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Dresdner Journal : 11.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186008118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-08
- Tag 1860-08-11
-
Monat
1860-08
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 11.08.1860
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Nichtamtlicher Theü. streich auSgeführt wurden, herrschte die größte Ruhe. Die Truppen gaben Beweise patriotischen Eifer«. Ueberficht. Telegraphische Nachrichten. Zeitnvgsschav. (Russische Akademie-Zeitung. — Au» dcm englischen Blaubuchc über den Kulihandel.) Tage-geschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Waldheim.) Statistik «nd Lolkswirthschast. Feuilleton. Tageskalevder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 10. August. In der amtlichen „Wiener Zeitung" ist heute der vom Fiuanzwini« -er au den Kaiser über die Lage der ReichSfiuan- zeu und die Deckung de« für 1861 auf 30 Millionen veranschlagten Deficit« abaedruckt. E« kommen hiernach von dem für 1860 auf 87X Millionen Gulden veranschlagten Deficit und den ferner hin- »«getretenen uuvrraoschlagten Ausgabeposten im Be trage von 7'/» Millionen Gulden, wofür 76'4 Millionen Drckuugsmlttrl vorhanden, infolge von Ersparungen und Mehreinnahmen 3S'4 Millionen in Wegfall. E« bleiben sonach von den obgrdach- teu Drckuugsmitteln für 1860 noch 20X Millionen übrig, welch« zusammen genommen mit den im kom menden Jahre vorauszusehrvden Ersparnissen und außerordentlichen Zuflüssen zur Deckung de« De ficit« für 1861 nicht nur hinreichen, sondern sogar vollständig für 1862 übrig bleiben werden. Es ist daher weder eine Erhöhung der Steuern, noch eine neue Anleihe uothwendig. Da« Deficit für 1862 dürfte sich voraussichtlich auf 43. für 1863 auf 40 Millionen Gulden belaufen. Es ist Aussicht vorhanden, auch dafür durch Ersparnisse infolge entsprechender Reformen in der Verwaltung, sowie beim Militärrtat Deckung zu beschaffe». Da« Gleich gewicht zwischen den reellen Einnahmen und Aus gaben kann sonach als hergestrllt betrachtet werden. London, Donnerstag, 0. August, Abend«. In der heutigen Sitzung de« Unterhauses äußerte sich der StaaiSsecretar de« Auswärtigen, Lord John Russell dahin: Wenn Spanien in die Reihe der Großmächte ausgenommen werden solle, so müsse ein Gleiche« auch mit Schweden, Portugal und Piemont geschehen. Nach der Ansicht der englischen Regierung sei e« aber besser, an dem bisherigen Zustande überhaupt nichts zu ändern. — In der selben Sitzung wurde eine indische Anleihe von 3 Millionen Pfd. St. angeküudigt. Konstantinopel, Donnerstag, 9. August. Au« Damaskus vom 4. d. M. wird gemeldet: Gestern ließ Fuad Pascha 330, heute über 400 Personen verhaften, die sich der Theilnahme an den Metzeleien schuldig gemacht batten. Spätesten« übermorgen sollen die schwer compromittirten No tabel« verhaftet werden. Die Schuldigen werden durch einen von Fuad Pascha bereits ernannten außerordentlichen Rath abgrurthrilt und die Ur- theile sofort vollstreckt. Ein großer Theil der ver heimlicht«» kostbaren Gegenstände (vermuihlich dec den Christen abgenommcnrn) ist mit Beschlag belegt. Während der Verhaftungen, die ohne Schwert Dresden, 10. August. Den bereits mitgetheiltrn Auslassungen der deutschen, französischen und englischen Presse über die Fürsten zusammenkunft in Teplitz schließen wir in Nach stehendem noch das Urtheil eines russischen Blatte« an. Die in St. Petersburg erscheinende „Akademie- Zeitung" hat sich die letzten Tage über die Teplitzer Zusammenkunft in einer bemerkenSwerthen Weise ge äußert. Ja ihrer Nummer vom 31. Juli sagte dieselbe nur kurz, daß daraus eine Verstärkung dcS politischen Einflüsse- Deutschlands hrrvorgrhen werde, die