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Dresdner Journal : 06.11.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186811063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18681106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18681106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-11
- Tag 1868-11-06
-
Monat
1868-11
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 06.11.1868
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Freitag den 6. November. .4? 2S8. Iw »orsa. Liu>ck«: z rklr. 8t«wv«I^>!bllvr, «u»ier8«N> äs« Kor88. vuoij«» Post- uuä 8tem peIru»t:UI»x diuro Abonnement »preise r . . „ lL kr«i»»—» tritt ^»klllek ^ükriicb: 6 rvlr.—K^e ^Milrliok: l ,. lb ., Sluii»tlioll:— „ Id „ LiL»elQ«K'uiiuoero: 1 ., rnscrattnpreise: kiir äs» N»um einer xe»p»Iteneo Leile: 1 X^r. vnter „Linxeennät" Li« Leile: 3 Kxr. Erscheinen: riielicil, mit ^»>»»dn>s Ler Sonn vn<t p«i«rt»^*, ^benäs kür äen kolxenäen Verantwortlicher Rcdacteur: I. M. Hartmann. 18«8. rnseraienannahme aunwSrt«: L»ix,I^: t». U«^»I>»1^»erIl«, 6owwi»lo»tr üe, vreiüner ^ournnlü; «i>soL»i.: N. Poo!.««, r'o»e; 8»wdur^-B4rUo- V>»o-I.,ix»j^-N»»«l-rr»llIlkurt »H.: N^isiKsrn» t Voauic«, Lorlio. O»oeiv»',e>>« Nnvkb , Uerinnri!»'» Sure»u, Kvvoreu ^Io»s«: Bremen: L Seill.o^v«; Bre»I»o: I.. 8^^«»««'« ^nnuneviiüurenii, Ni«L L p««v«v; Brnokknrt »H : 3lenl n'eell« liuellü.; Nöl»! itv. Ntl»««««, k»ri>: Il«v»s, Nvl.l i»:« Ltlo., (8, PI«oo Ls I« Uour»s); kr«^: I:'« puul-lon's Uuedb.; Vien: Xv. Oernniic. Herausgeber: Köaixl. klpoäition L«, Nreiäner Lonro»!«, Vreiüev, Ll»rien»tr«»eu Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 30. Octobcr. Se. Königliche Majestät kaben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der fiühcre Zollvcrcinsbevollmächtigte bei der Provinzial- Steuer - Dircction in Breslau, Geheime Finanzrath Albert Wilhelm Ludwig von Hake, den ihm von Sr. Majestät dem Könige von Preußen verliehenen Rothen Adler Orden zweiter Classe annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Uederslcht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Hannover. Frankfurt a. M. Rendsburg. Wien. Pesth. Paris. Florenz. Madrid. London. Riga. Bukarest. Belgrad.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Döbeln. Roßwein.) Ttatistik und Bolk-wirthschast. Eingesandte». Feuilleton. Inserate. TagrSkalender. viirsennach- richten. Ttltgrnphische Nachrichten Berlin, Donnerstag, 5. November, Nachmitt. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Abgeordneten hauses wurde v. Forckenbeck, und zwar mit 227 von 246 Stimwkn. wieder zum Präsidenten erwählt. Zum ersten Virepräsidenten wurde v. Köller, mit 173 vou 244, zum zweiten Bireprösidentrn v. Bennigsen, mit 161 von 222 Stimwrn, wiedergrwählt. Der Abg. Ioroby hat gestern srinen Austritt aus der Fort- jchrittssraction angezrigt. Die Freironservativen be absichtigen einen Antrag bezüglich der Redefreiheit einzubringen. (Bgl. unter „TageSgeschichte".) Wien, Mittwoch, 4. November, Abends. (Tel. d. Boh ) Im Hrrrrnhausr ist heute bei der zweiten Le sung des WehrgesrtztS der dir HeereSkeiegSstärke nor- mirrnde 8 1l noch dem Wortlaute drr ersten Lesung mit „8WM0" angenommen und sodann die Gesetz vorlage bis 8 21 mit unwesentlichen Amendement» erledigt worden. Im Abgrordnrtenhause wurde bei Berathung des Ausnahmegesetze» 8 l dessrlbrn nach Ablehnung