Volltext Seite (XML)
AM»W»> «». «8 Adrn--«u<va-e «ttwv». N. «optrmbtt 1«« Drahtmschrtst: Nackirtäjt«« Dresden Yernlpncher-Sammelnumm«: »»sei Nur für N-chtg«lprLche: Nr. »0011 «christlettnna ». -aicht,«lchLft»fteN«! Dresden. U. l. Marienstrabe s«/s» Gegrünöet 1T5S Dezng»«edL-r dei M-gch ,n,ei«aN«er ZnfleNmq monatlich ».so Mk. teinschNetNch « Pf«, ft» Lrtgerlohn», durch Poftiesua s.so MI. einschließlich « Psg. Postgebühr (ohne Post«ustellung«gebühr> bet »mal wüchentltchem Periand. Mn»elnummer 10 Psg. «»»eigenpreile: Die etnspaliige so mm breite Zelle »L Psg., für aus Wirt» so Psg. slnmtllcnan» eigen und Etellengesuche ohne Rabatt t» Vlg., außerhalb »» Psg., die 9« mm breite Reklame,eile »oo Pfg., außerhalb sso Psg. Qslerten. gebiihr »0 Pfg. RuswSrtlge «lultritge gegen «orau«bc,ahlung »nick«. «erlagt Liepsch « Reich«»«, Dresden.Postscheck-Kto. lass Dresden, Nachdruck nur mit deutl.Quellenangab« jDresdn. Nachr.) zuliistig. Unverlangt« Schriftstück« «erden nicht ausbewahrt Fott mit -er Lerhelt von NersMes DK FemMrM Mi WMriebnis Re« york, 17. Sept. Die einflußreiche Hearstpresse, die über mehr als zwanzig Zeitungen im ganzen Lande verstigt, verössentlicht einen grob anfgezogcnen Leitartikel über den Ausgang der deutschen ReichstagSwahlen. Rach einem kurzen Hinweis aus den Wahlgewinn der radikalen Flügelparteien heißt es wörtlich: „Sine Gefahr, die jetzt selbst Halbblinde sehen» hätte Europa schon lange vorher erkennen sollen. Der Versailler Vertrag, der dazu bestimmt war, die deutsche Ration verbluten zu lasten, ist ebenso dumm wie brutal. Er saugt alljährlich in Hunderten von Goldmillionen das Lebensmark aus der dentschcn Industrie. Er bedeutet lange Arbeitszeit für jeden Deutschen, Entmutigung für Volk und Einzel, Menschen. Seine Nation wird das auf die Dauer anshalten, keine kann es anöhalten. Wenn die Alliierten in Versailles mit voller Ueberlegung die Bolschewtsierung Dentschlands geplant hätten, hätten sie es nicht bester und erfolgreicher tun können. Jetzt ist es an der Zeit, die Torheit und das Verbrechen des Versailles Vertrages ungeschehen zu machen und die schwere untragbare Last vom Rücken des deutschen Volkes zu nehmen. Es wird zu spät sein, wenn sich Deutschland wirklich Rußland und bolschewistischer Politik zuwendet." Auch andere amerikanische Blätter beschäftigt das Er gebnis der deutschen Wahlen noch immer in hohem Maße. „New Aork World" führt in einem Leitartikel aus, die Rcichs- tagswahlen seien offenbar ein warnender Hinweis aus die Möglichkeit einer ernstlichen Gefährdung de» europäischen Friedens. Wie auch Faschisten und Kommunisten einauder haßten, so könnten sie doch trotz dieser verschiedenen letzten Ziele wirkungsvoll zusammcnarbettcn, um zu zerstören. Faschisten und Kommunisten erstrebten den Zusammenbruch des Versassuugssmtems der westlichen Welt. Es bleibe ab- zuwarte», ob sich der gemäßigtere Teil Deutschlands der Ge fahr gewachsen zeigen werde. Die einzige Rettung scheine darin zu liegen, daß dem deutschen Volk gezeigt werde, daß das republikanische Deutschland eine entschlossene Negierung habe, die sowohl im eigenen Lande, wie auch im Ausland sich Respekt zu verschaffen wisse. Gerade in dieser Hinsicht komme England und Frankreich die größte Verantwortung zu. Sie seien zwar nicht imstande, die wirt schaftliche Lage zu ändern, aber sie könnten das Prestige der republikanischen Regierung in Deutschland erhöhen oder be einträchtigen. Frankreich sei der Meinung, daß es vor kurzem Deutschland mit der Rhctnlandränmnng eine große Konzession gemacht habe. Vor fünf Jahren wäre