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Sächsische Staatszeitung : 21.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-192201216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19220121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19220121
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-21
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 21.01.1922
- Autor
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8MMU W AchUt« Nr. 107. Beauftragt mit der Herausgabe: Rrgierlngsrat Doenqes in Dresden. 1922. LaMagSverhaudlnuge». 92. Sitzung. DonnrrStag, den 19 Januar 1922. Präsident Fraßdorf eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 9 Minuten nachmittag-. Am Regieruugstifch Ministerpräsident Buck, die Minister Fcllisch und Fleiß ner. Heldt', Lipinski und Feigner mit diegierung-verketern. Präsident: M.T. u. H.! Wie zu crtvartcn war, sind wäh rend der Zeit, wo wir Plenarsitzungen nicht ab- gchalten Haden, dringende Vorlagen eingegange». Die Regierung hat nicht nur ersuch», cinigcEtat kapitel vorerst zu behandeln und dic Notwendig- »eit dafür uachgewiesen, sie hat auch einige Vor- tagen eingebracht, die den, Landtag bereits zugc- gangen sind, und zwar an, gestrigen Tage. Tic Regierung wünscht, das, diese Vorlagen, und zwar Rr. 97, betreffend die Auszahlung der Tienst- vezügc der Volks« und Fortbildungsschnllehrer, und zweitens die Vorlage Rr. 98, betreffend die hinstcllnng von Mitteln zur besseren Milchvcr sorgung, heute noch behandelt werden, ebenso der Antrag Barthel u. Gen., Trurtsachc Rr.Kl8, betrcsfend höhere Nnterstütznng an Erwerbslose. Unsere Tagesordnung ist heute keineswegs jo umsangreirb, daß wir de», Wunsche nicht ent sprechen tonnten. Ich habe namens des Land- lagsvorstandes bei de», Hause z» beantragen, diese Gegenstände heute noch aus die Tagesord nung zu fetzen. (Widerspruch rechts.) Tanu müssen wir diese Sachen auf acht Tage verschieben, oder es wird eine besondere Sitzung anberanmt. Ich werde mit der Regierung darüber verhandeln, ob eS so dringend ist, daß wir eine besondere Sitzung halten. Wir treten in die Tages- ordnung ein: Punkt 1 der Tage-ordnung: Abstim mung über Ltap. 94 der ordentlichen Staats haushaltspläne auf die Rechnungsjahre 1921 und 1922, Gymnasien, Realgymnasien, Oberrealjchulen, Realschulen und höhere Mädchenschulen betreffend, sowie über die hierzu vorliegenden Eingaben. (Drucksachen dir. 490 und 491.) Zunächst wird der Minderheitsantrag des Abg. Schneller (kom.): Tcr Landtag wolle beschließen, in Kap. 9t die vorgesehenen Stellen für Obcrstnd.eu- direktoren zu streiche» und dafür die Stellen« zahl für Obersrudienräte entsprechend zn ver mehren. mit 47 gegcn 46 Stimmen angenommen. (Zuruf rechts: Tas ist aber gemein?) Präsident: Ich habe den Ausruf „gemein" gehört. Ich muß das auf die Abstimmung beziehen, auf die Handlung, die >oir vorgenommcn haben. ES geht unter keinen Umständen, einen solchen Ton hier einreißen zu lassen. Ich weise das entschieden zurück. Ferner wird der Minderheitsantrag l)r Hertwig (Dtsch. Bp.): in einem Nachtrag zum Staatshaushaltsplan »922 zu Kap. 94 Abt. t." Tit. 7 die für die Unterstützung höherer Mädchenbildungsanstalten notwendigen Mittel im gleichen Maße wie für die höheren Knabenschulen anzufordcru und der MinderheitSantrag vr. Herrmann (Dtsch. Vp.) u. Gen.: die zum Ausbau der Realschule Werdau zur Oberrcalschnle eingegangenen Petitionen der Regierung zur Berücksichtigung zu über- weiseu mit derselben Slimmenzahl abgelehnt. Schließlich werden die Anträge der Mchr- he 1 (Drucksache Nr. 490): I. 1. bei Kap. 94 der ordentlichen Staatshaus haltspläne für 192t und »922 die Ein« stellungen allenthalben nach den Vorlagen Rr. 80 und 81 zu genehmigen; 2. bei Kap. 94 des Rechnungsjahres 1921 in Abteilung tl Tit. 2 unter »> die Worte „an- stellungssähige, aber" zu streichen und 3. die vorliegenden Eingaben der Regierung für die geplante Neuordnung des höheren Schulwesens als Material zu überweisen, soweit sie nicht durch die gefaßten Ent schließungen erledigt sind. II. die Negierung zu ersuchen, in der Frage der Sckmlbeihilscu die gleich mäßige Unterstützung der Anstalten für Knaben und Mädchen in Erwägung zu ziehen mit der gleichen Stimmenzahl angenommen. Punkt 2 der Tagesordnung: Erste Be ratung über die Borlage Nr. 92, betr. den Entwurf eines Gesetzes über die An erkennung neuer Feiertage. Der Entwurf des Gesetze- lautet: Tcr 1. Mai und der 9. November sind im Freistaat Sachsen allgemeine Feiertage. Abg. I)r. Wagner (Ttfchnat.): Fu größter wirtschaftlicher, völkischer und seelischer Not ist noch immer unser Laud. Tie schwerste KrijiS des deutschen Staatstebeus jetzt jetzt erst ein. Eine Krisis, der wir nur begegnen können, wenn alle schassenden Kräfte zusammen- stehe», die geistigen und wirtschaftliche» Führer zusammen mit dem werktätigen Volke, um durch höchste Arbeit und Energie unsere noch wenigen vorhandenen schwachen Güter zu erhalten und tunlichst zu vermehren. In einer solchen kritischen Zeit, wo wir nur Lust rind Leben ringen, bringt nns die sächsische Regierung diese Vorlage. Wir müssen erklären, daß in der Tatsache das Ein- bringe» einer solchen Vorlage in den jetzigen Umständen ein Mangel an Veranllvortlichkeits- gcsühl liegt nnd ein Übermaß von Partei- leidenjchast nnd politischemTilletantismus. (Sehr richtig! rechts.) Tie Vorlage hat zunächst keine sachliche Begründung. Es sindet sich »nr ein Hinweis ans einen Beschluß der Volkskammer, den der Landtag zum Beschluß erhoben hat, sehr eigenartig. Es liegt ein unabhängiger Antrag vom vorigen Frühjahr vor. In der ersten Be ratung brachte der Vertreter der Mehrheits- sozialdemolratie recht erhebliche Bedenken zogen den Antrag vor. Tic Sache schlief dann voll ständig ein, und die Partei der Antragsteller selbst fühlte keine Veranlassung, diesen Antrag ans der Versenkung wieder hcrauszuholcn. Ta waren cs kommunistische Abgeordnete, die da.auf drängte«, daß die Sache noch vor dem 9. No vember aus Vic Tagesordnung kommen sollte. Tie jetzige sächsische Regierung hatte bei der Entwicllrmg ihres Programmes vom Wieder aufbau gcjprocheu und alte Bevölkeruugsschichteu zur Mitarbeit aufgcfvrdcrt. Ihr eigenes Ver halte» steht aber i» einem recht schroffen Wider spruch damit, denn kann man die andere Hälfte des Volkes mehr zrirückstoße» nnd mehr heraus fordern, als wenn man sie jetzt zwingen will, eine» Tag zu feiern, der mit dem militärijche» Zusammenbruch Tentschlands uud seiner schmäh lichen Kapitulation untrennbar verbunden ist?! (Sehr wahr! rechts.) Ich glaube auch nicht, daß eine jvlche Vorlage im Sinne der Reichsverfassung liegt. Wenn die ReichSverfajsung wirklich die Richt- schnnr nnserer sächsischen Regierung wäre, würde sie längst zurüclgctrcte» sein, denn die Reichsverfasjung schreibt in ihrem Art. 17 vor, das, die Landcsregienmg des Vertrauens der Volk-Vertretung ,bedarf — also etwas Positives, nicht bloß das Ausbleiben eines Mißtrauen- votumS. Wir haben oft von den Kommunisten gehört, daß sic kein Vertrauen zur jetzigen Rc- gicrnng haben, daß sie diese Rcgierunz nnr be stehen lassen, daß sic sich vor