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Dresdner Journal : 23.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790823
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790823
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-23
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 23.08.1879
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O1S5 Sonnabend, den 23. August. 1879 l» L«»t,eL«» L-t-i»,: ^LkrlieN: . . IS zt^drlicd: « «arll S0kk. Llorslo« Xurnwern: 10?k taiisi-kLld dssdeut^kea ltsivi»«» tritt ?0üt- und 8temp«Iru»odI»8 dioru. Ia«er»1enprel^r kür dvn N»um «io«r ^v8pslt«Q«ll ?stitrvils 20 kl. Vater .viagsiLaät" di« L«ils 00 kk. ZresdnerAmmml. LrseNeli»»»» l'L^Iick mit Xusnakms dsr Form- und keiertL^e ^ksad« für den sollenden ^»8- Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. lnüpratenannaNmv »«„»Srtir ». Lrand»tetter, LomnunmonLr de» dresdner dourvitl«; N»wi>urU-N»rIia Vi«o l-eipiix Scilla l-rivkfmt ». H : Daa»e»v!te,n L VvAier, Lerlia Visu-Nxmdllrx- kr»x-l.»ipiiU-kr»»Ilknrt «. »I Aüaedon: Dud M»«,«,- L»rli»:§./ec>rr»c<:,/»>"it,</<-«</,Lremvu:F^'c/,/atte,- Lr«»lL«: D XtanAen'« ttiirviui; Cksmaili F > . kr«alrkurt « L.: D u. ./ k-'. ^/errma»»- sekv lineiiknndlun^; Vorlitr: <»V N»oitov»r: 6. ?»ri« 8«rUll-rr»uIcfurt « H Slvlt^Lrt: Daube L va. S«m»durs- D ^1d. Steiuer. N v r a » 8 x v d e r: Niinissl. Expedition de» itresdner domm»t», llrexdev, Xvins?er»tru»»e Xo. 20. Amtlicher Theil. Mit allerhöchster Genehmigung ist der vormalige Hofapotheker Fischer hier unter Verleihung de» Dienst- prädicate» al» Medicinalassessor zum ordentlichen Mit- gliede de» LandeS-Medicinal-Collegium» ernannt worden. Nichtamtlicher Theil, u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. TageSgrschichte. Zur Orientfrage. (Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschast. GingesandteS. Feuilleton. Börsennachrichten. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 22. August. (Tel. d. DreSdn. Iourn.) Der Kaiser empfing gestern den Grafen Andrassy in einer mehr als einstündigen Audienz. (Vgl. unsere Wiener Correspondenz unter „TageSge- schichte.^ Die „Presse" meldet: Infolge eines vor längerer Zeit vom Kürsten BiSmarck an den Grafen Andrassy gerichteten Schreibens ist eine Begegnung beider Staatsmänner in Gastein wahrscheinlich, aber deshalb tritt kein Aufschub deS Rücktrittes oder ein Verbleiben Andrassy'S im Amte ein. Buda-Pest, Donnerstag, 21. August, Abends. (Corr.-Bur.) Der „Ellrnör" theilt mit, daß der Botschafter in London, Graf Karolyi, eS abge- lehnt habe, Minister deS Aeußern zu werden. Der „Pester Lloyd" berichtet: Die KrifiS im Ministerium deS Auswärtigen wird auf den Fort gang der Affaire von Novi-Bazar ganz ohne Ein fluß bleiben. Nur daS Votum der Commission wird entscheiden, ob, wann und wie der Einmarsch zu vollziehen sein wird. (Vgl. unsere Wiener Cor- responde z in der Rubrik„Zur Orientfrage".) Pat iS, Donnerstag, 21. August, Abends. (W. T. U.) Bei einem in der Präfektur zu Laon gestern s attgehabten Diner hielt der ConseilSprä- fident Waddington eine längere Rede. Waddington sprach sich für die Rechte deS StaateS in der UncerrichtSfrage auS, hob zugleich aber hervor, daß die Regierung fest entschlossen sei, die Gewissens freiheit und die Freiheit deS Unterrichts zu respectiren und respectiren zu lassen. Durch die Ferry'schen Ge setzentwürfe würden diese Freiheiten nicht berührt; die Ferry'schen Gesetzentwürfe beschränkten sich darauf, die alten Rechte deS StaateS wieder herzustellen, und diese Rechte deS