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Dresdner Journal : 23.03.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186503233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1865
-
Monat
1865-03
- Tag 1865-03-23
-
Monat
1865-03
-
Jahr
1865
- Titel
- Dresdner Journal : 23.03.1865
- Autor
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V «8 DomerStag. de» 23. März I8«S. « Illi». — io ».«v»«.! Im Lo»l>u»»* „ i» „ „ „ «tritt Uoo»tl»ck io 0ro«L«o: Id K-r. s vt-mp-I»»- Lro«»io, tloouoiro: 1 kixr. ) »<-dI»e idioio. Inseratenpreise: ^ii» eiro Aoom kiokr E»»p»!^E0«o XkH - : 1 k^»e. I7ol«r „Lio^«»»oot" Li- 2«ii»: 2 «rschetnrn: r«»Uvi», mit Kn«»dw« L-e «von- nnck r-l-tti«, ^d«ock» Nir Loo folssooäoo DresimerIoimml. ^Verantwortlicher Redactem: I. G. Hartmann. - Useratemnoutz« «l«ürtO. I^ipiiA: t'», La^aoii'irr», Ooouoixsiaoll» ä«, l)r«»Lo«r Lvurool»; »deoö»,.: H. L>ai.,», L. Ii.,.««»; Luodorss Llioo» L Vooi.»»; L-rUo: llaoeiv-'-cti« truoti- kooäl., ltirmrr,,', tiorsou; Lr,w«o: L. 8c»i.orr»z Iroiioa: 1>ovi, vrixor»; krooilfurt o.lt.: »ot>» Lucüü. j Nöl»: Xvvl,r N-orn»; korii: v. I-iidvr»»»!., (28, ru« L» boo« rotuo»); kr»^: 1». Ru»l.ic«'» Itucbb. r Vil»! Lowptoir L. k. 1Vi«o«r 2«ituox, 8t«t»u»pl. 88l, 4rra»,«rbrrr RöoiUl. Lipockitioo ck», vroockoor Loorooi», Oroo<i«o. it»ri«o,tr»«, kio 7. Abonnements-Einladung. Auf das mit dem I. April d. I. beginnende neue vierteljährige Abonnement des „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenommen. Der Preis beträgt in gan; Sachsen vierteljährlich ll Thlr. IS Ngr.; im Auslände tritt Postzuschlag und Ttempelge- dühr hinzu. Wir ersuchen unsre geehrten Abonnenten, namentlich die im Auslände, ihre Bestellungen möglichst bald zu erneuern, damit keine Unterbrechung in der Zusendung des Blattes etntritt. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnsertionSgebühren werden im Jnseratentheile mit I Ngr. für die ge spaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Eingefandtes" find die JnsertionSgebühren vom I. April an auf » Ngr. pro Zeile festgestellt. Aörngl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden. S«. Königliche Majestät haben dem Chaussee- g,Id-Einnehmer Friedrich Samuel Hey mann zu Kuners dorf dir zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold zu verleihen geruht. Verordnung des Ministeriums des Innern, das Verbot bleihaltiger Folien zur Verpackung von Schnupftabak betr., vom 15. März 1865. Vielfache, im In- und AuSlande neuerdings gemachte Erfahrungen und deshalb angestcllte chemische Unter suchungen haben dargethan, daß die ziemlich verbreitete Verwendung bleierner oder doch bleihaltiger Folien und Hüllen zur Verpackung und Aufbewahrung des Schnupf tabaks mit sehr erheblichen Gefahren für die Gesundheit derer, welche derartigen Tabak schnupfen, verbunden ist, indem durch den Schnupftabak nach und nach eine Zer setzung jener Folien herbeigeführt und in dessen Folge der Tabak selbst mehr und mehr bleihaltig wird. In Betracht dieser Thatsachen findet, mit Allerhöchster Ge nehmigung, das Ministerium deS Innern sich veranlaßt, in (Übereinstimmung mit den deshalb in mehreren an dern deutschen Staaten theilS bereits getroffenen, theilS für die nächste Zeit in bestimmter Aussicht stehenden Maaßregeln Folgendes zu verordnen: Die Verwendung bleierner oder doch bleihaltiger, daher insbesondere auch der auS verzinntem Blei beste henden Folien und Hüllen zur Verpackung und Verwah rung von Schnupftabaken in Fabriken und bei Kaufleu ten, sowie der Derkaqf und daS Feilbieten von Schnupf tabaken aller Art in dergleichen Folie« und Hüllen wird hiermit verboten. Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot find mit einer, im Wiederholungsfälle zu schärfenden Geldbuße bis zu 50 Thalern, oder im Falle de- Unvermögens, mit Gesängnißstrase bis zu 6 Wochen zu ahnden. Schnupftabake, die in Fabriken oder Verkaufsstellen in bleierne oder bleihaltige Folien und Hüllen verpackt vorgefunden werden, unterliegen der Confiscation. Hiernach haben sich Alle, die e- angeht, gebührend zu achten. Insbesondere haben die Dezirksärzte und, innerhalb ihres Geschäftskreise-, auch die Apothrkenrcvisoren da rüber, daß dem vorstehenden Verbote nicht entgcgenge- handelt werde, strenge Aufsicht zu führen und dabei wahrgenommene Contravrntionen der OrtSmcdicinalpo- lizeibchörde sofort anzuzeigen. Zum Zwecke dieser Aufsichtsführung sind die Fabri ken und Verkaufsstellen für Schnupftabake zweitweilig und gelegentlich von den DezirksLrzten zu rcvtdiren. Dresden, den 15. März 1865. Ministerium des Innern. Arhr. von Beust. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten Zritungsschau. (Vossische Zeitung. Tagesgeschichte. Wien: Erzherzogin Gisela. Parla ¬ mentarisches. — Lemberg: Kundmachung bezüglich des Belagerungszustandes. — Berlin: Kammerver- handlungcn. CommissionSbericht wegen de- StaatSver- trags mit Altenburg. Zollconfcrenz einbrrufen. Vom Hofe. General v. Hahn j-, Polenproceß. — Olden burg: Landtag rinberufen. — Au» Thüringen: Protestantentag in Eisenach. — Paris: Adrrßamen- demrntS der Opposition im gesetzgebenden Körper. Vermischtes. — Turin: Die Finanzlage. An kunft des König». Ueber die Senatsverhandlungrn. Beschlagnahme von Journalen. Vermischte-. — London: Neuer Gesandter nach Peking. — Ko penhagen: Volksthingsverhandlungen. Steuerfrei heit für vormalige schleswigsche Beamte. — Von der polnischen Grenze: Vorschlag Murawjeff'S bezüg lich der katholischen Kirche. — New-Bork: Feier deS neuen Antritt» Lincoln'-. Vereidigung des neuen Vicepräsitzenten. Kriegsberichte. — Montevideo: Blokadezustand. Schleswig-Holstein. (Die schleSwig-holsteinschen Ver eine. Nachrichten au» Kiel, Altona und Flensburg.) Ernennungen, Versetzungen rc. im -ffentl. virustr. Dresdner Nachrichten. Eingefandtes. Statistik und Volkswirthschaft. Kruilleton. Inserate. Tagrskalender. B-rsen- nachrichzen. Telegraphische Nachrichten. Wir« , DienStag, 21. MLrz. (Tel. der „Boh.") Die französisch« Lutwort auf die Anzeige, betref fend die interimistische Flagge für die schllswig- holsteinschen Schiffe, ist eingetroffen. Frankreich erkennt die Jnterimsflagge mit Vorbehalt der Bun desrechte an; aber die Fortbewilligung der vor- theile der früher« dänischen Flagge für die schlrs- wig-holsteinsche Marine soll erst Gegenstand wei terer Erwägung werden. Rew-Dork, 11. März Abends. Wechselcours 203^8, Goldagio VOX, BondS 1112, Bauwolle 73. AuS Montevideo vom 7. Februar in Lissa bon eingrtroffene Nachrichten melden, der bra silianische Admiral habe von Montevideo annehm bare Vorschläge zur Kapitulation erhalten und dasselbe werde daher ohne jeden Kampf erobert werden. Dresden, 22. März. Die Berliner „Vossische Zeitung", welche sich seit längerer Zeit durch ihre Gehässigkeit gegen die säch sische Regierung hervorthut, hatte neuerdings eine un liebsame Erfahrung zu machen. Nachdem sie sofort nach dem Erscheinen der bekannten Röckel'schen Schrift ziem lich auffällige Neclamen für dieses Product hinausgege- bcn und damit eine Art von Verdammungsurthkil über die sächsische Negierung verbunden hatte, falls diese zu einer „Unterdrückung" greifen sollte, befand sie sich in der Lage, bald darauf ihren Lesern anzuzeigen, daß die Schrift in — Preußen verboten worden sei. Wie