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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 01.08.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060801023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906080102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906080102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-01
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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Sonn- und keirrtag« nur Marienitrade « von n bi« '/.l Ukr Die l wattig«Brund- ieile <ca s Silbeni 20 Ptg., An- kiindiaungk» aus der Drivalieite Keile s Psg.i dir 2ivattige Keile aui Teil- leite so Vlg.. als Emgeiandt Keile ko Pig. In Nummern nach Eona- und ffetertage» 1 ivaltige g>rund»eNe so Plg. oul Vrivatieite 40 Pfg. 2 wattige Keile aul Teitleite und als Eingesandt so Dig. Auswärtige Aui. träge nur gegen Borausbe»atllung. Belegdlätlcr kosten io Pfennige. Fernsprecher: Nr. U und 2VSS. Hauplgeschäsisftelle: Mariensir. 3S. 2/>ok e//»sa/>s Nr. 20V. S,je«I:^ Mit,voll,, 1. ,»,„g„st Neueste Drahtmel-nngeu vom 31. Juli. Zum Eisenbahnunglück bei Labnissiöre. Paris. Der Schnellzug Paris—Köln war im Augenblicke der Entgleisung in einer Fahrgeschwindigkeit von 60 Kilo metern. Die Spitze des Zuges war in den Abgrund gestaut. Der Heizer Wigot wurde auf der Stelle getötet. Der Mechaniker wagen-Gesellschoft, der sich in dem Zuge befand, folgende Dar stellung : Der Zug verließ Paris zur festgesetzten Stunde. Er bestand aus einem Post- und Gepäckwagen, einem Wagen der französischen Gesellschaft, einem Schlafwagen und zwei deutschen Wagen, die an der Spitze des Zuges waren. Die beiden Toten waren Belgier, beide waren verheiratet und wohnten in der Nähe von Lüttich. Nachdem der Zug Labiiissiöre verlassen hatte, nahm er seine normale Geschwindigkeit wieder auf. Die meisten Passa giere hatten sich schlafen gelegt, als Plötzlich der Zug mächtig er schüttert wurde und stehen blieb. Alles stürzte ans den Wagen. Untersuchungen, die an Ort und Stelle vorgenommen wurde», haben ergeben, daß das Attentat auf den Schnellzug seit längerer Zeit schon vorbereitet war. Bereits seit einiger Zeit waren auf der Strecke von Charlervi nach Thnin verdächtige Individuen aufgetancht: sie fühlten sich aber nicht sicher genug und verschwan den, um zwischen den Stationen Labuissivrc und Solle-sur-Sambre das Attentat anszuführen. Die Verbrecher hatten in Erfahrung gebracht, daß sich in dem Zuge Wertpapiere von über 2 Millionen Francs befanden nird hatten beabsichtigt, sich dieser Summe zu bemächtige». Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass schon vor zwei Jahren an derselben Stelle ein Attentat gegen einen Zug verübt wurde. Zur Lage in Russland. Petersburg. Die Verhandlungen, welche durch die Vermittlung des Ministers des Äeußeren Jswolsky mit den ge m äßsg ten F o rt s ch r i t tsp a rt c i e n über den Ein tritt von Mitgliedern derselben in das Kabinett geführt worden sind, sind der „Now. Wremja" zufolge erfolgreich beendet worden. Die Portefeuilles des Handels, der Justiz, der Volks bildung, des Ackerbaues und der Staalskontroile gehen in die Hände von Nichtbureaukraten über. Das Blatt nennt vor läufig folgende Namen: Gutschkow Handel, Lwosf-Saratow Ackerbau, Graf Heyden Staatskontrolle. Der Oberprokurator des Synods soll nicht mehr dem Kabinett angehören. Die end gültige Lösung der Mabinettsfrage werde heute erwartet. Jel i ssa w e t p ol. Nach einer fünftägigen Unterbrechung des. telegraphischen Verkehrs wird gemeldet, das; der Kampf zwischen Armeniern und Tartaren fortdauert. In Schuscha. wo viele Personen nms Leben gekommen sind, ist jetzt wieder Ruhe eingetreten. Die Behörden und die Vertreter der Stadt haben die Friedensvermittlungen cingcleitet. J.e kal er i n os low. Auf 15 Kohlengruben, die einer französischen Gesellschaft und der Gesellschaft Rutschcnkoss. Karpoff und Lidieff gehören, sind 6000 «A r b e i t e r in den Ausstand getreten. Der Generalgouverneur hat sich in das Ausstandsgebiet begeben. Auch sink, Truppen dorthin entsandt worden. Die Ursachen des Äusstandes sind wirtschaftlicher Natur. Swinemünde. Der Kaiser ist an Bord des Dampfers .