aller Amendement» mit 96 gegen 55 Stimmen nach dem Ausschußantrage angenommen und in der Spreial- drrathung auch die 88 2 —9 genehmigt. Pari», Donnerstag, 5. November. (W. T. B.) TaS Bulletin des „Moniteur" schließt sein Rrsumt' der prrnßijchin Thronrede mit der wörtlichen Repro duktion des Schlußsatzes derselben. Der „Canstitutionnel" conflatirt den friedlichen vharalter der preußischen Thronrede. Madrid, Mittwoch, 4. November. (W. T. B.) Durch ein Zerret der provisorischen Regierung werden sämmtliche Maßregeln, welche durch die Junten in Be zug aus die Notare, öffentlichen Ankläger und Ge- richldschreiber bei den Tribunalen verfügt worden warrn, wieder aufgehoben. Konstantinopel, Mittwoch, 4. November. (W. T. B.) Die Pforte hat die provisorische Regierung von Spanien anerkannt. New-Park, Mittwoch, 4. November, Morgens. (W. T. B. per atlantisches Kabel.) In hiesiger Stadt hat Seymour eine Majorität von voraussichtlich 50,900 Stimmen erhalten. Die Berichte aus Washington stellen die Wahl Grant'S außer Zweifel. Washington, Mittwoch, 4. November. (W. T. B. per atlantisches Kabel.) Dem Resultat der Wah- FeniUeton. K. Hosthrater. Mittwoch, 4. November, ging end lich nach mehrfacher und wieder vertagter Vorbereitung Aubcr's komische Oper „Fra Diavolv" neu cinstu- dirt in Scene. Sie wurde etwa seit l2 Jahren hier nicht gegeben. Ein geistreicher Text mit genialer Musik, wie diese Oper, sollte nie so lange dem Repertoire ent zogen bleiben; sic ist nächst dem „Manrcr und Schlosser" im komischen Genre die liebenswürdigste Schöpfung des fruchtbaren Meisters Auber. Aber es fehlte nur bis her ein Darsteller für die Titelrolle. „Fra Diavolv" mit seiner sprühenden Fülle frisch lebensvoller, spiri tueller, reizender und fließender Melodien lehnt sich an jene beste Zeit der französischen komischen Oper an, wo in ihr noch ein wahres national-chcvalercskes Le- bensclement, eine originelle Charakteristik, eine natür lich dramatische Situationsmalcrci und eine feine, gra ziöse Gefühlscoketterie vorherrschend walteten: wo der freie, eigcnthümliche Zauber geistvoller Erfindung noch nicht von der VerstandeSspeculation und ihren raffi- nirten Effecten und ebensowenig von den Lorettenwri- sen des Bal-Mabille verdrängt war. Und dazu kommt, daß man in Hra Diavolo's Hei- math dafür Sorge trägt, das Süjct der Oper stets neu, wir aus der Gegenwart geschöpft erscheinen zu lassen. Herr Labatt gab den Fra Diavolv. Man wünschte seiner Stimme mehr Kraft und statt der etwa- gepreßten eine freiere, abgerundetere Tonbildung, seiner musikalisch löblichen Gcsangsbildung manche Vervollkommnung, namentlich auch hinsichtlich beweglicher Ansprache und der Ausführung von Verzierungen, die noch unge lenk und incorrect ausfallen. Aber Herrn Labatt's Vortrag bekundet eine intelligente, begeistigte Auffas- len zufolge ist die Wahl Grant'S zum Präsidenten mit großer Majorität als gesichert anzusehen.