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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Zeitung erschein« täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Rpf-, bei Lieferung frei Haus 50 Slp,. Postbezug monatlich 2.S0 RM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen Hap der Bezieher keinen Anspruch aui Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung de« Bezugspreise«. — Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. S — Für da» Erscheinen von Anzeigen in bestimmte« Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den ErschetnungStagen bis vor». 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, PulSnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, PulSnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen TeU Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. VI.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstiaße 2 und Adolf-Hitler-Sn aße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 161 Montag, den 13. Juli 1936 88. Jahrgang AbkommenzwischenDeuischlandM Wiederherstellung freundschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern Reichsminister Dr. Goebbels verlas am Sonn abendabend um 9 Uhr über alle deutschen Sender folgende amtliche Erklärung: Ich habe im Auftrage der Neichsregierung das fol- ,gende Communique über eine Vereinbarung bekanntzu geben, die heute zwischen der deutschen Neichsregierung und der österreichischen Bundesregierung abgeschlossen wurde. Sie stellt einen weiteren praktifchenSchritt auf dem Wege einer friedlichen Entspan nung und Entwirrung der europäischen Lage dar. Ich teile Ihnen nun den Wortlaut des amtlichen Communiques mit: „In der Ucberzeugung, der europäischen Gesamtent- wikklung zur Aufrechterhaltung des Friedens eine wert volle Förderung zuteil werden zu lassen, wie in dem Glauben, damit am besten den vielgestaltigen wechselseiti gen Interessen der beiden deutschen Staaten zu dienen, haben die Regierungen des Deutschen Reiches und des Bundesstaates Oesterreich beschlossen, ihre Beziehungen wieder normal und freundschaftlich zu gestalten. Aus diesem Anlaß wird erklärt: 1. Im Sinne der Feststellungen des Führers und Reichskanzlers vom 21. Mai 1935 anerkennt die deutsche Neichsregierung die volle Souveränität des Bundesstaates Oesterreich. 2. Jede der beiden Negierungen betrachtet die in dem anderen Lande bestehende innerpolitischc Gestaltung, ein« schließlich der Frage des österreichischen Nationalsozialis mus, als eine innere Angelegenheit des anderen Landes, aus die sie weder unmittelbar noch mittelbar Einwirkung nehmen wird. 3. Die österreichische Bundesregierung wird ihre Poli tik im allgemeinen Ivie insbesondere gegenüber dem Deut schen Reiche stets auf jener grundsätzlichen Linie halten, die der Tatsache, daß Oesterreich sich als deutscher Staat bekennt, entspricht. Hierdurch werden die Rvmcrprvtokollc ex 1934 und deren Zusätze ex 1936 sowie die Stellung Oesterreichs zu Italien und Ungarn als den Partnern dieser Protokolle nicht berührt. In der Erwägung, daß die von beiden Seiten ge wünschte Entspannung sich nur verwirklichen lassen wird, wenn dazu gewisse Vorbedingungen seitens der Regie rungen beider Länder erstellt werden, wird die Reichs regierung sowohl wie die österreichische Bundesregierung in einer Reihe von Einzelmaßnahmen die hierzu not wendigen Voraussetzungen schassen." Rundfunkrede Or. Schuschniggs In Wien wurde die Vereinbarung mit dem Deutschen Reich durch Bundeskanzler Dr. Schuschnigg bekannt- gegeben. An die Verlesung knüpfte Dr. Schuschnigg die Erklärung, er hoffe, daß die Wiederkehr normaler freund nachbarlicher Beziehungen mit dem Deutschen Reich nicht nur den beiden deutschen Staaten und somit dem gesamten deutschen Volke zum Segen gereiche, sondern daß damit ein wertvoller Beitrag zur Sicherung des europäischen Frie dens geleistet worden sei. Er gab ferner der aufrichtigen Freude