ge ¬ wöhnlich war jedoch das ehrenwerthe Blatt, welches eS mit der Wahrheit nicht allzugenau zu nehmen pflegt, um eine Ausrede nicht verlegen und meldete gleichzeitig, diese Beschlagnahme sei auf Antrag der sächsischen Regierung erfolgt, während einem ähnlichen Anträge derselben in Frankfurt nicht Folge gegeben worden sei. —In Sachsen hat man inzwischen vorgezogen, die Schrift ungehindert der öffentlichen Beurtheilung freizustellen, und cS ist da her selbstverständlich ein Antrag der sächsischen Regie rung auf deren Beschlagnahme ebensowenig nach Berlin, als nach Frankfurt gelangt. Tagesgeschichte. * Wien, 20. MLrz. Nach dem heute Abend 6 Uhr erschienenen Bülletin ist das Befinden Ihrer kais. Hoheit der Erzherzogin Gisela ganz befriedigend. — (O. P.) Die Majorität des Abgeordneten hauses hat in der heutigen Sitzung beschlossen, daß von den Zuschlägen zu der Erwerb- und Einkommensteuer bei Eisenbahnen, welche die Stadt Wien (und beziehungs weise der niederösterreichsche Landtag) bisher in Konse quenz der gesetzlichen Vorschriften bezog, in Zukunft nur ein Viertel ihr verbleiben soll, während die übrigen drei Viertel an alle jene Gemeinden zu vertheilen seien, welche die Bahnen durchziehen, und zwar nach Maßgabe der Realstruern, welche letztere in jeder der betreffenden kom mun bezahlen. Eine starke Minorität war mit diesem Beschlüsse nicht einverstanden, weil sie daS der Stadt Wien zugestandene Präcipuum der Hälfte der Zuschläge als gerecht anerkannte und rS nicht noch mehr geschmä lert wissen wollte. Die Majorität hat die Regierungs vorlage acceptirt, weil dadurch einzelnen Kronländern ein Lorthril erwächst. — Das Herrenhaus erledigte rasch nach eiygnHeü die Gesetze über "die Verminderung der Personalsteuern in Siebenbürgen und über die Re duktion deS SilberanlehenS (worüber Baron Rothschild referirte), nahm weiter in dritter Lesung seine Beschlüsse über die Anträge der StaatSschuldencontrolcommisston endgiltig an und ging dann über zur Berathung des von einer Specialcommission entworfenen Gesetze» über die Ermäßigung der Branntweinsteuer. Die Anträge, welche eine Ermäßigung der Steuer von 6 aus 5 Kreuzer und eine Vergütung von 6 Procent beim Exporte für die Schwenkung enthalten, laufen auf DaS hinaus, was die Majorität des Ausschusses im Abgeordnetenhaus,: be antragt hatte, und unterscheiden sich von dessen Anträ gen nur darin, daß die Ermäßigung größer und die Ex portbonifikation kleiner ist. Die Anträge wandern nun mehr in das andere HauS, und es ist billig zu bezwei feln, ob «ine Einigung zu Stande kommt. Der Fi- nanzmtnister erklärte sich namens der Regierung mit dem Gesetzentwürfe einverstanden. — (Pr.) In der heutigen Sitzung des Ausschusses für die siebenbürgischc Eisenbahn gab der Finanz minister die Erklärung ab, daß der Bau dieser Bahn auf Staatskosten ein sehr gewagtes Unternehmen wäre, und er müsse sich daher gegen den Antrag des Abg. Skcne, welcher dies bezweckt, auSsprechen. Der eben ge nannte Abgeordnete nahm hierauf daS Wort, um auf die Ausführungen des Finanzministcrs zu erwidern. Hier bei wurde er so heftig, daß Herr v. Plener mit dem Bemerken, seine Nerven seien infolge der Krankheit, die er eben erst überstanden, noch zu sehr angegriffen, als daß er die Jnvectiven des Herrn Skene länger ertragen könnte, den Sitzungssaal verließ. (Vgl. dagegen unten.) Der Ausschuß beschloß hierauf auf Antrag de» Abg. Lohninger, den Direktor der Theißbahn, Herrn Schimke, über die Baukosten zu vernehmen. Wien, 21. März. Das Herrenhaus erledigte das Branntwrinsteuergesetz nach dem CommissionSantrage. — Die „Generalcorrespondenz" dementtrt die Nachricht