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DEM M v WI M WZ^ L^Z*^ K- HU M « WilsdNMDMM Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt» erlcheint an allen Wcrklagen nachmittags^ < Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— SiM. trei Haus, bei Postdcstellung r.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Sipsg. Alle Postanstalten und Post- boten. unIereAusttäger u. ,, ... .. ,, Geschäftsstelle, nehmen zu I-derzett Bestellungen ent- WvÄeNblatt fUk Wilsdruff U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Kriegod.sonstrger Bctticdsstörungcn besteht «ein .Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung Les Bezugspreises. Rückbildung eingesandicr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto bestiegt. alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebührs 20 Rpfg.Vorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit bcrücksichtigi. — Anzeigen «Annahme bis vormittags 10 Uhr. /» Für dte Richtigkeit der durch Fernruf übcrmit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 leiten Anzeigen überneh. men^wli keine Gewiss., ———— — Jeder Rabattanspruch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 17 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 21. Januar 1935 Roosevelt im Kamps. Man wird dem amerikanischen Präsidenten die An erkennung für die gewaltige Energie nicht versagen, mit der er den Wirtschaftsnöten seines Landes entgegen gearbeitet Hai. Seine fast diktatorischen Vollmaatten ge statteten es ihm auch, gegen W i r ts ch a ft s m ä ch te ins Feld zu ziehen, die in der Krise zwar versagt hatten, dir aber immer noch Kraft genug besaßen, um es möglichst zu verhindern, daß ihnen unerwünschte Augen hinter dir Kulissen schauten. Die Hilfe des Staates ließen sie sich gerne gefallen, aber wenn er von ihnen und ihren privatwirtschaftlichen Interessen auch einmal ein Opfer forderte, dann rebellierten sie. Namentlich, daß Roosevelt die sozialpolitische Stellung der Gewerkschaften auf- und ausbaute, haben die Vorkämpfer eines rein liberalistisch- kapitalistischen Systems mit Ford an der Spitze ihm aufs schwerste verdacht. Ihr Prinzip war und sollte bleiben der Kampf ums Dasein in seiner brutalsten Form, wie sie gerade in Amerika, diesem Lande des Hochkapita lismus, herausgebildet worden ist. Dee Staat sollte und durfte helfen, wenn es irgendwo schief ging, aber die Früchte seiner Leistung hatte er restlos den Geholfenen zu kommen zu lassen. Vielleicht beging Roosevelt auch den Fehler, allzu viel gleichzeitig in Angriff nehmen zu wollen. Seine bisherige, nun bald zweijährige Präsidentschaft ist erfüllt von einer Unmenge von Plänen und Reformbestim- mungen, die häufig den Charakter von Expert men- ten zeigten und dann wieder beiseitegewörsen wurden, wenn der Erfolg nicht bald eintrat. Häufig scheinen im ersten Enthusiasmus auch die Widerstände unterschätzt worden zu sein, die die hochkapitalistische Gegenseite diesen Experimenten entgegenstellte. Und schließlich wurde eine Kredi t i n flation getrieben, die weit über jedes Maß hinausging und zu wirtschaftlichen Übertreibungen bei der Erzeugung führte, die dann aber in einer auch nur einigermaßen entsprechenden Ausdehnung der Massenkaufkraft und des Verbrauches nicht das not wendige Gegengewicht gefunden hat. Daran änderte auch nichts, daß Roosevelts „NewDea l", sein „Neuer Plan", für jeden Wirtschaftszweig eine genaue Vorschrift über den Erzeugungsumfang, die Preise und Löhne vorgesehen hatte. Seitdem die Ausführung dieser Vorschrift ange packt worden ist, tobt der Kampf nm diese „Code s*. die den Staat und seine Kontrolle weitgehend und maß gebend in die Wirtschaft einschalten. Und es war für Roosevelts Reformeifer mehr als nur unangenehm, daß in allerjüngster Zeit ein besonders wichtiger Zweig der amerikanischen Wirtschaft, nämlich die Erdölindustrie, gegen ihn einen Sieg erfocht, weil das Oberste Bundes gericht in Washington diesen „Erdöl-Code* für un