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721. ttöp ^216 Wetter-Prognose für Donnerstag, de« 1«. September: Zunächst trüb, Temperatur wmtg verändert, Niederschläge und stürmisch. - - , » — : ver- »». u auch vor Wechselschulden zu bewahren.' Es möge an dieser Stelle noch erwähnt werden, daß allgemeine Wechselfähigkeit für Landwirthe im Kantor rüstigen e, lobe«, verschwunden sei. Allerdings ist die Erhöhung des Dis;' s 8 Uhr ihrer. k. er an Tr. Nebensache, daß eine solche Kundgebung, die bei Thiers ein Vertrauensvotum der Nation bedeutete, bei Gambetta eine elende Komödie ist. Es handelt sich darum, eine Thatsache zu schaffen, die bei den Franzosen niemals ihre Wirkung verfehlt. Sie würde ohne Frage Gambetta auf den ersten Posten des Staates tragen und von da ab könnte ernstlich die neue Aera der auswärtigen Politik Frankreichs beginnm, die sich bis jetzt nur in Stimmungen und Wünschen repräsentirt, welche gewissermaßen probe weise Gegnerschaften und Allianzen schufen. Die orien talischen Exkursionen der Organe Gambetta's haben in den letzten Tagen bereits dz? Linie markirt, auf welcher der französische Radikalismus und sein Chef vorzugehen ge denken. , ver- 1. Wenn man annehmen müßte, die heute sich vorberei tende Herrschaft Gambetta's sei mehr als eine Episode in der Geschichte der Republik, so würde das Ausland — insbesondere Deutschland — alle Ursache haben, mit Miß trauen gegen die zu erwartende Abenteurer-Politik nur seine Interessen zu Rache zu-ziehen. Sieht man schärfer auf die politische Bewegung jenseits der Vogesm, beobachtet man sorgfältiger die Elemente, welche in derselben thätig und einflußreich sind, so erscheinen allerdings die Chancen des Diktators im Augenblick glänzend, aber die Dauer seiner Gewalt steht noch sehr in Frage. Ein persönliches Regiment macht sich sehr bald unmöglich, weil die Klubs allmächtig geworden sind, deren Führer alles Interesse an der Aufrechterhaltung der Autorität des Parlaments haben. Die französische Deputirtcnkammer ist zur Zeit beinahe ebenso einflußreich, wie das englische Unterhaus. Das Bewußtsein dieser Macht hat sich dermaßen eingebürgert, daß ein Despotismus irgend welchen Namens einen sehr schweren Stand haben dürfte. Es kommt in keinem an deren Staate, selbst in England nicht vor, daß eine parla mentarische Gruppe während der Zeit der Parlaments- Vertagung handelnd eingreift, wie es jetzt die Linke in der Kongregations-Frage gethan. Richtet sich auch die Spitze ihrer Erklärung gegen das Kabinet Freycinet oder viel mehr dessen Chef, so ist die Thatsache immerhin den gam- bcttistischen Plänen nicht günstig, denn sie beweist, daß ein Jgnoriren des Parlaments unter Umständen sehr illusorisch sein kann. In geordneten Zuständen müßte man ein solches Präjudiz für bedauerlich erklären; wie jedoch die Verhältnisse in Frankreich sich gestalten, ist eine parlamen tarische Usurpation ein Gegengift gegen die Vergewaltigung durch einen Diktator. Die Erklärung der republikanischen Linken gegen Freycinet wird die unmittelbare Veranlassung zu seinem Sturze, aber zugleich ein Präjudiz gegen die Diktatur Gambetta's sein. terre >eise, der ihm. . Et. » - gegenwärtig französischer Botschafter in London, ist Gam betta's Adlatus in der äußeren Politik, mit Gladstone, Dilke und den englischen Orientplänen wohl befreundet und Verfechter einer energischen Initiative Frankreichs an Seite Englands; der Letztere, des Kammer-Präsidenten Nachfolger in der einflußreichen Stelle eines Vorsitzenden des Budget-Ausschusfes, sein Werkzeug und Sprachrohr in der inneren Politik des Kulturkampfs. Der Eine be deutet die innere Repression, der Andere die auswärtige Aktion; Beide sind in der Agitation gegen Herrn v. Frey cinet in den letzten Tagen in den Vordergrund zetteten. Challemel-Locour ist eigens von London herübergekommen, um die Offiziösen des Konseils-Präsidenten und Ministers des Aeußern, welche konsequent Mißtrauen gegen die Gladstone'sche Umsturzpolitik und die Reserve Frankreichs predigten, einzuschüchtern; er hat die auswärtige Politik Freycinet's mundtodt gemacht, schon jetzt, da der Kabinets- Chef noch formell sein Amt inne hat, gewiß