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MMMckiyMPW W ! früher Wochen- und Nachrichtsblatt Zugleich AtslWs-AMttt str HihÄorf, Ködlih. SeMdirf, Msdorf, AEOltii, Kmrlchssrt, Maricm« s. Mtsen. Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichten^ei«. M- 195. UernsprechstMe Nr. 7. Keitag, d§N AUgUst Aernsprechstelle Nr. 7. 1895. Mchr^^^ch^nt"rägNch ^uß7r^»^ WÄ Wags's Lvmds^^m'forge^ch Lag. Bezugspreis 1 Mark SS Pst — Einzelne Nummer 10 Pfennige. -: SssteLungen nehmen außer Ler Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postaustalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Sparkaffen-Expeditionstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. BstMNtNMchUW. Sonaabend, den 24. August, vormittags b Uhr sollen auf dem hiesige« Gemeiudeberge, dem Schafgarte« gegenüber 1 Parthie Stämme rind Langhölzer gegen Meistgsbot und Barzahlung versteigert werden. Hohndorf, den 22. August 1895. Der GemeindevorftaNd« Reinhold. LKASsgeschichte. *— Lichtenstein. Unsere Leser machen wir auch an dieser Stelle noch besonders auf das in jeder Beziehung empfehlenswerte Werk: „Der große Krieg 1870/71 in Zeitberichten" aufmerksam. Das Prachiwerk, welches in umfassender Weise über die große Zeit vor 25 Jahren berichtet, kostet trotz der gediegenen Ausstattung (über 300 Illustrationen) nur Mk. 3.50 und ist ausschließlich in unserer Ex pedition käuflich. Frei ins Haus wird das Werk durch unser Trägerpersonal für Mk. 3 60 geliefert. Versandt nach Auswärts nur gegen vorherige Ein sendung des Betrages zuzüglich 60 Pfg. für Porto und Spesen. Eingehende Auskunft giebt der Inse ratenteil unseres Blattes. — Betreffs der Kriegerdenkmünzen verstorbener Veteranen war nach Beendigung des französischen Krieges angeordnet worden, daß dieselben von den Angehörigen an die heimatlichen Kirchen abgegeben werden sollten, um in diesen auf besonderen Ehren tafeln unter Bezeichnung ihrer ehemaligen Inhaber aufbewatzrt zu werden. Diese Bestimmung ist jedoch im Laufe der Jahre gänzlich in Vergessenheit ge raten, und die von den Heimgegangenen Kriegern einst mit so großem Stolz getragenen Ehrenzeichen sind von den Hinterbliebenen zumeist in irgend eine Schublade gelegt — und vergessen worden. Es dürfte daher gerade in diesem Jahre der so bedeutungs vollen Kriegs- und Siegsjubelfeiern angebracht fein, die erwähnte Bestimmung zur Beachtung in Erin nerung zu bringen. — Unter der Aufschrift „Ein sächsischer Ritt meister bei Mars-la-Tour" berichtet man: Als die Franzosen bei Mars-la-Tour zu weichen begannen, erhielt eine Schwadron der sächsischen Gardereitcr Befehl, den Feind durch ein großes Dorf zurückzu- drängen. Am Ende der schmalen Straße mußte eine Kreuzung gegen französische Kürassiere behauptet werben. Der Rittmeister, kühn, ungestüm und dabei von weichem Herzen, sprengte voran. Freudig folgte die ganze Schwadron. An der Straßenkreuzung hatte sich ein unentwirrbarer Knäuel von Pferden, Wagen und Geschützen des weichenden Feindes ge bildet. Mitten darin sah man einen französischen Knaben von 3—4 Jahren, schmutzig, mit zerrissenen Kleidern, aber von seltener Schönheit. In Todes angst wollte er vor den Pferden der sächsischen Reiter ausweichen, geriet aber zu nahe an ein Wagenrad und die Vorderachse riß ihn zu Boden. Im nächsten Augenblick mußte das Hinterrad über seinen Kopf Weggehen. Der Rittmeister, ein Reiter, wie es we nige giebt, sah die Todesgefahr des Knaben. Rasch wie der Gedanke sprengt er herbei, ergreift ihn am Arm und setzt ihn vor sich auf den Sattel. Wie das Alles geschah, konnte sich niemand recht erklären, auch der Rittmeister selbst nicht. Der kleine, kraus lockige Franzose drückte sein Köpfchen fest an des Deutschen