gegenwär tig aus vielen Gründen und hauptsächlich deshalb wün- schrnSwcrth sei, weil sie manche Hoffnung vereiteln werde, von der die sie Nährenden zu enttäuschen im Interesse der Ruhe Europas liege, und weil sie manchem Plane hinderlich sein werde, der sonst vielleicht ausgeführt wor den wäre. In ihrem Leitartikel vom 1. August schreibt sie mit Bezugnahme ans den bekannten Artikel der ,,Pr. Ztg." ausführlicher über denselben Gegenstand: „Die glücklichen Resultate der Teplitzer Zusammenkunft unter liegen keinem Zweifel mehr, und Europa wird sie mit Freuden begrüßen. Wir glauben der „Preußischen Zei tung", wenn sie von den wohlthätigcn Folgen dieser Entrevue für die innere Politik Oesterreichs spricht. Wir glauben nicht Personen, nicht Programmen, nicht Ver sprechungen — wir glauben dem Gange der Zeit und der Verhältnisse. Welche Metamorphosen auch die innere Politik Oesterreichs erfahren, welche Schwankungen auch in ihr von Zeit zu Zeit fühlbar waren, wir haben den Glauben an seine Zukunft immer bewahrt. Der un aufhaltsame Gang der Ereignisse wird cs zu dem ge wünschten Ziele führen, welche Hindernisse ihm auch Kleinmuth und Unentschlossenheit auf dem Wege entgc- genstellen. Wir glauben sogar, daß drese Zukunft nicht sehr fern ist. Wir glauben auch der „Preuß. Ztg.", wenn sie von dem Einflüsse der Zusammenkunft auf die innere Politik der Majorität der deuticheu Staaten spricht. Auf dieser Politik liegt noch viel Rost, Spuren der Fes seln, welche Europa von dem westsälischen Frieden trägt. Lange hat die Zeit daran gewaschen, und endlich wnd sie ihn ganz abwaschen, aber wenn? Das Bündniß der beiden deutschen Großstaatcn, gegründet auf die Beseiti gung deS mit den Forderungen der Zeit nicht mehr über einstimmenden Alten, kam dem Gange der Zeit nicht mehr zu Hilfe, und wenn cs sich auf sicherm Grunde befestigt, so werden die Ueberdleibjcl des historischen Ro stes schnell aus der Politik der kleinen Nachbarreiche ver gehen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Wir glauben dem halbosficicllen Organe der preußischen Regierung, daß Preußen der Annäherung an Oesterreich kein Opfer gebracht hat, welches es erniedrigte und den andern Bun desgenossen keine Ehre brächte. Aber wir glauben ihm besonders gern, wie Jeder, der mit Besorgniß dem ge genwärtigen Gange der politischen Ereignisse folgt — wenn es von der Verstärkung des politischen Einflusses Deutschlands spricht. Um nicht gegen seinen Willen andere ehrgeizige Wünsche zu nähren und die allgemeine Unruhe Europas zu sördern, welche epidemisch geworden ist, muß eS die laxer gewordenen Bande zwischen den einzelnen Gliedern verstärken und als ein achtunggebie tendes Ganzes auftrelen. Wir haben schon einmal die sen Gegenstand berührt und wiederholen cS: die poli tische Kräftigung Deutschlands ist gegenwärtig mehr als Wünschenswerth. Je liberaler Deutschland in der innern Politik seiner Staaten ist, um so konservativer wird cs in seiner auswärtigen sein. Deutschland, nicht allein nach den Acten des Wiener Congresses verbündet, wird für Europa ein Schirm seiner Ruhe und seines Frie dens sein, eine Mauer, die nicht selbst im Stande ist, gegen den Feind zu rücken, aber ein unübcrsteiglichcs Hiuterniß, wenn er gegen sie rückt. Wir haben diesen Feuilleton. Reiseskizzrn auS Serbien und der Türkei. IV. Mahdanpek und die deutschen Auswanderer. (Fortsetzung aus Rr. 182.) Die für den Berg- und Hüttenbetrieb erforderlichen Gebäude waren errichtet, obgleich sich so manches gänz lich Unpraktische daran hätte tadeln lassen; di« wenigen noch mit dem Leben davongekommenen Aypzer hatten ihre au» Lehm und Holz nothdürftig errichteten Gebäude im Städtchen bezogen und arbeiteten bereits längere Zeit in den