die Rhein landräumung in der Tat eine große Konzession gewesen. So aber hätte sich der extreme Nationalismus in Deutschland ent wickeln können, während Frankreich zögerte. Die Stützung der deutschen Republik und die Aufrechterhaltung der gegen wärtigen Ordnung in Europa schienen in der von Hender. son in Genf angcdeuteten Richtung zu liegen, nämlich in der Anerkennung des deutschen Anspruchs auf die Gleichheit der Rüstungen durch eine wirkliche Verminderung der euro päischen Rüstungen. Die Stellunynabme -er Sowjetpresfe Sowno, 17. Sept. Wie aus Moskau gemeldet wird, nehmen die amtlichen Sowjetblätter „Jswesttja" und „Prawda" in ihren MtttmochauSgaben zum ersten Male zu dem Ergebnis der deutschen Reichstagswahlen Stellung. Die „Jswesttja" erklärt, bas kapitalistische Deutschland sehe keinen einzigen Weg mehr vor sich, auf dem das durch das Wahlergebnis vcrlorengegangene Gleichgewicht der inneren Kräfte wtederhergestellt werden könnte. Man sehe im Innern etne politische Verwirrung, mit der eine Krise der Außen politik Hand in Hand gehe. Selbst wenn die Nationalsozia listen in dem kommenden deutschen Kabinett nicht vertreten sein würden, werde es schwer sein, den gegenwärtigen außen politischen Kurs betzubchalten. DaS Wahlergebnis werde jedenfalls den Anstoß zu neuen ernsten Ereignissen in Deutfchland bilden. — Die „Prawda" nimmt an, daß das Wahlergebnis als Anzeichen für die zunehmende Revolutto- nierung Deutschlands zu betrachten sei. Der Erfolg der Nationalsozialisten sei der Beweis für den Verfall der bürger lichen Demokratie. Sachsen- «onkmmli« zum Wahlergebnis Der Landesvorsitzende der Konservativen Volkspartei schreibt uns: Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß im verflossenen NeichstagSwahlkamps sehe Organisation und jeder Stützpunkt «m Lande fehlte, muß das Wahlergebnis, das zur Erringung von 8 RelchStagSmandaten geführt hat, als ein Achtung«, erfolg angesehen werden. Wir sehen in diesem Wahl. «rgebniS einen Beweis dafür, daß der konservative Gedanke wieder lebendig geworden ist und baß er bei einer Durch, sührung der Organisation sich weiter in der Wählerschaft durchsetzen wird. Schon beute muß als feststehend angesehen werben; baß die Verwirklichung des mit der ReichStagsanslvsung beabsichtigten politischen Zieles, die Beseitigung der sogenannten Schlüße!, ftellung des Zentrums, nicht erreicht worden ist. Im Gegen- teil ist in dem neuen Reichstag eine politische Lage geschaffen worden, daß keine Regierung ohne das Zentrum gebildet werden kann. Entgegen den vielfach verbreiteten Meldungen wird sogar dir Große Koalition verwirk- licht werden können, wenn sich ihr nicht die neuen Gruppen ausnahmslos versage». Kür die Konservativ« VolkSpartet kommt selbstverständlich eine Mitwirkung an einer soziali stischen Regierung nicht in Frage. Ebenso wichtig ist die weitere Feststellung, daß eine Schwächung der marxistischen Parteien nicht gelungen ist und daß der Stimmenzuwachs der Nationalsozialisten wiederum nur au» den antimarxistischen Parteien genommen wurde. Der erzielte Erfolg verpflichtet die Nationalsozialisten, nunmehr mit allem Ernst und ehrlich die Initiative zur Bil dung einer antimarxistischcn Negierung im Reiche zu er greifen. in der auch die Konservative BolkSpartei das Ziel der Zukunft sieht. Dr. Scholz bei Brüning vrabtwalckuug uuaoror KorUnor Sedrlltloltnug Berlin, 17. September. (Eig. Drahtmcldung.j Der Reichs kanzler Dr.Brüntng hat den Führer der Volkspartei, Dr. Scholz, zu einer längeren Besprechung in der Reichskanzlei empfangen. In der Besprechung wurde naturgemäß