Brust. Diesem leuchteten die Augen und wurden dabei vor Wehmut und Wonne ganz feucht. Er war fröhlich, als wenn er ein Königreich erobert hätte. Die ganze Schwadron jauchzte ihm zu. Doch zu weiterem Besinnen war jetzt nicht Zeit. Ein Hurrah erscholl und fort ging es mit hochgeschwun genem Säbel. Der Zusammenstoß war blutig, aber siegreich. Als die sauere Arbeit gethan war, und der Rittmeister seine Augen von den feindlichen Kü rassieren abwenden durfte, sah er auf den Schütz ling in seinem Arm. Der Knabe ließ den Kopf und die Glieder hängen. Er war tot. Leichenblaß und mit unverwandten Blicken schaute der Rittmeister auf die Leiche. Nur mit Anstrengung hielt er die Thränen zurück. Als die Schwadron das Bivouak bezogen, drängte sich alles um den Loten Knaben, der äußerlich keine Verletzung zu haben schien. Bei näherer Untersuchung fand mau eine Revolverkugel in seiner Brust, eine zweite hatte den Unterleib durch bohrt und war unter dem Kreuze wieder herausge- kommen, hatte den Rittmeister unbedeutend verletzt und war zwischen den Kleidern stecken geblieben, wo man sie auffand. Der Rittmeister kniete an der Leiche des Franzosenkindes nieder und bedeckte das schöne Gesicht mit Thränen. Er hatte das Kind retten wollen und Gott gebrauchte das Kind, um ihn zu retten. Die Gardereiter überlief sm heiliger Schauer. Der Rittmeister ließ die Leiche durch seinen Bedienten an den Rhein bringen, wo seins Mutter wohnte; in der Familiengruft wurde sie beigesetzt. — Dis Verluste, welche die deutsche Armee in den großen Schlachten bei Metz am 14., 16. und 18. August 1870 erlitten, sind ungeheure und doch stehen sie in keinem Verhältnis zu den Verlusten in den Schlachten früherer Zeiten. Dafür, daß die früheren Kriege trotz der mangelhaften Schußwaffen doch blutiger waren als die modernen, giebt der jetzige Oberquartiermeister Meckel, Generalmajor im großen Generalstabe, in seinem „Taktik" überschrie benen Buche folgenden Beweis: Au Toten und Verwundeten verloren die Preußen bei Kolm 40, die Preußen bei Zorndorf 38, die Preußen bei Ku nersdorf 40, die Oesterreicher bei Aspern 30, die Franzosen bei Aspern 50, die Preußen bei Lützen 30, das Dorische Korps bei Leipzig in drei Stunden 25, das Kleistsche Korps bei Leipzig in zwei Tagen 30, die Russen und Franzosen bei Borodino 30, die Engländer bei Waterloo 25, die Preußen bei Königs grätz 4, die Oesterreicher daselbst 11, die Deutschen bei Wörth 12, bei Spichern 18, bei Mars la Tour 22, bei Gravelotte 10, bei Sedan 4sts Prozent. — Die Kundgebungen des Kaisers bei den fest lichen Gelegenheiten der letzten Tage geben dem „B, T." Anlaß zu der Bemerkung: „Kaiser Wilhelm dem Zweiten ist vom Geschicke die unschätzbare Gabe ver liehen worden, durch eine natürliche, ungesuchte Be redsamkeit in dem gegebenen Momente auf die Massen zu wirken. Im Gegensätze zu Friedrich Wilhelm IV., dessen rednerische Bilderpracht etwas Berückendes hatte, ist der jetzige Träger der deutschen Kaiser- und der preußischen Königskrone schlicht und knapp in seinen Reden. Jener überraschte durch eine Fülle von geistreichen Andeutungen und blendete durch un vermutete Wendungen; dieser dagegen geht stracks auf sein Ziel los, ohne Umschweife, ohne Vorbehalte. Einem klar gefaßten Gedanken stellen sich die klaren, einfachen und daher eindringlichen Worte willig und mühelos zur Verfügung. — 55 Mönchs- und 29 Nonnenkloster gab es bis zur ReformationHzeit in und um Sachsen. Am Verbreitesten waren dis Franziskaner (Barfüßermönche, graue Mönche). Sie besaßen Klöster in Leipzig, Dresden, Meißen, Zwickau, Freiberg, Altenburg, Torgau, Annaberg, Chemnitz, Oschatz, Weida, Zeitz, Stein-Lausig bei Bitterfeld und in Wittenberg. Die Cistercievser- oder