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Großenh amer Unterhaltung- L Anzcheblatt. ÄuäMüi cier Rönigk Rii>ts!lNustttilUl»fäLji, lies Röiligf. AiiitZgccicfäs nm! >!es Ltailimi^s zu Gro^mkain. Erscheint«: Dien-tag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliche- Abonnement: am Schalter l M., durch den Voten in- HauS 1 M. 25 Pf., durch die Post l M. 25 Pf., durch die Post ins HauS l M. 50 Pf. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke sen. Inserate für die am Abend auSzugebende Nummer werden bis früh il Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht ander- bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Nr. 91. Sonnabend, den 2. August 1884. 72. Jahrgang. Konkurs Ausverkauf. VE" Heule, 8ouuukeiuK, Ieitler LLeslerlttK. "HW Die noch vorhandenen Restbestände von Weißwaaren, Wäsche, Leinen- und Wollwaaren aus dem Konkurs „Schulvater Nothe", Großenhain, sollen heute, Sonn abend, um damit zu räumen, zu ganz bedeutend herabgesetzten Preisen verkauft werden. <»v8vlr»1t8iver»i xvLKnet Iris HI». Großenhain, den 2. August 1884. Carl Henn, Konkursverwalter. Obst - Verpachtung. Die diesjährige eomnmnliche Obstnutzung an der Ortranderstraße, Gartenstraße, ! Wildenhainerstraße und dem Galgenmühlenwege, sowie die Nüsse in den Promenaden und an der Dresdnerstraße sollen Sonnabend, den 2. August 1884, Nachmittags 4 Uhr im Gasthofe zur goldenen Krone unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen meistbietend verpachtet werden. Großenhain, den 30. Juli 1884. Der Kultur- und Flur-Ausschuß. Ed. Kämpfe, Stdtrth. Armeuauss chnßsitzung Montag, den 4. August e. s., Nachmittags 4 Uhr im Rathhause, I. Etage; Eingang durch das Anmeldezimmer. „Angerechte Concurrenz." Unter obiger Spitzmarke läßt sich die Berliner „Volks zeitung", die sich gern in liebenswürdigster Weise mit sächsischen Angelegenheiten befaßt, angeblich folgende Pri- vatmittheilung aus Sachsen zugehen: „Schon mehrfach ist in der „Volkszeitung" hingewiefen worden auf die schwere Eoncurreuz, welche die Gefangenen- Arbeit der freien Arbeit macht. Aber nicht nur einzelne Handwerker und industrielle Arbeiter bedroht eine derartige ungerechte Concurrenz, sondern es wird auch den länd lichen Arbeitern diese Concurrenz gemacht, indem an ver schiedenen Stellen Gefangene zu Ernte-Arbeiten verwendet werden. Daß die Gefangenen für einen billigeren Lohn arbeiten müssen, ist wohl selbstverständlich, und so raubt diese Gefangenenarbeit nicht allein verschiedenen „freien Arbeitern" geradezu die Arbeit, sondern sie drückt auch den Lohn im Allgemeinen herab. — Schlimmer aber noch als die Gefangenenarbeit ist die Soldatenarbeit. So geht gegen wärtig folgende officiöse Notiz durch die sächsischen Blätter: „Gutem Vernehmen nach wird die Stellung, resp. Com- mandirung von activen Militärpersonen zu Erutearbeiten im Interesse der allgemeinen Landescultur und Volkswirth- schaft auch in diesem Lahre höheren Orts gewünscht und es sind die Truppentheile deshalb autorisirt, so weit es sich mit den dienstlichen Verhältnissen vereinbaren läßt, nach Möglichkeit den Gesuchen um Abgabe von Ernte arbeitern zu entsprechen. Die Gesuche dieser Art sind recht zeitig, d. h. also schon jetzt an die respectiven Regiments- commandos mündlich oder schriftlich unter Angabe der Zahl der gewünschten Arbeiter und der Zeitdauer zu richten." Also diese