gesetzlich erklärte. Denn er verstoße gegen — die Ver fassung. So was gibt's in Amerika nämlich. Und der Präsident kann gegen einen solchen Spruch nichts machen! Denn diese Verfassung enthält die vollkommenste „Tren nung der drei Gewalten*, der Verwaltung, der Rechtsprechung und des Parlaments. Und die eine hat der andern nichts zu sagen. Aber da die Verfassung rein liberalistisch ist, verstößt eben nach Ansicht des Ober sten Bundesgerichts manche wirtschaftliche Zwangsmaß nahme der Verwaltung gegen die Verfassung. Aus einem ähnlichen Grunde ist übrigens auch einmal der Erdöltrust selbst für ungesetzlich erklärt worden. Er hat's aber ganz gut überstanden. Infolge dieses liberalistisch-kapitalistischen Geistes kannte Amerika auch bisher keinerlei Sozialver sicherungen, geschweige denn eine Arbeitslosenhilfe staatlicher Art. Sie in sehr geringem Umfange geschaffen zu haben, war eine rein private Angelegenheit der früher in der Wirtschaft recht bedeutungslosen Gewerkschaften, denen die fluktuierenden Arbeitermaffen gar nicht an gehörten, sondern im allgemeinen nur die qualifizierten Arbeiter. Diese waren deshalb besonders eifrige Befür worter einer Einschränkung der Einwande rungin Amerika, was zwar nicht sozial und nicht gerade allzu marxistisch gedacht ist, dafür aber den eigenen Platz im Arbeitsprozeß schützt! Der Staatssekretär Roosevelts im Arbeits„ministe- rium" ist übrigens eine Frau, langjährige Freundin der Gattin des Präsidenten und ist erfüllt mit zahlreichen sozialen Reformplänen, die bei der Industrie heftigsten Widerstand Hervorrufen. Nun aber hat Roosevelt selbst die Sache in die Hand genommen, da außerdem die ihm im vorigen Jahre erteilten Sondervollmachten allmählich ablaufen. In einer Botschaft an den Kongreß — denn der amerikanisch: Präsident darf nur die Schaffung von Ge setzen im Parlament anregen, diesem aber nicht etwa Gesetzentwürfe vorlegen — hat Roosevelt jetzt nicht bloß eine Verlängerung sondern noch eine Ausdehnung seiner Vollmachten gefordert, um seine Planwirtschaft« lichenJdecn vollständig und in erweitertem Umfange durchzuführen. Hinzu kommen nun aber zum erstenmal Vorschläge einer sofortigen staatlichen Alters rente und einer Altersrentenversicherung nach europäischen Muster sowie einer Arbeitslosen- Versicherung mit Zwangscharakter für die Arbeit- Leber und Arbeitnehmer. Es ist dabei nicht an iraend- welcbe Mitwirkung der Gewerklchaften gedacht, dir MiWMt ser KWiWiMS Reichsgründungsfeier im Zeichen des Saarsieges im Berliner Im festlich geschmückten BerlinerSportpalast veranstaltete, wie in jedem Jahr, am Sonntag derKyff > Häuserbund seine Neichsgründungsfeier, die in diesem Jahr im Zeichen des deutschen Abstimmungssieges an der Saar stand. In die Festesfreude mischte sich aber auch die Trauer über den Heimgang des größten Frontsoldaten des Weltkrieges, Gencralseldmarschalls von H i n d en b u r g, der so oft als Schirmherr des Bundes bei der Neichsgründungsfeier unter seinen Mitkämpfern geweilt hatte. Von der Außenfrout der Riesenhalle grüßte ein gewaltiges Spruchband: „Deutsch ist die Saar* und wies damit auf die besondere Bedeutung dieser Reichs- gründungsfeier hin. Lorbeergrün und Fahnentuch mit den Hakenkreuzfarben, Schwarzweißrot und den Kyffhäuser- ftaggen schmückten das Halbrund der Rednertribüne. Zahl reiche Ehrengäste nahmen an der Feier teil. Nach dem Fahneneinmarsch, bei dem die 14 Traditionsfahnen der Kyffhäuserverbände des Landesverbandes Saargebirt besonders herzlich begrüßt wurden, leitete feierliche Musik über zu der Ansprache des Bundes führers des Deutschen Reichskriegerbundes „Kyffhäuser*, Oberst a. D. Reinhard. Der Redner übermittelte dem Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht die Treuegrüße seiner Kriegskameraden und der Kämpfer von 1870/71, überbrachte selbst herzliche Grüße des preußischen Ministerpräsidenten, General der In fanterie Göring, und hegrüßte dann vor allem die von der befreiten Saar gekommenen