Gruben; man hatte sich sogar überschwenglich gütig gezeigt und einen Bergarzt nach Maydanpek be rufen, nachdem bereits ins dritte Hundert Menschen dem Fieber und andern Krankheiten erlegen waren. Da be gann man den gänzlichen Mangel an Hüttenarbeitern für die Eisenhütte, an Modelltischlern, Formern, Gießern und Hammerschmieden zu fühlen, und war in Zweifel, was man hier thun sollte; denn Arbeiter au» den im ungarischen Banate liegenden Eisenhüttenwerken wären schwerlich gekommen, weil sic erfuhren, wie traurig das Leben im nahen Serbien sei. Man wendete sich weiter hinaus, nach Deutschland, und da war rS da» kleine be triebsame Gachsenland, welche- die nvthige Arbeiterzahl liefern sollte; man wußte recht wohl, daß im volkreichen Sachsen viele Umstände dazu beitrügen, ein Arbeiter- auswanderungsproject nach Gerb.en leichter al» irgend anderswo -elin ren zu lassen. Der sei bische Regierungs abgeordnete, welcher mit dem Engagement der betreffen den Leute betraut wv'den, war ein sich zu solchen Dingen ganz wohl anschickender Mann und ermangelte nicht, den armen sächsischen Arbeitern Serbien al« ein kleine» El dorado zu schildern. Er schloß mit ihnen einen Eon- tract, der, so viel mir erinnerlich ist, auf drei Jahre lautete, aber bei allen Versprechungen Punkte enthielt, auf die einzugchen jeder weniger durch lockende Vor spiegelungen Befangene sich gehütet hätte. DaS En gagement geschah zur Winterszeit, und gar manchen die ser armen Bcthörten mag wohl lediglich der wie gewöhn lich zu dieser Zeit eingetretene Arbeitsmangcl veranlaßt haben, auf so glänzende Versprechungen hin ohne Weiteres sein Vaterland zu verlassen. Ich will mich hier durch aus nicht auf eine weitläufige Erzählung aller, diese Angelegenheit betreffenden Einzclnheiten einlassen und daher nur noch Folgendes mitlheilen. Die sächsischen Arbeiter mit ihren Familien kamen in Maydanpek im Januar 1856 an , man wie» sie in leere Wohnungen; aber weder für den noihwcndigsten Pro viant, noch für Feuerung-material, noch endlich für Stroh oder Heu in die elenden Bettstellen war gesorgt und die armen Leute gezwungen, zu den schon unter wegs aufgrlaufenen Schulden noch mehr zu machen und thrure Nahrungsmittel in den schmuzigen CaffanoS zu kaufen oder drei Tage zu hungern und zu frieren. Im Gebirge umher lag hoher Schnee, die Zufuhr von Pro- ducten hindernd, und die Kälte stieg oft bi» zu 10 und 15' R. Die Bergbehörde zu Maydanpek, anstatt da- allcrnöthigfte Mehl und Holz schon seit lange herbeizu schaffen, da man die Ankunft sächsischer Arbeiter bereits zwei bis drei Monate vorder gewußt, besann sich erst jetzt hierauf und brachte mit Mühe und Noth rin schlech te-, unreine» und fast ungenießbare» Mehl und alten Speck auf, womit man die armen sächsischen Leute ab- sp iste; Holz mußten sie sich selbst in den; nahen Walde schlagen, sollten aber dabei durchaus nicht die Arbeit versäumen, die sofort beginnen sollte, ich sage „beginnen sollte", denn al» man anfangen wollte, fehlte nicht» al» da» Rothwendigste, nämlich Werkzeuge und Material. Schon die erste LohaauSzahlung geschah nicht an dem Vergleich nicht zufällig gewählt. Wir gestehen zu, daß, wie eine große massive Mauer, wenn sie vorschrriten könnte, aus ihrem Wege alles ohne Unterschied zermalmte, Das, was sich widersetzt, wie Das, was sich nicht wider setzt, Das, was furchtbare Vergeltung verdient, wie DaS, was sie nicht verdient, so könnte auch ein politischer Kör per, wir Deutschland, wenn die Annäherung seiner Theile irgend welche ErobcrungSplänc nach sich führte und ihm gestattete, sich in Sachen cinzumischcn, die das selbe nichts angchen — ein solches Deutschland könnte ein furchtbares Gespenst für die gegenwärtige Welt wer den. Aber