den Arbeitern noch mehr blamiert. Und wir haben es erlebt, daß in der Presse fortgesetzt davon geredet wird, daß der Ministerpräsident ciu Hampelmann sei und daß die jetzige Regierung die arbeitende Klasse verrate rind arisbeute. Nu::, Reichsrecht bricht Landesrecht. Und da die Regierung keine posi tive Mehrheit hat, müßte sie, wemr sie auf dem Boden der Reichsvcrsassung steh», dein Art. 17 entsprechend, jetzt abdankcn. (Sehr richtig! rechts.) Und diese Regierung unternimmt es, dem säch sischen Volke eine solche Vorlage zu bieten, die eine unerhörte Provokation der einen Hälfte des sächsische» Volkes darstcllt. Tas Maß dieser Re gierung ist wiUIich voll. Gegen diese neuen Svnderfeicrtage lassen sich eine ganze Masse von Nützlichkeitsgründen Vorbringen, die auf dem Gebiete der Volkswirtschaft liege«. Aber die Nützlichkeit hier z« bedenken, ist wirklich neben sächlich. Hier muß eine grundsätzliche Auffassung entscheiden. Kann man mit innerer Berechtigung den l. Mai und den 9. November iir jetziger Zeit als glückhafte Tage, als Marksteine einer aufstrebenden Entwicklung feiern? (Zuruf links: Ja!) Der 9. November war soznsagen ein Todes tag des Reiches in seiner alten Wesenheit. All gemein feiert man nicht Todestage. Der » Mai soll der internationalen Verbrü derung der Internationale gelten. (Zuruf links: Hat nebenbei auch noch andere Zwecke!) Kas denn noch? — Der frühere Achtstundenarbeits« tag ist ja nun erreicht! Aber was ist denn in diesem Kriege zusammengcbrochen? Das alte System? Ich gebe zu: Ein Teil des alten Systems, die auswärtige Politik des alte» Reiches, ist zusammcugcbrochc». aber das, was uns jetzt noch hält, das sind doch die Säule« und Kräfte des alten Systems. Und wenn man zugebcn wollte, cs wäre zusammengcbrochen, nun — cs ist zusammcngcbrochcn nach den wunderbaren Taten, «ach einer unerreichte» Blüte des Reiches, während das ncnc System schon am ersten Tage zusamnrengebrochen ist (Sehr richtig? rechts) nnd ans dem Zusammenbrechcn überhaupt noch nicht heransgckvmmcn ist. (Sehr richtig! rechts) Zttsammengcbrochcn ist in diesem Kriege und darnach der Gedanke der Internationale. Hr Erispicn hat neulich i» Leipzig erklärt: Unser Vaterland ist die Jnteruativnäle, wir kennen kein Vaterland, das Deutschland heißt. Aber der nationale Instinkt der arbeitenden Klassen nnserer Feinde war zu alle» Zeiten größer als jene Reden und Phrasen der deutschen Sozialisten. Die Sozialisten in England, Frankreich und Belgien haben die FricdcuS- bedmgungeu von Versailles zum Teil gebilligt in ihrer ganze» Gcausamkeit, wirklich ein herrlicher inteulativnaler sozialistischer Geist! Wie Seifenblasen von Kindern sind alle jene Ideologien von Völkerverbrüderung und Soli darität des Proletariat- zerplatzt. Diese Gedanken jetzt noch unter den jetzigen Verhältnissen durck eine» bcjottdcre» Feiertag feier» z» wollen, ist geschmacklos »nd absurd, ganz abgesehen davon, daß dieser l. Mai in seiner historischen Entwick lung nun einmal den Eharaktcr eines Klasseu- kampfsciertages trägt. Nun zur Feier des 9. November! Zuuächst behaupte ich, daß sür diese Feier eine Mehrheit im sächsischen Volle überhaupt nicht vorhanden ist. (Sehr richtig! rechts und in der Mitte. Wioerspruch links.» Wir werden die Probe dar aus anstelle«. Ich gebe den Herrschaften hier mit bekannt, daß, wenn diese Vorlage Gesetz werden sollte, wir eine» Volksentscheid beantrage» werde» (Lachen links.) dahingehend, daß durch Volksentscheid zui» Gesetz erhoben wird: Ter 9. November ist kein gesetzlicher Feiertag. (Sehr gut! rechts und