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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100126
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-26
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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Oe-«-»-Pre1» ltr Letpp, u>» »mech »ch«, Irtger und Spediteur« tu« Hau» -«bracht r vv monaU., t.?0 viertel ithri. Bei unirr» giliale» u. LnnLh»«iteü«a abgetzoltr 7V monatl., r.rs vterteltLhrl. v«ch vte »oft: innerhalb Leultchiaub« und der keuHchea «olonien dirrleljttzrl. V.Sö »onatl. >.-» aullchl. Poskbeslellqeld. Ferner ui Belgien, LLnemert, de» Dooaustaaten, Italien, Lureiaburg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Nnstlaad, Schwede«, Schwei- u. Spanien. In allen übrigen Staaten mir direkt durch di» Selchlltt,stell« de« Blatt« erhältlich. Da« Leimiger Tageblatt erscheint wichen», lich v mal und -war morgen«. klbonnement-Annahme: Lngustuivlatz 8, bei unseren Trtgern, Filialen, Spediteuren und »nnahmeftellen, sowie Postämtern und Briefträger«. Di« einzelne Nummer kostet Ist ch, «edaktio» und tstrschäftäftellek Iohannisgasse 8. Fernsprecher: I48SL 14SW, I4SV4. ripMer Ta-MM Handelszeitung. Ämlsbsatt des Mates und des Volizeiamtes der Ztadt Leipzig. Dnzeigen-PretS ist» Inserat« au» Lru>»ig uns Umgebung di« Sgeipalten» Petitzeue 2b stnanziell« Anzeigen 8U H, Reklamen l von aurwärt» stv Neklamen t.L> oomAurland Sl)^s, sinan,. Anzeige» 7S^» ReNamen I.ii) Inserate».Behörden m amtlichenDeU««^» Beilagegebübr Ä ^st p. Dausen» exkl. Post gebühr. cheschLiisanzeigen an bevorzugter Stelle inl Preis« rrhSht. Rabat! nach Dari' gesterteilw Aufträge kinnrn nicht zurück- aezogeu werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Dagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. «nzeigen. Annahme: Luguftuiplatz 8» bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen speditionen de» In- und Aullande«. Haupt-Filiale Berlin Carl L'ncker, Her,»gl. B>yr Hofduch- bandlung, Lützowstlahe IL (Telephon V l. Rr. u-Xi). Haupt-Siliale Dresden: Se-strabe 4,1 (Telephon 4621). Nr. 25. Mittwoch 26. Januar 1910. M. Jahrgang. Dar wichtigste. * Der Aktenträger Bretschneider hat gestern eingestanden, den Diebstahl im Leipziger Rathaus selb st auSgeführj und den Ueberfall fingiert zu haben. (S. d. bes. Art.) * Die sächsische Regierung plant an der Technischen Hochschule zu Dresden die Errichtung eines Lehrstuhls für die mit der Luftschiffahrt verbundenen technischen Wissenschaften und ferner die Einrichtung eines Seminars für Städtebau im Interesse der technischen Gememdebeamten. (S. Landtagsbericht.) * Die Zweite Kammer erledigte am Dienstag den Etat der Technischen Hochschule in Dresden, den Etat der Volks schulen und den Gesetzentwurf über die Nadel a rbeitslehre- rinnen. Hierbei wurde mit 49 gegen 28 konservative Stimmen für Uebernahme der Pensionslasten durch dm Staat votiert. (S. Landtagsbericht.) * Im Reichstag begann am Dienstag die Debatte über den Nachtragsetat für Südwestafrika. (S. Reichstagsbericht.) * Im preußischen Abgeordnetenhaus«! provozierte am Dienstag der bündlerische Abgeordnete Dr. Hahn in scharfer Weise die liberalen Parteien, was diese zu kräftigen Entgegnungen veranlaßte. * Der internationale P o stsch e ckv e rke'hr wird am 