*) *) Ein vom „T. B. f. N." am 1. November AbcndS nack Dresden gesandtes, aus New-Kork vom 4. Noobr. Morgens datirleS Telegramm, welches nach Angabe eines hiesigen Local blattes meldet, daß die Eandidaten der republikanischen Partei, und zwar General Grant zum Präsidenten und Colfax zum Vicepräsidenten, „gewäblt sind", beruht wohl aus einer un richtigen Lesart der betreffenden Kabeldepcsche; denn am 4. No vember Morgens war die Wahl selbst jedenfalls noch nicht vollzogen, wie denn auch die iu der .B. B. Zig." heule vorlie genden neuern Telegramme deS „T. B. s. N" vom 4. Nr vember ausdrücklich sagen, daß bei Abgang derselben das Re sultat der Wahlen in mchrern Staaten noch zweifelhaft war. In der „B. B. Ztg." meldet übrigens das Telegramm des ,.T. B. f. N." vom 4. November Morgens, daß Colfax zum Präsidenten und Grant zum Vicepräsidenten gewühlt worden sei, welche Abweichung wohl nur aus einem Druckfehler beruht. D. Red. TageSgeschichte. * Berlin, 4. November. Heute Mittag 1 Uhr hat im weißen Saale des k. Schlosses die Eröffnung des Landtags durch Se. Majestät den König statt gefunden, nachdem vorher ein Gottesdienst in der Schloß- kapelle (für den Hof und die evangelischen Mitglieder) und in der St. Hedwigskirchc (für die katholischen Mitglieder) stattgefunden hatte. Die Eröffnungsfeier lichkeit fand in der gewöhnlichen Weise statt, und waren die Mitglieder der beiden Häuser bei derselben zahlreich anwesend; die Hofloge war leer, dagegen war das di plomatische EorpS fast vollständig zugegen. In Ver tretung des Ministerpräsidenten überreichte der Finanz minister v. d. Heydt Sr. Majestät die Thronrede (deren Wortlaut bereits im gestrigen Blatte telegraphisch mit- gctheilt worden ist), deren Vorlesung die Versammlung mit großer Spannung folgte. Nach Beendigung der Eröffnungsfeierlichkeit hielten beide Häuser Plenar sitzungen ab. — Im Herren Hause wurde heute bei Anwesenheit von 75 Mitgliedern bereits die Präsiden tenwahl vollzogen, und ist dabei, wie zu erwarten war, das bisherige Präsidium fast mit Einstimmigkeit wic- dcrgewählt worden, nämlich Graf Eberhard zu Stol berg-Wernigerode zum Präsidenten, Herr v. Franckcn- berg-Ludwigsdorsf zum ersten und Graf Brühl zum zweiten Vicepräsidenten. Auch erfolgte noch die Wahl der Schriftführer und die Verloosung der Mitglieder in die Abteilungen, so daß das Haus morgen bereits, vollständig constituirt, Regierungsvorlagen cntgcgcn- nehmcn kann.— Im Abgeordnctcnhausc, wo 213 Abgeordnete cingetretcn sind, eröffnete der bisherige Präsident, Herr v. Forckenbeck, die Sitzung mit einer kurzen Ansprache, worauf ein Schreiben des Staats- ministcriums zum Vortrag kam, des Inhalts, daß nach einer Benachrichtigung des Herrn Bundeskanzlers der selbe in Betracht der inzwischen eingetretenen Porto- crmäßigung und der starken finanziellen Ausfälle der Postvcrwaltung, sowie des Umstandes, daß u keinem der zum Nvrdveutschen Bunde gehörigen Staaten den Mitgliedern der legislativen Körperschaften die Porto freiheit zustcht, außer Stande sei, für die bevorstehende Session für andere Sendungen, als Briefe und Actcn- sendungcn, welche in Angelegenheiten des Landtags an und von den Präsidien der beiden Häuser des Land tags abgesendet werden, die Portofrcihcit cintrcten zu lassen. (Wie dem Schreiben am Schlüsse bcigcfügt ist, wird auch bei den Mitgliedern des Reichstags dasselbe in Anwendung kommen.) Sodann erfolgt noch die Verloosung in die Abthcilungcn und morgen findet die Präsidentenwahl statt. — Interessant ist cs, wie sich die heute ausgegcbenc „Prov.