Soldatenarbeit soll im Interesse der allge meinen Landescultur und Volkswirthschast dienen! Der Schreiber der obigen Notiz muß wahrlich ein netter Volks- Wirth sein, wenn er wirklich glaubt, was er da geschrieben hat. — Sehen wir uns die Concurrenten der „freien" Arbeiter zunächst näher an, so finden wir, daß die Sol daten zumeist unverheirathet sind, daß sie sich mit geringe rem Lohn begnügen und daß sie besser genährt sind, als die verheirateten Tagelöhner und somit auch mehr leisten können. Aber die größere Leistungsfähigkeit haben sie aus Kosten der gejammten Steuerzahler erhalten, also auch auf Kosten des „armen Mannes" und derjenigen Tagelöhner, denen sie durch ihre Arbeit Concurrenz machen und deren Lebensunterhalt sie schmälern. Es entsteht sowohl durch die Concurrenz der Arbeit der Gefangenen, wie auch der der «Soldaten Arbeitslosigkeit, die man gegenwärtig überall bekämpfen will durch Arbeitöcolonien und Schaffung red licher Arbeit. Dieses gewiß gute Bestreben aber wird durch die Arbeit der Soldaten in flagranter Weise gekreuzt, durch die Soldatenarbeit wird geradezu die Vagabundage gefördert, es wird die herrschende Arbeitslosigkeit vermehrt. — Soll das vielleicht das in die Praxis übersetzte Wort des Reichskanzlers von dem „Recht auf Arbeit" sein? — Die Vermehrung der Vagabundage aber füllt Armen- und Zuchthäuser und schädigt die Gesellschaft in moralischer, den Staat aber auch in finanzieller Hinsicht, und dazu bietet der Staat im vorliegenden Falle selbst die Hand. Wer aber hat allein den Nutzen davon? Nun, abgesehen von den NegimentSkassen, sind es lediglich die Grund besitzer oder die Getreidehändler, welche das Korn auf dem Halme gekauft haben, also die Besitzenden, während der so viel bemitleidete und umworbene „arme Mann" den Schaden hat neben dem Staate, neben der Gesellschaft. Wie sich ein solches Vorgehen der Militärverwaltungen mit den social reformatorischen Versprechungen und Plänen, die fortwährend aus den höheren Regionen in das Volk getragen werden, verträgt, das kann allein der biedere, sächsische „Volküwirth" wissen, der die oben mitgetheilte officiöse Notiz verfaßt hat." Die „Leipziger Zeitung" sagt hierzu treffend: Daß die Patrone der „Volkszeitung", die Herren Richter und Cons., uns Sachsen nicht gewogen sind nach all' den schmerzlichen Erfahrungen, dis sie hier selbst in der eigenen Partei ge macht haben, ist ja bekannt und begreiflich. Daß sie aber darum ihrer galligen Neigung so leicht zum Opfer fallen würden, hätten wir bei den großen „taktischen Talenten" ihrer „Führer" kaum erwartet. Die obige Privatmitthei- lung ist ein äußerst schülerhafter Versuch eines noch ziem lich unerfahrenen Richter'schen Lehrlings. Die erwähnte „officiöse Notiz" existirt als solche, we nigstens in sächsischen Blättern, nicht. Es ist auch gar keine specifisch sächsische Nachricht. Das „Deutsche Tage blatt" meldet das Gleiche von Preußen und ebenso ver lautete vor Kurzem Aehnliches aus München. Die Beurlaubung, bez. Abcommandirung älterer Sol daten zu Erntearbeiten ist aber überhaupt gar nichts Neues, sondern schon zeither alljährlich erfolgt, eine Einrichtung, die schon unter dem Vater Friedrichs des Großen üblich war und gewissermaßen zu den bewährten Traditionen des preußischen und des deutschen Heeres gehört. Die Maßregel kommt auch keineswegs blos dem Groß grundbesitzer und Getreidehändler, sondern