aus schließlich die durch den Wahlausgang geschaffene politische Lage besprochen. An zuständiger Stelle wird erklärt, daß es sich hierbei um keinerlei offizielle Besprechungen handelt, sondern -aß lediglich den Führern der hinter der Negierung stehenden Parteien Gelegenheit gegeben werden soll, ihre Ein- stellungen über die durch das Wahlergebnis geschaffene Lage dem Reichskanzler vorzutragen. Reichskanzler Dr.Brüntng wird daher auch die führenden Persönlichkeiten der übrigen bisherigen Regierungsparteien empfangen. Eine Beschluß, sassung nach irgendeiner Richtung hin ist aber, wie man an zu ständiger Stelle nachdrücklich erklärt, von diese» Besprechungen nicht zu erwarten, vielmehr werde der Reichskanzler an seinem sowohl vom Reichspräsidenten als auch den Kabinettsmitglie dern gebilligten Beschluß festhalten. Eine Erklärung -er Christlichsozialen Die Staatspartei wählt ihren Fraktionssührer Berlin, 17. September. Die RctchstagSfraktion der Deutschen Staatspartet wählte in ihrer heutigen ersten Fraktionssitzung im Reichstag den Abgeordneten Dr. August Weber zum Fraktivusvvrsitzendcn und zu stellver tretenden Vorsitzenden die Abgeordneten Bor ne mann, Frau Dr. Bäumer und Oskar M e u e r. Es verlautet, baß der bisherige Fraktionsvorsitzeude, Staatssekretär Mever» und der Parteivorsitzende Koch-Weser selbst Wert daraus ge legt hätten, daß die neue RcichstagSsraktion der nenen Partei auch von neuen Männern geführt werde. Ferner tagte im Reichstag die Ncichsleitung des Christ» lichsoziale« Bolksdienstes. Sic beschloß eine Er klärung. in der es heißt, daß die Neichsleitnug den Pressenach richten serusteh«, wonach der Ehristlichsoziale Bolksdienst mit anderen Gruppen im Reichstag fraktionell znsammengehen werde. Die vollgültige Entscheidung liege bei der parlame«, torischen Gruppe. En-gültiges Wahlergebnis erst Anfang Oktober Berlin, 17. Sept. Die Bekanntgabe des endgültigen Er gebnisses der Ncichstagswahl wird, wie von zuständiger Stelle mitgetcilt wird, nicht vor dem 6. oder 7. Oktober erfolgen können. Vom 2ll. bis 28. September tagen die K r e i s w a h l - ausschüsse, so daß der R e i ch s t a g s w a h l a u s s ch u ß frühestens am 27. September das endgültige Ergebnis fcst- stellen kann. Dann folgt noch eine achttägige Erklärungsfrist für diejenigen Abgeordneten, die mehrmals gewählt worden sind. Ist Rtvierimv Brlining Mt sich fest Meist liebäugelt mit -er Linken - Die Sozial-emokratie versagt sich vratztwolcknutz uoooror SarUuor SvdrUtloltuu« Berlin, 17. September. Die Rundsunkrede des ReichS- innenministers Dr. Wirth hat offiziell unsere Mitteilungen über den Sinn der gestrigen Beschlüsse des Reichskabinetts be stätigt. Die Regierung will an ihrem Programm festhalten, scheidet aber von vornherein den Versuch als untauglich aus, Unterstützung für ihre Arbeit aus der rechten Seite des neue» Reichstags zu suchen. Wenn diese Haltung auch zu er warten war, so überrascht doch die Eindeutigkeit der Feststellung des Reichsinnenministers, nachdem wenige Stun den zuvor Graf Westarp als der Führer der neuen Fraktion, die sich aus den Absplitterungen der Deutschnatio- nalen im neuen Reichstag bilden wird, ganz offiziell erklärt hat, daß diese Gruppe von 48 Abgeordneten sich einer Entwickluna nach links mit allen Mitteln widersctzen würde. Die Ausführungen von Wirth sind also ge» eignet, die Basis des Kabinetts innerhalb des eigenen Lagers noch über den Wahlverlust hinaus beträcht lich zu vermindern. Der Neichsinnenministcr Wirth hat erklärt, daß die Regierung führe und weiter führen werde und bat