-Corresp." über die Thronrede und die Aufgaben des Landtags ausspricht. Dieselbe schreibt: „Die neue Landtagsscssion ist vou dem Könige mit dem Ausdruck fester Friedcnszuvcrsicht eröffnet worden: diese unumwundene Aussprache unscrs Königs wird dazu beitragen, die Nebel zu zerstreuen, welche jüngst wieder durch unklare politische Kund gebungen verbreitet worden waren. Der Landtag wird denn in der Thal mit voller Zuversicht „an seine Frie- dcnsarbcit" gehen können. Die nächste und dringendste sung, besitzt Verve, entwickelt dramatisches Leben nnd charakteristische Färbung. Diese Eigenschaften wnrocn durch ein talentvolles Spiel gehoben, das sich durch elegante Tournürc, natürliche, gewandte Bewegung und gebildeten Geschmack auszeichncte; nur könnte der Räubcrhauptmann vom Marquis noch charakteristischer in seinem Wesen geschieden werden. Des Sängers noch unfertige Beherrschung der deutschen Sprache — die er dennoch im Dialog gut behandelte — bedarf keiner Entschuldigung und bietet sogar den Vorthcil deut licherer Aussprache. Nach dieser Ausführung zu ur- theilcn, kann die Spielopcr an seinen Leistungen einen schätzbaren langcntbchrten Gewinn haben. Fräulein Hänisch gab die Zerline, die ihr etwas zu tief liegt, recht lobcnswcrth, leicht und anmuthig im Gesänge, einfach und dcccnt im Spiel. Aber etwas mehr ita lienisches Temperament statt weicher sentimentaler Fär bung wäre der Partie nöthig. Aubcr's Melodik ver langt spirituellere Schärfe der Rhythmik und Accen- tuation, so z. B. gleich in der ersten Romanze. Die Entdeckung des Gebührens der beiden Banditen in der letzten Scene muß hastiger, aufgeregter mitgethcilt wer den. Herr Schild — Lorenzo —, Fräulein Balda mus — Pamella — leisteten Vortreffliches: Hrn. Eich berger gelang die knrzwcilige Charakteristik des lang weiligen Engländers außerordentlich und frei von Uebcr- treibung, und die Herren Marchi on und Scaria zeichneten die beiden Banditen mit heiterster Lanne. Die sehr fleißig unter Leitung des Herrn Hoskapell- meisters Krebs einstudirtc Gesammtaufführung mit best möglicher Benutzung und Leistung der hiesigen Kräfte darf als eine höchst gelungene hcrvorgehoben werden und sei der regen Theilnahmc des Pudlicums empfohlen. Das Zusammenspiel ist belebt, die Jnscenirung gut; präcis, leicht und fein nüanctrt war die Ausführung Aufgabe wird die Verständigung über den Staatshaus halt für das Jahr 1869 sein. Die Thronrede bestätigt, daß die laufenden Einnahmen nach dem Voranschläge nicht ausrcichcn, um dic unvermeidlichen StaatsauS- gaben vollständig zu decken. Aber die Regierung hält diesen Mangel im preußischen Staatshaushalte nur für einen vorübergehenden; sie hofft, daß das Gleichgewicht zwischen den ordentlichen Iahrcseinnahmcn und Aus gaben durch die weitere Entwickelung der Verhältnisse im Norddeutschen Bunde und durch einen neuen Auf schwung von Handel nnd Verkehr in Kurzem wicder- hcraesteUt werde. Diesem Vertrauen werden dic Vor schläge entsprechen, welche sic dem Landtage zur Deck ung des diesjährigen AuSgabcbcdarfs machen wird. Dic Thronrede enthält hierüber noch keine ausdrückliche Andeutung; erst bei der unverwcilt zu erwartenden Vorlegung des Budgets wird der Finanzmiuister dic Aufklärungen über die Lage unsrer Finanzen im Zu sammenhänge geben. Man darf jedoch aus den Wor ten der Thronrede eine Bestätigung dafür entnehmen, daß cs dem eifrigen Bemühen der Regierung gelungen ist, durch möglichste Sparsamkeit in den Ausgaben und durch Zuhilfenahme noch vorhandener Bedürfnisse eine höhere Belastung der Bevölkerung mit Steuern zu ver meiden. Wenn hiernach die Deckung der diesmaligen Jahrcsausgabcn