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Wchmtz-MW Nr. 142. 59. Jahrgang. Dienstag, den 5. Dezember 1893. werden mit 1V Pf«, o« Spaltenzeile oder ver«> Raum berechnet. —' D»» bellarische und comMeskt» Inserat« mit entspreche« dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaltionellÄ Lheile, die Spalten-rtli" MPfg. Verantwortlicher Redacteur: Däul Ithne in Dippoldiswalde. Mtit achtseitigem „Jllnstrirten Unterhaltungsblatt". Mit land» und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Amtsblatt für die Königliche Kmishauptmannschast Dippoldiswalde,« sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein .sDkM mal: Dienstag, DmnrerS. tag und Spnnabend. — Preis mertÄjährlich 1 M. S6 Pf« .- z'ucimanatlich 8t Pfg-, einmvcklLich 4S Pfg. Einzelne NG»W>» lii Bfg, — Alle Postan- palten, Postbote»; s»w« -i« Agenten nehimn Be stellungen an. Die Revision des amerikanischen Zolltarifs. Präsident Grover Cleveland scheint fest entschlossen zu sein, das von ihm noch vor seiner erneuten Wahl zum Staatsoberhaupts der nordamerikanischen Union aufgestellte umfassende Programm finanz- und wirth- schaslspolitischer Reformen mit allem Nachdruck durch zuführen. Nachdem unter seinem abermaligen Regime bereits die Silberfrage trotz des zähen und erbitterten Widerstandes der Silberpartei des Senates ihre für die Allgemeinheit der amerikanischen Nation gedeihliche Lösung erfahren hatte, durch die endgiltige Beseitigung der ungeheuerlichen Shermanbill, soll nunmehr der wichtigste Theil des ganzen Cleveland'schen Reform- programmeS zur Ausführung kommen, die Revision und Umgestaltung der berüchtigten Mac Kinley-Bill. Einstweilen haben die demokratischen sreihändlerischen Mitglieder des ständigen TariskomiteeS des Unions parlaments einen neuen Zolltarifsntwurf ausgearveitet, natürlich in Uebereinstimmung mit dem auf gleichem politischen Standpunkte stehenden Präsidenten, und ihn der Gesammlkommission unterbreitet. Nach den Vor schlägen dieses Entwurfes sollen besonders Rohstoffe, die in amerikanischen Fabriken verarbeitet werden, künftig von jedem Eingangszoll befreit bleiben, weiter Chemikalien, Eisen, Stahl, Kupfer, Nickel, Rohzucker, Leinen, Wolle u. s. w. Zollermäßigungen, theils ge ringerer, theils erheblicherer Art, sollen eine ganze Reihe anderer Artikel genießen, wie Stahlwaaren, Eisenblech, Bleierze, Tabak, Cigarren, Weine, Biere, Baumwvll- und Wollwaaren, Tuche, Gewebe, Hand schuhe u. s. w. Nur für wenige andere Gegenstände bringt der Entwurf 'noch eine Erhöhung gegenüber den jetzigen Zollsätzen in Vorschlag, so u. A. für Edelsteine. Es ist wohl nicht mehr zu bezweifeln, Laß die dergestallt in Anregung gebrachten Zollbefrei ungen, resp. Zollreduktionen nächstens dem amerikani schen Kongresse unterbreitet werden, woselbst allerdings ebenso sicher eine heftige und rücksichtslose Opposition der extremen Schutzzöllner in beiden Häusern gegen die geplante Tarilresorm zu erwarten steht. Hat doch Mac Kinley, das eigentliche Haupt der schutzzöllnerischen Partei Nordamerikas und der Vater des ja auch seinen Namen tragenden, vom Kongreffe vor drei Jahren beschlossenen Zollgesetzes, schon einen erbitterten Vor stoß gegen di« angekündigte Tarisreform unternommen, durch feine jüngst in Boston gehaltene Banketrede. In derselben suchte er die amerikanische Arbeiterwelt mit der Behauptung gegen die beabsichtigte Revision des bestehenden Zolltarifs einzunehmen, daß jede Tarif herabsetzung auch eine Reduktion der Löhne zur Folge haben müßte. Weiter verfocht Mac Kinley die Meinung, die überwiegende Mehrheit der amerikanischen Nation sei schutzzöllnerisch gesinnt und es könne daher auch die abermalige Wahl des Demokraten Cleveland zum Präsidenten nicht als ein Verdikt gegen das protek tionistische System aufgesaßt werden. Nun, mit der erst noch zu beweisenden Versicherung, daß eine Herab minderung der Zollsätze auch eine solche