der „K. Z." betreffs einer beabsichtigten Protestüberreichung deS mexikanischen Gesandten in Wien. — Die „Abendpost" schreibt: „Zur Richtigstellung de» in einem hiesigen Blatte enthaltenen Berichte- über die gestern Abend abgehaltene Sitzung deS Ausschusses für die siebenbürgische Eisenbahn haben wir anzuführen, daß der Herr Finanzminister zwar sein verspätete- Erscheinen im Ausschüsse durch Unwohlsein entschuldigte, daß aber die Bemerkung, mit welcher er die Sitzung ver ließ, keineswegs von irgend einer Beziehung auf ein Unwohlsein begleitet war. Vielmehr lautete die Erklä rung des Herrn FinanzministerS entschieden dahin, daß Herr Abg. Skene, statt bei dem Gegenstände zu bleiben, abermals nach seiner Gewohnheit beginne, in beleidigen den Phrasen gegen die Regierung sich zu ergehen, welche der Finanzminister hinzunehmen nicht gewillt sei, daher, falls diesem Benehmen deS Herrn Skene nicht endlich Einhalt gethan würde, die Regierungsvertreter nicht mehr in der Lage wären, den Ausschußsitzungen beizuwohnen, und er ebenfalls die heutige Sitzung sofort verlassen werde, waS, als Herr Skene selbst nach einer vom Herrn Ob mann gemachten Bemerkung in seiner Redeweise dennoch fortfuhr, auch geschehen ist." — DaS Befinden der Erzherzogin Gisela ist ganz befriedigend. Da» heute früh auSgegebene Bülletin lautet: „Die Stacht hindurch ungestörter ruhiger Schlaf. Da allgemeine Befinden ist mit der stetig fortschreitenden Besserung und nahenden Genesung im vollsten Ein klänge." Aus Lemberg wird der „G--C." folgende Kund machung mitgethnlt, welche dort in polnischer und deut scher Sprache publicirt worden ist: .In Gemäßheit der allerhöchsten Entschließung vom. 6. MLrz l. I. wird verordnet: l) Vom 18. April 1865 angefangen, ist der Belagerungszustand im Königreich Galizien mit Krakau auf gehoben, und "cs treten mit diesem Tage die in Ausführung und Handhabung des Belagerungszustandes getroffenen Ausnahme maßregeln außer Kraft. 2) Die am 18. April 1865 bei den Mi litärgerichten gegen Eivilpersonen noch anhängigen Untersuchun gen sind von den compctcnten Civilgerichten zu übernehmen; da gegen bleiben Vereisungen gegen die vor diesem Tage von den Militärgerichten gegen Eivilpersonen etwa schon geschöpften Erkennt nisse der Eompetenz der ober» Militärgerichte Vorbehalten. Lem berg, den 20. März 1865. Der k. k. Statthalter und commandi- rende General: Franz Freiherr v. Paumgartlcn." ll Berlin, 21. MLrz. DaS Haus der Abgeord neten hielt heute seine 25. Plenarsitzung. Zur Fort setzung der Berathung des allgemeinen Berichts der Bud- gelcommission nimmt zuerst das Wort Herr v. Gott berg: Der Bericht hat, wie Herr Löwe richtig bemerkt, bereits gewirkt: Hoffnungen, nicht erfüllbar, sind im Lande erweckt, der Evnflict mit der Regierung ist verbittcrt; vor- theilhast hat er also nicht gewirkt. Die Eommission ist den 'Rach weis schuldig geblieben, wie man einen Steuererlaß herbeifütnen könne. Kritisier» ist leicht, besser machen schwerer. Welche Or ganisation halten Sie denn eigentlich für zweckmäßig für die Armee? Herr Virchow beschäftigt sich freilich seht mehr mit Mi litärwissenschaft als mit Pathologie, aber er hat doch nicht umhin gekonnt, die Nothwendigkcit einer erhöhten Aushebung zuzuge- stchen. Diese verstärkte Aushebung führt aber bei Festhaltung der gesetzlichen dreijährigen Dienstzeit zu einen erhöhten PrLsenzstand, dieser zu der Reorganisation, welche die Armee schlagfertiger macht, aber auch mehr Ausgaben verursacht. Fiele aber auch die Feu i Ion. Lüdickr'S Wintergarten. Die meisten und die glühendsten Frühlingslieder sind in langen Winternächten hinter dem Ofen