und Genugtuung darüber Ausdruck, daß hüben und drüben das Bewußtsein um Schicksalsverbundenheit und gemeinsamen Weg allen Zwischenfällen der Geschichte zum Trotz sich stark genug erwiesen habe, um mit berech tigter Aussicht auf Erfolg den Versuch zu unternehmen, Hindernisse wegzuräumen, die eben noch unüberwindbar schienen. Mes könne sein und werde immer sein können, wenn hier wie dort der Wille bestehe, das Recht und die Eigenart des anderen zu achten. Dr. Schuschnigg erinnerte sodann daran, daß schon Dr. Dollfuß das Deutschtum Oesterreichs und feine Schickfalsgemeinschaft mit Deutsch land betont habe. Dr. Schuschnigg kündigte dann an, daß die Frage der politischen Amnestie nunmehr ebenso in aktuelle Räbe gerückt fei, wie die neuerliche Aufforderung an alle Oesterreicher, wo immer sie früher standen, ihre Kräfte dem Aufbau des Vaterlandes zur Verfügung zu stellen. Nach Abschluß der Rede von Bundeskanzler Schusch nigg wurde im österreichischen Rundfunk eine Erwei terung der österreichischen Bundesregie rung bekanntgegeben. Danach wurden der Präsident des Kriegsarchivs, Staatsrat Glaise-Horstenau zum Minister ohne Portefeuille und der Kabinettschef im Bun deskanzleramt, Guido Schmidt, zum Staatssekretär er nannt. Staatssekretär Schmidt wird dem Bundeskanzler für die Belange der Auswärtigen Politik beigegeben. Telegrammausiausch Berlin—Wien Der österreichische Bundeskanzler Dr. Schuschnigg hat an den Führer folgendes Telegramm gerichtet: „Der Abschluß des Uebereinkommens, dessen Ziel es ist, die freundnachbarlichen Beziehungen zwischen den beiden deut schen Staaten wiederherzustellen, bietet mir willkommene Ge legenheit, Euer Erzellenz als den Führer und Kanzler des. Deutschen Reiches zu begrüßen und gleichzeitig der Ueber- zeugnng Ausdruck zu geben, daß die Auswirkung des Ueber- einkommens Oesterreich und dem Deutschen Reiche znm Nutzen und damit dem ganzen deutschen Volke zum Segen gereichen werde. Ich glaube, mich mit Euer Exzel lenz darin einer Meinung zu wissen, daß wir darüber hinaus mit dem Uebereinkommen unserer Staaten zugleich dem all gemeinen Frieden einen wertvollen Dienst erweisen. Dr. Schuschnigg." Der Führer und Reichskanzler hat mit fol gendem Telegramm geantwortet: „Die Grüße, die mir Euer Exzellenz aus Anlaß des heute abgeschlossenen deutsch österreichischen Uebereinkommcns über mittelt haben, erwidere ich aufrichtig. Ich verbinde damit den Wunsch, daß durch diese Nebereinkunft die alten, durch Rasse- gcmeinschaft und jahrhundertelange gleiche Geschichte erwach senen traditionellen Beziehungen wiederhergestellt werden, um damit eine weitere gemeinsame Arbeit anzubahncn zum Nutzen der beiden deutschen Staaten und zur Festigung des Friedens in Europa. Adolf Hitler, Deutscher Reichskanzler." Italien geht nicht nach Brüssel Die Mittelmeerabmachungcn als Hindernis. Royl, 13. Juli. Nach einer Meldung der Agenzia Stefani hat die italienische Regierung ihre Teilnahme an den in Brüssel bevorstehenden Locarno-Besprechungen mit dem Hinweis auf die im Mittelmeer bestehenden Flotten abmachungen abgelehnt. Die betreffende amtliche Mit teilung lautet wie folgt: „Der belgische Ministerpräsident hat die italienische Regierung zur Teilnahme an der vorbereitenden Zusam menkunft der Locarno-Mächte eingeladen, die demnächst in Brüssel stattfinden wird. In ihrer Antwort bestätigt die italienische Regierung, daß sie bereit ist, einen kon kreten Beitrag zur Gewährleistung des Friedens zu geben, daß sie jedoch das Bestehen einiger Mittelmee rver- pflichtungen in Rechnung stellen muß, die ihrer Teil nahme an dem Wer. ver urternationalen Zusammenarbeit, Lus das sie lebhaft hofft, im Wege stehen. Die italie nische Regierung hat außerdem die Ansicht ausgesprochen, daß es zweckmäßig sei, Deutschland ebenfalls zu dem vorbereitenden Abschnitt der bevorstehenden Locarno-Zu sammenkunft einzuladen. Die Abwesenheit eines der Unterzeichnerstaatcn