StaateS müßten in ihrer Integrität wieder hergestellt werden. Die Regierung sei entschlossen, die Ferry'schen Gesetzentwürfe vor den Kammern zu ver treten. Der Conseil-Präsident ging auch auf die Stellung der Regierung zu mehreren anderen Fragen ein und erklärte namentlich, die Amnestiefrage sei de finitiv geregelt; die Regierung werde sich jedem Ver suche, diese Frage wieder aufzunehmen, energisch wider setzen. WaS die Wahl Blanqm'S zum Deputirten an belange, so habe die Regierung diese Wahl für un gesetzlich gehalten, die Regierung sei auch jetzt noch der nämlichen Ansicht. In Bezug aus die innere Lage des Landes äußerte Waddington, daß sich, sofern nicht un- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Rafael-Ausstellung. Die im KunstauSstellungSraume auf der Brühl'- schen Terrasse kürzlich eröffnete Ausstellung der Werke Rafael Sanzio'S, »u welcher so eben auch der Katalog fertig geworden ist, verdient die wärmste Theilnahme aller gebildeten Kreise deS Publicum». Sie wurde, so wie bereit» manche ähnliche Gesammtrepräsentation eine» berühmten Meister», von der Ernst Arnold'schen Kunsthandlung (Adolf Gutbier) unternommen und fand in Anbetracht de» fchönen Zwecke» durch die General- direction der königl. Sammlungen und durch eine Reihe von Kunstfreunden eine frhr wefentliche Unterstützung. So verzeichnet denn der Katalog, welcher nach dem vorzüglichen Verzeichniß Ruland» von der Rafael- Sammlung in Windsor mit vieler Sorgfalt und will kommener Uebersichtlichkeit entworfen ist, 1376 Reprä sentationen durch Oelgemälde, Aquarelle, Farbendrucke, Kupferstiche und Photographien, die sämmtlich nach Rubri ken geordnet sind. So können die Freunde Rafael » durch Bildnisse, Darstellungen de» alten und neuen Testa mente», heilige Familien, Legenden au» dem Marien- leben und dem Leben anderer religiöser Gestalten, ferner au» den Fre»ken, den Loggien, den Tapeten, den Or namenten und Skulpturen, Zeichnungen und Skizzen aller Art die gewaltige Schöpsung«welt diefe» frucht- barsten und zugleich ideal geklärtesten aller Lieblinge der Musen in einer unvergleichlich günstigen Weise übersehen. erwartete ungünstige Zwischenfälle eintreten sollten, für daS kommende Jahr die Möglichkeit neuer und wich tiger Steuerermäßigungen annehmen ließe. Am Schluffe semer Rede hob Waddington hervor, daß der gegen wärtig herrschende Frieden ein vollständiger und ab soluter sei und daß Frankreich mit allen auswärtigen Mächten die freundschaftlichsten Beziehungen unterhalte. Paris, Freitag, 22. August. (Tel. d. DreSdn. Iourn.) Gestern fand im Garten deS PalaiS- royal ein großer Tumult Statt, weil mehrere Personen die „Marseillaise" verlangt hatten und diesem Verlangen nicht Folge gegeben wurde. ES wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. AuS Bordeaux wird gemeldet, daß daselbst eine große Feuersbrunst auSgebrochen ist, welche ein ganzes Stadtviertel bedroht. Rom, Donnerstag, 21. August, Abends. sW. T. B.) Die Meldung deS „Dintto", daß die Ver sammlung der Cardinäle von der Regierung die Rückgabe deS Pantheon zu fordern beschlossen habe, wird von dem Journal „Voce della Vrritü" mit dem Bemerken für unrichtig erklärt, daß sich daS Pantheon schon im vollen Besitz der kirchlichen Behörden befinde. ES bestätigt sich, daß Garibaldi nach Caprrra zurückzukehren wünscht. Madrid, Donnerstag, 21. August, AbendS. (Corr.