so schwierige Erwägnngcn nicht ver anlassen dürfte, wie noch jüngst angenommen wurde, so wird der Landtag seine Tbätigkeit nm so früher den wichtigen Aufgaben drr Gesetzgebung widmen können, welche die Staatsregierung für die gemeinsame Be- rathung vorbereitet hat. Die Thronrede hat nur eine geringe Zabl der Vorlagen, welche den Landtag erwar ten, näher bezeichnen können: im Ganzen werden mehr als 50 Gesetzentwürfe aus den verschiedenen Ministe rien zur Berathung gelangen, darunter eine erhebliche Anzahl von großer Bedeutung für das bürgerliche Leben und für dic Entwickelung der Staatsciurichtungen. Dem Landtage ist somit in der Tbat ein reiches Felo wichtiger und segensreicher Tbätigkeit eröffnet. Je mehr cs gelingt, auf den verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens den wirklichen Bedürfnissen des Volkes dnrch eine umsichtige und vorsorgliche Gesetz gebung Befriedigung zu verschaffen, um so sicherer wird die Theilnahmc der Bevölkerung an den Arbeiten der Landesvertrctung und an der Entwickelung des Ver- fassungslebcns sich in steigendem Maße bcthätigen." — Aus ciucm Artikel des halbefficiellcn Organs über dic Streitfrage in Betreff der parlamentarischen Rede freiheit geht hervor, daß dic Regierung dem Land tage die Initiative überlassen wird. Schließlich heißt cs: „Will die liberale Partei die Streitfrage endlich zu einer befriedigenden Erledigung bringen, so wird sic cs aufgeben müssen, ihre Auffassung des Art. 84 zur Geltung bringen zu wollen: cs bleibt kein anderer Weg, als der, welchen ein Theil der conscrvativcn Partei schon im vorigen Jahre zn betreten vorgcschla- gen hatte, nämlich die Abänderung des Art. 84 der Verfassung." — Der Bundeskanzler Gras v. Bismarck wird seinen Aufenthalt in Varzin, falls nicht die po litischen Verhältnisse seine Rückkehr früher erfordern, bis zum Ende dieses Monais ansdehnen. Es sind an diese Thatsache vielfach beunruhigende Gerüchte geknüpft worden; nach der „Prov.-Corresp." sind dieselben jedoch durchweg grnndlos. Dic längere Abwesenheit des Staats mannes ist nur aus dem Wunsche zu erklären, seiner Gesundheit, so lauge als es die Verhältnisse irgend gestatten, möglichst Schonung angedcihcn zu lassen. — Wie der „St.-A." meldet, haben über die kirchliche Re gelung der Stellnng des katholischen Feldpropstcs der Armee und den Modus für die Besetzung dieses Amtes längere Zeit Verhandlungen mit dem päpstlichen Stuhle staltgefundcn, welche vor Kurzem zu einem, die landesherrlichen Gerechtsame sichcrstellcnden Abschlusse gelangt sind. Nm die Stellung des Feldpropstcs in Beziehung ans die ihm nunmehr unmittelbar und ohne Dazwischenkunft eines andern Bischofs zustehcndeu kirch lichen Attributioncn richtig zn kennzeichnen, hat das Oberhaupt der katholischen Kirche dem dazu auscrsehcncn der Enscmblcsätzc, besonders discrct, sauber und pikant schattirt die Begleitung des Orchesters. C. Banck. Dre-den, 5. November. Der Vorübcrgang des Mercnrs vor der Sonncnschcibc konnte wegen ungün stiger Witterung hier nicht beobachtet werden. Nachdem gestern bei niedrigem Barometerstand, vcrhältnißmäßig warmer Temperatur und heftigem Sturm aus Südwcst der Himmel während des Tages fast ununterbrochen völlig bedeckt war, thciltcn sich am Abend dic Wolken und in der Umgebung des Zeniths trat dic Milchstraße deutlich hervor. Gegen Mitternacht verwandelte sich der