gedichtet wor den. Wenn der Ostwind pfeifend und schrillend durch die Straßen fegt, Schnee oder Regen vor sich her jagt und mit wild spielendem Finger an die Fenster schlägt, wenn die erstorbene Natur in einem Küstern Grau, wie in einem Grabtuche, vor un» liegt, da träumt da» bange Herz gern vom ewigen Lenz d«S Südens und seufzt nach dem Lande, wo die Citronen blühen. Solcher Mignon»- Empfindung, solchem winterlichen, vom Zauber südlicher Natur angeglühten Sehnsuchtswalzer deS Herzens wird da» hiesige Etablissement de» Herrn Lüdicke, der Win tergarten auf „Eltsea's Ruhe", befriedigend ent- gcgenkommcn; ein um so willkommnrre» Entgegenkom men d«r gußeisernen Stirn deS diesjährigen Winters ge genüber, dessen Herrschaft fich permanent erklären zu wol len scheint, „Fata Morgan«! Wir stehen in einem Zau- bergarlen!" ruft man beim Eintritt in den Wintergar ten. Die angenehme Wärme, die un» neu belebend an haucht, da» frische Grün, an welche» wir das Bild der Hoffnung knüpfen, die Blumen aller Erdthrtle, welche un- mit ihren Gluthaugen wild-fremd in dcn wunder barsten Farben anblicken, lügen dem Herzen süß ver lockend einen Frühling vor, und man kann sich hier mit einer geringen Dosis Phantasie in die schattenlosen Wäl der Neuhollands, oder tn die üppige Wtldniß südameri kanischer Urwälder, an die Ufer de» Gange», wie in die Rosengärten von Schiraz und Dama»ku» versetzt glau ben. Di« erste Lbtheilung de» Garten» bildet da» Warm- und Palmen hau». Lu» dem grünen Moose Brasilien», zwischen künstlichen, mtt riesigen Farrenkräutrrn umsäum ten Felsen erhebt fich hier die Palm«, der königliche, vom CultuS geheiligte, vom Altcrthum gepriesene, von Dich tern besungene Baum. Zwischen den mächtigen, schön geformten Blättern der Banane, der glockenförmigen, auf den Hochebenen Mexicos heimischen Bucca, den Dra- cäneen mit ihren überhängenden Schwertblättern, zwischen den Aroideen, Begonien und Amaryllen erblickt man die seltsam phantastischen Formen verschiedener CactuSartcn, bald kugelförmig, bald schlangenartig am Boden kriechend, bald in ovalen, flachen Gliedern im Zickzack gespenstische Finger ausstreckend, bald in vieleckigen Säulen hoch auf steigend. Lianenformen wiegen sich an der Decke de» Ge bäude» und bilden eine Wiese über dem Walde, einen Garten über dem Garten. Und um diese ganz duflbe- rauschend«, in den mannichfaltigsten Formen üppig wu chernd«, mit ihren grünen Armen in südlich wilder Gluth sich umrankende Tropennatur ziehen sich als spielender Schmuck, wie eine Randzeichnung, die Festons zierlicher Schlingpflanzen. Verlassen wir diese märchenhafte Vege tation und dir mit starken Düften durchzogene feucht warme Atmosphäre, treten wir in die zweite Abtheiluug de» Garten», so umfängt un» eine andere Stimmung, und trautere, un» weniger fremd anblickende Pflanzen formen wiegen da- Gemüth in gedankenreichere Spiele der Empfindung ein ; neben einer mehr nördlichen Flora nicken unS hier in reicher Auswahl die Glockenhäupter der Rho dodendren zu. Da» schönste, färben glühendste Bouquet aber in dem Bcumenfruerwerke de» Wintergarten» bietet die dritte Abthrilung. Au» dem dunkeln Grün der Gang wände leuchten in allen Farbenscalrn Camellien, Hya cinthe«, Azaleen u. s. w. Wie dir Stern« al» beglückende Gewißheit und Allgegenwart de» Lichte» au» dem Trauer mantel de» Nachthimmrl» hervorblitzen, so erglüht auch hier auf der dunkeln Indifferenz de» Grünen der farbige Sieg de» Lichte», in tausenderlei reizend« Gestalten ge faßt. Lorbeer und Myrthe, Agaven und Acuarien bil den endlich lauschige Bosquets, in denen sinnig decorirte Blumenetagören aufgestellt sind. Und einen