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Schönburger Tageblatt und Mtsblatt für den Stadtrath Zu Ma Idenburg. VaiSMlmrzer Duster. Filialen: in Attstadlwatsenburz bei Herr» Kaufmann Otto Förster; m" Kansun-nn bei Herrn Fr. Janaschek; m Langeuchm^ öorj bei Herrn H. Stiegler; in Penig bs: Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr. 163 ; in Rochsburg bdi Herrn Paul Zehl; in Wvlkeuburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. «r-cheint tL-lich Art UsS»otz«e d«k Lag' nr ch Lonn- »ns Festtages. Umrahme van Jnserareu sür dis nächster- scheinende Nummer bis Mittags Uhr. Ler LbonnemerUSpreiS beträgt vierteljähr lich 1 M!?. LS Pf. Lindins Nrn. h Pf. Kuserate pro Zeile 1V Pf., Anges. 20 Pf- Expedition: ÄKldeuburg, Oberoafse — Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenftöiu-GMuderg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Alistadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Lt. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- s-uba-Niederkain Lanaenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Neichenbach, Aemfe, Rochsburg, Rüßdorf, Scklagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Dienstag, Sen 10. November 1896 V 262. Zitteruttgsbcricht, ausgenommen am 9. November, nachm. 4 Uhr. tvrstand 763 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s 5" 0. (Morgens 8 Uhr 4 3 '.) HenchtiKkettszehalt der Lust nach omelerMUN Lambrechts Polymeter 77> Thaupunkt 4- 1 Grad. Windrichtung: Süvost. Daher Witternngsausstchten für den 10. November: Halb bis ganz heiter, Nebel wahrscheinlich. Waldenburg, 9. November 1896- Seit das Königreich Italien als solches besteht, ist immer wieder mit Recht der Satz aufgestellt worden, daß für dies Staatswesen auch scheinbare thatsächliche Unglücksfälle fast regelmäßig zum Glück ausgeschlagen sind. Das Königreich Italien hat sich gebildet und zu seinem heutigen Umfange ausgestaltet durch glückliche Benutzung der allgemeinen politischen Verhältnisse, so war es 1859, 1866 und 1870, und in dieser Weise ist erreicht worden, was die Italiener aus eigner Macht und eigener Kraft schwerlich durchgesetzt hätten. Aber das Glück ist kein sicherer Geleitsmann und eg ist auch Italien treulos geworden seitdem die Regierung in Rom es unternahm, außerhalb der natürlichen Grenzen des Landes die italienische Flagge zu hissen. Die Colonie Eritrea am Rothen Meere, mit der Hauptstadt Massaua, ist für das König reich Italien zu einem Sorgenkinde geworden, welches dem Staate nicht nur sehr bedeutende Opfer an Geld und Menschen gekostet, sondern ihm auch eine leidige moralische Einbuße gebracht hat. Kann, dank dem ab geschlossenen Dreibunde, diese Einbuße dem Ansehen der Großmacht Italien auch in Europa nicht viel schaden, so ist der Schaden doch beträchtlich im Gebiet der Colo nie Eritrea, und die bösen Folgen davon beginnen sich nun wieder zu zeigen. Trotz aller Ableugnungen und trotz aller Bemäntelungen aus Rom wird Italien allem Anschein nach bald vor die entscheidende Wahl gestellt werden, entweder seine afrikanische Colonie ganz und gar zu räumen, oder aber den Krieg gegen den König Mene- lik von Abessynien, welcher die Colonie unausgesetzt be droht, mit aller Energie, ohne Rücksicht auf Menschen und Geld, zu führen, wenngleich die Gefahren nicht zu unterschätzen sind, die bei einem Feldzüge in Abessynien drohen, und von welchen die Italiener selbst am besten ein Lied zu singen wissen. Die Ländersucht der Engländer und Franzosen hatte auch die Italiener angesteckt, und zu ihrem Unglück haben sie sich nicht kräftig genug gegen die bei ihnen auftau chenden Landgelüste gewehrt. Die Engländer hatten Egypten occupirt, die Franzosen nach Algerien Tunis, auf das man in Italien einst felsenfest gerechnet hatte, und nun fühlte man den Drang in sich, auch etwas zur Vergrößerung des Vaterlandes zu thun. Man wählte den von Egypten aufgegebenen