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»sch. «tgl.7«,« ««dW».Lbe»d»v, «ynut.»l« Mittag» I» v. angtnömmrn t» »« Lxpedtti»«- Marienstra-e 1>. E '' rr «ar. «inzelnt Ru«««m 1 «gr. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredaeteur: Theodor Drobisch. « «. >«»» Dienstag, dm 15. April 18S2. L7L Dresden, den 15. April — -s Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 14. April. Die bejahrte und schwerhörige Jungfrau Lohse au» PaulSheim bei Dippoldiswalde betreibt einen Butterhandel nach Pofsendorf und Umgegend Sonnabends am 15. Februar d. I. an einem Lohntage der Bergleute, hatte sie gegen 20 Thlr Einnahme gemacht. Sie war jedoch an diesem Tage Abends nicht nach Paulsheim zurückgekehrt, sondern in Hänichen bei Possendorf übernachtet und trat erst am Sonntag den 16 Febr. Vormittags den Heimweg über Pofsendorf nach Pauls- Heim an. Der Angeklagte Wrichold, Kohlenbergmann, lutherisch, 29 Jahr alt, verheirathet und Familienvater, zeither noch nie mals bestraft, verkehrte an jenem Sonntag Vormittag ebenfalls in Possendorf und ward daselbst der Lohse, welche er schon von früher her kannte, ansichtig. Sofort tagte in ihm, der gerade an Geldmangel litt, der Gedanke, daß er durch Beraubung der Lohse, von welcher er voraussetzte, daß sie Baarschaft in Folge des gestrigen Lohntages bei sich haben müsse, seiner Geldnoth Abhilfe schaffen könne. Er folgte ihr, und als sie auf dem sogenannten Haidewege, einem Fußsteige zwischen Pofsendorf und Dippoldiswalde in den wendisch - carsdorfer Wald eingetreten Waren, suchte er durch hier nicht näher zu beschreibende Gesti kulationen der ihn begleitenden Lohse sich zu nähern. Sobald ihm dies gelungen, faßte er Letztere an den Schultern, warf sie um und suchte in den Taschen ihrer mehrfachen Unterröcke nach Geld. Er konnte solches jedoch nicht finden, weil die Lohse ihre Baarschaft bereits aus der Tasche genommen und im Busen verborgen hatte. Er ließ von der Lohse unverrichteter Sache ab und entfloh in den Wald, wobei dahin gestellt bleiben mag, ob dies in Folge des Schreiens der Lohse, und weil dieselbe ihn zu erkennen und aus Hunderten wieder heraussuchen zu können erklärte, oder in Folge deren „Betens" geschehen sein möge. Genug der Raub blieb unbeendigt und die weitergehende Anklage von Seiten der Lohse, daß Weichold auch ein Messer gegen sie gezückt, und sie mit den Worten: „Luder gieb das Geld her, oder ich ersteche Dich auf der Stelle!" bedroht habe, blieb unerwiesen; wie denn auch die Lohse nach einem gerichts ärztlichen Zeugnisse keine bleibenden Nachtheile an ihrer Ge sundheit davon getragen hat. Der Vertheidiger, Herr Advocat Fränzel suchte die Milde der Richter durch Hinweis auf die Augenblicklichkeit des verbrecherischen Entschlusses, ebenso durch Hinweis auf die pecuniäre Noch des Angeklagten und auf die Geringfügigkeit der angewendeten Gewalt zu gewinnen. Der Gerichtshof aber vrrurtheilte den Angeklagten wegen Versuchs des Raube-, vollbracht ohne besondere erschwerende Umstände, zugleich wegen Verletzung der Sittlichkeit, zu Zuchthausstrafe von 4 Jahren. — Man erfährt jetzt Näheres darüber, wohin und wem die größeren Gewinne der Schillerlotterie zugefallen sind. Den ersten Hauptgewinn, die Villa in Eisenach, erhielt, wie