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Erscheint Dtenstag, Donnerstag und Tonnabend abends mit dem Datum des folgenden Tages. Bezugspreis r Vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. (ohneBestellgeld). Post - Bestellnummer 6595 ». bei außerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Kirrzeknurnrner 10 Ufg. Unabhängiges Organ für Wayryett, Jirciyeit und Yecht. Heaamion Ul»a 8e5ch»NrrlelIr r vresae«. 5chlorr5ttarre zr. Inserate werden die 6 gespaltene Petitzeile oder deren Raum nut I» Pfg. berechnet, bei mindestens 6maliger Wiederholung Rabatt. Bestellungen hierfür nehmen an: Bncbdrurkcrei von Älbin Yache, Ziegelstraße 18, Fernsprecher Nr. 3«. Vermittelung oder Parteinahme? Unternehmerverbände auf der einen und große Arbeiter- Verbände auf der anderen Seite, das ist das Bild der industrie- ellen Entwickelung in sozial-wirtschaftlicher Hinsicht, wie cs sich in unseren Tagen immer mehr entfaltet. Geraten solche Organisationen miteinander in ernste Kämpfe, dann sind diese nicht nur für die Beteiligten von den schwerwiegendsten Folgen, sie schlagen dem ganzen wirtschaftlichen Leben, ganzen Provinzen und Nationen die schwersten Wunden. Darum ist es wohl begreiflich, daß solche Kämpfe heute eine Beachtung finden, die selbst die bedeutsamsten politischen Fragen zeitweise in den Hintergrund drängen kann, und daß nicht nur die betroffenen Erwerbszweige, sondern die gesamte Öffentlichkeit, die Presse sowohl, wie die offiziellen Faktoren des Staatslebens, aufs ernsthafteste sich mit ihnen beschäftigen. Es kann daher nicht ausbleiben, daß in solchen Fällen auch die Träger der Staats gewalt zum Eingreifen in die wirtschaftlichen Kampfe sich entschließen. In Deutschland hat man diesen Fall erlebt, als der erste große Bergarbeiteransstand des Jahres 1889 alle Gemüter bewegte, meist in aufrichtiger Sympathie für die Bergleute, deren Forderungen von allen Unbefangenen in der Hauptsache als berechtigt anerkannt wurden, dann aber auch in der Erkenntnis, wie ernste Folgen gerade eine langwierige Arbeitseinstellung in den Kohlengruben für das ganze wirt schaftliche Leben des Volkes nach sich ziehen mußte. Unser Kaiser hat damals durch sein vermittelndes Eingreifen in die schwere Krisis die Welt mit Staunen und Bewunderung erfüllt; er wurde — wir erinnern uns z. B. mehrerer begeisterter Artikel des damals noch von Stead redigierten Londoner Pall Mall Gazette — auch in der Presse des Auslandes als der „Arbeiterkaiser" gefeiert und war Plötzlich der populärste Mann von Europa, nachdem er zuvor selbst überall einem starken Mißtrauen begegnet war. Die Berufung der internationalen Arbeiterschutzkvnferenz wurde als weiterer Schritt in der gleichen Richtung freudig begrüßt. Leider fiel nachher „Reis in der Frühlingsnacht" und vernichtete gar manche verheißungsvolle Knospe; doch das sind bekannte Dinge, die nicht näher klar gelegt zu werden brauchen. Wiederum ist es ein großer Bergarbeiteransstand, der jenseits des „großen Baches", in Amerika, ähnliche Erscheinungen zeitigt. Die Größe der Gefahr hat sich in zwischen durch die zur größten Stärke entwickelten Organisation des Unternehmertums noch verschärft. Die Folgen sind auch eben deswegen, weil der Kohlentrust der Preishaltuug zuliebe vorher schon die Kohlenbeförderuug möglichst in engen Grenzen hielt, gleichfalls um so empfindlicher. Ist doch der Preis der Tonne Kohlen in New-Uork, seitdem wir zuletzt davon sprachen, noch weiter gestiegen und beträgt heute erheblich über 100 Mk., also über 5 Mk. der Zentner bei