ganz besonders auch dem kleinen Landwirthe zu Gute. Woher sollte er in Zeiten der Ernte seine Hilfsarbeiter nehmen, namentlich in Zeiten nnd Gegenden, wo die Industrie mit überlegenen Lockmitteln alle Arbeitskräfte an sich zieht? Die „Volks zeitung" scheint zu meinen, daß dann der Zeitpunkt ge kommen wäre, die Vagabunden von der Straße zu rufen, diesen fast regelmäßig untüchtigen, oft aber auch arbeits- unlnstigen Elementen die Einbringung der Ernte, diese wichtigste und über Sein und Nichtsein entscheidende Ar beit des Landmannes anznvertrauen, den unbekannten, legitimationölosen Strolchen die Thüre zu Hof und Ge treideboden zu öffnen! Eine nette Probe deutsch-freisinniger Bauernfreundlichkcit! Was diese Zumuthung für die Land- wirthschaft zu bedeuten hat, darüber könnten der „Volks zeitung" vielleicht sogar der liberale Bauernfreund Herr Wisser und die übrigen Gelehrten des Eisenacher Bauern tages Auskunft geben. Der Bauer, der dem Vaterlands einen Sohn, vielleicht anch mehrere und alle Söhne als Soldaten gestellt und sich damit seiner natürlichsten und zuverlässigsten Hilfs kräfte um des Militärdienstes willen entäußert hat/darf Wohl einen Anspruch darauf erheben, daß ihm in der drängendsten Zeit der Ernte von militärischer Seite, so weit eS das Interesse des Dienstes gestattet, gegen billige Entschädigung Ersatz geschafft wird, und wenn die hierzu beurlaubten, bez. commandirten Soldaten „besser genährt sind, als die verheiratheten Tagelöhner, und somit auch mehr leisten können", so ist das ein Vortheil, der beiden Theilen zu gönnen ist. Wir haben noch nicht gehört, daß verheirathete Tagelöhner znr Erntezeit in Felge der Con currenz von MiUtär Urlaubern brodloS oder auch nur in ihrem, meist für das ganze Jahr schon festgesetzten Lohne gedrückt worden wären. Wohl aber ist die allgemeine Ein führung der zweijährigen Dienstpflicht von fortschrittlicher Seite wieverholt schon gerade mit der Motivirung gefordert worden, daß es bei der herrschenden dreijährigen Dienst zeit dem Lande nnd insbesondere der Vandwinhschaft an geeigneten Arbeitskräften fehle. Aber der Soldat soll, so lange er nicht Dienst thut, nach „deutsch-freisinnigen" Begriffen absolut müßig gehen — was zugleich den Vortheil bieten würde, daß mau dann mit einem um so größeren Scheine des Rechtes gegen die „auf Kosten der Steuerzahler gefütterte, unnütz im Lande umherspazierende Soldateska" declamiren könnte. Lngesnachrichim. Sachsen. Se. Majestät der König wird am 2. August vom königl. Jagdhause Rehefeld wieder in das Hoflager nach Pillnitz zurückkehren. Die Zahl der eingestellten Rekruten des Königreichs Sachsen, die weder lesen noch ihren Namen schreiben konnten und die im Jahre 1875/76 noch 0,^4 Procent, 1870/80 nur noch 0,28 Procent betrug, stellte sich für das Jahr 1882/83 auf nur 0,07 Procent. In den Kreishauptmann schaften Bautzen und Dresden wurden deren 0,09 Procent ermittelt; die Kreiöhauptmannschaft Leipzig hatte gar keine, die Kreishauptmannschaft Zwickau aber nur O,or Procent aufzuweifen. Zum Hector mugmllcus der Universität Leipzig für das Jahr 1884/85 wurde am 30. Juli gewählt und nahm die Wahl an Geh. Rath und Ordinarius der JuristenfacultLt, Professor 0r. jur. Windscheid. In nächster Zeit steht die Vollendung des Hauptgewölbes der neuen Peterskirche zu Leipzig, eine der gefährlichsten und zugleich schwierigsten Arbeiten, zu