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58. Jahrgang, 355. Mittwoch, L4. Dezember 1913. vkjNg»-Gebühr »ierl«>I»hr>. tllr Dr«». den »«( lägUch,wet- maliger Zuiioaung,an Lonn- und Montagen nur einma» 7,00 M., du»I> auLwörltge itinn- niiPonar« dt» S.Ib M. «et einmaliger Zu- lleliung durch dle Post ltM <»>>nerlillellgeld). Äualand: Oester- reich Ungar» d,«d itr., Echwelg b.LÜ hik».. Italien 7.17 Lire. — Nachdruck nur mit deutlich«» vueklen- anaabe l..Dr«»dner Rachr ^jullllftg. Un- »erlangie Manustripie werd-nichtauldewayrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Eammelnumnier sür sämtl. Telephonanschlüsse: 23241 Nachtanschluss: ll. 1858 Druck und Verlag von Li cp sch L Reich ardt in Dresden ^rnst Qöeks Wilsciruttsr LlrslZs 16 ^orDSllLfl LisiNLUt Kristal!. «»zeigen-Daris. Annahme »an Änkün- digungen bl» nachm. » Ilhr. Lonnlag» nur Marienstraste Ni von >IbI»U-lUhr. Die »iuspallige Zeile <elwa « Lilden» ll» Pf., die zwctipaliige Zeile aus 2ei,ieil« 70 Pf., die zuieiipa». Neklameretle l.i-l, M . Familien Nachrichten au» Dir«». den die einspalt. Zeile «5 Ps. - I» «um. mern nach Sonn- und Feiertagen erhidler Tarif. — SludwSriige ?luslrllge nur gegen Lorauedktahlung. ZededLelegblalllvPs. Hauptgeschäfts st elle! Marienstrane 2K 4tt. L. 1^. Wickler Ol-esönek V Xronleuctiterksdrik v, m k.n Vreden. LmIitzMi-. 17 fe1Ö8LliIös8clien-l-3Mr LeleucktunAS Körper (n fscksv b-ic-kit- erncj Slilsvr. Z bleibt unübertrollen! Myer'LvdvrlrLll rritt «1«ri I^Ic»rHHtr«, .»»erkannt be^te I!an6eläinarke, frei von tlem vicirigen llei^clunack xevoknlicker I.ebertian^olten, cialier kür empfinrNiciie Personen unli besonliers Kimler rur Kur vortrelflie!» eeei^net. In plombierte» ! I.tsckei» l Vt.»rk, 1 " mit Uem Ülaälvappen ä 50 Pfennige, I-Ön < ^I»I«fitltII, >1ark und :i ^ark. >SS2 6sgrun<tst >«S2 I. /X. KSIKIO llmilkii-li.. XsWnm Üi'sSk ?? » ^ llkSKleli-L.. Linslikimlslr mul Nimirli'slle. Qk-osZes t.3Asr limllliilei'Wnii nslüireiclinuiig. vraulmüdel Ankündigungen, die sich auf öffentliche Veranstaltungen, Konzerte rc. am zweiten Weihnachtsfeiertag beziehen, bitten wir für die erste Feiertagsnuinmer aufzu geben, da am zweiten Feiertag kein Blatt erscheint. Irr-rr oilrczo Leser am Mit«mach morgen. Mutmassliche Witterung: Südwestwinde, zeitweise ausktärend. etwas kalter, lei» erheblicher Niederschlag. An WcihnachtSgaben aus dem sächsischen Korn blumentag sind bis zum 22. Dezember 332 000 Mark zur Auszahlung gelangt. Im Dresdner König!. S ch a u s p i e l h a u s e wurde das Drama „Der lebende Leichnam" von Leo Tolstoi mit vollem Erfolg gegeben. Der Tunnel am Harrassclscn ist vollständig wieder frcigelegt. so daß gestern der erste sahrplanmätzige Zug den Tunnel wieder passieren tonnte. In den Verhandlungen zivisclien den Vertretern der Organisationen der Aerzte und der Krankenkasse», die im Reichsamt des Innern stattgefunden haben, wurde gestern eine V c r st ä n d i g u n g erzielt. Die Kommission zur Prüfung der R üstungs- liefcrungcn wird am 8. Januar im Reichstage wieder zusammentrcten. Der „Reichsanzeiger" verossentlicht das Gesetz über die Verlängerung des H a n d c l s p r o v i s o r i u m s mit England. Die Zahl der P v st a g e n t u r e n aus dem Lande wird im Jahre 1014 um 200 vermehrt werden. Tic Meldung der Wiener „Reichsposl" von der Stellung eines anatoli scheu Armeekorps unter deutschen Oberbefehl wird vom „Verl. Lok.