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Fsch. tSgl. Morg. 7U. Inserat«, kxSpaltzeile 5 Pf., werden b. Ad.7 ^onat. bis T U.) angenommen > der Expedition: Johannes-Allee und Waisenhausstraße 6. Tageblatt Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. ^ 269 Dienstag, den 25. September Abonn. vierteljährlich 2« N«r. bei unentgeldl. Lieferung in s Hau«. Durch die Kgl. Post vierteljährlich 2» Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. WM Zur Beachtung. Mit Anfang nächsten Monats tritt unser Blatt seinen ^ fünften Jahrgang an. In höchst erfreulichem Aufschwung I und fortwährendem Steigen in der Zunahme seiner Leser ? begriffen, zählt unser Blatt allein hier in der Stadt jetzt j bereits 3600 Abonnenten. Es gehören sonnt die „Dresdner Nachrichten" zu den verbreitetsten und gelesensten Tagesblättern der Residenz und M der sächsischen Lande. Beim Herannahen des neuen Quar tals erlauben wir uns zu.fernerer Pränumeration hiermit einzuladen, einfach, ohne Anpreisung, denn das Maschinen wesen der Abonnenten-Presserei, die hydraulischen Pressen und papiernen Zwangsjacken der Pränumeranten-Debuts sind uns böhmische Dörfer. Also Einladung zur Pränumeration und Jnser Mion, da bei solch umfänglichen Leserkreis jede eingerückte ^ Annonce nicht ohne Wirkung bleiben kann. Der Pränume rationspreis auf das Vierteljahr beträgt mit freier Zusen düng in's Haus 20 Ngr. Auswärtige haben sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt zu ivenden. Die Redaction. Dresden, den 25. September. — Se. Exc. der Herr Staatsminister der Justiz, O. lv. Behr, äst vorgestern Abend von seiner Inspektionsreise wie der zurückgekehrt. Auch Se. Exc. der Herr Staatsmimster des sCultus und öffentlichen Unterrichts, I). v. Falkenstcin, ist vor gestern hierher zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte seines Departements wieder übernommen. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: In der am vorigen Sonnabende abgehaltcnen Hauptverhandlung befan den sich der bei Herrn Hauptmann Walther auf der Löbtauer Straße Nr. l in Diensten gewesene Gärtner E. F. Sandig >uS Tharand und der von diesem zu Ende April in Tage lohn genommene Schlossergeselle K. H. Büttner vor den Schran ken deS öffentlichen Gerichts. Sandig ist bereits einmal wegen ! Veruntreuung mit Gefängniß, Büttner wegen Diebstahl- und Desertion mit I Jahren I Mvnat Arbeitshaus bestraft gewe sen; Beide waren jetzt wiederum de- ausgezeichneten DiebstahlS angeklaqt. Der Ersten hatte seine Wohnung im Souterrain Ides benannten Hauses, In welchem sich gleichzeitig di« Keller Ider Hausbewohner befinden. Diese verführerische Nähe hatte I Beiden Veranlassung zu fortgesetzten Diebereien gegeben. San- ldig, der mit offenen Geständnissen hervorging und glaubwür- ldiger erschien, als sein Cumpan, erzählte die Sache folgender maßen. Eines Tages habe er und Büttner, der Sei ihm wohnte, durch die Gattcrthür »es einen Kellers, welcher den Schwägerinnen de§ Herrn Hauptmann Walther gehört«, Wein liegen sehen, und darauf sei Büttner in die Stube gegangen, habe eine Zange geholt und mit Hilfe derselben di« Haspe aus der Latte gezogen. Da hätten sie nun 3 Flaschen Land wein mitgenommen, die Haspe nur lose wieder hineingesteckt, und in der Folgezeit, wenn sie keinen Borrath mehr gehabt, damit sortgefahren, so daß sie im Ganzen etwa 1k bis 17 Flaschen Wein und eine Flasche Himbeersaft geholt und genos- sen hätten. Die Verletzten hatten jedoch diese Zahlen auf 21 Flaschen Wein und 5 Flaschen Himbeersaft quantificirt. Als diese Quelle erschöpft war. brandschatzten die Leckermäuler einen zweiten, gleich daneben befindlichen Keller, welcher der im Hause wohnenden Frau v. Beulwitz gehörte. Dieser, sagte Sandig, sei mit einem ihm gehörigen Schlüssel von dem sachkundigen Büttner geöffnet worden und habe eine bei Weitem reichere und dcliciösere Ausbeute gegeben. Obgleich er auch hier die Anzahl der gestohlenen Flaschen auf nur 16 normirte, so hatte doch die Frau v. Beulwitz, welche über ihre Weinvor- räthe genau Buch und Rechnung führt, dieselben auf 35 an gegeben. Darunter figumten 2 ganze und 8 halbe Flaschen Champagner, Aßmannshäuscr, Liebfrauenmilch, Chateau Lafitte und Margeaux, Chalon ». Die Weine wurden theil« sofort, theils nach und nach (zum Frühstück rc.) getrunken, auch zu weilen mit großer Generosität an Andere davon verschenkt und verschänkt. Die Sache war den ganzen Monat Mai hindurch »»entdeckt geblieben. Denn die Inhaberinnen de- ersten Kellers waren abwesend, und der Wein iin zweiten befand sich meist in Kisten, welche die Diebe jedesmal säuberlich wieder zudeck- ten, so daß der Diener der Frau v. Beulwitz, welcher nur selten in den Keller kam, das Manko nur erst zu Anfang des Juni entdeckte, als er einmal beauftragt worden war, eine Flasche Wein heraufzuholen. Es scheint nach der zwischen Sandig« Angaben und der wirklich abhanden gekommenen Flaschenzahl obschwebenden Differenz, daß Büttner zuweilen auch auf eigen« Faust und ohne Sandigen mitzunehmen, sich Wein geholt ha ben mag, obschon er dies standhaft läugnete und überhaupt nicht gewußt haben will, daß sein Trinkgenosse kein Recht an dem Weine gehabt habe. Er tischte in dieser Beziehung die Fabel auf, Sandig habe ihm versichert, den Wein von seinem Vorgänger übernommen und den Schlüssel verloren zu haben, er habe jedesmal nur „geleuchtet", und nicht er, sondern San dig habe die Haspe herauSgezogen. Er blieb freilich dir Ant wort schuld-g, als er gefragt wurde, was für ein Recht denn dann Sandig an den Wein im zweiten Keller gehabt haben solle, von dem er selbst, wie sich herausstellte, seiner Geliebten