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Adorfer Grenzbote (früher: Der Grenzbote) Amtsblatt für den Gtadtrat zu Adorf Fernsprecher Nr. 14 Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Gtto Meyer in Adorf Tel.-Adr.: Grenzbote NsNamcn dis Asils Pfg. Anzeigen von hier und aus dem Amtsgerichts- bezirk Adorf werden mit Pfg., von auswärts mit Pfg. die 5 mal gefpaltenc Grundzeils oder deren Daum berechnet und bis Mittags 11 Llhr für den nächstfolgenden Tag erbeten Der Grenzbots erscheint täglich mit Aus nahme des den 6onn- undFeiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, vorausbezahl- bar, 1 M. Pfg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Blattes, sowie von allen Kaiserlichen Post- anstalten und Postboten angenommen Tageblatt für Adorf und das obere Vogtland W 95 Donnerstag, den 25 April LM8. Iahrg. 83. Donnerstag, den 25. d°. Ml-., nachm. V-2 — ^3 Uhr Berkünf von Salzfischen das Pfund 1 Mark. Adorf, den 24. Ap.il 1918. Ätädt. Kebensmittelttmt Dcr Berkaus der aus Warenmarke 37 entfallenden Waren wird von Donnerstag, den 25. ds. Mts, an frei gegeben. Adorf, den 24. Avril 1918 Stadt. Kebensmiltelamt Die Skeuerberatung im Reichstage hat ihren Anfang genommen und wird verschiedene Tage beanspruchen. Die Volksvertreter haben die Ausgabe, die Gesetzentwürfe, die das Geldbedürfnis der Reichskaffe be- friedigen sollen, zu prüfen; und es fehlt nicht an schwer- ! wiegenden Bedenken gegen einzelne Vorschläge oder ihre ! Bestimmungen. Dec Pflicht, dem Reiche zu geben, was es gebraucht, ist sich der Reichstag bewußt, er kann sich nicht auf einen andern Standpunkt stellen, nachdem uns der Weltkrieg aus die stolze Höhe des Erfolges geführt hat, die wir heute einnehmen. Die Prüfung der Gesetzent- i würfe in der Kommission wird dort mit den zu erwar tenden Verbeffcnmgsvorschlägen verbunden werden. Die frühere Beratung wichtiger Gesetze, z. B. des Hilfs dienstgesetzes. hat gezeigt, daß auch große Schwierigkeiten in verhältnismäßig kurzer Zeit überwunden werden kön nen. So wirb auch jetzt kein Anlaß vorliegen, die Steuer vorlagen aus diesem Scssionsabschnitt des deutschen Par laments in einen späteren zu Verlagen, sondern sie kön nen im Frühling erledigt werden. Ter Siegesfrühling 1918 wird zugleich ein Steuersrübling werden; aber wie dem Siegen der Friede folgen wird, ebenso wird auch der Steuerregclung de- finanziellen Verhältnisse des Reiches ein kräftiges wirlschastlichcs Leben emporblüben. Denn für Handel und Gewerbe ist es notwendig, daß sich künf tig uicw eine fortwährende steuerliche Beunruhigung wie Bleiaewichie an seine Füße hängt. Es sind dreitausend Millionen Mark jährlich, um die es sich handelt. Tic französische Kriegsentschädigung von 1871 betrug nach deutschem Gelde 4 Milliarden Mark, und damals schrien Frankreichs Freunde, soviel Geld könne das arme Laud nicht aufbringen, es gäbe überhaupt nicht soviel Geld. Die praktische Erfahrung hat dieses Gerede ebenso Lügen gestraft, wie die feindlichen Be handlungen, Deutschland würde spätestens 1916 finanziell kapitulieren müffen. 