1. Februar eröffnet. (S. d. bes. Art.) * In der Budgetkommission des Reichstages wurde am Dienstag die Erörterung über Südwestafrika fortgesetzt. (S. d. bes. Art.) * Das Deutsche Reich legt 340 Millionen Mark neue 4prozentige RrichSanlrihe und Preußen 140 Millionen Mark 4prozentige KonsolS am 5. Februar zur Zeichnung auf. (S. Handelsztg.) * InBerlin ist am gestrigen Dienstag in Gegenwart des Kaise r. Paares die große französische Kunstausstellung eröffnet worden. (S. Feuill.) * Die marokkanische Entschädigungskommission hat ihre Arbeiten beendet. Auf die deutschen Ansprüche ent fallen 1 297 009 Mark. (S. Ausl.) » Die Regierung der Vereinigten Staaten bereitet ein planmäßiges Vorgehen vor gegen alle Trusts und gleichartige Unternehmungen zur Einschränkung des Wettbewerbs mit un gesetzlichen Mitteln. * Das Hochwasser richtet in Frankreich nach wie vor große Verheerungen an. Die deutsche Botschaft in Paris steht nunmehr ebenfalls unter Wasser. (S. d. bes. Art.) Dann hat Europa Ruh. Man demokratisiert uns. Die individualistische Epoche wird wieder einmal abgelöst von einer demokratischen. DaS Zeitalter deS Inter views wird übergeleitet in das der Rundfrage. Man fragt rund. Auf die zur Beantwortung gestellten Tbemata kommt eö meistens gar nicht so sehr an, als auf die geschickte Auswahl der in die Presse gelockten Personen. Und diesen wieder kommt es häufig genug weniger auf eine sachliche Antwort als auf einen glänzenden oder mindestens originellen Rahmen für ihren Namenszug an. Trotzdem soll nicht bestritten werden, daß bei solchen Experimenten manchmal nützliche Winke für die Praxis heranSspringen, und wenn es nur die Erkenntnis wäre, daß es >ür manche Frage eine Lösung im einfachen Sinne des Worles über haupt nicht gibt. Die Leipziger „Illustrierte Zeitung" hat einen „Versuch ;ur Ver besserung der deutsch-französischen Beziehungen" unternommen in Gestalt einer Rundfrage an eine große Anzahl deulscher und französischer poli- liicher Persönlichkeiten, und zwar sind zwei Fragen gestellt worden: 1. Nach dem Urteil des Haager Schiedsgerichts in der Casablanca- Affäre wurde von verschiedenen Seiten der Wunsch geäußert, Deutschland und Frankreich einen allgemeinen und dauernden Schiedsgerichtsvertrag abschließen zu sehen. Würden Sie diesen Vorschlag billigen und dies a) ohne Einschränkuna, d) entsprechend der Formel des Zweiten Haager Kongresses: „Mit Ausnahme der die Ehre und die LebenSiuteressen der Nationen betreffenden Fragen?" 2. Würden Sie bei den gegenwärtigen direkten und indirekten Ver suchen der Schutzzöllner Deutschland» und Frankreichs sNevision des französischen Zolltarifs; Schaumwrinsteuer, Vorschriften gegen Verfchnitlweine usw. in Deutschland) und bei der Bedeutung, die die Entwicklung deS Handels zwischen beiden Ländern hat, die so fortige Einleitung offizieller oder offiziöser Vorbesprechungen zwischen beiden Regierungen empfehlen, zur Erlangung praktischer Resultate wie der Vorzugsbehandlung gewisser französischer Produkte auf dem RezivrozitätSwege? Hätten Sie hierzu in einem bestimmten Punkte Vorschläge zu machen? Der Versuch hat irgendwie verblüffende Ergebnisse nicht gezeitigt. Er hat auch keine LösuugSformel an den Tag gebracht, aus die sich ohne weiteres alle Welt einigen könnte, einfach deshalb nicht, weil