eine Leistung die ihr Seitenstück sucht. Herr Brisson hat sich in her vorragender Weise an dem Feldzuge betheiligt, indem er in seinem „Siöcle" den Angriff leitete und die Feindselig keiten dirigirte. Wir wollten nur konstatiren, daß für die Nachfolge Freycinet's lediglich zwei Kreaturen Gambetta's zur Ver fügung stehen und zerbrechen uns nicht den Kopf darüber, welcher er den Vorzug giebt. Die Entscheidung liegt ohnedies nahe, nachdem die Neuwahlen zur Deputirtcn kammer das wichtigste Ereigniß der nächsten Zeit bilden und Herr Gambetta den Ehrgeiz hat, in vierzig Departements zu kandidiren. Mit diesen Mandaten gedenkt er in Paris einzuziehen und Grevy kalt zu stellen. Das gilt ihm als «d mit steuer- mschaft Namm wringt, S7«. l beim and. st««. arg bei nähkmg n Ms, iafch- t zu hbar. Die Dinge in Frankreich. Während Herr von Freycinet in den Bädern von Luchon weilt, hat sich in Frankreich ein Sturm gegen ihn erhoben, dem der Konseils-Präsident um so weniger zu widerstehen vermögen wird, als ihn sallen zu lassen offen bar auch der Präsident der Republik geneigt ist - Die stillschweigende Suspension des zweiten Märzdekretes gegen die nicht anerkannten Orden, zu welcher die bekannte Loyalitäts-Erklärung derselben gegen die Republik Anlaß gab und die auf die persönliche Entschließung des Minister präsidenten zurückgeführt wird, begegnet in der republi kanischen Partei einer sehr scharfen Kritik. Die Opposition ist auch durch die offizielle Erklärung nicht beschwichtigt, daß sich die Regierung zu nichts verpflichtet habe und trotzdem jederzeit in der Lage sei, die Kongregationen auf zulösen. Man verlangt nun, daß die Regierung sofort zur That schreiten solle, die allein den Beweis von ihrer „freien Hand" Herstellen werde. In der That ist auf Sonnabend den 18. d. ein Mimster- rath unter dem Vorsitz Grövy's anberaumt, in dem die Angelegenheit zur Entscheidung kommen soll. Es wird Herrn v. Freycinet allerdings nichts mehr helfen, wenn selbst der Ministerrath der republikanischen Forderung nachgiebt, denn bereits haben sich seine von wohlbekannter Seite dirigirten Gegner auf seine Person gestürzt und ihn dem Lande denunzirt, daß er allein die Verantwortlichkeit für die den Orden gewährte Frist und die hierdurch ver letzte Würde des Staates trage. Sie verlangen mit allem Ungestüm, daß Freycinet den Platz räume. Gam betta bläst selbstverständlich in das Feuer. Die Bewegung ist so geschickt inszenirt, daß Herr von Freycinet völlig isolirt erscheint. Die rasende See wird also ihr Opfer haben. Das Ministerium dürste bleiben, aber es wird eine radikale Spitze erhalten, ob der designirte Präsident nun Challemel-Lacour oder Brisson sei. Der Erstere, Tagesschau. Freiberg, 15. September. -r zu iehen egene Amtsblatt für die königlichen nnd Wüschen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur Julius Braun in Freiberg. - bei gem z. Z7S n Be- U2. 1 eine abzu- Hb. 38. Jahrgang. Erscheint jeden Wochentag Abends 6 Uhr für den LLLfAMK->! Donnerstag, dm 16. September Inserate tverdcn bis Vormittags 11 Uhr angenom men und betrügt der Preis für die gespaltene Zeile oder deren Raum 1ü Pfennige. Vie Wechselfähigkeit -er Landwirthe. 8. 0. Der am 7. Mai d. I. vom deutschen Reichstag gefaßte Beschluß, „dem Reichskanzler zur Erwägung an heimzugeben, in wie weit es geboten sei, den in Art. 1 der deutschen Wechselordnung gegebenen Begriff der Wechsel fähigkeit im Allgemeinen einzuschränken rc.", hat die ver schiedenen Regierungen der deutschen Einzelstaaten veranlaßt, gutachtliche Aeußerungen von Privatpersonen, Handels- und Gewerbekammern, landwirthschaftlichen Vereinen und aus anderen Kreisen einzuziehen. Die Resultate dieser Er kundigungen dringen immer mehr in die Oeffentlichkeit und haben in Betreff der Gewerbtreibenden und Hand werker die öffentliche Meinung bereits zur Genüge darüber aufgeklärt, daß der Wechsel für diese Erwerbskreise schon mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der deutschen Genossen schaften und für ihre zu Millionen zählenden Mitglieder ein ganz unentbehrliches Verkehrsmittel und Kreditmstru- ment geworden ist. Zweifelhafter könnte es erscheinen, ob