Abnahme größerer Mengen; im Kleinhandel ist der Preis natürlich noch viel höher. Das Elend, das bei anhaltendem Streik im bevorstehenden Winter nicht nur den Familien der feiernden Arbeiter, sondern allen ärmeren und mithin auch den mitt leren Volksschichten droht, läßt sich gar nicht ausdcnken, zumal wenn man bedenkt, wie sehr der Kohlenmangel die ganze Industrie in Mitleidenschaft zieht. Präsident Roosevelt tat daher wohl daran, in den Kampf cinzugreifen und die Mittwoch, den 8. Oktober 1902. streitenden Parteien zu einem vorläufigen Übereinkommen zu bewegen. An der am 3. d. M. im Weißen Hanse zu Washington in der Frage der Kohlennot abgehaltencn Beratung nahmen fast alle vom Präsidenten Roosevelt Eingeladenen teil. Der Präsident betonte, er erhebe nicht den Anspruch, von Gesetzes oder Amtswcgen znm Einschreiten berechtigt zu sein, aber er wende sich mit Nachdruck an die Vaterlandsliebe beider Parteien mit der Aufforderung, ihre Streitigkeiten vorläufig zurückzustcllcn und ein Abkommen zur sofortigen Wiederauf nahme der Arbeit abzuschließen, um dadurch das schreckliche nationale Unglück, welches eine Kohlennot zu Beginn des Winters mit sich brächte, abzuwenden. Leider waren seine Bemühungen ohne Erfolg. Der Präsident des Arbeiterverbandcs, Mitchell, erklärte Herrn Roosevelt, daß, da eine Einigung nicht erzielt worden sei, der Ausstand fortdanern würde; er hege Vertrauen, daß die Ausständigen Sieger bleiben werden. Die Vermittlung muß also als gescheitert angesehen werden. Trotzdem hat dieselbe auf beide Teile einen günstigen Einfluß ausgcübt. Ein solcher ist nur deshalb möglich gewesen, weil die streitenden Parteien dem Präsidenten Roosevelt jene Achtung und jene Autorität entgegenbringen, welche von selbst dem Vermittler, dessen Unparteilichkeit allerseits anerkannt wird, znfällt. Wo aber an Stelle der unparteilichen Vermittlung die einseitige Parteinahme tritt, da fehlt es an dem not wendigen beiderseitigen Vertrauen. Ja, wer in dieser Be ziehung einmal einen Fehler gemacht hat, dem kann es sehr leicht passieren, daß er schließlich auf keiner Seite mehr Ver trauen findet und sich regelrecht zwischen zwei Stühle setzt, oder aber von der einen Seite immer weiter gedrängt wird und dann nicht mehr die Autorität besitzt, diesem Drängen Widerstand zu leisten. Das sehen wir heute an den radikalen Machthabern in Frankreich. Waldeck-Ronsseau mit seinem sozialistischen Souffleur Millerand sah sich seiner politischen Mehrheitsslellnng zu liebe gezwungen, bei Arbeitskümpfen ganz auf Seite der sozialistisch geleiteten Arbeiter zu treten. Sein Nachfolger Com lies möchte vielleicht gern anders, aber er kann nicht mehr zurück. Auch hier sind cs gerade jetzt die Grubenarbeiter, welche mit einem allgemeinen Ansstand drohen, und von denen bereits ein Teil in Streik getreten ist. Sic haben durch den Sekretär ihres Verbandes einen Brief an den Ministerpräsidenten schreiben lassen, der ihre Forderungen (Arbciterpensionen, Minimalgehülter, 8 ständige Arbeitszeit) enthält. Die Antwort, die sie darauf bekommen haben, ist ein offenbares Verlcgcnhcitsprodnkt. Herr Combcs kündigt ein Pensionsgesetz an, lehnt aber einen gesetzlichen Mindcstlohn ab. Uber die dritte Forderung, den 8 ständigen Arbeitstag, gleitet er mit Stillschweigen hinweg — wenn die bisherige Meldung vollständig ist — und gerade daran ist den Arbeitern zunächst am meisten -gelegen. Sie werden also schwerlich mit der Antwort ihres „Freundes" Combes zufrieden sein. Natür lich sind andererseits die Arbeitgeber mit ihm ebenso