Volltext Seite (XML)
Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PranumerauvnS- PreiS 22j Sgc. s, Thlr.) vierteljährlich, 3 Thaler für das ganze Jahr, ohnc Er höhung, in allen Theile» der Preukifchen Monarchie. für die Man pränumerirt auf diese« Beiblatt der Ällg.Pr. StaatS- Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Straße Nr. 34); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post - Acmtcrn. Literatur des Auslandes. 8. Berlin, Freilag den 18. Zanuar 1833. Aegypten. Ucber da« Osymandycum zu Thcbae. Mit Bezug auf den in Nr. r des Magazins enthaltenen Artikel. Da ich in der Geschickte der Baukunst (B. l. x>. 61 ) über Las Lsymandyeum und äbuliche Denkmäler der Pharaonen, wovon die Ruinen noch vorhanden sind, meine Meinung cbcnsalls kund gab, so konnte mir die in dem Blatte Nr. 2. des Magazins für die Litera tur des Auslandes dargelcgte Ansicht des Herrn Letrvnnc nicht an ders als wichtig scy», besonders da die Schrift von einem Manne Verrührt, der unter die Gelehrtesten des Auslandes gehört, und den ich seit lange hochschatzc. Die erste Frage ist: ob die großen Ruinen an der Westseite des Nils zu Thcbae, welche die Französischen Gelehrten der Expedition unter dem Namen Memnonium bezeichnen, Ucbcrrcste des Lsyman- dycum sehen k — Zn Rücksicht dieser Frage habe ick mich bereits in der Bau-Ge schichte (im Z. 182l) dahin erklärt, daß, wenn man die Maße der Ruinen mit denen vergleicht, welche Diodor von dem Osymandycum gicbl, man zwar in der Anlage einen ähnlichen, aber nicht denselben Bau findet. Dieser Meinung aus denselben Gründen ist auch Herr Lctronnr. Er sügt aber noch andere hinzu. Erstlich bring, er zwei Riffe von Herrn Huyot bel, der eine die Ruinen nach seinen eigenen Messungen und der andere den Plan des Osymandycum nach den Angabe» des Diodor verstellend, um auf diese Weise die Verschiedenheit zwischen den beiden Gebäuden augen scheinlich darzustcllen. Die Richtigkeit dieser beiden Riffe erregt zwar wenig Zutrauen, der erste nicht i» seinen Beisätzen, worin er von den Riffen der Expedition abwclcht, und was den Riß der Rc- stauration des Osymandycum »ach Diodor betrifft, so hätte derselbe besonders mit viel mehr Naum-Ersparung gemacht werde» können. — Doch Lie Riffe des Herrn Huyot können hier füglich aus dem Spiel bleibe». Auch läßt sich ein Gleiches von einer anderen Meinung, welche Herr Champollion der Züngcrc beibringl, sagen. Dieser nämlich ver sichert, Laß er bei Ler Untersuchung der Ruinen Len Namen Osy- mandvaS nirgends gefunden, wohl aber habe er aus Leni Arme des umgcstürzicn Kolossen zweimal de» Namen des Königs Ramcffcs gklescn. Sin Zeder mag solchen hicroglvpbischcn Erklärungen so viel Zutrauen schenken, als man Lust hat. Auf jeden Fall würde nur so viel daraus hcrvorgeheii, daß man hier in den Ruinen uicht das Lsymandyeum vor "sich hat, sondern ein. ähnliches Denkmal eines an deren Königs, Ler Ramcffcs hieß. Dock zur Hauptfrage: Ob das Osymandycum wirklich je cxi- stirt habe? Dies leugnet nun Herr Lctronne absolut und meint, daß ein solches Gebäude eben so wenig je vorhanden gewesen sey, als LaS Grabmal des Porsenna unter Clusium. Auch über letzteren Bau habe ich nickt vergessen meine Ansicht in der Geschichte der Baukunst (l. p. 249) zu eröffnen und kund zu geben, daß allerdings die Barronische Beschreibung eines solchen Baues zu viel Widersprüche in sich enthalte, um an die Möglichkeit seiner Existenz zu denken. - Aber anders ist cS mit dem Denkmal des OsvmandvaS. Keinem, Ler über das Bauwesen Les Aegyplischen Boltes nachgedacht hat, wird einsallcn, die Möglichkeit eines solchen Baues zu lcugiicn, vor ausgesetzt, daß man einen solchen Ban hätte aussübren wollen. Doch hören wir dic Gründe des Herrn Lctronne. Er meint, daß die ganze Erzählung bei Diodor ein Mährche» der Acgvptischcn Priester sey, ersonnen aus Eitelkeit, um gegen die Grieche» groß zu ch„„. Diese Anklage gegen dic Pricstcr wird abcr ein anderer nicht leicht über sich nehmen. Welcher ernsthafte Griechische Schriftsteller Hal fick je bcigchc» lassen, solche Beschuldigungen aus diese» so hoch verehrten Stand zu häufens Weder Herodol, nock Diodor, noch Strabo bringen dergleichen vor. Auch scheint keiner der frühere» Reisen den in Aegypten, wie Solon und Pythagoras, Plato und Eu- doxus, je so verächtliche Zdeen von der Priesicrschast des Landes ge habt zu haben. Und was erzählten Lie Pricstcr den Griechen, welche in der Zcit des erste» PtoleMacuS Aegypten bereisten und Lie Dcnk- würdigkeileti des Landes auszcicknclcn? — Antwori: daß aus ihren Archiven bekannt sey, daß Ler Pracht-Denkmäler — an Ler linken oder Libyschen Seile des Flusses zu Thcbae — siebe,lundvierzig waren; abcr bis auf die Rcgicrung des ersten Ptolemacus nur noch siebzehn vorhanden seyc». Diodor (l, 48.) sand abcr bei seiner Anwesenheit — 0>. 