bekannt, ein armer Müller, Windel, bei Herford in Westphalen; den weiten, Schillers Brief in Glas und Rahmen, ein Apotheker r in Fürth; den dritten, ein emaillirter Goldring mit Schillers Haaren, ein Kaufmann in der Stadt Posen, und den vierten, das Jahnsche Haus in Frciburg, ein praktischer Arzt in Grüna bei Chemnitz. Dieses schöne Haus ist dem Gewinner am 20. April 1861 mit der Bedingung gerichtlich übergeben worden, daß er und seine Nachbesitzer die bekannte Inschrift mit dem vierfachen b (frisch, fröhlich, frei, fromm), sowie das Wappen des Turnvaters Jahn unterhalte, widrigenfalls 100 Thaler an die Schiller- und Tiedgestiftung zu zahlen seien. Das schöne, von Sr. Maj. dem Könige zu Sachsen geschenkte Oelgemälde ist nach Wiesbaden, und die von Ihrer Maj. der Königin von Sachsen geschenkte Cafsette an die Gebrüder Kurze nach Groß- Glogau gekommen. Von den sieben Concertflügeln wurde einer das Eigenthum eines Dorfschneiders bei Pillnitz, ein zweiter dasjenige eines Schornsteinfegers in Stettin, ein dritter das jenige eines Postillons in Landeck in Schlesien, ein vierter fiel an eine Klavierlehrerin zu Loga in Hannover, ein fünfter an die Tochter eines Dresdner Fischhändlers, ein sechster an die verw. G. in Breslau und ein siebenter kam nach Dessau. Das für 1000 Thlr. angekaufte Oelgemälde von Theobald v. Oer hat die Tochter eines Bäckers in Dahlen, die schöne Spieluhr mit 39 Walzen ein Schuhmacher in Altenburg, die große silberne Urne (300 Loth schwer) F. Albrecht in Berlin, die Ritterstatue aus Bronce (Geschenk der Herzogin Friederike von Anhalt-Bern burg) der Administrator Guhde zu Golzow bei Soldin in der Neumark, den Malachitschmuck aus Rußland ein Corpora! der Artillerie auf dem Königstein, den Ring mit Körners Haaren und Göthe's sämmtliche Werke (Geschenk der Enkel Göthe's) zwei Soldaten in Dresden gewonnen. Das Melophon ist nach Zwickau und der von den Frauen in Constanz gearbeitete schöne Teppich nach Burgstädt bei Chemnitz gekommen. So vertheilt die Glücksgöttin ihre Gaben. — Zum Besten des Sächsischen Pestalozzivereins werden vom Vorstande desselben von Zeit zu Zeit größere musikalische Veranstaltungen getroffen, welche, theils weltlichen, theils kirch. lichen Characters, sich immer einer außerordentlich großen Theil- nahme von Seiten der Dresdner Einwohnerschaft zu erfreuen haben. Wir erinnern nur an die im großen Garten stattge fundenen „Frühlingsfeiern" und an die Musikaufführungen in der Frauenkirche bei Gelegenheit des Geburtstag» des Königs, des dreihundertjährigen Todestags MelanchthonS re. Die letzte derartige Veranstaltung war im August vorigen Jahres die zur Feier eines musikalischen Jubiläums in der Frauenkirche abge haltene Musikaufführung, worin u. A. die Pauliner aus Leip zig mitwirkten. — Nächsten Osterdienstag, den 22 April, wird Abends 7 Uhr in der festlich erleuchteten Frauenkirche eine geist liche Musikaufführung stattfinden, -ei welcher namhafte auswär tige und hiesige musikalische Kräfte Mitwirken und wobei na mentlich auch der Gesang aus der Kuppel der Kirche (welcher bekanntlich von außerordentlicher Wirkung ist) executirt wird. Ein ganz besondere» Interesse wird aber dieser Aufführung da durch verliehen, daß der wendische Gesangverein „Lumir" au»