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87. Jahrgang. 253. vrjna»-vr»üdr vterteljltzrl. sür Die», den det litgllc- ,««!> maliger Zuaagun, <»» Sann- und Man lagen nur einmal» ik,dr» M., durch auewd rlige «anr. milslondr» di» S.do M. Bei einmaliger Zu- Ileliung durch die Post i»M iohneBesteligeldj. Aualand: Oesier- reich-lingarn b.«b Nr., Schwei, b.Sii Frk»., Iiaiien 7,17 Lire. — Aachdrurl nur mit deutlicher QueNen- anaab« <„Dre»dner Nachr.»>zuIi>IIig. Un. verlang»« Bkanuskripl» «erd.nichiaufdewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Eannnelnummer für sämtl. Telephonanschlüsse: 85841. Nachtanschluß: 11. Sonnabend, 13. September 1913. Druck und Verlag von tiepsch 6c Reichardt in Dresden. Xoitlsnssurs Ssclsr vlLMÄ-Ssci i<ui'-6äcl6i' aller' Art 22 SürLsrwisss 22. «»,eiae»-rarif. tlnnalime van tlntiin. digungen di» nachm :» Uhr. Ll-nnlag» nur Makienlirab« d»i von >l di» >/»> Uhr. Di« einiuailige Zeile (etwa l» Lriben» du Pi. die zwriioaiiige Zeile aut leriseiie 70 Pt. die zweiipali. Neklamezeile l,kv M.. Familien Nachrichien au»Lr«»- den die eintpalt. Zeile 2b Ps. - In Num- inern nach Sonn, und Feiertagen erhöhter Üaris. — AuewSrtig« »lutiritg« nur gegen NorauibeMlung. — Jedes BclcgbiatllgPI. Hauptgeschäfts st ekler Marienstraste 8K 40. liuroprEu u vopsna» i dl? 2«. >— Lake K.«irckvsvckLiDQLL» Vcrlonxeii Sie über»» nur kaäeberZer ?Ü8ner iu» <ter ükvrvollsvdmvrrvil all. ärt, kieuialLie, Kopf- u. 6Neäei-rei,»en. ftieumsliscke u rxiclilkcke ätt»clien vcitjen uri-remem xeürideit u. meistens scimeU beniki^t äurcti „Tekmuekois nofvsnsILi'ston^on uncl nofvolibosutii80ki6vn f^snlkol - Spiiilus". k:cdt in ^'lssclien ?.u 60 l'lenniLe, 1,20 unä 3,- Versand nacii ausvarts. I-Ön « Nrpstlvii, ^fisclr. Qrsiff L Lolin Orossss Qsgsn ln destsn clsutscksn uncl Sngllscksn QusIltLIsn tür HnrÜAS, f'alslots unft i-iossn in .alle» ,nocicn,,e,i Ickrbcn. ^rprodls Oualilälsn in blauen i<incisr-Lbsvio1s. vanisn-koslümslotts. AL'rv orNgo Lefsv. Mutmaßliche Witterung: Auffrischende Südwest winde, heiter. Tcnipcratur wenig geändert, vorwiegend trocken. Der sächsische außerordentliche Gesandte und bevoklmäch- ttgte Minister an den thüringischen Höfen, Wirklicher Ge heimer Rat Freiherr v. Reihen stein, tritt am 1. No- vcmher in den Ruhestand. Ans Veranlassung der Neichsregierung tritt im Herbst eine Kommission zur Erörterung der Woh nungsfrage zusammen. Unter den Vorlagen für den BundcSrat befinden sich Anträge der elsaß-lothringischen Negierung auf Ver schärfung -es Preß- und Verein Sgcschcs für die Reichs lande. In Vittcrfeld wurde ein neuer Parscvalballon, „P. L. 17", der für Italien bestimmt ist, fcrtiggcstellt. Der frühere französische Minister des Aenkieren. Hano- tanx, empfiehlt im Hinblick aus Veränderungen in der Stellung der Mächte eine Aenderung der französi schen Politik. König Konstantin, der am Freitag die griechischen Gesandten in Berlin und Paris empfing, Chatte seine Ju st immun« zum Besuche des griechischen Mi nisterpräsidenten auf der Athener französischen Ge sandtschaft gegeben. Nach einem Wiener Blatt ist die türkisch-amerika nische Anleihe von 10 Millionen Dollars perfekt ge worden. Die Carnegie-Kommission zur Untersuchung der Balkangrcnel hat sich a u s ge l ö st, weil das Unter nehmen unzureichend vorbereitet war. In Marienbad ist an einer aus Bosnien zugereisten Frau Cholera fcstgcstcllt worden. Sie amerilanische Tarisrevision steht vor dem entscheidenden Stadium, nachdem der Senat die Vorlage mit 4t gegen 37 Stimmen gutgehcistcn hat. Nunmehr hat noch die gemeinsame Konsercnz beider Häuser des Kongresses die lchte Feile anzulcgcn und die Meinungsverschiedenheiten, die zwischen Senat und Reprä sentantenhaus über einzelne Punkte bestehen, ans- zuglcichcn. Dann ist