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.M S8. Weißeritz-Zeitung 14. December 1869. Preis pro Quartal 1V Ngr. . Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Dienstag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch allePost« anstalten. Amts- vud Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /raueusteiv. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 13. December. Der Ge burtstag Sr. Maj. des Königs wurde gestern bei uns durch eine Reveille des Stadtmusikchors, und Abends durch ein Vocal- und Instrumental - Concert auf hiesigem Rathhause festlich begangen. Auffällig war es, daß bei der Reveille von den zur Begleitung des Musikchors commandirten Schützen nur zwei er schienen waren, so daß, da die Erschienenen vom Kom mandanten wieder entlassen wurden, diesmal der Um- zug* *des Musikchors ohne die übliche Begleitung Seiten des uniformirten Schützenchors stattfinden mußte. — Bei dem Concert waren nur die Vocalsätze vou Be deutung, und zeichneten sich unter diesen die von Fräul. Tronicke vorgetragene „Adelaide" von Beethoven, sowie der Mendelsohn'sche Chor: „Und frische Nahrung, neues Blut," endlich ein vom Herrn Cantor Hellriegel componirtes Festlied: „Vater in des Himmels Höh'n," nicht minder aber ein Damenchor: „Nymphengesang am Rhein" von Dorn aus. Bei dem Concert wurde vom Herrn Gerichtsamtmann Drewitz ein Hoch auf Se. Maj. ausgebracht, wie auch Herr Stadtgutsbesitzer Müller allen „würdigen Männern" ein Hoch weihte. — Im Militärverein hat, wie wir hören, gleich falls eine entsprechende Feier des königlichen Geburts tages stattgefunden. — Erfreulich ist es, daß auch in diesem Jahre es noch zur Errichtung eines Weihnachtsbazars gekommen ist. Hr. Schönherr bietet im Gasthof „zum Stern" eine reiche Auswahl netter und preiswürdiger Artikel in geschmackvoller Zusammenstellung, und wir wollen deshalb nicht verfehlen, zum Besuche dieser Weihnachtsausstellung ganz besonders aufzufordern. Ebenso bietet das Kurzwaaren-Geschäft von Kunert am Oberthorplatz eine recht gute Gelegenheit, kleinere und größere Geschenke aus allen möglichen Branchen für Groß und Klein auszuwählen. Daß es auch in anderen Geschäften an dem besonders in der Weih nachtszeit erwünschten reicheren Assortiment nicht fehlt, ersehen die Leser unseres Blattes aus den zahlreichen Inseraten dieses Monats. Dippoldiswalde. Das in voriger Nr. bereits erwähnte Feuer in Mühlbach (am Abend des 8. Decbr.) hat 2 Bauergüter, 5 Gartennahrungen und 4 Wohngebäude mit allen Erntevorräthen vernichtet; wie es entstanden, ist zur Zeit noch nicht ermittelt. Für 22 obdachlos und arm gewordene Familien wird ein Aufruf zur Unterstützung erlassen, und befindet sich der selbe auch in dieser Nr. abgedruckt. — Am nämlichen Tage ist aus jetzt noch uner mittelte Weise in Schönfeld beim Gutsbesitzer Grumt ein Feuer entstanden, das dessen Wohnhaus, Seiten gebäude und Scheunen einäscherte. Zwar konnte (bis auf 4 Hühner, 1 Hahn und 1 Katze) das Vieh gerettet werden ; doch ist von den Erntevorräthen, Mobiliar rc. nichts geborgen worden. ° Rabenau, 12. Decbr. Am Dienstag, den 7, Decbr., ist beim Baue der hier zu errichtenden Stuhl baus abrik ein Unglück geschehen. Behufs der Wieder abtragung eines sog. Gurtbogens, der sich gesenkt hatte, war im Innern des Gebäudes (im 2. Stocke) ein Ge rüst errichtet, das zu schwach gewesen sein muß, denn es brach mit den darauf beschäftigten 11 Maurerge sellen zusammen, und wurden, von diesen 5 schwer be schädigt, die andern leichter. Von den ersteren wurde der Maurer Schwenke aus Dippoldiswalde besinnungs los vom Platze getragen und liegt derselbe noch dar nieder, wie mehrere Ändere. Eine Untersuchung gegen den Dresdner Maurermeister, der das Gerüst erbaut, ist eingeleitet. * Dresden. (LandtagswocheH Die vergangene 11. Landtagswoche hat durch den Antrag des Grafen Hohenthal in der ersten Kammer (s. vor. Nr.) ihr besonderes Gepräge erhalten. Daß unsere Regierung, wie auch die Mehrheit der zweiten Kammer, sich gegen den gräflichen Antrag erklären werden, gilt für gewiß, wie es denn in der That auch nicht einzusehen ist, welchen Schaden unser Volk bei einer Gleichstellung des Rechtes in seiner vollsten Ausdehnung erleiden könnte. Der Antrag harrt nunmehr in der 1. Deputation der ersten Kammer seiner eingehenden Vorberathung. Außer mit demselben beschäftigte sich diese Kammer in vier Sitzungen dieser Woche noch mit dem Gesetz über die Wegebaupflicht und mit dem Staatshaushalt. Die eigenthümliche Richtung der Kammer, die Beschlüsse der zweiten Kammer einfach abzulehnen, machte sich beson ders auch bei den Verhandlungen über die Eisenbahn ansätze geltend. Die zweite Kammer hatte z. B. die Regierung ersucht, die Gehalte der Lokomotivführer, Weichensteller rc. möglichst gut zu berechnen; allein die erste Kammer fand das unnöthig, da die Regierung schon das Nöthige thue. — Wenden wir uns nun zu den Arbeiten der zweiten Kammer, so war die erste Sitzung derselben, am 6., dem Gesetzentwurf betreffs der Aufhebung der Communalgarde gewidmet. Die Deputation hatte die einfache Aufhebung für genügend erachtet und die Kammer stimmte derselben bei, trotzdem Herr Staatsminister von Nostitz-Wallwitz erklärte, daß die Regierung nicht geglaubt habe, das Land ohne die von ihr beantragte Schutzwehr lassen zu dürfe». Er-