-Hamburg", dem die Begleitschiffe „Leipzig" und „Sleipner" folgten, von der Nordlandsreise halb 10 Uhr vor mittags unter dem Salut der Festungsacschütze eingctrosfen. Dos zahlreich anwesende Publikum bereitete dem Kaiser stürmische Ovationen. Bozen. Bei Brixen ist der Verkehr aus der Süd- bahn infolge von W e i t e rs ch 5 d e n unterbrochen. Er Wird aber morgen wieder ausgenommen werden. Kopenhagen. Aus vollkommen sicherer Quelle erfährt „Nitzans Bureau", daß die von einigen deutschen Blättern ge- brachte Nachricht über ein Telegramm König Frede- riks an Frau Jessen absolut unwahr ist und jeder Be gründung entbehrt. Oertliches nnd Sächsisches. Dresden. 31. Juli. —* Ans SeiS wird berichtet, das; Se. Majestät der König den z. Z. mit seiner Familie in Seis weilende» preußischen Staatsminisler a. D. v. Schönstedt am 28. d. M. zu sich rin gelnde» hat. Am Sonntag besuchte König Friedrich August mit den Prinzcn-Söhne» und der Prinzessin Margarete vaS Hochamt in der Kirche zu Seis. Hiera» anschließend wurde ein Spaziergang unternommen. Dos Befinden der König!. Familie ist andauernd ein vorzügliches, und die Witterung läßt nichts zu wünschen übrig. —* Den, Pfarrer Erns in M utzschen wurde das Ritter kreuz 1. Klasse vom Alb rech tsorden verliehen. —* Ter Jahresbericht der Handelskammer Plauen auf das Jahr 1905 ist soeben erschienen. lieber die allgemeine Lage von Handel und Gewerbe heißt cs darin u. a.: „Das Jahr 1905 brachte der Industrie des Kammerbezirks eine kräftigere Fortsetzung des schon in den vorhergehenden Jahren begonnenen Aufschwunges, welche zwar, wie es bei der großen Verzweigung der Industrie des Kammcrbezirks zu erwarten war, nicht in allen Teilen der Industrie eintrat, rrage oer zur oen nammeroezirr ausscytagacvenven Lexrit- industrie hat sich gegenüber dem Vorjahre gehoben. Ins besondere war der Geschäftsgang in der im Kammerbczirk stark verbreiteten Wollindustrie befriedigend, so daß Belriebscin- schrcinkungen nur in einzelnen Fällen und auch da nur vor übergehend vorkamen. In vielen Zweigen der Wollindustrie war der Geschäftsgang sogar gut. Im einzelnen befriedigte Hagen ^Westfalen.) Amtliches Wahlergebnis. Bei der am 27. Juli stattgehabten Rcichstags-Ersah-Stichwahl sind insgesamt 40278 gültige Stimmen abgegeben worden. Davon entfielen auf Cuno, 1. Bürgermeister zu Hagen ssrcis. Volksp.j 21605^ auf König, Arbeitersekrctär zu Dortmund lSoz.) 18675 Stimmen. Elfterer ist somit gewählt. .. yrzahl . . seiner Zweige der Förderet nicht ganz, während insbesondere die Kammgarnspinnerei, die Spinnerei wollener Strickgarne, die meisten Zweige der Kammgarnweberest wie auch die Streich, garnspinnerei und die Fabrikation von Strcichgarnwaren gute, zum Teil sogar, wie die Kammgarnspinnerei, sehr gute Be schäftigung aufwiesen. Auch in der Lengenfclder Filztuchfabrika- tion, der Oelsnitzer und Ädorfer Teppichweberei und der Er zeugung von halbwollenen Waren herrschte im allgemeinen rege Beschäftigung, tvcnn auch z. B. in den Sommermonaten in der Oelsnitzer T< '" trat. 2 dustrien. . . ^ . .... von den Spinnereien, als ungünstig bezeichnet, da die Preise der Fertigfabrikate nicht in genügendem Maße dem Steigen ver Rohwoll- und der Garnpreise zu folgen vermochten, >o daß der Gewinn für die meisten dieser Industrien trotz der guten Beschäftigung nicht recht befriedigend war. Aehnlich, nur in folge der starken Schwankungen der Preise der Baumwolle, noch mehr durch spekulative Momente beunruhigt, war die Lage der Baumwollindnstrie. Auch in dieser war die Beschäftigung in vielen Zweigen befriedigend, in manchen aber, wie in der Viaognespinncrci, der