eine solche Formel nicht existiert und nicht erdacht werden kann. Im wesentlichen war das Resultat vorauSzusrhen, daß eS nämlich Schiedsgerichts enthusiasten saus pbrass gibt, daß SchievSgerichtSfreunde existieren, die Ehrenhändel zwischen Nationen („WaS ist Ehre?" fragt Graf Traft von Sudermanns Gnaden) von der papierenen Erledigung ausgeschlossen wissen wollen, und daß es schließlich Leute gibt, die von Schiedsgerichts verträgen überhaupt nicht viel halten. Zur ersten Gruppe gehören naturgemäß die deutschen Sozialdemokraten. Wer wird sich wundern, wenn August Bebel schreibt, daß er jedem Schritte zustimmen will, „der geeignet ist, die beiden Nationen einander näher zu bringe», wohin ich in erster Linie rechne den Abschluß eines Schiedsgerichtsvertrags zur Schlichtun z aller zwischen den beiden Nationen auftauchenden Streitig keiten und einen Handelsvertrag, der den Austausch der Produkte beider Länder nach Möglichkeit erleichtert." Und eS ist jeden falls als Stimmungsmesser wertvoll, daß eS auch in Frank reich Leute gibt, die derselben Ansicht sind. So schreibt Emanuel Brousse, republikanischer Deputierter, Mitglied der Budgetkommission: „Ich billige durchaus den Vorschlag eines Schiedsgerichtsvertrages zwischen Frankreich und Deutschland, und zwar ohne Einschränkung, um schnell zur allgemeinen Abrüstung gelangen zu können." Besonders wichtig will eS unS scheinen, daß sämtliche befrazien deutschen und französischen Industriellen, wie Dr. I. Locwe, Philipp Heineken, der Direktor deS Norddeutschen Lloyd, Heinrich Flinscb, der Vorsitzende des Handelsvertrags vereins, A. und L. Lumiöre, Inhaber chemischer Fabriken in Lyon- Monplaisir, das direkte wirtschaftliche Bedürfnis nach politischer und wirtschaftlicher Annäherung zwischen beiden Ländern konstatieren. Und schließlich sei hingewiesen auf die Antwort deS französischen Gesandten und früheren Resident gsnöral in Tunis, Vizepräsidenten des franzö sisch-deutschen HandelSkomiteeS, Renö Millet, der in schroffer, aber er freulich klarer Form sagt: „Ich kann Ihnen nur kur; andeuten: 1) Daß ich den SchiedSgerichtSverträgen keinerlei Bedeutung beimeffe; auf diesem Gebiet gibt es nur Sonderfälle und keine allgemeinen Regeln, und jedem ernst zu nehmenden Schiedsspruch müssen Spezialverhand lungen vorausgehen. 2) Daß ich dagegen Anhänger jeder Maß ¬ regel bin, die geeignet ist, die Beziehungen Frankreichs und Deutschlands auf wirtschaftlichem G biete zu erleichtern." Das klingt, wie schon getagt, schroff, fast nnfranzösisch, aber es ist sicher durchaus ehrlich, in der Sache freundlich und be achtenswert. Millet ist nicht etwa gegen Schiedsgerichte überhaupt sondern nur gegen SchiedSgerichtSverträge. Er setzt also Zweifel in die Nützlichkeit und Haltbarkeit genereller Abmachungen. Und das tun andere Leute auch. Wir glauben nicht, daß die Frage eines SchiedSgerichtSver- trages, mit oder ohne Ausschluß von Ebrensragen, zwilchen Deutsch land und Frankreich in absehbarer Zeit der praktischen Lösung entgezenzejührk werden kann. Wir möchten sogar sagen, daß der Versuch zurzeit noch nicht unbedenklich ist und leicht mehr Schaden als Nutzen stiften kann, solange man sich in Frankreich nämlich noch nicht abgewöhnt hat, an die Existenz einer offenen elsaß-lothringischen Frage zu