1887 erhielt der Reichstag die größte bis damals dagewescne Militärvorlage, die 3M Millionen zu ihrer Deckung beanspruchte, deren Annahme eine der letzten Freuden des alten Kaisers war. Heute — nach einem Menschenalter — handelt es sich um das Zehnfache. Das kann und soll geleistet werden, aber ohne Einschrän kung der produktiven Arbeit. England bat zur Zeit ebenfalls große Steuern in Sicht. Es bat erhebliche stärkere Steuerbelastungeu als wir vorgenowmeu. cs gebraucht jetzt wieder 2000 Millio nen. Diese sollen durch umfangreiche Zuschläge zur Erb- schasts-, Bier-, Tabak-, Zucker- und Lurusstener aufge bracht werden. Solche Zuschläge sind steuertechnisch be- Vlem, aber sie sind in ihrem Ertrage keineswegs sicher; sie schließen als" die Gesabr fortwährender neuer Steuer- Aeunrubigungen in sieb. Einer stärkeren Anziehung der Steuerschraube für Erbschaftssteuern w--d auch bei uns bas Wort geredet, doch sind die Kriegen dorgebrackwn Einwendungen nicht glatt von der Hand zu weisen. Tie Größten praktischen Ersah-ungcn in indirekten Stener- sgchen haben die Franzosen; dort weiß man auch, wie die Steuern nwgc-ngcn werden. Zur Verhütung solcher Vor- iommnisse können, wir getrost vom Feinde lernen. Vor allem aber siebt eins fest, daß wir die Erhöhung der Reichs kinnahmen nicht auf die direkten Stenern aufbauen kön nen, Wei! dann Einzclstaat. Stadt und Gemeinde leistungs unfähig werden, weil gerade dadurch die stärkste 8e- iusluna de§ Mittelstandes und der breiten Volksmasse her- beigcsührt wird. Ma sollten dann die minder leistungs fähigen deutschen Bundesstaaten bleiben, die doch ver- dflicktet sind, den Städten und Dörfern in ihrem Gebiet Wr Seite zu stehen. Deutsches Reich. Litauen für Sachsen. Gerüchtweise beißt eS, cs fän den Verhandlungen wegen Vereinigung des bisher rus sischen Litauens mit dem Königreich Sachsen statt. Der Wunsch danach ist von zwei Seiten aus sächsischen Krei sen laut geworden: vielleicht bereitet sich so etwas vor, Und ist um die heutige Angabe verfrüht. Die dentschcn Schisse in niederländischen Kolonien. Ein rheinisches Blat: brachte ans dem Haag die Nachricht, j die Entente werde versuchen, sich der in den meoenan- düchcn Kolonien liegenden deutschen Schiffe zu bemächti gen, wenn nötig, sogar gegen den Willen der niederlän dischen Negierung. Aus Grund einwandfreier Informatio nen können wir seststcllen, daß diese Nachricht aus der Luit gegriffen ist. Holland würde ein derartiges Vorgehen als Kriegsfall betrachten, und wenn wir auch durchaus nicht wünschen, daß Holland die Neutralität aufgibt, so hat doch die Entente noch viel triftigere Gründe, sich Holland nicht zum offenbaren Feinde zu machen. Neichsrcgicrung und Reichstag. Nachdem der Reichskanzler Graf Hertling aus dem Großen Hauptquartier nach Berlin zurückgekehrt ist. wird er auch in der Steuerdebatte im Reichstage eingreifen kön nen. Als früherer Laherischer Ministerpräsident ist er über den Standpunkt der einzelstaatlichen deutschen Regie rungen in den prinzipiellen Steuersragen genau unterrich- t°t, so daß sich in dieser Beziehung alle Rückfragen er übrigen. Es besteht di' Hoffnung, die Erledigung der Steuerentwürse. die sich auf verschiedene Ausschüsse ver teilen wird, in etwa zwei Monaten herdeizuführen. Ob die Erträge den ausgestellten Rechnungen entsprechen werden, läßt sich ja nur durch die praktische Erfahrung ermitteln. In dieser Beziehung sind weitschweifige theo retische Ermittelungen unnötig. Einfuhr von Fleisch auS der Ukraine. Für den Regierungsbezirk Oppeln ist eine Zentral- Einkaussgenosseuschast