-Bur.) Der König ist heute zur Begegnung mit der Erzherzogin Marie Christine nach Arcachon abgerrist. London, Freitag, 22. August. (Tel. d. DreSdn- Iourn.) Die „TimeS" meldet, daß daö auf Ent lassung lautende Urtheil deS Kriegsgerichts über den Lieutenant Carey (welcher den Prinzen Louis Napoleon auf dem unglücklichen RecognoscirungSntte begleitet hatte) casfirt worden ist. Lieutenant Ca rey wird freigelassen und behält seinen bisherigen Rang bei. Odessa, Donnerstag, 21. August, Nachmittags. (W. T V) In dem Processe gegen die wegen po litischer Vergehen angeklagten 2U Personen ist daS vom hiesigen Kriegsgericht gefällte (beretts gemeldete) Urtheil den Angeklagten heute publicirt worden. Der Generalgouvernrur hat bei einigen der zu Zwangsarbeit Lerurtheilten die Anzahl der ZwangS- arbeitSjahre, auf welche daS kriegsgerichtliche Ur theil lautete, herabgesetzt; gegen Tschubarow, Liso- gub und Davidenko soll morgen früh um 10 Uhr die erkannte Todesstrafe mittelst deS Stranges hier vollstreckt werden; gegen Wittenberg und Lo- govenko gelangt dieselbe in Nikolajew zur Voll streckung. Tagesgeschichte. Dresden, 22. August. Se. Majestät der König bezieht Sich heute Abend nach dem königl. Jagd schlösse Wermsdorf, um von dort aus dem Feldmanöver der Cavalleriedivision anzuwohnen. * Berlin, 20. August. Se. Majestät der Kaiser sieht, übereinstimmenden Meldungen zufolge, mit be sonderer Genugthuung auf seine diesjährigen Curer- folge zurück. Der Kaiser fühlt sich wohl und kräftiger, als seit langer Zeit, und auch die Schwierigkeiten, welche hier und da das Gehen verursacht haben, sind in der Abnahme begriffen. Umsomehr rathen die Aerzte dem Monarchen Schonung an, der jedoch dar auf dringt, allen seinen Obliegenheiten im vollen Um fange zu genügen, und nur schwer zu bewegen ist, die anstrengenden Truppenübungen einigermaßen einzu schränken. — Der Plan Ihrer kaiserl. und königl. Ho heit der Frau Kronprinzessin, mit dem I. Sep- Am innigsten und unmittelbarsten erschließt sich der Einblick in die empfindungStiefen, schönheittrunkenen Leistungen der Rafael'schen Seele und Hand durch die Handzeichnungen aus der Sammlung Sr. königl. Hoheit deS Prinzen Georg von Sachsen, sowie aus den Münchner und Dresdner Kupferstichcabineten und aus den Schätzen verschiedener Kunstfreunde, unter welchen Frau Grahl, Hr. Jole», Frhr. v. Biegeleben, Graf Peralta-Renaud Riesch angeführt werden. Wenn der Veranstalter im Vorwort seine» Kata log» den Wunsch kundgiebt, daS Ensemble sämmtlicher Reproductionen wegen seiner vorzüglichen Vollständig keit gern al» ein untrennbar Ganze» käuflich überlasten zu wollen, so würde dadurch zugleich ein kunstgeschicht- lich nützlicher Zweck erfüllt werden können. Allerdings ist e» nicht eben leicht, einen solchen Erwerb zu reali- siren, da fast alle hierbei in Frage kommenden Samm lungen oder Institute bereit- viele einzelne dieser Blätter besitzen. Uebrr keinen Künstler der Welt ist so viel nnd so viel Gute» geschrieben worden, wie über Rafael; fchon einige seiner Zeitgenossen fingen damit an, und die unsrigen setzen e» mit Eifer und nach mehr und mehr geklärten historischen Untersuchungen fort. Unter den bedeutendsten von ihnen hat erst Hermann Hettner in allerletzter Zeit beheriigentwerthe Worte über da» Schaffen de» großen Urbinaten gesprochen und zwar in seinem danken-werthen Buche .Italienische Stu dien, zur Geschichte der Renaissance". Er legt hier, reich au»grrüstet mit den Ergebnissen de« Zett- und Eulturstudium», neue Visirlinien an die künstlerische und kulturgeschichtliche Erscheinung Rafael'» an und tember eine längere Reise anzutreten, ist nicht aufge geben, dagegen das Ziel derselben verändert worden. Die hohe