Weberei von Tüll, von Spitzen und von Tüilaardinen, und im ganzen auch in der Buntweberei und der Färberei und Appretur von Baumwollwaren, gut. Der Gewinn war jedoch mit Ausnahme einiger Spezialuidustrien, wie der Tüllweberei, in allen Zweigen der Baumwoll-Jndustrie, soweit sie nicht, wie z. B. die Strickaarnspinnerei, durch Preis vereinbarungen geschützt waren, unbefriedigend, da die Preise der Waren mit den Preisbewegungen der Rohbaumwolle nicht in Einklang zu bringen waren. Für die im Kammerbczirk weitverbreitete Stickerei baumwollener Spitzen war das Be richtsjahr wenigstens in der ersten Hälfte ungünstig, da die hohen Kosten der Musterung und der scharfe Wettbewerb den Gewinn beeinträchtigten. Ter Umsatz dürfte sich allerdings in folge des Steigens der Preise für Tüll und Wollstoff dem Werte nach vergrößert haben. Gegen Ende des Jahres trat in den Preisen eine Besserung ein. Der Geschäftsgang in seidenen Spitzen war befriedigend, in fast allen übrigen Pro dukten der^Maschinen- und Handstickerei günstig. Insbesondere war die Stickerei auf Kambrik, auch mittelst der Schifschen- maschine, gut beschäftigt. Besonders bedeutsam war im Be- richtsjahre oie Stickerei von Roben, Blusen usw. Ebenso war der Absatz von Haiidspachtelartikeln, sowie von tamburicrten Spachtclwaren, wie Gardinen, Deckchcn usw., gut. Auch noch Renaissancegardincn herrschte rege Nachfrage. In der Eibcn- slockcr Besatzbuntstickerci war der Geschäftsgang befriedigend, während die dortige Perl- und Flitternäberei nur teilweise gut beschäftigt war. Die Lage der Spitzenklöppclci war innerhalb des ihr noch verbliebenen Umfanges zufriedenstellend. Der Absatz der Wäschc^Jndnstrie hielt sich aus der Höhe des Vor jahres. Die Preisbildung war auch in diesem Geschäftszweige nicht günstig. In der Korsett-Industrie herrschte rege Beschäs. tignng. trotzdem wurden infolge von Uebcrvroduktion nur nie- driac Preise erzielt. — Günstiger als in den Vorjahren war auch die Lage der Eisen-Industrie. In ihr und in den eisenverarbeitenden Industrien ist der Aufschwung im Be richtsjahre am stärksten zum Ausdruck gekommen, obwohl sich die Klagen über zu hohen Preisstand des Roheisens und den dadurch verursachten niedrigen Gewinn auch in der Eisen - Industrie fanden. Allerdings war der einzige Hochofen des Bezirkes noch immer außer Betrieb, aber es konnte die Produktion sowohl von Schweiß- eiscn und Flnßeisen, wie auch die der Gießereien zweiter Hand erheblich gesteigert werden, sodaß die Werke wohl ausnahmslos volle Beschäftigung hatten und in vielen namentlich Ende des Jahres ein sehr lebhafter Geschäftsgang herrschte, welcher Ueberstunden und Nachtschichten nötig machte. Die, , Preis gestaltung war infolge des Steigens des Roheisens freilich »och immer unbefriedigend, wenn es auch namentlich im letzten Vierteljahre gelang, Preiserhöhungen durchzuführen. Aehnlich war auch die Lage des Kohlenbergbaues, wo ebenfalls die Besserung des allgemeinen Geschäftsganges.der Industrie eine erhöhte Nachfrage «bewirkte, ohne daß freilich erhebliche Preissteigerungen gelungen wären. Besonders nachteilig wirkt« auf den Kohlenbergbau der ungewöhnlich starke, die AnsnWuag der günstigen Konjunktur verhindernde Mangel an cmenien Güterwagen ein. Bon den Eisen verarbeitenden Industrien wies die M a s chi n e n i n du stri e eine starke, allerdings.nicht olle Zweige gleichmäßig erfassende Besserung der Beschäftigung auf. Die Fabrikation von Blech- und Emaillewaren, sowie der sonstigen Metallwaren wies ebenfalls fast allgemein eme große Steigerung der Beschäftigung auf, die auch zu allerdings nicht genügenden und erst im letzten Viertel des Berichtsjahres ein- Iretenden Preiserhöhungen führte. Auch die Beschäftigung der chemischen Industrie hat sich gegen das Vorjahr ge bessert. Tie H ol z i nd ust rie hatte im ganzen «iiw genMende. in manchen Zweigen eine lebhafte Beschäftigung. Der Gewinn