glauben. Hier muß die Zeit noch viel ausgleichen. Aber etwas anderes ist mit großer Genugtuung fest zustellen, und hierin sehen wir das eigentliche positive Resultat dieser Rundfrage und zugleich ihr wirklich wertvolles Ergebnis, nämlich die Bestätigung der schon lange in den besten und patriotischsten Männern bei der Völkerausdämmerncen Erkenntnis, daß Deutschland und Frankreich gar nichts Besseres, nichts politisch Klügeres und nichts kulturell Heil sameres tun könnten, als eine rückhaltlose Verständigung herbeizuführen. (In Marokko haben wir uns ja schon bis zur Selbstaufopferung des interessiert.) Könnte eS gar zum Abschluß einer deutsch-französischen Entente kommen, dann würde der alte studentische StumpfstnnSverS: „Und wenn Europa Ruhe hat" einen Inhalt bekommen. Ja, man darf sagen, daß diese beiden Kulturmächte in ihrer Einigkeit stark genug wären, um der Welt den Frieden zu diktieren. Aber das gehört wohl heute noch, leider, zu den Gedanken, die ein „Realpolitiker" modernen Durchschnitts nicht haben darf, wenn er nicht den Ruf eines Phantasten riskieren will. Die Oavisev Wasiersnot. Auch beute geben die Nachrichten aus dem französischen Ueber- schwcmmungsgebiet ein furchtbares Situationsbild. Ueberall richten die Fluten nach wie vor große Verwüstungen an. Tie Seine ist noch im Steigen begriffen. Folgende Depeschen berichten über die trostlose Lage unseres Nachbarlandes: Die Verheerungen des Hochwassers. Paris, 25. Januar. sTel.) Heute früh ist ein weiteres Stei gen der eseinc um 15 .Zentimeter festgestelli worden. Das Wasser dringt nunmehr überall ein. Die Untergrundbahn kann den Betrieb nicht aufrecht erhalten, ebenso die Straßenbahnen, denen es an elektrischer Kraft fehlt. Der Eijenbahnoer kehr Par is— Lyo n—M itrelmeer und auf der Orleansbahn ist gestört. In Paris treffen die Züge mit großen Verspätungen ein. Der Verkehr von Wagen ist auf der Landstraße so gut wie unmöglich. Der ganze Handel und die Industrie von Paris stocken. Am schlimmsten ist die Lage in Charlesroi. Am gestrigen Tage mußten dort 4000 Personen gerettet werden. Die Hälfte der Ein wohnerschaft muß anderweitig Unterkunft finden. Diebe plündern die leerstehenden Wohnungen. Tsic Gemeindebehörden haben infolgedessen eine Abteilung Dragoner und Jäger beauftragt, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Der angerichtete Schaden ist enorm. I» Paris stehen verschiedene Straßen meterhoch unter Wasser. Die Bewohner mußten die Häuser räumen. Der Gemeindeverwaltungsausschuß erwägt die Möglichkeit, auf der Höhe des Jnvalidenbalmbofes den Seinekai zu sprengen, wodurch das Wasser über die Glesse des Jnvalidenbahnhoss einen Abfluß erhielte. Auf diese Weise wäre es möglich, sämtliche Brücken zwischen der Jnvalidenbrückc und der Mirabeaubrücke freizu wachen. Was die Nachrichten aus der Provinz anbelangt, so lauten diese auch weiter sehr beunruhigend. Paris, 25. Januar. (Tel.) Die Seine steigt immer noch schnell. Auf den meteorologischen Stationen ist man der Ansicht, daß heute das Hochwasser dasjenige des Jahres 1876 erheblich übersteigt. In der Rue le Blanc steht das Wasser 80 Zentimeter, 200 Personen sind dort von jedem Lerkehr abgeschnitten. Aus sechs an dem Seincufer gelegenen Häusern wurden die Bewohner mit Hilfe von Booten gerettet. Am Quai Javel ist das Wasser in 20 Häuser eingedrungen. Die der Militärverwaltung gehörigen Häuser am Port BaSmeudon Gare des Invalides werden gegen das fortwährende Eiusickern deS Wassers durch Pumpen geschützt. Der Qai de Passv ist zum Teil überflutet. In mehreren Straßen ist der Wagenverkehr eingestellt, so auch in der Rue de Bourgogne bei der Kammer. Paris. 