sich ein „ F a l l S ch a ch t " in der Geschichte des Deutschen Reiches nicht wiederholt. Das Reich wird seinen Haus halt in Ordnung bringen. Wir werden auch die absolute Autonomie der Reichsbankpolttik nicht nur nicht bekämpfen, sondern nach allen Kräften fördern. Aber wir werden dafür kämpfen, baß tn den Personen, die die RetchSbankpolttik zu sichren haben, keine Nebenregterang mehr erwächst." Stellt man diese Formulierung richtig, bann befindet sich die Sozialdemokratie trotz aller starke« Wort« bereit- ««zweideutig aus dem Rückzug. Sie gesteht setzt zu. baß sie die absolute Autonomie der Reichs bank nicht bekämpfen wolle, sondern sie direkt zu fördern bereit sei. Sollte dieses Zugeständnis vielleicht der sozial demokratische Preis für den Fall Schachts sein? Man hat sicherlich cingeichen. daß cs eine Revolution tn der deutschen Wirtschaft gegen diesenigcn geben würde, die cs wagen sollten, die deutsche Währungsbank in ihrer Unabhängigkeit auch nur anzutasten. Der Präsident der Seehandlung, Schröder, der im Verfolg de» Dchachtkvnslikte» nach dem Haag abgerrtft war. ist wieder »ach Berlin zurückgekehrt. . El» teiiM« NmWag tn der Aalelhetmie Erhöhung öer Reparationsanleihe um öen Veöarf für Reichsbahn unö Post vrodtdorlodt «nsora, aavl» ckon» Sang ontoanclt«« Sonckordorivblorolnttor» Im Haag, 17. Januar. Neben gewissen Einzelheiten in der Moratoriuulsfrnge, die noch immer nicht geklärt werden konnten, ist die brennende Streitfrage zwischen Deutschland und seinen Gläubigern, die Mobilisierung, in Ver bindung mit der gewünschten Anleihespcrre für Deutschland, noch immer ungelöst. Darüber wird heute vor mittag tin Kreise der Experten verhandelt. Auch General direktor Dorp müller und Postminister Schätze! sind heute vormittag hierzu im Haag eingetroffen. von deutscher Seite ist, wie man hört, folgendes vorgeschlagen worden: Die erste Tranche der ReparattonSanleihe wird um den Betrag, der den dringenden Bedürfnissen der Reichsbahn und der Neichspost entspricht, erhöht. Dann würden beispielsweise 89 Prozent des Anleiheergeb nisses diesen beiden großen deutschen Instituten zusließen. Es wäre also eine einheitliche Anleiheaktion vor- gesehen. Dabei iragt es sich nur noch, ob der internationale Kapitalmarkt für diese erhöhte Anleihe ausnah in csähig ist. Darüber wird anscheinend zur Zeit besonders verhandelt Deutscherseits weigert man sich jedenfalls vorläufig energisch, den Anleihcbcdars der Rcichsbank und der Reichspvst einer bedingungslosen Sperre zu unterwerfen. Heute nachmittag 5 Uhr wollen dte einladenden Mächte auch über diesen Punkt entscheidend beschließen — wenn nicht wieder etwas dazwischen kommt. Im Laufe des hevttgen Vormittag» haben die sechs ein» labenden Mächte das Haager Dchlußprotokoll gemein« sam geprüft. Dt« von den Juristen ausgearbetteten Text« liegen dazu schon vor. Dte Beratungen wurden wegen der Mittagspause abgebrochen und werden um >61 Uhr weiter« geführt werden. Damit geht die Konferenz nun doch wohl ihrem Ende entgegen, mindestens soweit cs sich um dte sür uns entscheidenden Punkte handelt. Zivar ist die Frage der Ost- reparattonrn noch immer in dem Hauptpunkte der ungarischen Frage ungelöst. Gras Bethle» bleibt eisern fest. Man wird sich voraussichtlich damit absinden müssen, daß Huer vorläufig keine Einigung erreicht wird und daß die Verhand lungen sogar außerhalb des Rahmen« dieser Konferenz weiter« gesührt werde« müsse«. Dte große Frage ist, wie sich die Mächte der Kleinen Entente in diesem Fall zum Aoungplan stellen. Sie haben angedroht, dann bas Haager Protokoll nicht unterzeichnen zu wollen. Aus deutscher Seite glaubt man zuversichtlich, daß ''ann die Hauptmächte trotzdem allein abschlicßcn werben und daß auch die Räumung dadurch keine Verzögerung erleiden würbe, aber Unklarheiten auch hinsichtlich der Internatio« nalen Bank bleiben dann zweifellos bestehen. Französisches Mißtrauen gegen die sszinMche Nnanzwtrtichnft Vradidorivlrl «anoros pariser Lorraspoackvnlao Paris, 17. Jan. Im Haag rechnet man bestimmt mit dem Schluß der Konferenz für morgen abend, obwohl zugegeben wird, daß man gestern keinen Schritt wcitergckommen sei, weder in der Frage der Mobilisierung der deutschen Tribut schuld noch tn der der Ostreparativnen. Aber man ist fest überzeugt, daß Tardicu auch in der Frage der Kommerziali sierung seinen Willen durchsetzen wird. d. h. daß Dentschlanb die Verpflicht«»« übernehmen müsse, ab» gesehen von Anleihen für Post und Eisenbahn, bis Apru 1ü»1 den ausländischen Kredit «icht in Anspruch z« nehmen. Eine Regelung der Ostreparationcn auf der Konferenz selbst hält man kaum mehr für möglich, obwohl die Mächte der Kleinen Entente bereit sein würben, das Haager Protokoll zu unterfchretben, wenn sie dte Zusicherung erhalten. 1. baß die ungarischen Tribute auch über ISIS hinaus bezahlt werden, 2. baß dte Zahlungen, die die Kleine Entente den ungarischen Optanten schuldet, nicht vor 1943 fällig werden» mit einem Wort. baß die Kleine Entente nicht mehr z« bezahlen haben ' soll, als sie von Ungarn und Bulgarien erhalten wird. Diese Versicherung will zwar Frankreich geben. England aber soll zögern und Italien soll sie direkt ab lehnen. Da her rechnet man damit, daß dte Verhandlungen über die Ost- rcparattonen nach der Konferenz auf dieser Grundlage wettergefllhrt urrd spätestens tn drei Monaten abgeschlossen werben solle«. ES Ist setzt schon zweifellos, baß Ungarns evergtscher Widerstand gegen weitere Tribute von Erfolg ge-