Frau begiebt sich nämlich, laut der „K. Z.", nicht nach Gastein, sondern nach Triest; wie eS heißt, stände auch noch ein weiterer Ausflug nach Italien bevor, über dessen Umfang und Dauer noch weitere Bestimmungen zu erwarten sind. — Wie officiös ver lautet, sind in Betreff der Termine sür die Wahlen zum Abgeordnetenhause die Anordnungen da hin ergangen, daß die Wahlen der Wahlmänner am 30. September, die der Abgeordneten am 7. October stattfinden. Der Tag des Zusammentritts für den Landtag ist noch nicht fest bestimmt. Er dürfte auf den 23. Oktober anberaumt werden. — Der Reichskanzler Fürst BiSmarck ist heute Nachmittags 1 Uhr zum Kurgebrauche in Gastein eingetroffen. — Die „N. Pr. Z." hört, daß Hr. v. Seydewitz die Geschäfte des Oberpräsidiums von Schlesien gegen Ende dieses Monats übernehmen und infolge dessen auch sein Mandat als Reichstagsabgeordneter nieder legen wird. Der erste Bicepräsident Frhr. v. Francken stein wird alsdann die Präsidialgeschäfte des Reichs tags führen. — Das dritte Kriegsgericht gegen den Capitän z. S. Grafen v. Monts wird am 22. d. zu sammentreten; dasselbe, anfänglich auf den 10. d. und dann aus den 20. d. angesetzt, hat ausgeschoben werden müssen, weil das Modell des „Großer Kurfürst" zur Information für die Mitglieder des Kriegsgerichts noch nicht fertig gestellt war. Nach der „N. Pr. Z." ist Präses des Kriegsgerichts der Generalmajor, Com- mandeur der 1. Gardeinsanteriebrigade und Comman- dant von Potsdam, Bronsart v. Schellendorf, und Mitglieder desselben von der Marine die Corvetten- capitäne v. Hippel, Valois, v. Pawelsz und Kuhn; die übrigen Mitglieder sind aus dem Osfiziercorps des Gardecorps commandirt. Referent desselben ist der Marineauditeur der Station der Nordsee, Hildebrandt. — Behufs Herstellung einer unmittelbaren telegraphischen Verbindung und zur Regelung des telegraphischen Verkehrs zwischen Deutschland und Norwegen ist ein Telegraphenübereinkommen, welches die vorbehal tene Genehmigung jetzt erlangt hat, abgeschlossen wor den. Dasselbe beruht auf folgenden Grundsätzen: Unmittelbare telegraphische Verbindung, Einführung des Worttarifs, Vereinfachung der Abrechnung. Das Generalpostamt hat unterm 14. d. Bestimmungen er lassen, welche von der Betriebseröffnung des deutsch norwegischen Kabels ab, über die noch eine Bekannt machung erfolgen wird, zur Geltung gelangen. Es wird nach diesem für das gewöhnliche Telegramm auf alle Entfernungen erhoben eine Grundtaxe von 0,40 M. und eine Worttaxe von 0,20 M. Hiernach regeln sich die anderen Depeschenkategorien. Vom Tage der Jn- betiiebsetzung des Kabels ab sollen sämmtliche De peschen nach und von Norwegen über Hamburg oder Berlin geleitet werden. Stuttgart, 20. August. (N. A. Z.) Wie bereits ge meldet wurde, endete die Verhandlung der Kammer der Abgeordneten über die hier im ganzen Lande leb haft besprochene Frage des Baueseiner neuen Kunst schule damit, daß man einem definitiven Entschluß auS dem Wege ging und sich nur dahin entschied, den Antrag, provisorische Ateliers an die Finanzcommission zu verweisen. Die Angelegenheit ist damit nicht, wie da und dort angenommen wurde, all oLleuäus grase»» vertagt worden; vielmehr ging der Commission vom Cultus- und Finanzministerium eine Note zu, wonach die Regierung den Vorschlag unterbreitet, den, übrigens längst genehmigten, Flügelanbau an die Kunstschule sofort auszuführen und denselben theils zu Sälen für die Kunstsammlungen, theilS zu Ateliers für die Kunst schule einzurichten. Außerdem bringt die Regierung noch die