wenig oder noch weniger zufrieden. So hat er sich glücklich zwischen zwei Stühle gesetzt, weil die radikalen Regierungen, anstatt sich auf eine unparteiische Vermittlung zu beschränken, ein seitig in den Streit cingrifsen und ihrerseits als Beglücker der Arbeiter anftraten. Dadurch wurden sie den Arbeitern 1. Jahrgang. dienstbar, ohne sie zu befriedigen. Sie haben vergessen, daß die Staatsgewalt über den Parteien stehen mniz und die Pflicht hat', vermittelnd die verschiedenen Jntcrcffcn gegen einander abznwügen und mit einander in Einklang zu bringen. Eine Parteircgierung freilich kann diesen gesunden Grund)atz nur schwer aufrecht erhalten, und das bildet ihre größte Gefahr. Jedenfalls aber ist der Vergleich zwischen Kaper Wilhelm, Roosevelt und Combes lehrreich genug, um überall beachtet und beherzigt zu werden. k- Dom Katholikentag in Uymegen. (Eigenbericht der S. V.-Zlg). Einen herrlichen Tag hat die alte Stadt Nymegen am Sonn tag, den 28. Sept.. erlebt. Ein Ehrentag war cs in jeder Hin sicht für die meist katholischen Bewohner, der an der Waal, einem Arme des Vater Rhein so schön gelegenen alten Kaiser pfalz. Galt es ja, die Katholiken Hollands um das Monument zu versammeln, welches die kath. Bewohner der freien Nieder lande einem edlen Sohne Nymegens, dem am 25. Juli 1900 in T'o-tsch'-eng (China) durch die Boxer ermordeten Msgr. F. Hamer, „Bischop-Martelar", aufgerichtet haben. In allen Straßen Nymegens wehte die holländische Trikolore, mit Bändchen in violetter (bischöflicher) oder vrangegelber (Haus Nassau- Oranien) Farbe verziert. Die Festfeier wurde eingeleitet durch eine hl. Messe, welche der Bischof von Herzogenbusch, Monseigneur van de Ven, in der geräumigen Jesuitenpfarrkirche zelebrierte. Unmittelbar nach dem Gottesdienste tagten die verschiedenen „AfdeclingSvergaderingen", ähnlich den Ausschüssen der deutschen Katholikentage. Gegen stand ihrer Beratungen, die mit großem Interesse von Hunderten von Männern aus allen Ständen verfolgt wurden, waren „de sozialen vraagstukken voor den Werkgever (Arbeitsgeber), en voor de Werklieden (Arbeitsnehmer), de bestryding van Hel drankmisbruik (Kampf gegen den Mißbrauch geistiger Getränke), Onderwys en Wetenscvafs (Unterricht und Wissenschaft), Boerenbond (Bauern vereine) en Belangen van den Middelstand (Interessen des Mittelstandes)." Lebhaft waren die Debatten in diesen Kommissionen. Um 3 Uhr fand auf dem prächtig geschmückten „Keizerkarels- plein", Kaiferkarlsplatz, wohl dem schönste" Platze Nymegens, die „plcchtige" (feierliche) Onthulling van het Standbeeld van Monseigneur Hamer en gezellen statt — mit dem Missionsbischof waren noch mehrere seiner priestcrlichen Genossen gemartert worden. Der Diözesanbischof, der Bürgermeister, der Truppen- kvmmandant, viele Mitglieder der zweiten Kammer und andere Honvrationen wohnten der Feier bei. Msgr. I)r. Schaepman, der greise holländische Kathvlikenführer, hielt die Festrede, nach dem ein Festoratorium durch einen großen Chor zu wirkungs vollem Vortrag gekommen war. Es war ein Bild, das man als Katholik nur mit Freuden schauen konnte. In einer hochmodernen aufstrebenden Stadt von 45 000 intelligente» Einwohnern wird am Anfang des 20. Jahrhunderts unter Teilnahme der gesamten Bevölkerung, die um ihren Bischof geschart ist, einem kath. Marlyrerbisckof ein großartiges Denkmal gesetzt. Das freie katholische Holland kann sich das bieten, und das protestantische Holland ist darüber nicht empört und geht darüber auch nicht zu Grunde. Jesuiten und Dominikaner, Franziskaner und Augustiner und Schulbrüder dürfen in ihrem Habil ungehindert der gewaltigen Kundgebung des katholischen Gedankens auf öffent lichem Platze beiwohnen. Schreiber dieses erinnerte sich mit einer gewissen Wehmut dessen, was er von der ganz andersartigen Behandlung katholischer Ordensleute in — Braunschweig gehört hatte, und Gedanken der Verwunderung stiegen in ihm auf. — Als das Denkmal nach der von vielfachem Beifall unterbrochenen Sennorita Dolores. Roman von H. Schreibershosen. (29. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Eva versuchte keinen Widerstand. Sie war sein, sie fühlte sich überwältigt von seiner Leidenschaft, selig., in der Gewißheit seiner Liebe. Tiefe, unendliche Ruhe kehrte in, ihr Herz ein, ein Glück, das keine Worte hatte, durchzitterte sie. Er wiederholte ihr immer wieder, daß er sie liebe und immer geliebt habe. Und sie ward nicht müde, es zu hören, Liebe ist unersättlich. Sie ließ den Sturm über sich hinbrausen und fragte nichts. Alfred liebte sic: der Traum ihres Lebens erfüllte sich. Was konnte das Leben ihr Schöneres, Köstlicheres bieten! Dieser Augenblick war der Höhepunkt: was jetzt noch kam, war gleichgiltig, es konnte sie nicht mehr berühren! Nach einer Weile machte sie sich sanft los. „Du liebst mich, Eva? Es kann nicht anders sein; ich fühle es, du bist mein. Und beim ersten Wiedersehen hast du von mir Besitz genommen!" Er hielt sie wieder umfaßt und sie nahm und duldete seinen Kuß. Für einen kurzen Augenblick schwanden Zeit und Raum, die Liebenden wußten und empfanden nur ihre Seligkeit. Doch die Erde kennt keine Dauer, der Flügelschlag der Stunden trifft jedes Herz, ob es in Freude oder Leid erbebt. Nochmals schob Eva Alfreds Arme zurück. „Ich passe nicht in dein Leben hinein, es darf nicht sein ..." flüsterte sie. Doch er breitete seine Arme aus, und sie sank abermals an seine Artist. Heiß und innig empfand Eva die Wonne, von Alfred geliebt zu werden, seine Küsse trieben einen wonnigen Schauer durch ihre Adern, sie lauschte eifrig seinem leidenschaftlichen Liebeswerbcn — aber tief in ihrem Innern regte sich die Warnung: dieses Liebes glück sei das Siegel ihrer Trennung. In seine glühendsten Liebesbeteuerungen hinein tönte es ihr wie Scheideklang. Mit grausamer, unerbittlicher Klarheit stand es vor ihr: nicht sie, die Sennorita Dolores, die Tochter Roczinskis, nicht das Mädchen auS dem Elfenschlößchen durfte Alfred von Kersock den Hoch- zcitsstrauß binden. Noch einmal packte sie der fürchterliche Zwiespalt ihres Lebens. Sie war Alfreds wert, sie konnte ihn beglücken, ihm alles sein und geben, dessen er bedurfte — aber ihrer Leidenschaft jetzt Gehör schenken, hieß ihn hcrabziehen und sein Leben für immer vergiften. Die Erinnerungen ihrer Kindheit, das Unglück ihrer Eltern stand wieder vor ihrem Geiste und mitten in dem süßen Rausche fühlte sie seine Vergänglichkeit. War ihre Liebe wirklich so heiß und groß, so durfte sie Kersock nicht an sich fesseln, durfte sie ihm das nicht zumute», was täglich, stündlich an sie herantrat. Lieber wollte sie entsagen! Sie, sie mußte die Starke fein, nur sie allein wußte ja, was es hieß, in ihren Lebcnskreis eintrcten mit all seinen Schatten, seinen dunklen Tiefen ... Konnte sie sich denn nicht frei machen, aus ihrem Kreise empvrsteigen, vergessen, was sie fesselte und ihr anhing? Nein, ihr Vater würde sie nie ganz los lassen, sie blieb Roczinskis Tochter, die Tänzerin! Sie mußte entsagen. Mit geschlossenen Augen lauschte sie Kcrsocks Licbeswvrtcn, die sie mit süßen Schauern erfüllten ... Da erklang