schönen Ab schluß erhält da» Ganze durch die Blumengöttin, deren Statue sich über einem Blumenparterre erhebt und die von den königlichen, in sich selbst beschlossenen Gestalten herrlich blühender Rosen umgeben wird. C. Periodische Schriften. Im Februarhefte der Wolf- sohn'schen „Nordischen Revue" wird der Beginn einer vorzüglichen Uebersetzung des neuen RomanS „Vä ter und Kinder" von Iwan Turgenew besonderes In teresse erregen. Vorwurf deS RomanS ist die Sitten- und Charakterschilderung der älter« und jüngern Generation Rußlands in ihren verschiedenen Richtungen und Gegen sätzen, welche außerordentlich geistreich und mit lebens voller Gestaltung au-geführt wird. Außerdem machen wir auf die Uebersicht der geographischen Arbeiten in Ruß land von Kail Andree aufmerksam, auf dcn Aufsatz von De. Alf. v. Domin-PetruShrvrcz „diplomatische Beziehun gen zwischen Oesterreich und Rußland seit der ersten Theilung Polen-" und auf einen, englischen Kritiken entnommenen Beitrag „Zur Charakteristik der Lady Macbeth". Herr Professor ve. Th. Röt scher hat da» erste Heft seiner neuen Bierteljahrschrift „Dramaturgische Blätter" (Dresden, C. C. Meinhold u. Söhne) erscheinen lassen. Da» Vorwort sagt, „daß ihr hohe» Ziel Förderung und Hebung der dramatischen Poesie und ihrer Darstellung ist; daß sie dem Dichter wie dem Darsteller Führer «er den, alle- Würdige und Bebrütende auf diesem Gebiete zur Anerkennung bringen, da» Verfehlte und Stümper haft« in da» Nicht» zurückweisrn sollen". Wenn der Hrr- au»grber ferner au»spricht, „daß durch dies« Blätter ein Schritt zur Förderung der dramaturgischen Kunst gethan sei", so darf er sich diese Zuversicht allerdings erlauben, da — wie er selbst mit Recht bemerkt — „alle seine Leistungen in diesem Fach vom Ernst der Gesinnung durchdrungen waren. DaS Heft beginnt mit dem Abdruck des Schauspiels „Iphigenie in Aulis", eines nachgelas- senen Werks des talentvollen, aber unglücklichen Dichters P. A. Burghardt, der in Berlin dem Hungertode erlag. Der Ertrag des Dramas — durch Aufnahme seiten der Bühnen — ist bestimmt, demselben auf dem Armenkirch hofe Berlins, wo er beerdigt liegt, einen Denkstein zu setzen. Um diese gute Absicht zu fördern, muß ein kriti sches Eingehen auf dieses Stück unterlassen werden. Zwei poetische Nachrufe an den Verstorbenen im selben Hefte bezeugen die Verehrung, die man seinem Talent nach sei nem Tode widmete. Der größte Theil des übrigen In halts deS Heft» ist vom Herausgeber selbst. In kurzen klar gefaßten Aufsätzen giebt er verschie dene Erörterungen und Belehrungen für die Schauspieler, z. B. über Begriff und Wesen der künstlerischen Kon- ception; über dankbare und undankbare Rollen; über Graf Appiani; wie müssen die Aparte» behandelt wer den? — was heißt oevor nn rülo? u. s. w. Daß ein Theil dieser Erörterungen für die nicht mehr junge Schau spielkunst nichts Neues enthalten kann, ist selbstverständ lich; aber sie beweisen die tüchtige Eachkenntniß des Ver fassers und scheinen allerdings nicht unberechtigt in uns rer Zeit, wo die Darstellungskunst so arg im Sinken begriffen ist und au» künstlerisch geschulter Bildung in rohen NatoraliSmuS und flache Routine zurückfällt. Zwei größere Abhandlungen geben eine sorgfältig eingehende Analyse und Charakterdarlegung zweier Shakespeare« rollen: der Bastard Philipp Faulconbridge und der Ham let. Die Charakterbilder de» Verfasser- würden aber ge wiß befruchtender für die Schauspieler wirken, wenn sie in Vortrag und Entwickelung einfacher und natürlicher gehalten wären, wenn fir nicht zu sehr in geistretcher Ma-
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