der Entwurf fertig und erlangt nach der Sanktion durch den Präsidenten Gesetzeskraft. Die Befürchtung, dast cs noch im letzten Augenblicke zu irgend welchen Verwicklungen kommen könnte, durch welche die Verabschiedung der Vorlage gefährdet oder hinausgczögcrt würde, wird auf keiner Seite gehegt, und dast sich Präsident Wilson a»S irgendeinem Grunde vcranlastt sehen könnte, gegen die Beschlüsse der gemeinsamen Konsercnz sein aus- schiebcndcs Veto einziilegen, darf ebenfalls als aus geschlossen gelten. Bei diesem Stande der Sache erscheint die Erwartung begründet, dast noch im Kaufe dieses Monats oder spätestens Anfang Oktober der neue lln Ver tu ood-Zolltaris das Licht des gesetzlichen Daseins er blicken wird. Die h v ch s ch n tz z ö l l n c r i s ch e Acra, in die durch den neuen Tarif Bresche gelegt wird, fand in den Vereinig ten Staaten ihren ersten scharfen Ausdruck in dem mährend der Präsidentschaft McKinleys erlassene» Dinglcntarif, der später durch de» Payne-Aldrich-Tarif noch weiter ausgcbant wurde. Bei dieser Art von Zoll politik handelte cd sich nicht um einen vernünftigen Schutz der nationalen Arbeit gegen eine erdrückende und un billige ausländische Konkurrenz, wie bet der deutschen Schutzzollpolitik, sondern die Union umgab sich mit einer förmlichen chinesischen Mauer anf wirtschaftlichem Gebiet und sperrte sich nahezu hermetisch gegen das Ausland ab. Industrien, die an sich gar keine selbständige Existenzmög- lichkcit im Lande hatten, wurden durch unsinnig hohe Zölle künstlich ausgcpäppelt, und vor allem wurde eine ganze Reihe der höchsten Zollsätze eigens zu dem Zwecke ge schaffen, um den Trusts jeden unbequemen fremden Wett bewerb vom Halse zu schassen. Dadurch sahen die grostcn Monopolvcreintgungcn, die unter der Herrschaft der Trust- magnatcn nnd Dollarmillionäre standen, sich in die Lage versetzt, im Inlande »ach Willkür die Preise zu diktieren, und durch die Ricsengewftinc, die sic auf solchem Wege etn- hcimstcn, wurden sic befähigt, im Auslände ohne allzu empfindliches Risiko zunächst mit Schleuderpreisen zu arbeiten und so auch den dortigen Markt in ihre Gewalt zu bringen. Dieses ganze System ging Hand in Hand mit den unerträglichsten Schikaiiicrungen voy seiten der amerikanischen Zollbehörden bei der Feststellung des Wertes der zu verzollenden Waren, bei der Klassifizierung der Gegenstände und wo immer sonst sich eine Möglichkeit bot, dem fremden Handel die Lebensader zu unterbinden und ihm die Einfuhr ans jede Weise zu erschweren. Die Mißwirtschaft der Trusts wurde endlich so arg, daß aus der Mitte des amerikanischen Volkes selbst her aus eine energische Bewegung sich dagegen erhob, die in richtiger Erkenntnis des verwundbarsten Punktes der Monopolvercinignngcn den Kampf von vornherein aus eine Tarisrevision richtete, um den Triistmagnaten die Stütze des Zvllslhutzcs zu entziehen, dürch den sic in so un gerechtfertigter Weise anf Kosten der Allgemeinheit be günstigt wurden. Die demokratische Partei machte die Tarisrevision in diesem Sinne zu ihrem Haupt- programmpunkte, und Präsident Wilson hat nicht gezögert, seine den Wühlern gegebene Zusage prompt einzulöscn. Vielfach hatte sich der Zweifel geregt, ob Herr Wilson wirk lich etwas Durchgreifendes zuwege bringe» oder sich auf eine bloße Scheinaktion beschränken würde. Die Tatsachen sprechen entschieden zugunsten des Präsidenten und fordern für ihn die Anerkennung, daß er ebenso rasche wie nach Möglichkeit gründliche Arbeit geliefert und sich ehr lich -beinüHt hat. sich >r!s Mann von Wort zu erweisen. Ueber den Gesaintcharaktcr des neuen Tarifs urteilt ein handelspolitisch so hervorragend informiertes Blatt wie die „Frks. Zig.", die von Anfang an der verheißenen Reform mit der äußersten Skepsis gcgenübergetrctcn