des Fleischergewerbes mit einem Betriebskapital von einer halben Million Mark ins Leben getreten. Die Genossenschaft führt vom 1. Mai d. I. ab Fleisch aus der Ukraine ein. Die Vertreter der Genossen schaft werden an einer im Neichswirtschaftsamt zu Berlin abzuhaltenden Beratung teilnehmen, in welcher Beschlüsse über die Verteilung der aus der Ukraine einzuführenden Lebensmittel gefaßt werden sollen. Der neue deutsche Baltenstaat. Nach ihrem eigenen Wunsch und Willen wird aus Kur land, Livland, Estland und den dazu gehörigen Inseln ein neuer selbständiger Baltenstaat mit monarchischer Spitze gebildet werden. Das besagt die Antwort, die der' Reichskanzler der nach Berlin gekommenen Abordnung dieser ehemals russischen Gebiete, die auch vom Kaiser empfangen worden ist, erteilt hat. Der neue Staat wird seine eigene Verfassung und Volksvertretung haben, und voraussichtlich wird der Deutsche Kaiser und König von Preußen als regierender Fürst an seine Spitze treten. Ein neues Reichsland, wie Elsaß-Lotbringen, wird also nicht gebildet, ebensowenig kommt ein Aufgehen der baltischen Landschaften in Preußen in Betracht. Mit dem deutschen Reiche sol'en die erforderlichen Militär-, Münz-, Ver kehrs-, Maß-. Zoll- und sonstigen Korrektionen abgeschlos sen werden so daß also der Baltenstaat Wohl als Bundes staat in den deutschen Neichsverband eintreten wird. Die Lösung ersolat. wie gesagt, nach Wunsch und Willen der Balten ist allo wobl als glücklichste anzusehen. Ob diese Regelung auch Aeuderungen für Elsaß-Lothringen ver anlassen wird, von denen mehrfach die Rede war. werden wir aln«warten haben. — Tie neuen Verträge mit dem Baltcnstaat sind natürlich vom Reichstag zu genehmigen. Ein deutsches Rnhmesfchiff. Das alte Panzerschiff „König Wilhelm", in seinen inna-n Iabren das stärkste Kriegsschiff der Welt, feiert am ?5. Avril lals Sckiffsjunaen-Sckulsckifff seinen 50. Ge burtstag. Solche Lebensdauer ist bei einem Kriegsschiff äußerst selten Wahrend des deutsch-französischen Krieges war „König Wilhelm" mit den Panzcrfrcaatten „Friedrich Karl" und „Kronvrnn" zur Hasenvcrteidiauna auf der Anßenjade Postiert Von einem schweren Mißgeschick wurde er betroffen, als im Jahre 1878 ein Ausweich manöver jm Englischen Kanal ru einem Zusammenstoß mit S. M. S. „Großer Kurfürst" führte. „König Wilhelm" lies, nachdem cr die 280 lleberlebendcn des „Großen Kurfürsten" an Bord acnon-mcn hatte, mit gebrochene"! Vordersteven i„ pW Hasen Vortsmouth, wo cr zur Dich tung deS Lecks eine Verkleidung von starken eschenen Blanken erhielt. Ein van Krupp gelieferter neuer Vor dersteven wurde später in Wilhelmshafen eingebaut. Englische Menschenschinder. De- kürzlich ans der Gefangenschaft zurückgekebrte Vizcwacbtmeister K. berichtet: Tas englische Ge fangenenlager Brocton wurde von Oberst Grand und sei nem würdigen Adjutanten Biroh beherrscht. Ihr Be streben war. den Gefangenen das Leben fo unerträglich wie möglich z> machen durch steten Abzug von Lebens mitteln und Kohlen, durch Postcntzichung. Sperrung der Kantine, nächtliches Austreiben der unbekleideten Ge fangenen aus den Baracken und barbarische Strafen bei den geringster. Anlässen. Schließlich führten die Quäle- icien zu Arbeitsverweigerung, die Oberst Grand eigen händig mit Nevolverschüffen quittierte. Während der Weihnachtsfeiertage