Kameraden und eine große Zahl von Altveteranen. Dabei machte er die Mit teilung, daß er in diesem Jubiläumsjahr, in dem die jüngsten Teilnehmer an den Einigungskriegen das 80. Lebensjahr überschritten, eine besonders sach gemäße Betreuung durch den Bund an geordnet habe, um den alten Kameraden den Daseins kampf zu erleichtern. Oberst Reinhard sagte dann u. a.: Wir füllen die von uns seit jeher gepflegte heilige Tradition unseres Soldatentums mit dem lebendigen Geist dieser Zeit, die dem Wehr- und Ehrbegriff wieder Geltung verschafft hat. Das gemeinsame Kriegserlebnis aller Frontkämpfer ist dabei berufen, die Achtung der Völker voreinander wieder herzustellen, und daher arbeiten wir Männer vom Kyff häuserbund, die den Krieg kennen, unablässig daran, daß der Leitgedanke unseres ehemaligen Fr.ontkameraden und Sportpalast. heutigen Führers Erfüllung findet: ^,Kein Deutscher für einen neuen Krieg, aber für die Verteidigung des Vater landes das ganze Volk." Adolf Hitler habe die Reichsidee des Alt-Reichskanzlers vollendet und ausgebaut. Er habe die Gemeinschaft des deutschen Volkes geschaffen. „Ewig aber ist", so sagte der Redner, „auch unser Dank an den g r o ß e n F e l d h e r r n, der die Tat Bismarcks einte mit der Tat Hitlers, an den unermeßlichen Schirm herr« unseres Kyffhäuserbundes, unseren Hindenburg, über alle Zeiten hinweg wird dieser große Ekkehard der Deutschen als Hüter heldischer Geschichte stehen. Indem wir seiner gedenken, wollen wir nun zu gleich alle unsere im Weltkrieg gefallenen Kameraden ehren in einer Minute stillen Gedenkens." Die Fahnen senkten sich, und unter dumpfem Trommelwirhel ertönte dann leise das Lied vom guten Kameraden. Dann nahm Oberst Reinhard wieder das Wort. Er erklärte, daß die alten kampferprobten Soldaten in altüberlieferter Verbundenheit mit des Reiches Wehrmacht den vom Führer vorgezeichneten Weg vorwärtsschreitcn wollten, dem einen hohen Ziele zu: ein freies und gleich berechtigtes Deutschland! Als Kameraden wollen wir uns die Hand über die Grenzen reichen, um gemeinsam zu ringen gegenjeden neuen Krieg. Nicht als Pazifisten, sondern als Männer, die zu ihrer Nation stehen, als. Männer, die wissen, daß nicht Haß und Waffen, sondern die Ehre und die Freiheit der Schutz des Friedens sind. Der Kyffhäuser-Landesführer des Saargebiets, Hoos, gab darauf der Freude Ausdruck, in der Reichshauptstadt im Namen der Frontkameraden des Saargebiets sprechen zu dürfen. Sein Dank galt in erster Linie dem Front kameraden, dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, dem man es verdanke, daß endlich auch die Frontkame raden des Saargebiets zum Reiche heimkehren konnten. Er schloß mit den Worten: Die Saar ist frei! Die Saar ist treu! Mit den Hymnen des Dritten Reiches und dem Fahnenausmarsch fand die erhebende Kundgebung ihr Ende. Wer nichts für andere tut, tut nichts für sich. Goethe. Von der Reichs gründungsfeier des Kyffhäuser bundes. Im Berliner Sport palast fand am Sonn tag eine eindrucksvolle Neichsgründungsfeier. des Kyffhäuserbundes statt. Unser Bild zeigt den Augenblick, in dem sich die Fahnen zum Gedenken an Hindenburg senken. so etwas natürlich sehr gern sehen würden; auch in Deutschland Haven bestimmte, damals politisch sehr ein flußreiche Kreise mit dem Gedanken gespielt, die kommende Arbeitslosenhilfe durch die Gewerkschaften gehen zu lassen, was deren Macht natürlich ganz gewaltig gestärkt hätte. Mit jenen Vorschlägen betritt Amerika nun endlich einen Weg, auf dem ihm besonders die europäischen Staatew weit voraus sind. Leicht wird das dem Präsi ¬ denten Nöosevelt sicher nicht gemacht werden. Aber auch dort ist der Staatssozialismus — der sich von dem uns vertrauten Gedanken des Sozialismus erheblich unterscheidet — mit Hilfe der staatlichen „Plan wirtschaft" doch schnell im Fortschreiten. Allerdings vermochte Roosevelt noch längst nicht, mit diesen Idee« bis zu einem wirklichen Siege vorzustoßen. Bis dahin ift's noch weit!