25. Januar. (Telegramm.) Vom Hochwasser werden folgende weitere Einzelheiten gemeldet: Infolge des gewaltigen Wasser drucks sind mehrfach die neuen Schwemmkanäle geborsten, so in der Rue Saint Honorä und hinter dem Ministerium des Auswär tigen, wo sich ein See gebildet hat. Im Innern des Bahnhofs am Quai d'Orsay steigt das Wasser rapid. In der Rue Poilieu kam unt«r dem Druck des Hochwassers das Trottoir zum Weichen. In Aljartvilles steht das Wasser in den Straßen vier Meter hoch. Die Feuerwehr und die Artillerie retteten dreißig Personen, die sich auf die Insel St. Pierre geflüchtet hatten. Etwa zehn Personen sind noch in Gefahr und viele Bferde sind ertrunken. Di- Orte unterhalb Varis, insbesondere Passy, Suresnes und Puteaux sind schwer heimgesucht. In Puteaux ist ein Mann ertrunken. Der Rennplatz von Longchamps steht völlig unter Wasser. In Ehalons sur Marne sah man ein von zwei Männern besetztes Boot, das von der Strömung weggerissen, und in höchster Not war, ohne daß Hilfe mög lich gewesen wäre. In Savigny snr Orge nimmt die Ncberschwemmung den Charakter einer Katastrophe an. Die deutsche Botschaft unter Vvasser. Paris, 25. Januar. (Telegramm.) Die Keller im Palast der deutschen Botschaft sind doll Wasser. Die elektrische Licht- an läge und die Luftheizung sind unbenutzbar geworden. Alle Akten wurden vorsichtshalber in die oberen Stockwerke befördert. In den angrenzenden Straßen steht das Wasser einen halben Meter hoch. Der am Seineufer liegend« Botschaftsgarten ist überflutet. Das Per sonal der Botschaft blieb die ganze Nacht auf Posten, man versuchte, das Wasser aus den Kellern auszupumpen. Morgen sollte anläßlich des Geburtstages des Kaisers ein großer Empfang im Botschaftsgebäude stattfinden, der nun in Frage gestellt ist. Gewitter über Paris. Paris, 25. Januar. (Telegramm.) Heute morgen kurz vor 5 Uhr stieg ein plötzliches Gewitter auf, welches mit ungeheuerem Schneesturm über Paris niederging. Das Wetter verspricht nicht, daß die Hochwasser gefahr bald ein Ende nehmen wird. Die von dem Gewitter betroffenen Teile von Paris, sowie die östlichen und westlichen Vororte stehen unter Wasser. Zurzeit wirft eine gewaltige Feuersbrunst aus dem Südosten der Stadt einen gewaltigen, weithin leuchtenden Schein über Paris. Es war noch nicht möglich Genaueres festzustellen. Ein offizieller Bericht. Paris, 25. Januar. (Telegramm.) Eine Note der „Agence Havos" besagt: Nach Nachrichten, die im Ministerium des Innern eingingen, scheint die durch die Ueberschwemmung hervorgerufene Lage im Umkreise einer Meile von Paris sich als sehr ernst herauszustellen. Sämtliche Züge auS dem Süden und Bourbonnais erleiden fast ein stündige Verzögerungen. Die Almabrücke soll bedroht sein. Der Verkehr ist dort unterbrochen. Nach anderen Meldungen steht in den Straßen von Alfortville das Wasser einen Meter hoch, in mehreren Straßen von Javel und Juvisy bis 80 Zentimeter. Das ganze Orgetal