erwarten. Dieses Gewölbe des Mittelschiffes ist eins der größten in Deutsch land und übertrifft in der Breite noch dasjenige des Kölner Domes um etwa drei Meter. Am 1. August ist in Verbindung mit der Postagentur in Weinböhla eine Telegraphenbetriebsstelle mit beschränktem Tagesdienst eröffnet worden. Die Zahl der sinkenden Fabrikarbeiter in Crimmitschau belief sich am Dienstag auf 900. In einigen Fabriken ist übrigens eine Arbeitseinstellung gar nicht zu Stande ge kommen, da zwischen Arbeitgebern und Arbeitsnehmern eine Ausgleichung erzielt wurde, und es steht zu hoffen, daß ! diese Beispiele recht bald Nachahmung finden werden. Die ganze Bewegung des Strikes wird vom „Fachverein der Weber und verwandter Berufsgenossen" geleitet; eS wollen aber die Fabrikherren nicht mit diesem, sondern nur direct mit ihren Arbeitern verhandeln. Wie man der „Lpz. Ztg." aus Mittweida berichtet, wurde am 24. Juli in «Lchweikershain das Richtfest eines von der Gutsherrschaft daselbst errichteten großen Gebäudes gefeiert, welches humanen Zwecken dienen soll, die der Gutsherr, wirkt. Geh. Nath v. Nostitz-Wallwitz, Excellenz in einer Ansprache an die zahlreich versammelten Gemeinde mitglieder kurz bezeichnete. Das Gebäude soll zunächst die bereits seit sechs Jahren unter Leitung einer Diakonissin bestehende Kleinkinderschule anfnehmen; der Schulraum ist so groß, daß sämmtliche Kinder der Gemeinde im Alter von 2—6 Jahren durch die Kleinkinderschule gehen können, bevor sie in die Volksschule eintreten. Ferner ist der Raum für eine Krippe vorgesehen, in welcher ganz kleine Kinder, selbst Säuglinge, abgewartet werden können, während die Mütter ihren Geschäften nachgehen. Der größere Theil des Hauses jedoch ist für eine HauöhaltungSschule bestimmt, in welcher Mädchen von 15—18 Jahren in den zur Führung eines kleinen ländlichen Haushaltes unentbehrlichen Kennt nissen (Kochen, Behandlung der Wäsche, Stopfen, Sticken, Reinigung der Zimmer, Gemüsebau u. dergl.) unterrichtet werden sollen. Der Redner wies hierbei auf die schlimmen Zustände hin, welche namentlich in den industriellen Bezirken unseres Landes dadurch entstehen, daß sehr häufig die Mäd chen in die Ehe treten, ohne zur Führung eines Hausstandes irgendwie vorbereitet zu sein, nnd führte unter Anderem an, daß nicht selten die Männer zum Brauntweintrinken Hin getrieben würden, weil sie in Ermangelung einer gehörig zubereiteten, genießbaren Nahrung das Bedürfnis; empfän den, die von der Arbeit verzehrten Kräfte auf andere Weise zu ersetzen. Der Anstalt soll in Erinnerung an Mutter- Anna, die bekannte Kurfürstin von Sachsen, das Vorbild aller Hausfrauen, der 'Name Annastift bcigelegt werden. Der derzeitige Privatier, frühere Rathshofbesitzer, Ernst Samuel Tzschöckel in Dresden feierte am Dienstag sein 60 jähriges Bürgerjubiläum. Außer Gratulanten von nah und fern erschien auch eine vom Bürgermeister Clauß ge- geführte Deputation des Naths, um dem allgemein geachteten Ehrengreise herzliche Glück- und Segenswünsche darzubringen. In Zwickau starb am 28. Juli eine durch längere Krank heit körperlich vollständig geschwächte Frau an Brechdurchfall. Infolge der allgemeinen Anordnung, daß zur Zeit auch bei nur choleraähnlichen Krankheitsfällen alle Vorsichtsmaßregeln getroffen werden sollen, welche eine etwaige Ansteckung zu verhüten geeignet sind, hat die Medicinalbehörde, nnd zwar