Hafen von Mas- Rothen Meere, wegen des dahinter liegenden r dessen Machtverhältnisse man ebenso oberflächlich, wie geringschätzig urtheilte. Man dachte wohl an die englische Expedition unter General Napier, die m den ^chz'ger Jahren ohne jeden nennenswerthen Widerstand den König Theodorus von Abessynien be siegt hatte, der sich darauf in seiner Bergfeste Magdala selbst erschoß. Wie bekannt, ging Alles im Anfang den Italienern gut, ihre Unternehmungen glückten, und der König Menelik von Schoa, der sich gegen den Ober könig Johannes ausgelehnt hatte, trat offen auf die Seite der neuen Herren, erkannte selbst das italienische Protektorat an, als man ihm Unterstützung in seinen Ehrgeizigen Bestrebungen gewährte. Aber die Entrüstung folgte: Die abefsynischen Spitzbuben, wie sie der frühere Und inzwischen verstorbene Premierminister Depretis ver achtungsvoll genannt, rieben bei Saati-Dogali eine ita lienische Colonne fast ganz aus, und Menelik von Schoa hielt von allen seinen den Italienern gemachten Verspre chungen gar keine, als es ihm gelungen war, das Ziel seiner ehrgeizigen Bestrebungen zu erreichen. Zudem nehmen die in seinem Lande befindlichen französischen Agenten eine jede Gelegenheit mit Begier wahr, den Italienern Verlegenheiten zu bereiten. König Menelik war schlau, er wartete ruhig ab, bis er übermächtige Schaaren gesammelt hatte, so daß die italienischen Trup pen im vorigen Jahre noch bis Adua vorrückten und eine Reihe von Siegen über schwächere feindliche Haufen erringen konnten. Nun griff, trotz der Lehre von Saati- Dogali, die Unterschätzung des Feindes ganz allgemein Raum, und als im Beginn dieses Jahres König Mene lik mit seiner ungeheuren Macht heranzog, wurde daraus kein besonderes Aufheben weiter gemacht, bis der Un glückstag von Adua dem italienischen Corps eine schwere Niederlage beibrachte. Gegen eine zwanzigfache Ueber- macht, welche noch von günstigen Terrainverhältnissen unterstützt wurde, kämpfen eben auch die tapfersten Sol daten vergebens, aber dieser Tag von Adua zwang nicht nur zur Aufgabe eines großen Theils der gewonnenen Positionen, außer vielem Gelde war auch das Renom mee der Unbesiegbarkeit verloren. Man verlor nach der Katastrophe in Rom den Kopf, man begann Friedensverhandlungen, die völlig nutzlos gewesen sind, denn König Menelik verlangt die Abtre tung der italienischen Hauptstellung, des Hafens von Massaua. In Nom hoffte man, Menelik würde Ruhe halten, wenn man selbst sich auf's Abwarten verlegte, doch auch diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Wieder rückt er mit noch vermehrten Streitkräften gegen die Italiener vor, die er mit seinen ungeheuren Massen nicht eben schnell, wohl aber langsam zurückdrängen wird, zu mal auch schon die Eingeborenen ihren europäischen Herren gegenüber schwierig werden, wenn nicht Italien sich zu einem ganz energischen Vorgehen aufrafft. So, wie sie jetzt ist, ist die Colonie Eritrea das aufgewendetc Geld nicht werth, sie wird dazu fortwährend von dem Abessynierkönige bedroht, und der Letztere kann nur in einem regelrechten Kriege gedemüthigt werden. Die italienische Negierung besinnt sich und besinnt sich immer zu; sie kann unangenehm aus der Ueberlegung empor geschreckt werden, wenn König Menelik sich mit seinem weit über 100,000 Mann starken Heere plötzlich auf die verhältnißmäßig schwachen italienischen Truppen wirft. Man könnte in Rom eingesehen haben, daß alles Geld, welches für eine wenig energische Politik ausgegeben wird, direct fortgeworfen ist. Politische SLundschan. Deutsches Reich. Der Kaiser ist Sonntag früh von seinem JagdauS- flug im besten Wahlsein nach Potsdam zurückgekehrt. Durch kaiserliche Cabinetsordre, datirt Schießplatz Meppen, den 27. October, ist die Einstellung der 24 Ctm, 21 und 15 Ctm. Schnellladekanonen L/40 in die Marineartillerie angeordnet worden. In Gegenwart der Kaiserin fand Sonnabend Vor