des Locarno-Vertrages würde in der Tat die bestehende Lage, statt sie zu klären, schwieriger ge stalten. Lest eure Heimatzeitung: den Pulsnitzer Anzeiger Beitrag zum Weltfrieden Die zwischen der deutschen Lieichs- und der österreichi schen Bundesregierung getroffenen Vereinbarungen haben nicht nur Bedeutung für die beiderseitigen Länder und Völker, sondern für die gesamte europäische Politik. Es besteht kein Zweifel, daß die deutsche Bevölkerung in ihrer Gesamtheit aufrichtige Genugtuung darüber empfindet, weil nunmehr wieder ein Zustand geschaffen wurde, der den natiftlichen Verhältnissen und dem Willen der beiden Staatenvölker entspricht. Es ist ausdrücklich in der gleich lautenden Verlautbarung von „normalen und freundschaft lichen Beziehungen" die Rede; damit wird ausgesprochen, daß man nicht nur die politischen und wirtschaftlichen Ver bindungen in ein normales Gleis bringen, sondern die nachbarlichen Beziehungen so gestalten will, wie es Bluts- und Rasseverwandtschaft der beiden Völker naturnotwen- dig erfordern. Für die außenpolitische Beurteilung der so eben zwischen Berlin und Wien getroffenen Vereinbarun gen ist die in der beiderseitigen Verlautbarung enthaltene Feststellung maßgebend, daß Oesterreich sich als deutscher Staat bekennt. Damit wird jetzt und in Zukunft jenen Be strebungen ein Niegel vorgeschoben, die Oesterreich in ge wisse Donauraumpläne einzubeziehen wünschten. Es ist selbstverständlich, daß sich die beiden Regierun gen verpflichteten, sich nicht in die inneren Angelegenhei ten des anderen einzumischen, wie es andererseits ebenso selbstverständlich ist, daß man die Symbole und Hymnen gegenseitig achtet und schützt. Nachdem durch die Verein barungen gleichsam die seelischen Grundlagen für ein freundschaftliches Verhältnis von Regierung zu Regierung und von Volk zu Volk gelegt worden sind, ist die Regelung aller technischen Fragen auf wirtschaftlichem und kulturel lem Gebiet nur eine Frage der Zeit, soweit sie nicht be reits getroffen ist. Die Bereinigung der Gegensätze, die zwischen den bei den Bruderläudern bestanden haben, nimmt einen see lischen Druck von den Seelen aller guten Deutschen. Wie vor 70 Jahren die staatspolitische Klugheit Bismarcks die Kluft zwischen den beiden Völkern zu überbrücken verstand, so hat jetzt der politische Weitblick Adolf Hitlers und seiner Mitarbeiter wie ihr Bewußtsein von der Notwendigkeit der Zusammenarbeit der beiden großen deutschen Völker den Weg gefunden, der das innere Sehnen dieser Völker erfüllt. Daß man auch auf feiten der österreichischen Re gierung diese Ziele tatkräftig unterstützte, bürgt dafür, daß aus dieser Einigung ein Segen für beide Länder und Völ ker erwachsen wird. Daß die Einigung zwischen Berlin und Wien aber eine ebenso große Bedeutung für die europäische Politik haben wird und haben muß, darüber wird sich jeder im klaren sein, der sich jene Bestrebungen in die Erinnerung zurück ruft, die sich in der Zeit der Trübung des deutsch-öster reichischen Verhältnisses gezeigt haben. Es waren sehr weitgehende und umwälzende Pläne, die in den verschie densten Hauptstädten geschmiedet worden sind. Das Echo, das dort die jetzige Berlin-Wiener Vereinbarung hervor ruft, erbringt den Beweis, daß diese Pläne nicht eine Be friedung Europas und den Ausgleich von Gegensätzen zum Ziele hatten, sondern daß sie in einer Richtung lagen, wie sie in dem französisch-sowjetrussischen Pakt ihren Aus druck gefunden haben. Daß Deutschland mit dem jetzigen Freundschaftsabkommen gegenüber Oesterreich nicht ähn liche Ziele verfolgt, vielmehr einen weiteren Beitrag für die Befriedung Europas zu bringen gewillt ist, wird durch die Erklärung festgestellt, daß es die volle Souveränität Oesterreichs anerkennt. Es möge das Land aufstehen, das seit dem Kriege den Völkern Europas ähnliche Tatbeweise des Friedens erbracht hat wie das Land der Deutschen unter Adolf Hitler. —lt.