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WmfferTagehlatt 44 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer TagkölaU- erscheine an ollen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Irci Haus, bei Postbcftellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstaltcn und Post boten, unsere Austräger u. . Geschäftsstelle, nehmen zu ßederZeitBestellungenent» BjucheNblatt fÜk üötlspruff U. Ulüsiesieitd gegen Im Falle höherer Gewalt,Krieg od. sonstiger - Betriebsstörungen besteht kein Anspruch, «ul Pikierung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung cingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Aeichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs- m. cm m tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit AMl WllsÜkUN Nk. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.10 Uhr. ' » Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Aabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 179 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 3. August 1933 AMO der ArbettsbeschaNllllg ist Vertrauens- Waffllüg. Es ist jetzt gerade ein Jahr her, als Deutschland im besonderen und die Welt im allgemeinen auf dem tiefsten Punkte ihres wirtschaftlichen Niederganges angekommen war; natürlich läßt sich das erst hinterher feststellen, während unmittelbar im August 1932 selbst jede Hoffnung auf eine Besserung oder zum mindesten auf ein Aufhören des weiteren Hinuntersinkens aufgegeben worden war. Wenn man doch von Hoffnungen sprach, so wurde das achselzuckend als eine Vermessenheit betrachtet. Jetzt, also hinterher, wissen wir, daß diese Wende in der Krisenentwicklung, die freilich immer noch kein unbedingtes Aufwärts herbeiführte, nicht so deutlich sicht bar wurde, daß die unmittelbar später versuchte „Jnitial- zündung" oder „Ankurbelung" der Wirtschaft von oben her nicht einen wirklichen Dauererfolg erreicht hat und er reichen konnte. Zwar ist, wie gesagt, zunächst ein gewisser Erfolg erzielt worden, doch ging schon in den Winter- monaten wieder viel von dem verloren, was erreicht, worden war. Um so deutlicher spürt man daher den Unterschied zwischen heute und damals. Daß sich besonders nach dem 1. Mai, dem „Tag der Arbeit", die besten und die stärksten Kräfte der nationalen Erneuerung auf das Gebiet der Arbeitsbeschaffung konzentrierten, "daß man mit äußerer und innerer Energie über die zahlreichen äußeren und inneren „Wenn" und „Aber" früherer skeptischer Zeiten hinwegging, ja hinwegsprang, war die recht eigentliche Ursache dafür, daß jene Energie nun nicht etwa bloß einzelne kleine Schichten der Wirtschaft in ent sprechende Bewegung setzte, sondern tief hinunter in alle Kreise der Wirtschaftenden gedrungen ist und dringen konnte. Man hatte sich jahrelang den Kopf oder vielmehr die viel zu vielen Köpfe über die Methoden, die Finanzierung und die Ziele der Arbeitsbeschaffung zer brochen und infolgedessen den Brei verdorben, noch ehe man ihn auf das Feuer gestellt hatte. An die Stelle des Zweifels, ja der Hoffnungslosigkeit von früher stellte sich erst auf leisen Sohlen, dann tapfer und zuversichtlicher austretend die Überzeugung ein, daß es nun doch vorwärtsgehe mit einer Arbeits beschaffung, die weit hinausging über das saisonübliche Maß. Hinzu kam die zweite Überzeugung, daß es auch, zwar langsam, aber doch sichtbar, mit der konjunktu rellen Beschäftigung in der Wirtschaft aufwärtsgehe. Man wollte, — und da war auch ein Weg zu sehen! Daß nun unter einer energiegeladenen Führung dieser Weg mit schnellen Schritten zurückgelegt wurde und zu Erfolgen führte, wie man sie in seinen kühnsten Träumen nicht geahnt hätte, hat nun einen Enthusiasmus hervor gerufen, der seinerseits wieder die feste Grundlage für die Arbeitsbeschaffung, nämlich das Vertrauen auf unsere weitere wirtschaftliche Entwicklung wie mit Bdtonklötzen verstärkt hat. Arbeitsbeschaffung ist Vertrauens schaffung und umgekehrt. Ist die Arbeitsbeschaffung nur etwas Äußerliches geblieben, etwas nur „Wirt schaftliches", dann stände sie auf schwankender Grund lage, die wohl kaum von Dauer sein würde. Was erst diese Grundlage festigt und auch für die kommende Zeit trag fähig macht, das sind Vertrauensklammern, die die mit der Arbeitsbeschaffung gelegten Grundsteine zu sammenhalten. Durch Arbeitsbeschaffung zur Vertrauensschasfung zu kommen, ist gewiß auch das Ziel des amerikanischen Strebens und Experimentierens. Ganz anders