ihres Vaters Glockenzeichen. Nun mußte cs zu Ende sein, nun trat das nüchterne, alltägliche Leben wieder an sie heran. Das blendende Licht, der Himmelsschein, die eine kurze, auch verschwindend kurze Weile sie umflutet, mußten verlöschen. Aber den Becher reinsten, beseligenden Glückes hatte sie gekostet, sie hatte ihre Lippen daran setzen und aus ihm trinken dürfen. Sie war selig gewesen, und das konnte ihr nicht wieder genommen werden. Und ihr unbewußt tief unten in ihrem Herzen, schlummerte vielleicht auch eine leise Hoffnung, Kersock werde am Ende alle Schwierigkeiten dennoch überwinden und einen Ausweg finden. „Bis morgen," wiederholte sic sein Abschicdswort. Bis morgen wollte sic die letzte, cntgiltigc, ihr Schicksal besiegelnde Aussprache verschieben. Bis morgen konnte sie sich die Hoffnung vorspiegeln, ihr Glück werde von Dauer fein. Doch in dem feuchten, halb verschleierten Blick ihrer braunen Augen lauerte schon die Angst vor der Zukunft. Er riß sich los. Mit hervorstürzenden Tränen sah sie ihm nach, ihr Herz zog sich zusammen, schluchzend sank sie ans den Stuhl. Doch die Erinnerung dieser einen seligen Stunde, die Gewißheit seiner Liebe blieb ihr. Was ihr auch beschicken war, sie gehörte ihr, der Sennorita Dolores, dem Mädchen aus dem Elfenschlößchen, Eva Roczinska, ganz allein und für immer. Ihre Tränen versiegten, ein strahlendes Lächeln verklärte ihr Antlitz. „Wer kann das mir rauben?!" 11. Tie Straßen lagen still und öde unter der Sonnenglut, als Kersock sic eilig durchschritt. Noch fühlte er Evas Kuß, meinte er den Druck ihrer Hand zu empfinden, sah er sie vor sich in ihrem bezaubernde» Liebreize, ihrer Schönheit, seine Augen leuchteten und ein glückseliges Lächeln spielte um seine Lippen. Alles, was er je an Alwine vermißt, fand er in Eva. Die mächtige, hinreißende Leidenschaft, das offene Eingeständnis, die Hingabe. Dagegen erschien ihm Alwincns kühle, freundliche Ruhe eisig, ihre Zurück haltung abstoßend oder verletzend. Mit leichtem Schritt betrat er seine Wohnung, von wonne vollen Bildern umschwebt. Auf seinem Arbeitstische lag ein großes Dienstschreiben: seine endliche Versetzung nach Rom! Sein und Alwincns Wunsch war erfüllt, sic hatten ja nur darauf gewartet. Und nun?! Er las anfinerksain jedes Wort, setzte sich dann an den Tisch und stützte den Kopf auf die Hand. Der Taumel verflog, die ruhige, nüchterne Anschauung trat in ihr Recht und rief ihm mit Donnerstimme ihr Urteil zu: daß er Alwine verraten, an Eva unehrlich gehandelt habe. Das war das Ende seiner stolzen Sicherheit! Aber er liebte Eva. . . Doch noch war er gebunden: sein erstes hätte sein müssen, sich frei zu machen. Jetzt standen Alwincns Worte: „Ich will dir kein Hindernis sein," in ihrer vollen Bedeutung klar vor ihm. Sic hatte cs gewußt, das; die Leidenschaft für'Eva sich seiner wieder bemächtigt hatte; es konnte sie nicht überraschen, wenn er offen und ehrlich mit ihr darüber sprach, hatte sie ihn doch selbst auf diesen Weg gewiesen. Er wollte >hr zeigen, wie er gekämpft, wie er versucht, den Zauber, den Eva seit ihren Kinderjahrcn auf ihn ansgeübt, zu widerstehen, wie er unterlegen war ... O, Alwine mit ihrem klaren, nüchternen Blick, hatte gewiß das alles selbst erkannt, ihn längst durchschaut und würde ihm die einzu- schlagendcn Wege ebnen. Mit der ganzen Selbstsucht und Verblendung der Leidenschaft erwartete und verlangte er Opfer, deren Größe er sich nicht klar machte, die er bei Alwincns Selbstlosigkeit nur für natürlich und selbstverständlich hielt. (Fortsetzung folgt.)