Sturm in mäßig starken Wind und der Himmel erschien mit schäfchcnförmigen, aber tiefgehenden Schleicr- wolkcn überzogen, welche in schnellem Gange vor dem mattleuchtcndcn Monde vorübcrgetrieben wurden. Bei dem Durchgänge des Mondes durch den Meridian, um 3 Uhr 50 Min., erblickte man nahe um den bleichen Mond einen regenbogenfarbigen Hof. Zur Zeit des Sonnenaufganges, um 7 Uhr, erhob sich der Sturm von Neuem, und am südöstlichen Horizont waren Regen wolken bis zu beträchtlicher Höhe. Eine Theilung der Wolken in der Nähe des Sonnenstandes, gegen 9 Uhr, war schnell vorübergehend, dic Sonne kam nicht zum Vorschein, und bald daraus überzogen Regenwolken den ganzen Horizont, ein warmer Regen trat ein, mäßigte die Windstärke und währte bis nach dem Ende des Vorüberganges. Ur. A. Drechsler. 1 Literatur. „Des Sohnes Erziehung. Pä dagogische Briefe an eine Mutter. Von Ernst Böhme, Director einer Lehr- und Erttehungsanstalt in Dresden. Dresden. Verlag der BaL'schcn Buchhandlung (Otto Kubel). 1869." Genanntes Werkchen wird mancher jungen Mutter ein sehr willkommener Rathgeber sein, Geistlichen den Titel eines Bischofs in paelibu, beige- legt. In dem Verhältnisse des Feldpropstes, dem Staate gegenüber, ist dadurch eine Aendcrung nicht eingetreten. Gegenwärtig ist zum katholischen Feldpropst ernannt der bisherige Propst und Decan Namszanowski, welcher nach ersolgter Consecration als Bischof von Agatho- polis heute im Litznngssaalc des Cultusministcrinms vor dem Ministerialdirektor, wirkt, geh. Oberregierungs- rath vr. Krätzig, und dem Abtbcilungschcf im Kriegs ministerium, Oberstleutnant v. Hartmann, im Beisein einiger Räthe des Ministeriums der geistlichen rc. An gelegenheiten und der beiden hiesigen katholischen Mi- litärgeistlichen den vorgcschricbcnen Homagialeid abge leistet hat. Berlin, 4. November. (R.-Z.) Sc. Majestät der König hatte heute Nachmittag 2 Uhr eine Unterredung mit dem Gesandten in Konstantinopel, Grafen Bras st er de St. Simon, welcher sich verabschiedete und Abends die Rückreise ans seinen Posten antrat. — Der Gesandte in Wien, Baron v. Werther, kehrt am Freitag auf seinen Posten zurück. — Die „N. Pr. Z." sagt in ihrem Berichte über die St. Hubertusjagd im Grunewald: Diesmal war es eine brillante Jagd, fortdauernd in schärfster Ganh- art. Nach ungefähr einer halben Stunde batten die Hunde den Keiler gedeckt, Herr v. Treskow vom 1. Garderegimcnt zu Fuß denselben ausgchobcn (d. h. ihn an den Hinterbeinen aufgehoben und dadurch unfähig gemacht, sich vom Flecke zu bewegen) und Se. Majestät der König den Keiler, ein starkes Schwein, abgefangen. Hannover, 2. November. (F.J.) Im Provinzial landtag kam heute dic Verfügung des Cultusmini- sters wegen Einführung des Flügge'schen Lesebuchs in den Volksschulen zur Verhandlung. Anlaß dazu boten zahlreiche Petitionen gegen dieses Lesebuch. Man beschloß einstimmig, der Regierung dic fi «glichen Pe titionen zur Berücksichtigung zu übersenden und sie dabei zu ersuchen, daß sic die Zurücknahme der Ver fügung des Cultnsministers bewirken möge. Nach einer Mittheilnng des Landtagsmarschalls soll der Pro vinziallandtag am Freitag geschlossen werden. Frankfurt a. M., 3. November. Nach dem hiesigen „Tageblatt" hat Se. Majestät der König zur Re stauration des hiesigen Domes ein Geschenk von jährlich 20,OM Fl. aus lO Jahre von 1869 ab mit der Maßgabe