Bernhardiner - Mönche hatten Klöster in Altzella bei Nossen, Brunnhain bei Schnee berg, Buchau an der Mulde, Pforta bei Kösen, Doberbuch am rechten Elbufer, Grünhain und Neu celle bei Aue. Die 6 Benedektiverklöster lagen in Chemnitz, in Bosau bei Zeitz, in Pegau, Merseburg, bei Naumburg und in Goseck an der Saale, die 5 Klöster der geregelten Chorherren auf dem Lauter- oder Petersberge bei Halle, bei Altenburg, in Leip- i zig, in Naumburg und in Meißen, die 6 der Augusti ner in Alt-(Neustadt) Dresden, Grimma, Herzberg, Neustadt an der Otta, Wittenberg und Waldheim, die 4 der Dominikaner in Leipzig, Freiberg, Pirna und Plauen und die Klöster der deutschen Herren in Altenburg, Zschiüen (Wechselburg) an der Mulde, Dommitzsch an der Elbe, Plauen und Schleewitz. Außerdem gab es noch in Leipzig und in Lichten - bürg bei Prettin au der Elbe Klöster der Autonier- herren, in Wildenfurt bei Weida ein Prämoustratsn- kloster, in Königstein ein Cölestinerklostsr, in Orla münde ein Wtthslmiterkloster und bei Crimmitschau ein Karthäuserkloster, endlich in Hayn und in Mutz schen je ein Kloster der Marienknechte. Die Nonnen zum Heiligen Kreuz, zu Sörnewitz bei Mügeln, zu Stuchau, zu Riesa, zu Sitzerode bei Torgau und zu Heiligenkreuz bei Sahlburg gehörten zum Benedikti nerorden, die zu Weida, Schmöln und Kronswitz zum Predigerorden, dis zu Altenburg, Freiberg und Hayn zum St. Maria-Magdelenenorden, die zu Seußlitz au der Elbe und zu Weißenfels zum Barfüßer und St. Clarenorden, die zu Mühlberg und zu Nimpschen bei Grimma zum Cistercienserorden. Außerdem gab es noch sächsische Nonnenklöster in Remse, in Laus nitz bei Eisenberg, in Beutewitz an der Saals bei Weißenfels,in Langendorf bei Weißenfels, in Gerings walde, in Frankenhaussu bei Crimmitschau, in Schön fels bei Weida, in Brene bei Landsberg, in Lubbejun (Löbejün) am Petersbergs, in Leipzig, Zeitz, Merse burg und auf dem Petersbergs. — Nach einer telegraphischen Mitteilung aus New-Jork haben sich dort am Sonnabend auf dem Schnelldampfer „Fulda" 210 Teilnehmer — meist gediente alte Soldaten — zu dem mehrfach erwähn ten Ausflug nach Deutschland eingeschifft. Die Deutsch-Amerikaner werden bekanntlich auch Leipzig besuchen. — Dresden, 20. Bug. Für die Ehrung der Veteranen aus dem Kriege von 1870/71 beschloß der Rat, eine Berechnungsaeld im Betrage von 17,000 Mk. zu bewilligen. Sowohl au dem Fest- gottesdienste in der Kreuzkirche, an der auf dem Altmarkt stattfindenden Feier, wie auch an der Hul digung, welche auf dem Festplatze im Kgl. Großen Garten Sr. Maj. dem König von den Veteranen dar gebracht werden soll, werden Rat und Stadtverord nete teilnehmen. — Chemnitz, 21. Aug. Die 1. Erzgebi» gische Gartenbauausstellung in Chemnitz (Protekto rat: Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen) findet vom 23. August bis 2. September 1895 statt. Nach den bis jetzt veröffent lichten Mitteilungen wird diese Ausstellung eine aus gezeichnete Werden. — Crimmitschau, 18. Aug. Die Erin- nerungsfcier au St. Privat ist hier erhebend ver laufen. Das vom königlich sächsischen Jüngern Mi litärverein sm gestrigen Abend abgehaltene Concert war zahlreich besucht. Ergebenheitstelegramme wur den abgesandt an Se. Maj. den König und Fürst Bismarck. Heute schmückte die Kampfgenossen-Ver- einigung die Gräber der verstorbenen Veteranen, da runter auch das eines seiner Zeit hier begrabenen französischen Gefangenen. Die Veteranen nahmen gemeinsam an dem Gottesdienste teil. Aus Anlaß des Tages hat ein Mitkämpfer und Kamerad dem Jüngern Militärverein 1000 M. zur Verteilung an bedürftige Kameraden, deren Witwen und Waisen über wiesen. — Hammerbrücke, 21. Aug. In der hiesigen Gegend macht sich der Eintritt kühler Nächte