in der Mitte. — Lache» links.) Wir sind davon überzeugt, daß wir bei diesem Volksentscheid d-n Sieg davc» tragen werde«. (Zlirnf linkS: Viel Gluck! - - Lachen links ) Man niag im übrigen zu diesen: Tage der Revolution stehen wie man will, selbst ein Anhänger der Revolution kann aber nicht bestreiten, daß diese deutsche Revolution jedenfalls in dein Unglück seligsten Zeitpunkte, den cs geben konnte, aus gebrochen ist. Tie Waffcnstillstandävelhaud- lungeu waren eingclcite». Man wußte bereits, daß schwere Bedingungen gestell: würden. Tie- scn Wafienstillstandsbedingungcn kennte nnr ein Bolt begegnen, das in sia- geschloffen war, und in diesem Augenblick, als die köchsie Not ge kommen war, die das dcuffche Reich seit seinem Bestände gehabt hatte, nahm die Rerolutiou der Regierung und dem Volle die einzige Stütze, die es noch hatte, nämlich das deutsche Heer und die Flotte. (Lebhafter Widerspruch lmlS. — Müller (Leipzigs: Geschichtssälschung!) Tcr svätcre Reichswehrminfftor Noske hat in seinem bekannten Buche „Von K el bis Kapv" wörtlich erklärt: „Tie deutsche Flotte wurde durch die Revolution an einem Tage in ein Stück altes Eise« verwandelt." So wurde das dcutsche Boll vom Rücken aus wcbrlos gemacht »nd den Feinden vrcisgegeben. Was hat die Revolution denn im übrigen »ns gebracht? Tie Herrschaf ten links »reinen, weilgehcudc dcmvkratischc Frei heit. Nun, die demokratische Entwicklung war auf gesetzlichen: Wege bereits sehr weit sortgeschrit ten und meiner Meinung »ach warallcs das,wasdie Verfassung von Weimar gebracht hat, damals be reits im Werke, friedlich eingesührt zu werden Was hat die Revolution sonst »och gebracht? Was wir a» Ansitzen in der Welt noch tzaltrn, das wnrde vergeude:. War an wirtschaftlichen Wertei: noch voT-andc» war, wurde durch fort gesetzte Streits, durch Ausrukr, Mangel an Spar samkeit und zum Teil durch direkte Veischle»- dcnmg vergeudet. Alles, was das alte Srmem iu seinen zwei Menschenalter» gesündigt »nd gefehlt hat, wiegt federleicht gegen die Fehler, die das ncnc System in der kurze» Zeit seines Bestehens gemacht hat. (Sekr richtig! rechts.) Tie Revolution war das größte Unheil :mv das größte objektive Verbrechen, das den: dcntichcn Voile in jeincr damaligen Lage zugcjüzt werden konnte. (Lehr richtig! rechts.) Unter solchen Um- ständen gibt cs wahrlich Tringcnderes zu tun, als Feicrtage der Resolution zu schaffe» (Sehr wahr! rechts.) »ns unser Boll immer wieder von neuem zu zersvalten. Heute wird ein Kau- dinischeS Joch aufgcrictztet mit dieser Vorlage für das ganze dcutsche Burgertum. Noch «je mals ist in einem Kulturlaude ein uener Tag als Feiertag eingefützrt worden, den die andere Hälfte des Volkes als Tag des Unheils betrach tet, und de» auch die Metzrbeit der dent'chcn Ratio» als solche» ablehirt. Ich möchte aber »ichl schließen, ohne »och auf einen anderen Punkt binzuweisen, der nur nicht umvrchtig erscheint. Wir müsse» wieder de» lebendigen Zusammenhang mit der Vergangen- heit suche». Frhr. vom Stein hat damals, in der Zeit tiefster Enuedligung Preußens unter Napoleon I., durch Hesceiuug dcS Gewerbes von überlebten Banden, dnrch Lockerung erstarrter vnreaukratischer Fesseln, durch Beseitigung der Erbnntcrtänigkcit gerade den freien Schaffens drang des preußischen Volkes neu belebt, der in der Zeit vorher, unter Friedrich dem Großen, so wunderbare Früchte getragen hatte. Er hat den Tcutjchen das wieder,',egeben, was beute fehlt »nd was von jeher Lebenselement war, nämlich die Arbeit in Freiheit und ans eigene Verantwortung. Sehen wir denn heute