bewilligt, daß der Bauplan noch näher festzustcllcn und die Ucbcrwcisung der einzelnen Jahres raten davon abhängig bleibt, daß für jedes Jahr der Bauperiodc vorab ein gleich hoher Beitrag von dem Dombauvereine anderweit beschafft nnd zur Verfügung gestellt wird. * Rendsburg, 4. November. (Tel.) Im Provin- ziallandtagc wurde heute eine größere Anzahl Pe titionen in dänischer Sprache, betreffend dic nach Däne mark ausgewandertcn Nordschlcswigcr, durch Lassen überreicht. Bei der Vorbcrathung des Gesetzentwurfs, die Aushebung des Jagdrcchls betreffend, sprach sich bei lebhafter Debatte die Mehrzahl der Redner für eine vollständige Entschädigung aus. 1* Wien, 3. November. Heute haben beide Häuser des Rcichsraths Sitzungen abgchaltcn. Im Herren- hause brachte der Präsident zur Anzeige, daß folgende Mitglieder ihre Mandate als Mitglieder der cislei- thanischen Delegation nicdcrlegcn: Cardinal Nanscher (wegen dringender Amtsgeschäfte), Graf Anton Auers perg, Fürst Hohenlohe, Graf Chotek, Graf Mercandin, Baron Lichtcnfcls, Graf Gocs, Feldzengmcistcr Mertens und Fcldzcugmcister Hauslab. Graf Lodron entschul digt sich, krankheitshalber nicht nach Pesth gehen zu können und ersucht um zcittvciligc Einberufung seines Ersatzmannes; ebenso drückt Erzbischof Litwinowicz in einer Zuschrift sein Bedauern aus, krankheitshalber von den Sitzungen des Herrenhauses und, was ihm „besonders schmerzlich", von den Delegationen fern bleiben zu müssen. Schließlich legt der Fürst Colloredo ohne jede Motivirung sein Delcgirtenmandat nieder. — Zur Tagesordnung übcrgcgangcn, wird zunächst das Rccrutcngcsetz (Referent Graf Wickenburg) in zweiter denn es ist ja eine bekannte Lhatsachc, daß den meisten Müttern die Vorbildung zn ihrem Berufe fehlt. Nun ist zwar die Literatur an Erzichungsschriftcn reich ge nug, aber dieselben sind thcils zu umfänglich und wis senschaftlich gehalten, theils wohl auch zu schwerfällig geschrieben, als daß sie von Fraucn fleißig benutzt würden. Herr Böhme hat sein Thema von der prak tischen Seite angcfaßt und, ohne an eine systematische Darlegung sich zu binden, ins volle Leben hinein ge griffen. Er schöpft aus der Erfahrung nnd veranschau licht die Erzichungsprincipien an Beispielen aus dem Leben, wodurch den Schilderungen eine besondere Frische verliehen worden ist, und was der Verfasser z. B. über Kindermädchen, Spielsachen, Tugenden und Untugenden, Lob und Tadel und ähnliche Thcmata sagt, wird sicher auf allgemeine Beiftimmung rechnen dürfen. Sind es auch zum größten Theil bekannte Wahrheiten, die hier erläutert werden, so können dieselben doch für den Kreis, für welchen das Büchlein bestimmt ist, nicht oft und eindringlich genug wiederholt werden. Noch sei bemerkt, daß Böhme's pädagogische Briefe sich durch Kürze und sehr gefällige Form auszcichnen und daß der volle Ertrag derselben für die Zwecke des „Albert vereins" bestimmt ist. * Julius Schulhoff hat Dresden wieder verlassen, um in Paris seinen gewöhnlichen Winteraufenthalt zu nehmen. Am 24. October ist in Innsbruck die Büste de- Dichters Hermann v. Gilm, welche an dessen Ge burtshaus ausgestellt wurde, feierlich enthüllt worden. * Emanuel Geibel's „Gedichte und Gedenkblätter" finden eine sehr warme Aufnahme; nach verhältniß- mäßig kurzer Zeit ist bereits eine fünfte Auslage nöthig geworden.
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