mittag in der Hedwigskirche zu Berlin die Trauerfeier für die Fürstin Mathilde Radziwill statt. Das Re quiem hielt Probst Jahnel ab. Um 2 Uhr erfolgte die Ueberführung nach dem Schlesischen Bahnhof, von wo aus der Zug die Leiche nach Schloß Antonyn in Posen zur Beisetzung brachte. Die Kaiserin richtete an den Berliner Magistrat ein Dankschreiben aus Anlaß der Glückwünsche zu ihrem Geburtstage. In demselben spricht die Kaiserin die Hoffnung aus, daß Magistrat, Bürger, Frauen und Jungfrauen Berlins auch fernerhin ihre Wünsche und Bestrebungen unterstützen und zu Opfern stets bereit sein werden, namentlich da, wo es gilt, dem Volke die Reli gion zu erhalten und das Christenthum durch Nächsten liebe, Duldung und Versöhnung zu bethätigen. Auch der Magistrat und die Stadtverordneten von Potsdam erhielten ein Dankschreiben, welches schließt: Mögen Magistrat und Stadtverordnete stets ein Vorbild in ihrer Förderung kirchlicher Thätigkeit und christlicher Liebesar beit bleiben. Die Untersuchung des Falles Peters ist nach Ver nehmung einer Reihe von Zeugen jetzt soweit gefördert, daß die Eröffnung des Disciplinarverfahrens in abseh barer Zeit zu erwarten steht. Der Gerichtshof zweiter Instanz in Dar-es-Salaam sollte nach dem „Hbg. Corr/' zu einem Urtheilsspruch gegen Friedrich Schröder nicht gelangt sein, vielmehr beschlossen haben, neue Erhebungen auch in Berlin an stellen zu lassen. Das dürfte schwerlich ganz richtig sein. Wie die „Post" hört, sind in Deutschland auf Veran lassung des Vertheidigers Aussagen von Weißen, die mit Schröder s. Z. in Lewa gewesen sind, zu Protokoll ge nommen und diese Aussagen nach Ostafrika gesandt. Ob sie von großem Einfluß sein werden, scheint indessen zweifelhaft. Ueber die Betheiligung des Reichs an Bahnbauten in unseren Schutzgebieten wird geschrieben, es sei nicht gerade wahrscheinlich, daß von einer Betheiligung des Reichs in Südwestafrika überhaupt jetzt schon gesprochen werden kann; die Vorarbeiten dürften kaum soweit ge fördert sein, daß schon gegenwärtig das Reichsschatzamt in eine Prüfung der Sache eintreten kann. Dagegen dürste die Frage der Betheiligung des Reichs am Bahn bau in Ostafrika in absehbarer Zeit festere Gestalt an- nehmen. Die Nachricht, Distriktscommissar v. Carnap sei be reits vom Amte suspendirt, bestätigt sich nicht. Bezüglich der Bäckereiverordnung des Bundesraths wird die Regierung bereits in den ersten Reichstags sitzungen interpellirt werden. Voraussichtlich wird der freiconservative Abgeordnete Frhr. v. Stumm in dieser Angelegenheit das Wort ergreifen. Die einzelstaatlichen Regierungen haben ihre Bevoll mächtigten zum Bundesrath nunmehr mit Instructionen bezüglich der Handwerkerfrage versehen, so daß dem nächst Klarheit über die Stellungnahme dieser Körperschaft zu dem preußischen Entwürfe gewonnen werden wird. Indessen ist diese die weitesten Kreise interessirende Vor lage fortgesetzt Gegenstand eifrigster Berathungen und Erwägungen Seitens der zunächst Betheiligten. Die Breslauer Schuhmacherinnung „Hans Sachs", sowie der Bremer Gewerbe- und Industriellerem sprachen sich neuer dings sehr entschieden gegen die Vorlage aus, für welche andere Handwerker- und Gewerbevereine in jüngster Zeit freilich auch ebenso warm eingetreten sind. Auf das Schicksal der Vorlage im Bunoesrath, das augenblicklich noch keineswegs entschieden ist, ist man allgemein außer ordentlich gespannt. Kurz auf einander haben in den letzten Tagen Staats ministersitzungen von längerer Dauer in Berlin stittge funden, denen jedesmal auch der Staatssekretär im Reichs schatzamt Graf Posadowsky beiwohnte. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es sich bei diesen Berathungen um die geplante Gehaltsaufbesserung der Beamten gehandelt hat. Aus welche Bedingungen sich das Plenum des Staatsministermms bezüglich dieser Frage geeinigt hat, ist bisher nicht bekannt geworden; es ist daher auch