aber wie drüben sieht der Weg aus, der für Deutschland gewählt und vorgezeichnet worden ist. Nicht Wäh rungsentwertung und Spekulation, auch nicht eine planmäßige Zerstörung des Unternehmungsgeistes der Arbeitgeber durch staatliche Kontrolle bis in den letzten Winkel der Betriebe hinein, nicht planlose Kredit ausdehnung oder gewalttätige Preis- und Lohnregulie rung sind die Etappen unseres Weges, sondern das gerade Gegenteil von all diesem. Verzicht auf jedes Ex perimentieren — das steht über dem Eingang zu diesem Wege, während Roosevelt ja erklärt hat, er würde vor immer neuen Experimenten durchaus nicht zurück schrecken! Mi ß g k ü ck t e E x p e rimente führen abe; nur zu neuen, noch schwereren Vertrauenserschütterungeu, und darum könne« wir Deutsche hoffen, daß wir ruhigen Schritts, ohne hin und her zu springen, zu dem Ziele der Vertrauensschasfung als dem ersten Haltepunkt gelangen, um dort den endgültigen Neuaufbau unserer nationalen Wirtschaft- zu beginnen und zu vollenden. WeWW. Mußnälisiemng Äs VauernWe. Oberprüsident Koch über den Ausbauplan für Ostpreußen. Der Oberprüsident von Ostpreußen, Erich Koch, sprach im Rundfunk im Rahmen eines Zwiegesprächs mit Schriftleiter Hellmuth Rosenfeld über den großen Auf bauplan für Ostpreußen. Der Oberpräsident führte dabei u. a. aus: Das Schicksal Ostpreußens im nationalsozialistischen Reiche läßt sich durch ein kurzes Wort kennzeichnen: Das Gesicht des deutschen Volkes wird vom l i b e r a list i s ch- kapitalistischen Westen durch den Nationalsozia lismus zum preußisch-soziali st ischen Osten gewendet werden. Dieses Wort gilt sowohl in geistig kultureller wie auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Durch Zeitungsveröffentlichungen ist bekannt, daß das Kultur leben des Ostens eine sichere Grundlage erhalten soll durch eine großausgebaute Reichs» niversität und durch ein großes Reichstheater. Wirtschaftlich liegen die Dinge so: Bisher lag Ostpreußen, und zwar schon in der Vorkriegszeit, unter einem höheren Kostcndruck als die übrigen Teile des Reiches, insbesondere als der Westen und Süden. Die wirtschaftliche Entwicklung in Ostpreußen blieb deshalb zurück. Der Bevölkerungsüber- schuß mußte aus dem Lande wandern und woanders Arbeit suchen. Nunmehr soll das Verhältnis umgekehrt werden. Durch bestimmte Maßnahmen des Reichs soll der all gemeine Kostendruck in Ostpreußen niedriger gehalten werden als im Reich, so daß bei den Unternehmern eine natürliche Neigung entsteht, in Ostpreußen ihre Unter nehmungen zu errichten. Das Reich wird in einem wesent lichen Umfange generelle Lastensenkungen für Ostpreußen eintreten lassen müssen. Alle generellen Lastensenkungen wirken allgemein und setzen keine Prüfung des Einzelfalles durch irgendeine Behörde voraus. Wir müssen, so erklärte der Oberprüsident weiter, planmäßig die Bevölkerung Ostpreußens vermehren, kurz gesagt, wir müssen in Ostpreußen 1 bis 1Millionen Menschen mehr im Lande haben. Auch bei schärsster agrarischer Besiedlung kann aber die Bevölkerung nicht um einen wirklich ins Gewicht sallenden Anteil ver mehrt werden. Eine entscheidende Vermehrung der Bevöl kerung Ostpreußens ist nur möglich durch eine Industrialisierung des Landes. Die Industrie soll im platten Lande gelagert sein, der Industriearbeiter soll sein eigenes Haus und sein . eigenes Land erhalten und damit zu einem bodenständigen Menschen werden. Er soll Dorfbewohner werden. Erst wenn wie in Württemberg der Bauer die Abnehmer seiner Produkte in nächster Nähe hat, erst dann kann er Preise für seine Waren erzielen, die ihm ein menschenwürdiges Leben gewährleisten. Darum ist diese Industrialisierung Ostpreußens die einzig mögliche und für alle Zukunft wirksame Bauernhilse. Wir wollen dem Bauern nicht Geschenke in Gestalt von Osthilfe geben, die ihm doch nichts nützen, sondern wir wollen auf diese Weise den ost preuß ischen Bauernhof für alle Zukunft wieder rentabel machen. Neben der schon vorhandenen einheimischen Industrie muß eine neue Industrie aufgebaut werden. Die freie Unternehmerinitiative soll dieses Werk vollführen. Wir wollen Menschen und Arbeitsstätten aus dem Westen in gesunde Verhältnisse des Ostens bringen. Da durch wird der industrielle Westen selbst aufgelockert. Der Westen ist also, auf weite Sicht gesehen, an der Durch führung dieses Unternehmens genau so interessiert wie der Osten. Das Reich soll an Ostpreußens Tüchtigkeit und an die ost preußische