Errichtung eines besonderen provisorischen Ge bäudes in Vorschlag zum Zweck der Errichtung von kommt zu sachlich bedeutungsvollen Resultaten seiner tief einschneidenden UrtheilSkraft. Möge die Rafaelausstellung, auf die wir wohl später noch zurückkommen, einen recht zahlreichen Be such finden. Der Reinertrag ist einem edlen Zwecke, der Kasse deS sächsischen Künstlerunterstützungsvereins, gewidmet. O B. Eine Warschauer Skizze. Fritz Wern ick bringt in der neuen Folge seiner „Städtebilder" (Leipzig, Verlag von Edwin Schloemp) auch eine aussührliche Schilderung jener polnischen Hauptstadt und ihres Lebens, die insofern viel Be herzigung verdient, als sie nach unbefangener Anschau ung und ohne Vereingenommenheit gegen oder sür das nationale BevölkerungSelement geschrieben ist. Der Verfasser erzählt: Die Mischung seiner Bevölkerung macht Warschau zu einer der eigenthümllchsten und interessantesten Städte Europa». Vier Nationalitäten leben hier eng untereinander, jede mit einer gewissen Berechtigung kervortretend und bestimmend für daS geistige, gesell schaftliche und materielle Leden. Jede besitzt ihren eigenen LultuS, an dem der Mensch bekanntlich dort immer mit der größten Zähigkeit hängt, wo Anders gläubige ebenfalls energisch für ihre religiösen Ueber- zeugungen eintreten. Polen, Russen, Juden und Deutsche bilden, wenn vielleicht auch äußerlich oft geschieden oder gar feindlich einander gegenüber, die einflußreichsten und auf einander bestimmt gewiesenen Elemente de» heutigen Warschauer Leben». Es würden alle diese Erscheinungen sich sofort wesentlich verändern, wenn eine dieser BevölkerungSgruppen plötzlich au» demselben weiteren Atelier» sür die Kunstschule; der Kostenan schlag hierfür beträgt 25 000 M. 2. Wien, 21. August. Graf Andrassy ist heute Morgen aus Terebes hier eingetroffen und hat im Schrönbrunner Stöckel seinen Aufenthalt genommen. Unmittelbar nach der Ankunft des Grafen erfchien der Feldmarschall Erzherzog Albrecht, welcher eben von einem stattgehabten Manöver zurückritt, im Stöckelge bäude und stattete dem Minister einen längern Besuch ab. Im Laufe des Vormittags wurde Graf Andrassy von dem Kaiser in längerer Audienz empfangen. Wenn auch, wie natürlich, über diese Audienz nichts Authen tisches verlautet, so kann man doch annehmen, daß der Minister in derselben die durch die Lage gebotenen Vorträge und Vorschläge erstattet haben wird. Die Krone wird wohl die Bitte des Ministers um Ent hebung vom Dienste, so schwer ihr dies auch fallen mag, gewähren müssen, da der Entschluß des Grafen ein derart feststehender sein soll, daß von einem Ab gehen von demselben nahezu gar nicht die Rede sein kann. Paris, 20. August. Von den General- räthen erfährt man immer noch nicht viel Interes santes. In den Reden, mit welchen die Präsidenten die Saison eröffneten, wird meist die definitive Be festigung der republikanischen StaatSform gefeiert, so namentlich in der Rede des Ministers Cochery, welcher den Gedanken ausspricht, daß die Republik jetzt nichts mehr zu befürchten habe. Waddington, welcher auch dies Mal zum Präsidenten des Generalraths der Aisne gewählt worden ist, hat keine Rede gehalten. Er ist übrigens erst am Tage nach der Eröffnung der Session in Laon angekommen. Das „Journal des Dsbats" sieht in dem Ergebniß der Präsidentenwahl in den Generalräthen den Beweis dafür, daß die Re publik sich mit einer sozusagen mathematischen Regel mäßigkeit in Frankreich entwickle. „Die Zustimmung der großen Massen des allgemeinen Stimmrechts ist bei den allgemeinen