Ansätze zu einer inneren Befreiungsarbeit? Wie einst die überlebte» Zmistregcl», so hemmt heute ein übertriebener Organisationsivahn jede freie »traft em. Wie einst der Bureaukrat, so redet beute der Politiker iu alles tzineiu, mir mit den: Un terschied, daß daS damals immerhin vorhandene Berantwortlichkeit-gefukl weggesaUcn ist, denn hente entscheidet in der Regel nicht die Persön lichkeit, sondern die Partei, ei» Kollegium, eine Koalition: und Körperschaften sind tatsächlich unverantwortlich. (Sekr richtig! rechts.) Heute wird alles reglementiert: und der sachnnverständigc Politiker redet niit gcspreitztcr Redelust in alles hinein. Weite Kreise des deutschen Volkes sind geistig gefesselt in dieser Partcidvgmatik, »nd das dentsche Volk kann zugrunde geben, wenn nur kein Punkt des Parteiprogramms ausgegeben wird. Tcr deutsche EtaatSqcdauke, den jeder eigentlich wollen mnß, da er ja schließlich als Tcutschcr geboren worden ist, und nicht als Homunkulus in irgend einer internationalen Rctorte, hat keine Fortschritte gemacht. Wir sind von lauter -iSmen überwuchert: Sozialismus, Bolschewismus, Ka pitalismus, Demokratismus, und was es sonst noch gibt Wir sind gefesselt durch die eigene» tausend Vorurteile, und doch geht ein Sehnen durch die deutschen Länder nach einer neuen, kraftvollen deutschen staatsidee, die dem deutschcn Bo,ke voranleuchten sott zum neuen deutschen Wesen, ei» S»cheu, aus diesen: Snmpfe wieder hcranszukommen. Unsere Gegner draußen irr der Welt fragen nicht danach, ob wir Sozial demokraten, Unabhängige, Kommunisten oder Tentschnationalc sind, sondern sie fragen nnr da nach, ob wir Teutjche find. Schließen wir dar um unsere Reihen gegenüber de» immer neuen ErdrvssclungSvcrsuchen jener grausame» Mächte. Taz» gehört aber auch die Watznrug der Würde unseres Volkes, denn ohne Lie werden unsere Feinde wahrlich leine Achtung vor uns haben. Und ich glaube nicht, daß cS unserem Ansehen im Auslande zuträglich ist, wenn wir jetzt daran gehen, in dieser furchtbaren Erniedrigung zwei ncnc Feicrtage zu schassen. Sollte cs dem deutschen Volke, uns alle» irr einmütigem Zu- sammcnstehen, durch Bildung einer geschlossenen Front, gelingen einen wirklich gerechten Völkcr- sricdcn noch zu erringe i, dann »vollen wir einen Feiertag der deutschen Erneuerung einrichteu, dec keine Bitterkeit für einzelne Volksschichten hat, sondern der uns alle Bitterkeit nehmen soll, oic u::s die vergangenen Jahre gebracht habe«. Ter Gedanke, diese Revolutionstagc zu Feiertage» z» »rachen, ist wahrlich ein Gedanke, der in die Wolfsschluchtgehört! lBravo! rechts. — Lachen links.— Abg. Wirch: Tas war eine feine Rede! -- Weiterer Zuruf links: Tic reine Kriegeroeroins- rcde, die werden wir bei de:: Wahle» als Flug blatt verteilen! — Abg. Weckel: Ter war gestern bei de.: Studenten mit!) Abg. TrcchSler (Ttsch. Bp ): Tie gegenwärtige Gesekesvorlage Nr bu ist die kürzeste, die wir je empfangen haben, sowohl in haltlich als auch nach ihrer Begründung. Die Be gründung ist geradezu armselig. Sie beschränkt sich daraus hinzuwe.stn, daß einmal der frühere Landtag, und zwar eine knappe Mehrheit von e ner Stimme, dainals befchtossen hat, Lie Regierung zu ersuchen, den l. Ma: und den 9. November al- ge setzliche Feiertage zu erklären. Ich glaube, der Re gierung wird es wohl bei dieser Gesetzesvorlage selbst nicht ganz wohl gewesen sein. Wir dürfen doch die Regierung nicht ohne wertens mit der Mehrheit dieses Landtages glerchsexen. Tie Re gierung ist, das muß ich wirklich einmal hier sagen, viellercht in diesem Falle