wir hatten schon einmal Gelegenheit zu be weisen, daß das verbündete — nicht unitarischc — Deutschland kein erobernder Staat sein kann. Die Mauer bewegt sich nicht; je mehr sie sich befestigt, um so mehr befestigt sich der Kalk, der ihre einzelnen Ziegel verbindet, um so mehr wird sie ein Band des Friedens und Gedeihens Europas, um so weniger kann sie Be sorgnisse einfiößen." Die englische Regierung hat dem Parlamente ein neues Blaubuch über den in Kanton und Whampoa getriebenen Kulihandel, und was damit zusammen hängt, vorgelegt. Die osficiellcn Berichte rechtfertigen die oft gehörte Behauptung vollkommen, daß dieses Kulige- schäst, diese sogenannte freiwillige Auswanderung der Chinesen, nicht viel besser, als der Handel mit Schwar zen an der Küste Afrikas ist. Die Europäer und Ame rikaner, welche in China Schiffe für diese Kulifracht be reit liegen haben, halten sich zwar von jeder Zwangs maßregel fern: sie fangen keinen Chinesen, sie-schleppen keinen an Bord, sie führen Niemanden außer Landes, der nicht dem Kapitän erklärt, daß er aus freien Stücken auswandern will; aber diese freiwillige AuswanderungS- lust wird folgendermaßen zu Wege gebracht: Eine Masse chinesischen Gesindels, hohes und niedriges, Man darinen, Lastträger, Hausner, Männer und Weiber, ver einzelt und rottenwcisc, machen sich ein Geschäft daraus, Leute abzufangen und den Kapitäne» aufs Schiff zu brin gen. Ein chinesisches Weib geht z. B. mit ihrem Kinde vor der Siadt spazieren; das Kind läßt seine Mühe fal len, als eben zwei stämmige Leute Vorbeigehen; sie sind höflich und heben die Mühe auf; die Mutter bedankt sich für diese Liebenswürdigkeit und bi tet den Beiden höflich einige Kuchen an ; sie essen davon und sinken zur Stelle betäubt nieder, worauf die Verbündeten des Wei bes aus ihrem Verstecke hcrvorbrechn, die Betäubten in ein Boot tragen und nach dem Auswandererschcffe ru dern. Dort angckornmen, fragt sie der Capitän, ob sie freiwillig nach Havana auswandern wollen, und ver spricht ihnen goldene Berge. Lassen sie sich bereden, dann müssen sie einen Contract unterschreiben und werden gleich an Bord behalten; wo nicht, übergiebt sic der Capitän wieder ihren Zuführern, um sie ans Land zu schaffen. Statt sie jedoch frei zu lassen, beginnen die Zuführcr mit ihnen eincn systematischen Tortur-CursuS durchzumachcn, hängen sie an den Armen auf, tauchen sie bis zum Ersticken unter Wasser, zünden ihnen Feuer unter den Füßen an, oder prügeln sie so lange, bis die Armen von zwei Uebcln das kleinere wählen und „frei willig" nach Amerika „auswandern". Der weiße Ca- pitän lebt dabei im Vollgcrruß seiner moralischen Hoheit, den» er braucht ja nicht zu wissen, wer und was ihm die freiwilligen Auswanderer zuführt. Desto besser wuß ten es die Bewohner von Whampoa und Kanton, die sich kaum mehr vor das Stadtthor hinaus wagten, aus Furcht, mit List oder brutaler Gewalt abgefangen zu werden. Es drohte ein allgemeiner Ausstand loszubrechen, und da erst legten sich die chinesischen Behörden ins Mit tel, ließen 18 solcher Mcnschensänger an einem Tage köpfen und ein der Mitschuld überfühitcs Weib aufs Scheußlichste verstümmeln. Der Stadtpöbcl that das Sei- nige, indem er einige andere von der Rotte todtschlug. Von da gerieth das Geschäft freilich ins Stocken, und um dem „Schweinehanvel" — so nannte man dieses Kuligcschäft in Kanton — ein Ende zu machen, entschloß sich der Gurcral-Gouverneur von Tu Kwang, die Aus wanderung lieber zu lcgalisiren, was bisher gegen das hierzu bestimmten Tage, da man vorgab, man sei mit der Rechnungslegung noch nicht fertig, und als dieS »ach vieler Mühe denn endlich geschehe», machte man den Sachsen auf ihre entnommenen Vorschüsse so übertrieben große Abzüge, daß