der Arbeits löhne nach sich ziehen würde, dürste Herr Mac Kinley die amerikanischen Arbeiter schwerlich sangen, dieselben wissen sehr wohl, daß gerade die Mac Kinley-Bill ihnen fast sämmtliche nothwendigen Lebensbedürfnisse unerhört vertheuert hat. Was aber die fernere Be hauptung anbelangt, die jüngste Präsidentenwahl sei durchaus nicht gegen die Schutzzollpolitik Nordamerikas gerichtet gewesen, so schlägt Mac Kinley hiermit der Wahrheit direkt ins Gesicht. Denn Grover Cleveland ist von der gewaltigen Mehrheit der amerikanischen Wähler hauptsächlich in der Erwartung erneut auf den Präsidentenstuhl erhoben worden, daß er jener einseitigen schmählichen Jntereffenwirthschast, die eben in der Mac Kinley-Bill ihren nacktesten Ausdruck sand, «in Ende bereiten werde. Hierzu ist denn Lleveland offenbar auch fest entschlossen, und man kann nur wünschen, daß seine den Interessen der Allgemeinheit des amerikanischen Volkes dienende Politik in der wichtigen Angelegenheit der Tarisreform ebenso einen vollständigen Sieg erringen möge, wie er schon in der Silbersrage davongetragen wurde. Jedenfalls kann die R-gierung Clevelands bei dieser ihrer anhebenden neuen bedeutsamen Aktion der wärmsten Sympathien Europas sicher sein, denn die signalisirte Revision des amerikanischen Zolltarifs würde jenes weitgetriebene schutzzöllnerische System endlich durchlöchern, dessen Wirkungen der Handel und die Industrie Europas in ihrem Verkehr mit der Union schon schwer genug empfunden haben. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die hiesige Bürgerschaft ist be rufen, am morgenden Dienstag an der Wahlurne zur Vornahme der Stadtverordnetenwahl zu erscheinen. Ein Wort über die Wichtigkeit dieses Aktes zu ver lieren, scheint völlig überflüssig. Mag ein Gemein wesen groß oder klein sein, immer ist es nöthig, daß sich in seiner Vertretung Männer befinden, die stets bemüht sind, vorurtheilSloS und mit Hellem Blick in die Zukunft da« Beste der Gemeinde zu beschließen und den Frieden in ihr zu sichern. Solch ein Kollegium hat es erfreulicher Weise bei uns noch immer gegeben und auch diesmal wird es uns wieder bescheert sein, trotzdem aber möchten wir an alle Wahlberechtigten die dringende Bitte richten, ja recht fleißig von ihrem Wahlrechte Gebrauch zu machen, damit der Ausgang der Wahl wirklich das werde, was er sein soll: ein wahrer und wahrhasterAusdruck der Gesinnung der gesammten Bürgerschaft. — Noch drei Wochen und das schöne Weihnachts fest ist da. Wir rathen daher unfern Lesern, schon jetzt mit den hiesigen Geschäftsleuten behufs Erwerbung von Weihnachtsgeschenken in Verbindung zu treten, damit das, was nicht vorräthig ist, noch rechtzeitig und in gehöriger Güte beschafft werden kann. In der letzten Zeit vor Weihnachten rst mancher Gegenstand vergriffen und ein Anschaffen desselben dann nicht mehr rathsam. — Nach erfolgter Steuerregulirung der Gehalte der Lehrkräfte an der Stadtschule sand auch eine theilweise Aufbesserung der Stellen an der deutschen Müllerschule die Zustimmung der städtischen Kollegien. — „Glück zu". Nachdem der Verein am Frei tag durch Concert, Theaterausführung und Ball sein 9. Stiftungsfest gefeiert hatte, kamen die Mitglieder mit mehreren Gästen am Sonnabend im Vereinslokale zusammen, um einen Vortrag des Herrn Kaufmann Lincke zu hören, in welchem derselbe über die Prägung des Geldes überhaupt, wie in besonderen Fällen und zu gewissen Zwecken und über die Vervollkommnung des Gepräges sprach und dabei seine Münzensammlung zur Ansicht darbot. — Wären die Leistungen der Dresdner Theater- Vereinigung bekannter gewesen, und hätte man den Anfang statt um 7 um 8 Uhr festgesetzt, dann wäre der „Humoristische Abend", der von obiger Theater-Gesellschast am Sonntag in der „Reichskrone" zum Besten hiesiger Armen veranstaltet worden, ganz wahrscheinlich trotz der jetzigen vergnügungsreichen Zeit noch bester besucht gewesen. Ein