war auch in ihr durch den hohen Preis und die schwierige Be- außergcwvhntich guten Azalserveryattmssen, fast das ganze Jahr hindurch voll gearbeitet werden: trotzdem herrichte ine in solchen Fällen eintretende Uöberproduktion im Berichtsjahre infolge der starken Nachfrage der Pap p e n» und.Pap ier- viellcicht von einigen Handclsholzschleifcrcien, befriedigend. In der L e d c r i n d n st r i e belebte sich das Geschäft, sodaß kleine, die Preiserhöhung der Rohhäute allerdings nicht aufwiegende Preiserhöhungen dnrchgesetzt werden konnten. Ebenso war die Beschäftigung der Schuhwaren-Jndustrie, bei freilich nur un genügenden Preisen, gut. Das «Gleiche gilt von der Handschuh näherei, welche zufriedenstellend beschäftigt war. Die Fabrika tion von Perlmutter waren erzielte in der Beschäftigung infolge von Ausfällen im Export einen geringeren Umsatz als im Vorjahre. Immerhin war die Beschäftigung auch im Be richtsjahre gut. Der «Geschäftsgang in der Musik in st r u m c n t e n -I n d u st r i e war weniger befriedigend als im Vorjahre. Tie Beschäftigung war allerdings noch leidlich. Unsere eßbaren Pilze nnd deren Erkennung. Wenn der Juli zu Ende gegangen und der Aehrenschnitt beendet ist, wenn warme Tage und laue, taureiche Nächte ab wechseln, auch wähl eine kurze Regenperiode Wald und Wiesen erfrischt hat. dann beginnt allgemach das Heer der eßbaren Pilze zu erscheinen, von den giftigen Gesellen, die immer, und zwar stets zur Unzeit, draußen anzutreifen sind, ganz zu schweigen. Es kann nicht der Zweck dieser Zeilen sein, deren am meisten vorkommende Arten beschreiben zu wollen: sie so genau zu präzisieren, daß man sich erfolgreich vor ihnen schützen kann, dazu gehören schon sehr gute nnd treu ansgefnhrte Ab bildungen. Außerdem darf man nicht unberücksichtigt lassen, daß auch an sich unschädliche, sonst eßbare Pilze, schädlich wer den können, wenn ste, wie gewöhnlich, statt an offenen, freien Plätzen, wo sie hingchören, aufzukommen, an feuchten und dumpfigen Stellen erscheinen und hier eingcsammelt werden. Als allgemeine «Regel gilt es, daß Pilze als aiftverdächtig nicht genoffen werden dürfen, die jauchig erscheinen, beim Durchschneiden schnell ihre Farbe verändern, namentlich blau anlauf« n, beim Zerbrechen einen milchigen Saft aussickern lassen, die unangenehm riechen, scharf oder widerlich schmecken, grelle, namentlich blaugrün« oder dnnkclblutrote Farbe, sowie eine klebrige Oberhaut haben nnd von Insektenlarven und Würmern durchbohrt sind. Man hat sich bemüht, bestimmte Kennmerkmale aufzustellen und sie als Regeln für oie Küche zu bezeichnen. Aber alle diese im Volke herrichendcn Küchenregeln versagen nur zu oft. Der giftige Fliegenschwamm z. B. und der Knollenblätter schwamm haben durchaus keinen unangenehmen Geruch, bei ihnen liegt dos Kennzeichen der Giftigkeit in der Farbe des mit grauen Warzen besäten Oberhauptes, sie schmecken auch, wie der giftige Blutpilz, so lange er jung ist, keineswegs wider- sich, sondern im Gegenteil süß« wie Haselnnßkern. Dagegen haben der Brätling, der Eierpilz und der unschädliche Reizker, der beim Zerschneiden ouSsieht wie eine frisch geschabte Möhre, «inen scharfen und brennenden Geschmack und sind doch sämt lich eßbar und geschacht. Lustige, sonnige Plätze liebt der giftige Flieaenschwamvi. während der eßbare Champignon und die eß bare Spitzmorchel am liebsten im Schatten alter Kiefern und Fichten wachsen. Also auch hier wieder ein Widerspruch in der landläufigen Anschauung. Am wenigsten stichhaltig ist aber der Beweis, daß eine geschälte weiße Zwiebel oder ein silberner Teelöffel schwärzlich anlaufen.sollen, sobald Giftschwämme mit im Topfe sind. Es zeigte sich an beiden nicht das geringste Merkmal einer Veränderung, obgleich absichtlich giftige Flicgenschwämmc unter die guten Pilze getan worden waren. Welches sind nun aber die Pilze, die man in unserer Gegend, sei es an nnd