der Wechsclkredit auch den Grundbesitzern in bisherigem Umfange offen zu Die Diskonto-Erhöhungen der Reichsbank in eim Zeit, in welcher in allen Ländern ein niedriger Diskonti satz besteht, haben in unsern industriellen und gewerblich« Kreisen um so mehr Aufregung hervorgerufen, als d Verwaltung der Reichsbank verkündete, sie werde so langt weitere Erhöhungen eintreten lassen, bis der Goldabflus ' MMIiyeiW und Tag MM , 818. Gegen >78«. he«, selbst- reund- libt. arf »alten sei. Es werden jedoch von Woche zu Woche immer irehr Gründe und Thatsachen bekannt, web' chränkung der Wechselfähigkeit der Landww »ringend widerrathen. Der landwirthschast hat nach und nach immer mehr auch einen und kaufmännischen Charakter angenommen. großen und kleinen Gütern hängen gewerbliche Unter nehmungen unmittelbar zusammen, und kein Grundbesitzer kann von vornherein auf diejenigen Vortheile und Erleich terungen verzichten, welche Kaufleute und Gewerbtteibende in ihrem Verkehr mit der Außenwelt genießen. Der hypothekarische Kredit genügt schon lange nicht mehr für einen sehr intensiven Betrieb der Landwirthschast, welcher ein größeres Inventar, mehr Arbeitskräfte, künstliche Düngemittel, neue Werkzeuge, häufigen Ankauf und Ver kauf von Vieh, neue Sämereien u. s. w. fordert. Es ist zu beachten, daß der moderne Landwirth nicht nur Acker bauer, sondern gleichzeitig Getreide-, Holz- und Viehhändler ist. Auch der Landwirth bedarf heut zu Tage im Interesse seines Betriebes der Benützung günstiger Konjunkturen, die ihm durch Vorschüsse ermöglicht werden. Der Personal kredit ist ihm daher unentbehrlich geworden, und das Hauptwerkzeug desselben ist und bleibt der Wechsel. Auch in die lanvwirthfchastlichm Kreise drinat das Genossen schaftswesen immer «ehr ein, und für Genossenschaften ist der Wechsel das billigste und beliebteste Kreditwerkzeug. Mit Recht heißt es daher in dem Gutachten eines bairischen Landwirths: „Wollte man die Wechselfähigkeit allen Grundbesitzern als solchen, also einer ganzen Kategorie! mündiger Staatsbürger, gesetzlich unbedingt entziehen oder auch an bestimmte wirthschastlichc Bedingungen knüpfen, so würde eine solche Bevormundung als Verkümmerung, ja als Vorenthaltung eines allgemein ausgeübten Rechtes sehr schwer empfunden werden, gerade von den Land- die allgemeine Wechselfähigkeit , Zürich schon mehr als zwei Menschenalter besteht, obwoh in der dortigen Landwirthschast der Kleinbetrieb überal vorherrscht. Die Züricher Landwirthe hatten von den bereits im Anfänge des Jahrhunderts eingeführten Wechsel-' gesetze allerdings in den ersten Jahrzehnten wenig Gcbrauc gemacht. Als dies in dm 30er Jahren mehr geschah, uni man anfing, über Wucher zu klagen, wurde eine Kommissior ernannt, Vie auch darüber berieth, ob etwa die Wechsel fähigkeit der Landwirthe beschränkt werden sollte. Di« Kommission rieth entschieden ab, indem sie u. A- bemerkte daß man ebenso gut den Gebrauch von Rasirmessern uE von Pulver als von Wechseln verbietm könne, und dst Züricher Gesetzgebung hat sich gehütet, die Landwirthy für unmündiger zu erklären, als andere Berufsklasfen. wirthen, welche augenblicklich die unglückliche Frage der Gleichberechtigung oder Gleichbelastung aller Staatsange hörigen sehr lebhaft erörtern." Derselbe Landwirth merkt zwar, daß sich der Wechsel in seiner ländli. Umgebung noch wenig eingebürgert habe, fügt jedoch hinzu, „daß heute oder morgen private Verhältnisse, wie z. B die Uebernahme einer Vormundschaft, das Fehlen des Wechsels als Verkehrsmittel sehr störend würden empfinder lassen," und daß daher dem einzelnen Grundbesitzer daS Recht gewahrt bleiben müsse, aus was immer für privater Gründen die Wechselfähigkeit jederzeit für seine Person st Anspruch zu nehmen". Zum Schluffe spricht der bett Landwirth seine prinzipielle Ansicht dahin aus: „daß er in der aufklärenden Belehrung der älteren und jüngerer Generation das geeignetste und natürlichste Mittel erblicke den Mißbrauch der Wechselfähigkeit zu beschränken. Hierin nicht in gesetzlichen Schutzmaßregeln besteht der allen richtige Weg, um in unseren Tagen Männer und Jüngling« aller Stände, wie vor vielm Gefahren unserer Zett, ft