klüger «ewesen, al« die Mehrheit dieses Hauses. Sie hat sich einfach darauf beschränkt, den Willen der Mehrheit auszusühren, ohne daß Sie selbst dabei innerlich recht fron über diese Gesetzesvorlage geworden ist. Ein Wunder ist eS auch nicht, daß eine Regierung überhaupt lein.' Begründung zu einer derartigen Gesetzesvorlage gibt: denn diese Feiertage kaben eine ganze Menge Gründe gegen sich Zunäckst ist eS doch un'er« wirtschaftliche Lage, die nns keineswegs erlaubt, daß wir nun, nachdem wir die beiden sächsischen Sonderieiertage beseitigt haben, wieder zwei neue Feiertage eivführcn. es sei denn, daß außerordentlich gewichtige Gründe für diese Feiertage sprächen. Unsere Wirtsct-afiS- lage ist eine außerollcutl ch prekäre. ES ist schon einmal bei einer früheren Beratung aus gerechnet worden, daß de: Lohnaussall in Sachsen allein für diese zwei Feiertage etwa 150 bis 200 Mill. M. beträgt. Wenn diese beiden Feier tage auch im ganzen Temschen Reiche gesetzlich eingefützrt würden, würde der LohnauSsall fallest, lich ziemlich 2 Milliarden betragen Was sollen dann nnsere Fein.de dazu sagen, wenn vir in dieser schwer bedrängten Zeit, wo wir alle Kräfte zu- fammeunehmen sollten, zwei Milliarden auf sie Straße werfen! Aus diesem einen Grunde schon lehnen wir beide Feiertage ab. Aber wir fragen uns doch auch weiter, was gibt denn diesen beiden Feiertagen überhaupt euren tieferen, das ganze Volk bewegende« An laß.' Ursprünglich galt der 1- Mai bem Acht stundentag. Nachdem dieses Ziel erreicht ist, wird LaS Ziel sofort wieder umgrstell: und ge fagt: wir wollen eine allgemeine Fricdeus- propeganda an diesem Tage loslaffen (Zuruf UnkS: Ist auch notwendig!- Tie Kommunisten wiederum wollen einen Kampftag daraus machen, an drin von neuem das Volk beunrubigk werdtii kann Man glaubt doch nicht im Ernste, daß d:e Mehrheit unteres Volkes dafür zu baden wäre. Tann der 9 November! Gewiß, die Herren von links werden von ihrer Seite au» Lie Errungenschaften d^ S. November begrüße«, aber das muffen sie doch auch zugestehen, daß vor 9. November zum mindesten ein doppelte« Gesicht hat. daß er nicht nur ein Tag rhier Er rungenschasltn ist, sondern auch ein Tag natio nalen Unglücks. Ein Tag. der mt dem Unglück unseres Volkes abgeschlossen hat. llud ausgerechnet diesen Tag sucht inan sich heraus, um ihn feier lich und festlich zu begehen. Dafür baden wir schlechterdings kein Verständnis, und wir werden auch draußen im Volke verstanden werden, wen« wir dafür kein Verständnis Haden. (Abg Blüher: Lebr nchtig!) Ich möchte lieber einen anderen Vorschlag macken, der gewiß im Volke großen Anklang finden wird, nämlich einen allgemeinen Trauer lag für die deutfchen Gesall-nen einzusühreu ^Sebr richtig! reckt» ) Davon hat man aber auf der linken Sette noch nichts gekört. Man über läßt das letzt der Kirche, daß sie am allgemernen Totensonntag der Gefallenen gedenkt. zLedhaste Unruhe nnd Zuruse Unk». — Adg Mucker: Ta» haben wir auch getan!) Aber eS wäre viel bester, wenn man einmal ausdrücklich einen solch.» nationalen Feiertag, meiuetwegen am S. Novem ber, senltgen würde». (Zurufe links.) Wen» vie Regierung einmal mit eiuer derartigen Vor lage käme, bann würde sie scheu, wie wir alle dafür stad. (Lebhafte Zuruse link».) Aber wir sind auch gegen die beiden Feiertag«, well sie üdcrhanpt nicht dem Wunsche der Mehrheit unjerr- V.Ik » entjvrechkn. Wir sind hier doch schon ziem.tch die Hälfte, w»r werden aber noch eine ganze Menge Leute draußen im Lande gewinne«, die ganz gewiß
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