ans grünen Wiesen, üm Schatten der Fichten und Tannen des Waldes und aus dem Sande der «Heide als gut und eßbar einsammeln soll? Da ist es vor allem der Champignon. Er kommt bei warmer, feuchter Luft im August und September ans «Weideplätzen und besonders auf Stellen, wo Pfcrdemist gelegen hat, rasch hervor, hat aber dafür auch die unangenehme Gewohnheit, schnell wieder zu zerstießen. So fand ich, ohne auf das Pilzesuchen ausgcgangcn zu sein, auf dem Wege vom Reiterübungsplatz an der Königsbrückcr «Straße bis nach Klotzsche im -Straßengraben eines Tages so viel Champignons, daß ich sie kaum fortzubringen wußte. Auf dem Artillerie-Exerzierplätze in Freibcrg gab cs deren in schwerer Menge: sie fielen gewöhnlich dem Herrn «Feldwebel zur Beute, der sich an den Hebungen weniger beteiligte, sondern sich die Zeit damit vertrieb, die Pilze mit dem Sabel ausqu- tcchen und unter Assistenz zweier Kanoniere in «in Säckchen ämmeln zu lassen — für die Frau Feldwebels». So «M es auch in der Nähe der Hosewiele und um Moritzburg herum, wo die Königlichen Gestütpserde gehen, viel Champignons. Der Pilz kommt in Gestalt einer Kugel aus der Erde, die sich bald auseinanderbrcitet, «Macht nnd dann den weißen Stiel erkennen läßt. Ist er entfaltet, so sind die Blätter der Unterseite rosen rot, bei älteren Exemplaren schwarzbraun, reichen ober n icht bis an den Stiel, der gleichmäßig dick, niemals hohl ist und in der Mitte weihe Ringe zeigt. Die Oberfläche ist tets trocken, weiß oder etwas rötlich oder bräunlich, glatt und stanzend. Diese Merkmale unterscheiden den «Champignon von »ein giftigen Bovist, der eine rauhe, lederartige Oberfläche hat. tiellos ist und beim Zerbrechen einen mehlartigen Staub von ich gibt, .der im Alter grün oder schwarz wird. Ist der Champignon älter als zwei Tage etwa, dann wird der Hut eil tellerförmig platt, die Blätter werden tiefschwarz und treten mehr hervor. Tann taugt der Pilz nichts mehr. An solch einem Exemplar, das am Userrand der Wesenitz stand und «ine Hntbreite von mindestens 20 Zentimeter hatte, mußte ich einst, schmerzlich berührt. Vorbeigehen. In Wäldern, besonders in Nadelwäldern, wo viel Heide steht, wächst gegen den Herbst hin der «R « iz kcr. Vor «inigen Jahren noch tonnte man ihn im Chcmsseegraben der Straße von den Waldhäusern über Griillenburg nach Naundorf und von Klingenbera nach Naundorf zu Tausenden finden. Seitdem man aber die Grabenböschnng „kunstgerecht" abgestochen hat. ist es damit so gut wie vorbei. Der orangegelbe Hut des Pilzes ist in der Mitte eingedrückt, .am Rande gewölbt, ist aber immer blässer in der Farbe als die Blätter, sleischia und «statt. Der Stiel ist kurz. dick, weis; .und derb, bald voll, bald hohl und gibt, wie die Blättchen, beim Zerschneiden einen safranforbigen Milchsaft von sich. Das ist der deutliche Unterschied gegen den giftigen oder Birkenreizkcr, der meist am Fuße dieser Äonmart wächst, einen weißen Milchsaft von sich gibt und dessen Hut schmutzig weiß, nach dem Rande hin filzig ist. Der Pfifferling, auch Eierschwamm oder Gäl - chen genannt, ist wohl icdem bekannt. Er ist «in Kind des Hochwaldes und wächst im August nnd September unter schatti gen Bäumen. Mit dem Alter verändert sich auch feine «Gestatt: anfangs hat er einen runden, dann gewölbten, endlich tristster- cricrpuzc, oer p o m m c r a n z e n g e i v aussieyl, erst gewölbt, dann niedergcdrückl. feinftlzig und am Rande regelmäßig ein- geschnitten oder gerollt ist. Seltener zu finden nnd weniger gesucht ist der Brätling, auch Mouceron genannt, der besonders dem Schöpsenbraten einen delikaten Geschmack ver- leiht. Er kommt aus Weideplätzen. Glaswänden, zwischen Gebüschen nach einem warmen Regen im Herbste truppweise hervor, und Fvar in Gestalt kleiner, runder, gelbbrauner Erbsen mit langem Stiele. Das Fleisch ist fest und von einem angenehmen.
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