denselben zum Lebensunterhalt fast Nichts blieb. Auf die Klagen derselben bei ihrer Re gierung daheim beauftragte dieselbe in gewohnter vor sorglicher Weise den k. k. österreichischen Gcneralconsul zu Belgrad, die Sachen an Ort und Stelle genau zu untersuchen und, wo cS thunlich, zu Gunsten ihrer dort lebenden Unterthancn abzuändern. Obgleich der Consul v. Wradosablowizsch in Maydanpek selbst erschien und so viel wie möglich sür die Sachsen that, so vermochte doch weder dies, noch die Erscheinung eines sächs. Scctions- chefs im fürstl. serbischen Finanzministerium (Abtheilung: Berg- und Hüttenwesen), vorzüglich bei dem unpraktischen Austreten des Letzter», den Sachen eine besonders gün stige Wendung zu geben. Ja, der letztgenannte Be amte entblödete sich nicht, durch einen Aufruf in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" die angeblichen Vor- thcil«, welche Serbien den deutschen Auswanderern biete, hervorzuhcben, und man kann eS als ein wahres Glück betrachten, daß nur Wenige weiter seinen Worten Glauben schenkten. Ich sür meinen Theil hege die innige Ucbcr- zeugung, daß nur selten Deutsche in der Türkei und zumal in Serbien sich besonders glücklich fühlen dürften. Der Haß der Serben gegen die „Schwaben", wie sie die Deutschen nennen, und ihre Heimtücke verleiteten dieselben oft zu den willküilichsten ungesetzlichsten Schrit ten; dabei bildeten sie selbst unter sich wieder Parteien, die einander bekämpften und sich von Zeit zu Zeit bei der Regierung anzuschwärzen suchten. Gegen Ende de» ersten Sommers hier waren bereit mehrere Erkrankungsfälle unter den Sachsen bemerkbar und in kurzer Zeit schon forderte der Tod einige Opfer, chinesische Reichsgesetz war. So errichteten denn gegen Ende de» vorigen Jahre» zuerst die Engländer, mit Ge nehmigung der chinesischen Behörden, ein offenes AuS- wanderungSbüreau fü. die westindischen Inseln in Kan ton. Die Bedingungen sind anständig, und eS wurden alle möglichen Vorkehrungen getroffen, damit von un mittelbarem oder mittelbarem Zwange keine Rede sei« könne. DaS behagte den Chinesen; einmal meldete sich ein ganze- Dorf zum Auswandern, und in den ersten drei Monaten waren durch diese Agentur 1765 Männer, 299 Weiber und 208 Kinder nach Britisch Guiana be fördert worden. Sie verließen Kanton unter Jubclruf und Feuerwerken, und von der ersten, 372 Mann star ken Ladung ging auf der Urbcrfahrt auch nicht einer zu Grunde. Angeregt durch diesen Erfolg, haben nun auch die F anzoscn und Amerikaner ähnliche Agenturen nach denselben Grundsätzen errichtet, die hoffentlich der scheuß lichen Menschenräubcrei ein Ende machen Werd a. — Lord John Russell, der diese Berichte den Regierungen Frankreichs, Amerikas, Hollands und Dänemarks zuge schickt hat, begleitete sie mit einem Rundschreiben, wo rin er das neue Anwerbungssystem empfiehlt und die Hoffnung ausspricht, daß dadurch der Ncgerhaudcl wei tere Einbuße erleiden werde. Um düsen aber mit der Zeit gänzlich abzuschaffen, schlägt er Folgendes vor: 1) Englische, amerikanische und spanische Schiffe systematisch an der Küste von Cuba kreuzen zu lassen. 2) Entspre chende Maßregeln von Seiten Spaniens auf Cuba selbst zur Geltung zu bringen. 