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— wie das 1. ein seltener Gast in unseren Konzertsälen — wurde 1811/12 in München und Gotha komponiert. In einem Gothaer Hofkonzert brachte es der Komponist am 17. Dezember 1812 selbst zur Uraufführung und spielte es in der Folgezeit wiederholt mit größ tem Erfolg, kein Wunder, daß er darum eine hohe Meinung davon hatte, äußerte er doch: „Daß es übrigens das schwerste, aber auch dankbarste Klavierkonzert ist, das je die Sonne, oder vielmehr die Lichter beschienen, ist ge wiß." Der Musikschriftsteller Friedrich Rochlitz faßte wohl die Meinung vieler Zeitgenossen zusammen, als er feststellte, daß „kaum in einigen Werken dieser Art von anderen Mei- Item also verbunden angetroffen werden: so viel Originalität der Ideen ohne alle Bizarre rie und phantastische Ausschweifung, soviel gründliche Kunst ohne alle wirkungslose Kün stelei oder Schwerfälligkeit, soviel Feuer und Glanz bei so sprechenden Melodien und zar tem Ausdruck, auch bei solchem Reichtum ganz eigentümlicher Instrumentierung so schö ner Effekt des Hauptinstruments.'' Der erste Satz (Allegro maestoso), in dem so gleich alle Weberschen Stileigentümlichkeiten hervortreten, strahlt festlichen Glanz aus. Sein kräftiges, männliches Pathos läßt daran denken, daß Beethovens 5. Klavierkonzert (in der gleichen Tonart) nur einige Jahre älter ist als Webers Werk, obgleich dieses im Anliegen und Anspruch dem Klassiker fernsteht. Das poetische, stimmungsvolle Adagio nimmt mit seinen schönen Farbwirkungen, den zar ten Streicherklängen und geheimnisvollen Ru fen der Bläser schon „Freischütz"- und „Obe- ron"-Klänge voraus. Ureigener Weber-Stil spricht nicht nur aus der schwärmerischen Ly rik des Stücks, sondern ebenso aus den glit zernden Läufen, lockeren Arpeggien, gehäm merten Akkorden und dem schließlich ver laschenden, geheimnisvollen Tremolo des Klä gers. Das Schlußrondo greift die Stimmung des er sten Satzes und seine Virtuosität auf und fügt effektvolle tänzerische Impulse hinzu, so daß sich Webers Meinung, daß Konzert sei auch dankbar, bestätigt. Peter Tschaikowski komponierte das Ballett „Der Nußknacker" — nach E. T. A. Hoffmanns phantastischer Novelle „Nuß knacker und Mäusekönig" in der Fassung Alexandre Dumas — in den Jahren 1891/92. Märchen und Wirklichkeit verschmelzen darin aufs innigste: Die kleine Mascha erhält zu Weihnachten einen Nußknacker geschenkt. Ermüdet vom Festtrubel schläft sie ein und träumt, daß der Nußknacker eine Schlacht mit den Mäusen zu bestehen hat. Im kritischen Moment greift sie selbst in den Kampf ein. Durch einen treffsicher geworfenen Schuh be siegt sie den König der Mäuse und rettet den Nußknacker, der sich als verzauberter Prinz entpuppt und seine Retterin in das Zauber reich der Süßigkeiten, der Zuckerfee entführt. Noch ehe das ganze Ballett über die Bühne ging, war bereits die aus acht Nummern be stehende Suite mit großem Erfolg am 7. März 1892 in Petersburg uraufgeführt worden. Die echt theatralische, tänzerische, liebevoll illu strierende Musik errang mit Recht große Volkstümlichkeit. Der entzückenden „Ouvertüre miniature", eine Art Sonatinen-Hauptsatz mit einem scherzhaf ten Marschthema und einem liedhaften zwei ten Thema, folgen, angeführt von einem sehr populär gewordenem frischen Marsch, eine Reihe charakteristischer Tänze: der kurze, märchenhaft-zarte Tanz der Zuckerfee, dessen Hauptthema die Celesta zu lockerer Pizzika- tobegleitung der Streicher vorträgt, der derbe, feurige russische Tanz Trepak, ein arabischer Tanz (von Kaffeefiguren aus dem Reich der Zuckerfee) mit melancholischem Einschlag auf der Grundlage eines grusinischen Wiegenlie des, der in ostinatem Trippelrhythmus gesetzte chinesische Tanz (von Teefiguren in der Art zerbrechlicher Porzellanpuppen), der graziöse Tanz der Mirlitons (Rohrflöten), dessen Haupt thema von einem Flötentrio vorgetragen wird, und schließlich der schwungvolle, poetische Blumenwalzer, der zu den bedeutendsten Wal zern der russischen klassischen Ballettlitera tur gehört. Dr. Dieter Härtwig VORANKÜNDIGUNG: Mittwoch, den 21. Januar 1981, 20.00 Uhr (AK/J) Donnerstag, den 22. Januar 1981, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes (Freiverkauf) 5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Johannes Winkler Solistin: Mirka Pokornä, CSSR, Klavier Werke von Schubert, Chatschaturjan und Skrjabin Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Spielzeit 1980/81 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 85-80 EVP: 0,25 M 4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1980/81