stimmungsvolles Melodram „Der Weihnachtsengel" deutete den Zweck der Veranstaltung an. Der musikalische Theil wurde von der hiesigen Kapelle wiederum recht hübsch ous- gesührt. Für herzhafte Erregung der LachmuSkrln war vollauf gesorgt durch einige recht launige Couplet-, die mit vielem Geschick vorgetragen wurden, und durch die zwei humorvollen Einakter „Jn Civil" vonKadelburg und „Die Erholungsreise" von Angely. Vom Stand punkte der Kritik hat das erster« den größeren Werth. In ihm sind die Ver- und Entwickelung gut erdacht und doch natürlich, während sich das zweite etwas in zu gewagten Combinationen und zu plumpen Täu schungen ergeht. Das Spiel war in beiden gut, be sonders lagen die Hauptrollen, die den Effekt der Komik zu erzielen wußten, in dazu ganz geeigneten Händen. Einen allzu großen Gegensatz bot zuletzt das einfache Gasthofszimmer zu der Wohnung des Oberst, die von dem Dekorateur Rusch in Dresden mit großartiger Eleganz ausgestattet war. Es steht zu hoffen, daß bei Wiederholung derartiger Auf führungen dieser Gesellschaft, nachdem ihre schätzenS- werthen Darbietungen genügend bekannt geworden sind, auch die Zuhörerzahl sich vergrößern wird, doch ist es dann zu rathen, das etwas längliche Programm bedeutend abzukürzen, »o daß gegen 10 Uhr Schluß ist. Das ist den älteren Concertdesuchern angenehm und der tanzlustigen Jugend erst recht. — Im hiesigen Vorschußverein betrug im Monat November die Einnahme 2l855 Mk. und setzte sich zusammen aus: Geschästsantheite 298 Mk., Spar einlagen 15144M., Provisionen und Zinsen 1172 Mk.; Die Ausgabe belief sich auf 20756 Mk. und zwar: gegebene Vorschüsse 10940 Mk., zurückgezahlte Dar lehne 2000 Mk., zurückgezahlte Spareinlagen 7666 Mk. — Zur alsbaldigen Erledigung werden in An regung und beziehentlich in Erinnerung gebracht, 1. die zum Theil noch fehlenden Anzeigen der Trichinen- schauer auf die amtshauptmannschaftliche Bekannt machung von 16. November dss. Js., Trichinenschau» betreffend, 2. der von den sämmtliche» Ortsbehörden mittels hektographirter Verfügung vom 30. November erforderte sofortige Auskunft in Bezug auf Sonntags- rc. Feier und 3. die Einsendung der ausgefüllten Frage bogen über die am 1. dieses Monats vorzunehmen gewesene Zählung der Rinder und Schweine. Schmiedeberg. Die GemeindeverbandS-Sparkaffe vereinnahmte im Monat November dieses Jahres an Spareinlagen 2973 Mk. 3 Pfg. in 66 Posten und leistete 18 Rückzahlungen im Betrage von 1073 Mk. 60 Pfennig. Frauenstein. Seilen des hiesigen Stadtgemeinde- rathes ist bei der Zweiten Kammer der Ständever- sammlung eine Petition um Einbeziehung Frauen steins in das Eisenbahnnetz abgegeben worden. - Poffendorf. Bei der hies. Tagesverpflegung wurden im Monat Noveniber 162 Marken von der Verwaltung ausgegeben. — Unser Frauenverein veranstaltet zum bevor stehenden Weihnachtsfeste für Bedürftige deS Ortes eine Christbescheeruug. 4 Hänichen. Die vor einigen Wochen hier auf getretene Diphtheritis kannnunmehr als fast erloschen betrachtet werden. — Der hiesige Gesangverein „Liederkranz" wird am 1. Weihnachtsfeiertage im Gasthofe ein GesangS- concert abhalten. 5 Glashütte. Am Abend deS 30. November ver unglückte der Wirthschaftsbesitzer Jäpel aus Rücken hain aus der sog. „Rolle" bei der Herrenmühle, als er sich auf dem Wege nach Schlottwitz befand, dadurch todtlich, daß er vom Fußwege abkam und vom Fels«« abstürzte. Die über sein Ausbleiben besorgten Ange hörigen fanden ihn am andern Tage früh an der Ab sturzstelle tobt auf. — Eine auf einem GeschästSwege befindliche ältere Frau wurde hier plötzlich unwohl und begab sich des halb zu ihren hies. Verwandten; beim Eintritt in die Stube wurde sie aber vom Schlag gerührt und sank todt nieder. — In Dittersdorf starb in der vsrg. Woche der Gutsbesitzer Hesse an Blutvergiftung, die er sich bei Gelegenheit des Düngerstreuen- durch eine kleine Wunde an der Hand zugezogen hatte.