sachliche Arbeit und Negation gegenübergcstellt, wobei er mit dem Be griff der sachlichen Arbeit die Negierungspolitik kcnnzeichnete. Hierauf gibt jetzt der „Vorwärts" die Antwort, indem er erklärt, es sei nicht möglich, das Problem aus diese einfache Formel zu bringen, denn cs ginge nicht au, etwa derSozial- demokratie Unsachlichkeit oder Negation vorzuwerfen, wenn sic zum Beispiel die Handelspolitik des Ministers Schiele oder die Außenpolitik des Ministers Trevira nus ablehne. AuS dieser Feststellung geht hervor, daß die Sozialdemokratie ganz bestimmte Forderungen an die Regie rung stellen wirb, deren Erfüllung die Voraussetzung für etne sozialdemokratische Unterstützung ist. Schließlich erklärt der „Vorwärts" baß Minister Wirth sich irre, wenn er glaube, baß nur „ein Teil" der sozialdemokratischen RcichStagsfraktion zur Mehrheitsbildung notwendig sei. Die Fraktion werde einig und geschlossen ihr Gewicht in die Waagschale-der Entscheidung werfen. , Was diese Feststellung von der geschlossenen Haltung der sozialdemokratischen Fraktion bedeutet, wird ersichtlich, wenn man sich die Sprache vergegenwärtigt, die in der sozialdemo- kratischen Provinz,presse gesprochen wird. Die ist lange nicht so diplomatisch wie die des „Vorwärts". I« der„CH««»itzerVolrsft1mme" wirb beispiels weise d«r «Pmtzs »M» d»S Zeutru-tn uach »i« u,r svrt« gesetzt wen« und ihm innere Verlogenheit vorgeworfen, es jetzt Unterstützung aus der Linken suche. Es käme darauf an, das P r o l c t a r t a t zu stärken, und diese Aufgabe sei im Rahmen der gegenwärtigen Koalition nicht zu lösen. Es gelte darum, außerhalb des Kabinetts die Köpfe zu sammeln. In gleichem Sinne äußern sich die „Rhei- nische Zeitung", die „Mannheimer Volkszeitung", die „Bres- lauer Volksstimme" «sw. So dürste dte neue sozialdemo. kratifche Fraktion einen erheblich radikaleren Einschlag haben als die alte, und aus den Erklärungen des „Vorwärts" kann man den Schluß ziehen, daß die gemäßigten Element« sich der radikalen Mehrheit der Fraktion beugen werden. Die Regierung weiß also jetzt klar, wie teuer der Preis der Unter, ftittzung von links sein wird, und sie wird zu prüfen haben, ob die Zahlung eines solchen Preises noch mit den Grund, sätzen ihres Programms vereinbar ist. Im Gegensatz zu der radikalen Sprache der sozlalbemokra- tischen Presse stehen die wohlabgcwogcncn Aeußcrungcn der Nationalsozialisten, die mit dem Augenblick ihres Wahlsieges die Agttationssprache ablegen und sich auf den parlamentarischen Kampf einstellen. Es ist nicht ohne Be deutung, wenn Adolf Hitler in seiner großen Rede in München erklärt, daß die 1ü7 nationalsozialistischen Abgeord neten auf legalem Fcchtboden stehen und zeigen würden, daß die Nationalsozialisten nickt nur die Straße beherrschen, son dern baß sie auch mit dem Florett fechten können. Diese Worte lassen den Schluß zu, daß die nationalsozialistischen Abgeord neten positiv an den parlamentarischen Entscheidungen Mit arbeiten wollen. 1«««« Mr Benzol ln Nammen Berlin. 17. Sept. In der Asphaltfabrik von Schlte- mann in Rudow bet Berlin explodierte heute früh aus noch nicht geklärter Ursache ein Benzollager. 10 MN Liter Benzol standen in wenigen Sekunden in Hellen Flammen. Die weit hin hörbare Detonation lockte Hunderte von Neugierigen her bei. Die Feuerwehr, bi« mit zehn Zügen anrückte, bekämpfte den Brand mit neun Schlauchleitungen und zwei Schaum- löschgeräten. Kurz vor HIN Uhr gelang es. den Brand zu löschen. Nach den bisherigen Feststellungen scheinen Men schenleben nicht zu beklagen zu sein. Ein Arbeiter wurde verletzt.