hatten wir fast überhaupt nichts zu essen bekommen. Daraufhin wurde am Morgen des 27. Dezember zum zweiten Male die Arbeit verweigert. Nun wurde die Wache alarmiert, der Kommandant erschien auf dem Platze und teilte Stockhiebe und Ohrfeigen an die Gefangenen aus. Als ich ihn in meiner Erregtheit als Lagerfübrer bat. die Mißhandlungen der Lente zu unter lassen. gab er mir einer! Schlag ins Gesicht und rief sei nem Stabe zu: „Schickt ihn zur Hölle!" Darauf stürzten drei Engländer guf mich zu barten mich auf Nase und Kovf und schlevpten mich in die Arrestzelle, in welcher mir Landschelle-' angclcat wurden. Vis zu meiner Entlassung blieb ich in dieser Zelle." Rundschau^im Auslande. Zum Rücktritt des Grafen Czernin melden Wiener Zeitungen noch nachträglich, daß verschiedene Mcinungs- abwcichnngen zwischen dem Kaiser Karl nnd dem Minister bestanden haben. Dazu gehörte auch die Frage, ob König Ferdinand von Nuntänien ans dem Thron bleiben soll öder nickt. Der Kaiser war dafür, der Minister daae- aen. Tatsächlich besteht Aussicht, daß Ferdinand bleibt. Die Ncgierungspolitik der Königin Maria wird aller dings ein Ende haben. Portugals Kolonialbesitz, soweit er an unser deutsch- ostasrikrnisckes Gebiet grenzt, beantragt der bekannte Ko lonialpolitiker und Asrikawrscher Dr. Hans Mezer, für Deutschland zu fordern. Portugals Truppen sind be kanntlich neulich in Frankreich schwer geschlagen, in den portugiesischen Häfen wurden 1916 unsere Handelsschiffe gestohlen In Portugicsisch-Ostafrika steht jetzt unsere tapfere ostasrikaniscke Schutztruppe. Luftangriffe auf Parts Tie „Tailp Mail" meldet aus Paris, daß bei dem letzten Luftangriff auf die fran zösische Hauptstadt die deutschen Flieger abermals Luft torpedos von besondere- Größe verwandten. Sie hätten ganz außerordentlichen Schaden angerichtet. In einzel nen Straßen seien über 5000 Fensterscheiben zertrümmert worden. Ganze Straßenfassadcn seien zerstört Das In nere von Dutzenden von Häusern sei von der Straße aus vollständig zu überscheu. Gleichzeitig hätten die neuen Geschosse zahlreiche Brände verursacht. Tas englische Blatt erinnert daran, daß die deutschen Flieger durch in den Nächten ausgelassene Trachcnballons. die durch un sichtbare Drahtnetze miteinander verbunden waren, ver hindert werden sollten, Paris zu erreichen. Also auch dieser Plan ist unwirksam geblieben. Die Irländer organisieren Widerstand, gegen di; Heerespslicht und bereiten die Revolution vor. Zehntausende von jungen Leuten, die in englischen Muni tionsfabriken gearbeitet haben, verließen dieselben und kehrten nach der grünen Insel zurück, um sich zum Wider stand gegen die Einziehung zum Militär zu rüsten. Alle Versprechungen der Regierung in London nützen nichts. Irland steht vor der Revolution im größten Maßstabe. Die englischen Zeitungen gcben sich darüber keiner Täu schung hin, nachdem di: Erwartung, die irländische Geist- leichkeit würde für die neue Wehrpflicht eintreten, fehlge- fchlagen ist. Es kommt so: Statt eine Armee aus Ir land zu haben, muß England eine Armee dort lassen. Feindliche Fragezeichen. Die Amerikaner, durch die ununterbrochenen Hiobs- posten aus Frankreich stutzig gemacht, drücken ihre Ent- tämchuna über den Verlaus des Feldzuges jetzt ungeniert aus. Daß ihre eigenen Truppen so schwer geschlagen sind.