war, „es sei uninüglich, zu leugnen, daß ein wesentlicher Fort schritt erzielt wurde", der hvfscuilich unserer eigenen Ausfuhr ebenso wie der amerikanischen Volkswirtschaft zu gute kommen werde. Ob diese Hoffnung in Erfüllung geht, wird in be trächtlichem Maße mit von der Art abhängen, wie das neue demokratische Regime in Washington sich zu der bisher be liebten Methode der Ch! kancn seitens der Zoll- Verwaltungsbehörden stellt. Zn allen den Hand habe», die auf diesem Gebiete den amerikanischen Zoll behörden insbesondere durch die Einrichtung der Wertzölle nnd durch das damit zusammenhängende Verfahren zur Er mittlung des Wertes der Lftrren gegeben sind, ist jetzt noch eine neue durch die Bestimmung hinzngekommen. daß bei der Einfuhr ans Ländern, in denen die Industrie Straf gefangene oder Kinder unter 14 Jahren beschäftigen darf, eine eidesstattliche Versicherung gefordert werden kann, daß die ciilgcführtcn Artikel nicht von den genannten Arbciter- grnppcn hergcstellt sind. Der Senat Hai diese Vorschrift nicht beanstandet, und cS ist daher zu befürchten, daß sie aufrecht erhalten bleibt. Tann aber sind die mit ihrer Durchführung verbundenen Weitläufigkeiten nnd Be lästigungen gar nicht abznschcn: denn der Exporteur ist zumeist gar nicht iu der Lage, einwandfrei scstzustellen, ob nicht au der Herstellung eines Artikels Strafgefangene oder Minderjährige irgendwie mitgewirkt haben. Erst wenn die Washingtoner Negierung für ei» Verhalten ihrer Zollbehörden sorgt, wie eS andcrSwo üblich ist und den Ge pflogenheiten unter Kultnrmachic» besser als bisher ent spricht, wird die jetzige Tarisrevision ihre volle Wirkung entinltcn können, während sic andernfalls Gefahr läuft, daß ihre Vorteile von den Nachteilen der administrativen Zollplackcreie» überwuchert werden. Eine entschiedene Zurückweisung erfordert das Ge baren nuscrcr Freihändler, die ans der amerikani schen Tarisrevision frisch und fröhlich die Schlußfolgerung ziehen, daß eS mit dem Schutzzoll in aller Welt nun über haupt vorbei sei, und daß Deutschland nichts Besseres tun könne, als schleunigst ebenfalls mit dem „Abbau" seiner Schutzzölle zu beginnen. Nichts kann falscher sein als eine derartige VcweiSfithrung, die aus einer Verwechslung der Begriffe „Schutzzoll" und „Prohibitivsystem" beruht. Der Schutzzoll bedeutet einen gemäßigten zollpvlitischen Schutz der nationalen Arbeit in ihren berechtigten Inter essen gegenüber der ausländischen Konkurrenz: Prohibitiv system dagegen nennt man eine übertriebene Schutzzoll politik. die, wie der Name besagt, einen gedeihlichen Handelsverkehr mit dem AnSlaudc so gut wie ganz ver hindert. Lediglich in dieses Prohibitivsystem, das bisher in der Union herrschte, hat die demokratische Tarisrevision Bresche gelegt. Im übrigen aber bleibt die Schutzzollpolitik auch in den Vereinigten Staaten »ach wie vor bestehen, und Präsident Wilson selbst hat bei Antritt seines AmteS keine Unklarheit darüber gelassen, daß er mit dem Frei handel nichts zu schäften haben will. Er hat ausdrücklich erklärt, er misse wohl, daß der Schutzzoll die Grundlage der wirtschaftlichen Blüte des Landes sei und daß daran nicht gerüttelt werden dürfe, sondern daß nur die Ausartungen der Schutzzollpolitik, wie sie in dem Prohibitivsystem zutage träten, beseitigt werden müßten. Dieser Gesichtspunkt hat denn auch die gesamte Tarisrevision ausschließlich be herrscht, und die neue amerikanische Zollvorlage hat mit frcihändlerischcn Prinzipien so wenig gemein wie der Auf bau mit der Zerstörung. Zur Katastrophe des „L. 1". lieber die Ursachen des Unglücks gehen dem Wolffschen Telegr.