Wahlen zur Deputirtenkammer mit einer unvergleichlichen Entschiedenheit zu Tage getreten; die Senatorenwahlen vom 5. Januar 1879 haben gezeigt, daß das beschränkte Stimmrecht ebenso viel Vertrauen zu den republikanischen Einrichtungen hat, als das allgemeine Stimmrecht hatte. Jetzt nun gesellen sich zu den Republikanern als Arbeiter der 11. Stunde auch Persönlichkeiten, die durch ihre so cialen Verhältnisse und durch das Mandat, wel ches sie von ihren Wählern erhalten haben, eine hervorragende Stellung einnehmen — vielleicht nicht ohne einige Zögerung, aber unwiderstehlich von der herrschenden Strömung fortgerissen." — Die Begeg nung des Königs von Spanien mit der Erzherzogin Marie Christine wird definitiv in Arcachon statt finden. Der König von Spanien wird übermorgen „im strengsten Jncognito" in dieser Badestadt eintreffen, wo sich die Prinzessin schon einige Zeit mit ihrer Mutter aufhält. Brüssel, 19. August. (Fr. Iourn.) Die gestern Abend projectirte socialistlsche Manifestation vor dem Justizministerium unterblieb, dagegen aber fand in dem „Schwanen" aus dem Rathhausplatz da» Protestmeeting gegen die von der SlcherheitSbe- hörde verfügte Ausweisung Johann Most'S und des l)r. Paul Brousfe unter zahlreicher Betheiligung Statt. Der Saal war gepfropft voll. Es mochten wohl an 500 bis 600 Personen sein, darunter auch eine An zahl Frauen. Daß unter der Zuhörerschaft viele Neu gierige, Indifferente und eine beträchtliche Zahl gehei mer Polizeiagenten sich befanden, versteht sich von selbst. Ein gewisser Bertrand, Excorrector einer radi- calen Buchdruckerei, präsidirte. Vor der Rednerbühne war ein rother Lappen angebracht, der als die rothe Fahne figurirte. Gesprochen wurde vlämiich und französisch. Das Ministerium wurde natürlich sehr scheiden sollte. Dieses Leben in seinen Tiefen zu durchdringen und zu erforschen, kann nicht das Re sultat schneller Eindrücke und Beobachtungen sein, selbst wenn wir selbstverständlich die politische Seite desselben aus dem Spiel lassen. Dazu würden besonders hier jahrelange Studien gehören, gestützt auf genaue Be kanntschaft in allen Sonderkreisen. Andererseits aber bringen gerade die Gegensätze, welche bier aus die Ge staltung des Lebens und seiner Erscheinungen ein wirken, so Vieles schnell an seine Oberfläche, daß wenigstens ein allgemeines Bild desselben nicht schwer zu gewinnen ist. Die Polen, die nicht allein den Untergrund de» hiesigen Cutturlebens bilden, sondern auch bis heute noch die hauptsächlichsten, wenn nicht die einzigen Trä ger desselben sind, werden hier zuerst in Betracht kom men. Wie bei den Franzosen, den Engländern, den Griechen, ist auch in Betreff der Polen da» Unheil, welches man in der Fremde, nach oberflächlicher Kennt- niß ihres Wesens fällt, ein ungünstigeres als verdient, wir lernen dieselben daheim besser kennen und würdi gen. Die liebenswürdigen äuß.ren Eigenschaften be stechen sofoN. Elegant und graziös, talentvoll und lebhaft, gastfrei und gefällig zeigt der gebildete Pole sich fast ausnahmslos. Die Schönheit der Frauen ist eine ruhige, klassische, ideale, aber die feine Structur der Glieder, daS lebhafte dunkle Auge, der durchsichtige Teint und eine angeborene Anmuth de» Wesen», wie sie anderSwo nur wirklicher Vornehmheit eigen zu sein pflegt, machen die Damen Warschau» ungemein an ziehend. Die Männer der besseren Gesellschaftsklassen zeichnen sich ebenfalls durch hohe Racenschönheit au», die kaum beeinträchtigt wird durch blutlose Wangen
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