ist überschwemmt. Die Häuser drohen eiuznstürzen. In ChLIons jur Marne ist der Schaden sehr groß. Die Marne ist aus den Ufern herausgetreteu und hat zahlreich« Häuser zum Einstürze» gebracht, deren Bewohner sich nur mit großer Mühe retten konnten. Etwa 100 Häuser sind noch bedroht. Baris, 25. Januar. (Telegramm.) Der städtische Telephon verkehr ist durch die Uebcrichwemmung an vielen Stellen gestört. Der telegraphische Verkehr mit Oesterreich, Ungarn, Spanien und Portugal ist unterbrochen. Im franzöfiscbcn Parlament. Paris, 25. Januar. (Telegramm.) Da der Keller des Ge bäudes der Kammer überschwemmt war, brannte während der gestrigen Sitzung das elektrische Lccht nicht. Die Journalistentribüne wurde mit Lampen, der Sitzungssaal mit Gasflammen be leuchtet. Paris, 25. Januar. (Telegramm.) Die Kammer bewilligte einen Kredit von zwei Millionen Franken zur ersten Hilfe bei den Ueber- schwemmungcn. * Lchneestürme in Deutschland. Aber nicht nur über Frankreich, sondern auch über verschiedene Gegenden Deutschlands sind momentan wieder Unwetter hcreingebrochen: Berlin, 25. Januar. (Telegramm.) Nachrichten aus Hamburg zufolge tobt dort seit 1 Uhr nachmittags ein orkanartiger Schneesiurm. Die meisten Linien der Straßenbahnwagen mußten den Betrieb ein- stellcn. Die Eisenbahnzüge liefen mit großen Verspätungen ein. Kiel, 25. Januar. (Telegramm.) Seit gestern mittag sind in ganz Schleswig-Holstein gewaltige Schneemasseu niedergegangen. Der Elsen- bahn- und lonstigc Verkehr erleidet große Störungen, zum Teil völlige Unterbrechungen. Der Schneefall und das stürmische Wetter dauern an. Bavreuth, 25. Januar. (Telegramm.) Nach hier einaetroffenen Nachrichten ist im Fichtelgebirge jeder Verkehr infolge starken Schneefalls unmöglich. JnganzOberfranken herrschte in letzter Nacht ungewöhnlich starker Schneefall. Auch im Rheinland und anstoßenden Provinzen dauert dcr Schneefall an. Teilweise ist der Bahnverkehr gestört. Gin brennendes Karbidlaner. Duisburg, 25. Januar. (Telegramm.) Infolge des Hochwassers geriet das Karbidlager der Firma Zietschmann am Kaiserhasen in Brand und entzündete einen großen Holzstapel. Der Schaden wird anf 100 000 .tl geschätzt. Deutsches Reich. Leipzig, 26. Januar. * Wahlprüfungen. Die durch einen Protest angefochtene Wahl deS sozialdemokratischen Abg. Demmler-Geyer im 17. städtischen Wahl kreise (Gegenkandidaten: Löscher (lons.) und Vorwerk (nass.) ist von der Abteilung für gültig erklärt worden. Dagegen ist beschlossen worden, über bestimmte Vorgänge bei der Wabl deS sozialdemokratischen Abg. Schmidt im 14. ländlichen Wahlkreise Erhebungen anzustellen. Schmidts Gegenkandidaten waren der bisherige koniervative Abg. Starke» nut oem Schmidt in Stichwahl kam, und der nationalliberale Rechtsanwalt Freigang. * Nationalliberale Neugründung. Am Sonntag wurde in Groß- botheu ein Nationalliberaler Verein gegründet. Herr Postverwalier Küchler begrüßte die stattliche Zahl der Versammelten, die sich im Saale des Bahnhossrest'urartS emgesunden batten, und erteilte sodann Herrn Generalsekretär Dr. Weste nberger-Le'pzig das Wort zu einem Vortrage über die nationalliberale Partei, ihre Geschichte und gegen wärtige Stellung. Darauf wurde einstimmig die Gründung bejchtcssen,
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