-Burcau die folgenden amtlichen Ausführungen zu: . In der Ocssentlichkcit ist von sachverständiger Seite unter Benutzung von nichtamilichen Zahlen entwickelt worden, daß die Katastrophe des „L. 1" in erster Linie infolge einer an genommenen Ucberlastung und erst in zweiter Linie durch vertikale Lnstbewegnng verursacht worden sei. 1200 bis 1500 Kilogramm Ballast werden dabei als reichlich bezeichnet bei nicht gerade abnormen ungünstigen meteorologischen Ver hältnissen. Nun hatte „L. 1" 18K0 Kilogramm Ballast an Bord. Außerdem 2300 Kilogramm Benzin und 200 Kilo gramm Oci, die bei dem Unsalle ebenfalls als Ballast ver wendet wurden, soweit die technischen Einrichtungen es zu- kießcn. Der durch Strablungserwärmung des Gases ver ursachte AiiftriebSverlust war geringer, als in den öffent lichen Berechnungen angenommen worden ist. Die Ucber- tempcratur des Gases mar nicht bedeutend. Dagegen war die Höhe, bis zu der das Luftschiff durch vertikale Böen ge rissen wurde, nahe 1500 Meter und dementsprechend die ge samte Uebcrlast, die durch Ballastabgabc oder dynamisch aus- zuglcichen war, sehr viel größer, als öffentlich angenommen ist. Sonach ist in der B e l a st » n g S ve r t c i l u n g äußerst vorsichtig verfahren worden. Aber die unvorher gesehene Gewalt dcS Wetters bat jede Vorsicht zu schanden gemacht. Der Unfall ist somit durch verti kale Böen veranlaßt morden und nicht durch Fehler !n der Bclastungsverteilinig bei der Abfahrt. Das kaiserliche Telegramm an den Chef der Hochseeflotte. Das vom Kaiser aus Anlaß der Zerstörung deS MarincluilschlsscS an den Chef der Hochseeflotte gerichtete Telegramm hat folgenden Wortlaut: „Ich bin über den Verlust des Luftschiffs tief erschüttert und spreche dem Flotten kommando meine ausrichtige Teilnahme aus. Die braven Kameraden, welche in treuer Pflichterfüllung ihr Leben ver loren haben, verdienen, daß ihre Namen für alle Zeiten auf der Ruhmestafel der Marine verzeichnet werden. Ehre ihrem Andenken, gcz. Wilhelm." Weitere Bcilcidökundgcbuugcn. Von der Kronprinzessin Cecilie und dem Grvßherzog Friedrich von Baden hat der Staats sekretär des Reichömarincamtcö folgende telegraphische Bci- leidskundgebniigc» erhalten: „Spreche Ew. Exzellenz mein tiefgefühltestes Beileid aus zu dem schweren Verluste, der unsere Marine bclrosfen hat. Cecilie." — „An dem schmerz lichen Verluste trefflicher Offiziere und Mannschaften der Marine beim Untergang des ersten Mariueliiftschifses nehme ich tiesbctrübt wärmsten Anteil. Friedrich, Grobherzog von Baden." Ferner haben Beileidskiiudgehiingen gesandt der russische Mariucmiuistcr Grigorowitsch in seinem Namen und im Namen der russischen Marine, sowie der Großadmiral v. Koest er namens des Dentschen FlvttcnvcrcinS. Des Kaisers Dank an Poincarö. Präsident Po in carö hat ei» Telegramm des Deutschen Kaisers erhalten, worin dieser seinen Dank für das ans Anlaß des Unterganges des Marine-Luft schiffes „ft. I" gesandte Beileidstelegramm auSspricht. Traucrfahrt der „Hansa" nnd „Sachsen". In einer würdigen Art und Weise haben am DonncrS- tc.a die Zeppelin-Luftschifführer der Dclag ihrer Trauer um die bei der Katastrophe des «ft. I" ums Leben gekommenen Kameraden Ausdruck gegeben. Die „Hansa", die nach mittags in langsamer Fahrt längere Zeit über Berlin kreuzte, batte an der am Heck des Schiffes wehenden Flagge lange F l o r st r c i f c n angebracht, die von unten deut lich zu erkennen waren. Auch die „Sachsen", die über Leipzig flog, gab ihrer Trauer in derselben Weise Ausdruck. Zrahtmeldungen vom 12. September. Frankreichs Miststimmung über «Iriecheuland. Paris. lPriv.-Tcl.s Im „Figaro" äußert sich der be kannte ehemalige Minister deS Aeustern. Gabriel Hano- laux. über gegenwärtige Veränderungen in der Stellung der Mächte. Er halt die in Potsdam auS- gctauschte Rücksprache zwischen dem Kaiser und dem König von Griechenland für eine Ankündigung, daß jetzt die