3) Förderung der chinesischen Auswanderung vermittelst loyaler europäischer Agenturen, in Nebereinstimmung mit den chinesischen Behörden. Tagesgeschichte. * Leipzig, 10. August. In Bezug auf die jüngst« Reise Sr. Maj. des Königs hat Herr Kreisdircetor v. Burgsdorff heute an den Siadtralh zu Penig, be ziehentlich zum Abdruck im dasigen Localblatt, die nach- stehchende Bekanntmachung erlasftn: , Sc. Majestät brr König habcn die Beweis« der Liebe und Anhänglichkeit, welche 2hm am 3l. vorig.» Monat« auf S.inrr R.ise durch den Leipz ger Reg erung-b.znk, joivohl auf dem Lande, al« auch in der S-adt Pt üg vi.ls irig auf unz>v«i- deurige Welfe kunrgrgeden worden sind, mtt ledhafrrr Freud« und Kenugihuung cmpfunde» und m ch allcrgnävigst drauftragt, d.n Bcwrhnern der berührten ländl chen Ortlchafkrn, sowie dem» der Stabt Penig Se nen aufrichtigen Dank und Seme volle Be fried! ung öffentlich autzusprechen." Wien, 9. August. (W. Bl.) Die Abreise Sr. Ma jestät de» Kaiser» über Salzburg nach München erfolgt in der Nacht zum Sonntag um 2 Uhr. Bon München bcgiebt sich Se. Majestät der Kaiser nach Possenhofen und wird der Rückkehr beider Majestäten am 18. d. M. entgegengcschen. — Der Landesgeneralcommandant Frld- zeugmcister Ritter v. Benedek wird heute nach Ofen zurückkehren. — Am 6. d. M. ist in Niederthann bei Wels der erste Spatenstich zur Bahnlinie Wels-Pas sau in feierlicher Weise unternommen worden. — Anläßlich eines vorgekommenen Falles hat das k. k. Ministerium entschie den, daß, im Falle die Untersagung deS Gewerbebe triebes auch von der zweiten Instanz bestätigt wird, noch ein weiterer Recurs an die dritte Instanz, näm lich an das k. k. Ministerium des Innern ergriffen wer den könne, indem Beschränkungen des Jnstanzcnzuge- nur dort einzutreten haben, wo sie vom Gesetze ausdrück lich bezeichnet werden. — Ueber das ofterwähnte Szecsvn'sche Pro gramm, welches demnächst im Rcichsraihscomite debat- tirt werden soll, schreiben die „Neuesten Nachrichten": Das Memorandum, von dem unter dieser Bezeichnung die Rede, hat nicht den Grafen Szecsön, sondern de« Grafen Apponyi und Herrn v. Szögönyi, derzeit Vice präsident deS Reichsraths, zu Verfassern. In diesem Me morandum werden die Wünsche und Ansichten der unga rischen Partei im Reichsrathe bezüglich der politischen Verhältnisse Oesterreichs ausführlich dargclegt und die Anträge desselben für die Recorrstrtuirung Ungarn» in deren Anzahl nach meiner Entfernung von dort sich um ein Bedeutendes vergrößert hat. Die Unordnungen in jeder Beziehung hemmten selbst verständlich den Fortgang des Unternehmens; Betrügereien, Untcrschleife und Erpressungen der serbischen Beamten schaft trugen das Ihrige dazu" bei, daß sich der Fürst Alexander genölhigt sah, der ganzen Sache ein Ende zu machen. Alle Ausländer, die noch zu dieser Zeit (1858) in Maydanpek arbeiteten oder angcstcllt waren, wurden mit einer Entschädigung in ihre Heimath entlassen und die sämmtlichcn Etablissements geschloffen. Später wurde Maydanpek einer Gesellschaft französischer Spekulanten zum Kaufe oder zur Pachtung angeboten; inzwischen traten die politischen Wirren de- Winters 1858^9 hin dernd ein, und diese endeten bekanntlich mit Absetzung de- Fürsten Alexander Karagcorgewitsch. Der nun zum zweiten Male regierende Milosch Obrenowitsch hat nach den neuesten Berichten Maydanpek jener Gesellschaft defini tiv überlassen. (Schluß folgt.) -f Am 5., 6. und 7. August sand in Düsseldorf die allgemeine deutsche Künstlerversammlung statt. In der ersten Sitzung am 5. Aug. hieß Regierungsrath Winkler die Künstler im Namen der Regierung will kommen; eben so begrüßte Oberbürgermeister Hammers die Versammlung im Namen der Stadt Düsseldorf. So dann wurde auf Vorschlag dcS leitenden Ausschusses Hof maler Dietz durch Acclamation zum Präsidenten der Ver sammlung gewählt; zu Viceprästdenten die Herren Dir. Bendemann und Prof. Robert Kummer. Letzterer erstattete hierauf Bericht über die Thätigkcit dcS Generalcomitö» seit der letzten (in Braunschweig) gehaltenen Versamm lung und gab einige Notizen über den Vermögen-stand der allgemeinen deutschen Künstlergenosicnschaft. Nachdem der provisorische Entwurf der Gcschäft-ordnung «m dlo«
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