Manneskrast glauben lernen. Das ist für uns der wichtigste Erfolg der Arbeitsschlacht. Noch Ende August wollen wir 50 000 bis 60 000 deutsche Volksgenossen in Arbeit und Brot auf unserem ostpreußischen Boden bringen. Dadurch soll und wird die ostpreußische Wirtschaft stark durchblutet werden, so daß sie für die Industrialisierung wirtschaft lich vorbereitet wird. * Angriff in breitester Front. Private Arbeitsbeschaffung aus eigener Initiative. Der Reichsstatthalter für Hessen, Sprenger, und der Treuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Hessen, Handelskammerpräsident Dr. Lu er, haben völlig neue Wege in der Frage der Arbeitsbeschaf fung zur Durchführung der Gedanken des Führers im Rhein-Mainischen Wirtschaftsgebiet eingeschlagen. Die Maßnahmen können wohl geeignet sein, den örtlichen Verhältnissen entsprechend auch in anderen Wirtschafts gebieten den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit aussichts reich durchzuführen. Während es sich bisher meist darum handelte, ein ge wisses Kontingent öffentlicher Mitte! für die Vergebung von öffentlichen Aufträgen in den einzelnen Landes teilen zur Verfügung zu stellen, soll durch die in Aussicht genommenen Maßnahmen der Angriff auf die Arbeits losigkeit in breitester Front erfolgen. Durch die verschie denen Arbeitsbeschafsungspläne sollen viele Wirtschafts zweige wieder die Kraft gewinnen, aus eigener Initiative heraus die private Arbeitsbeschaffung zu fördern. Die öffentliche Arbeitsbeschaffung wird nur als Teil des Gesamtplanes angesehen, der die Grund lage für eine Ausweitung derprivaten Arbeitsbeschaf fung bilden soll. Stellt man diesen leitenden Gesichtspunkt für dis Arbeiten der Reichsregierung als grundlegend heraus, so folgt daraus, daß die bisherige Ausschaltung der Berufsvertretungen der Wirtschaft in Zukunft wegfallen muß. Eine engste Zusammenarbeit zwischen Behörden und Wirtschaft ist erforderlich. * „Ansatz der kleinsten Kampfeinheit." Zehn Gebote für Arbeitsbeschaffung. Der Wirtschaftsbeauftragte des Gaues Pom me r n de r N S D A P., Dr. Ernst Jarmer, legte in einer Rede die Strategie des Kampfes gegen diepom - mersche Arbeitslosigkeit fest. Als Richtlinien für das pommersche Arbeitsbeschasfungsprogramm sind zehn Gebote aufgestellt worden, die in einem Merkblatt an die mit der Durchführung beauftragten Männer heraus gehen. Die Grundlage für ein methodisches Vorgehen gibt der Einsatz der klein st en Kampfeinheit in derArbeitsschlachr Daher haben sich alle pommer- schen Gemeindevorsteher in die vorderste Linie gestellt. Mit ihnen arbeiten Hand tu Hand dieInhaber aller Betriebe mit ihren Arbeitern. Immer neue Lügenmelckungen über angebliche Unruhen in Nürnberg und Fürth. In der Hearst-Presse wird auf Grund einer Meldung in der „Wiener Allgemeinen Zeitung" die Nachricht verbreitet, daß es in Nürnberg und Fürth zu Straßenkämpfen zwischen Reichswehr und SA. gekommen sei. Fünf Nationalsozialisten seien schwer verwundet worden. Reichswehrstreitkräfte und Polizei hätten gemeinsam die Plünderung jüdischer Privatwohnungen durch die SA. verhindert. Der Zustand sei bedrohlich, General Ritter von Epp habe beim Reichspräsidenten telegraphisch um die Genehmigung nachgesucht, den Belagerungszustand über Bayern zu verhängen. Hierzu wird von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß diese Behauptungen in allen Teilen unwahr sind. Wahr ist vielmehr, daß keinerlei Unruhen weder in Nürnberg noch in Fürth vorgekommen sind. Plünderun gen jüdischer Wohnungen und Geschäfte haben ebenfalls nicht stattgesunden. Insbesondere ist es unwahr, wenn behauptet wird, daß General von Epp bei dem Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg um die Genehmigung zur Verhängung des Belagerungszustandes über Bayern nachgesucht habe. Auch ist unwahr, daß Reichswehrund Polizei gegen SA. eingesetzt worden seien und daß in diesen Straßenkämpfen fünf Nationalsozialisten schwer verwundet liegengeblieben seien. Die Lügenmeldung stammt von der „Wiener Allgemeinen Zeitung" und es dürften nur deutsche Emigrantenkreise die Urheber dieser naiven Lügenmeldung sein. Bereits seit Tagen wird be obachtet, daß im Auslande dauernd Meldungen von Un ruhen und Auflehnungen der SA. in Deutschland ver breitet werden, die lediglich zum Ziele haben, der Welt gegenüber die Tatsache zu verschleiern, daß das gesamte Deutschland geschlossen hinter Adolf Hitler steht unddaßvorbildlicheRuheundOrdnung herrscht.