180 am Ende des siebente» ZahrhundertS von Rom — auch Liese größtcntheils im Verfall. — Nun giebt DioLor (I, 47.) Lie Beschreibung des OsvmanLycum, doch auf eine Weise, woraus cs nicht klar wird, ob Diodor sclbst noch einige Ucbcrrcste davon sah- Offenbar nahm er seinen Haupt-Bericht aus Len Schriften der Grie che», welche um dic Zcit dcS erste» Ptolemacus Acgyptcn bereisten, und unter denen auch Hckataeus (von Abdcra) war. Aus dcr Erzählung dieser Griechen geht aber unumstößlich her vor, daß sie nicht bloß niederschriebeii, was ihnen dic Pricstcr er zählten, sondern daß sie auch »och selbst das Dc»kmal des Osvman- dyas geschcn hatten. Dies zu erweisen, fügen wir aus dcr Erzäh lung folgende Bemerkungen bei: 1. Gleich im Anfänge (0. 47) heißt eS: „von den ersten Grä bern, welche, wie man sagt, die Grabmälcr dcr Zungsraucn Zupi- ler'e waren, scy das Denkmal des Osymandyas, wie sic es nennen, zehn Stadien abgelegen gewesen." Wem fiele nicht eine solche Lokal-Bestimmung auf, wenn die Griechischen Schriftsteller sie nicht selbst gaben s 2. Gleich daraus heißt es, daß dic Tclamonen, welche statt der Säulen dienten, nach aller Weise gearbcilcl wären. Diese Worle — nach alter Weise — konnte» abcr nicht von den Priestern hcrrühren, weil die Skulptur dcr Aegvpter überall desselben Stiles war. Dic Worte sind die eines Gricchcii, dcr einen Begriff von dcr Aegyplischen Skulplur im Bcrhältniß zu der Griechischen geben wollte. Slrabo abcr vergleicht dic Skulptur dcr Aegvpter mit den Arbeiten dcr Tyrrhener und dcr ältesten Griechen; dann sagt Plato andererseits, Laß die Acgyplcr bei ihre» Kunst-Arbeite» gesetzlich keine Abweichung erlaubten und ihre Werke, welche sic vor zehn tausend Jahren arbeiteten, von denen seiner Zcit nicht verschiede» wären, weder besser, noch schlechter. 3- Auch dir Angabe, daß Lie Pcristylien mit Stcinbalken aus einer Länge überdeckt scyen, kann nur die Bemerkung eines Grie chen seyn', bei welchen, wie bekannt ist, gewöhnlich solche Ueberdek- kungrn bloß mit hölzernen Balken geschahen. 4. (e 48.) Auch was von dem Löwen gesagt wird, dcr ncben dem Könige milkämpfte, kann nur Meinung eines Griechen sey», weil die Acgvplischcn Priester bestimmt wisse» mußlc», ob hier dcr Löwc wirklich odcr symbolisch zu nchmen sey. 5. (ibicl.) Die Namen der beiden Kolossen von 27 Fuß werden nicht angegeben. Dies konnte nur Unwissenheit dcr Griechen, nicht der Aegyplischen Priester scyn. 6. (ihicl.) Dcr von Säulen unterstützte Raum, der als Rich, tersaal diente, konnte nur von einem Grieche» mit einem Odeon verglichen werden. Auch läßt sich dic Acgyptische Einrichtiing cüics solchen Saales unschwer begreift,1. Als ein wirklicher Richtersaal gedacht, enthielt er in dem von den Säulen unterstützte» Raume die neugierigen Zuhörer. Die Prozcssirendcn, hier in Figuren von Holz geschnitzt, standen auf einer Erhöhung wie aus einer etliche Fuß hohen Bühne eines Theaters odcr Odcon's, und aus dcr Hin- tcrwand eincr solchen bühnenartigen Erhöhung war Ler Hauplrichlcr mit den 30 Beisitzern eingehaucn. — Auch ist es bekannt, daß das Odeon bei den Griechen nicht selten als Richlsaal diente (Geschichte der Bauk. III. x. 110). 7. (e. 19) Eben so unschwer'läßt sich die Anlage dcr anderen Räume begreift», welche theils »eben (rechts und links), theils lie- scr einwärts an Lem Richtcrsaal hinlagc», als: .-,) dcr Gang mit den kleinen anliegenden Räumen, auf deren Wänden dic kostbarsten Eßwaarcn dargcstcllt waren, und wo man auch den König schön gebildet und bemalt sah, Lem Gotte das Gold und Silber darbringend, was jährlich aus den Bergwerke» cinging. — Dann h) der Saal der Bibliothek und o) dcr Lara» stoßende Raum, wo dcr König allen in Aegypten ver ehrten Göttern, jedem insbesondere, sein Opfer darbrackie. si) An Ler Wand dcr Bibliothek lag cin zierlich erbauter Salon mit 20 Lagcrbetten, wo man die Bilder Les Zupitcr, dcr Zuno und des Königs sah und man dic Lcichc dcS Königs bcigesctzl glaubte (gebeiuwißvoll »ach Aeghptischcr Weise), v) Um die genannten Räume her sanden sich dann nicht wenige Ablhcitimgcn, in Lenen alle in Aegypten verehrte Thierc gemalt waren. — Alle solche Räume, als: dcr Richtcrsaal, der Gang und die daran liegenden Abheilungen mit den Largcstclllen Eßwaarcn, die