-Anz." als tendenziöse Erfindung bezeichnet. Die österreichische Delegation wurde nach der dritten Lesung der Beschlüsse mit begeisterten Hochrufen aus den Kaiser geschlossen. Jules Claretie, der frühere Direktor der Comsdie Franchise, ist gestorben. Huerta bestimmte jeden Tag bis zum Jahresschluss zu einem geschlichen Feiertag, um den Ansturm auf die mexikanischen Banken einznschränken. Die Erneuerung der Türkei. Die Wiedergewinnung von Adrianopel und der glück liche für die Pforte höchst günstige Friedcnsabschluss mit Bulgarien, sowie die Regelung der Beziehungen mit Griechenland haben die Stellung und das Ansehen der Pforte in ungeahntem Masse gehoben und ihre Position den Grvssmächtc» gegenüber so weit gefestigt, dass sic heute nicht nur mit ganz anderer Energie als vor Beginn des ersten Balkan-Krieges den Ansprüchen gewisser Grossmüchte cntgcgcntrcten. sondern auch an eine grundlegende Neu ordnung der i n n c r p o l t t i s ch c n Verhältnisse herantreten kann. Noch nie ist die Zeit so günstig für Reformen im Osmancnreich gewesen wie jetzt. Das Land lechzt nach Reformen und nach Erneuerung des türkischen Staats- und Vcrwaltungswescns. die Stimmung im Volke kommt den Resormplänen der derzeitigen Machthaber in jeder Weise entgegen, und die Grvssmächtc, soweit sie nicht an einer Zerstückelung der asiatischen Türkei interessiert sind, begleiten, wie vor allem Deutschland, den Wicder- * aufbau des Staaisgcbündes mit ihren warmen Sympathien, leihen auch, soweit das möglich ist, ihren werktätigen Bei stand durch Hcrgabc von Armee- »nd Marine-Instrukteuren und Geld. Man muss es den oft misstrauisch angesehene» Jung- türkcn lassen, dass sic jetzt nach mancherlei Irrungen und Wirrungen den ernstlichen Eifer und das Bestreben haben, ihr Vaterland gross und stark zu machen, unabhängig nach aussen, gewappnet gegen jeden tückischen Angriff, frei, mächtig und voll Autorität im Innern. Wie weit ihnen ihr Reformwerk gelingt, wird ganz davon abhängcn, in welchem Masse sie ihre selbstherrlichen Machtbcstrebungen und Neigungen bezwingen und das Vaterland über die Partei stellen werden. Bisher hatten sie ihre per sönlichen Interessen in einer Weise in den Vordergrund gerückt, dass das Staatsganzc mehr als einmal darunter litt und das Staatsgcbäudc bedenklich ins Wanken kam. Ihre schwächste Seite bestand darin, dass sich die Anhänger ihres Komitees in der Hauptsache aus den Angehörigen der Armee zusammensctzten. Dadurch trugen sie den inner politischen Zwiespalt in verhängnisvoller Weise in die Armee selbst und in das Ossizicrlorps hinein. Die Kämpfe, die sich darob entspannen und ihre Fortsetzung bis in die Tore von Adrianopel und an die Wälle von Tschataldscha fanden, sind noch in frischer Erinnerung. Ebenso bekannt ist auch, dass der Vorgänger des jetzigen Grosswesirs, der frühere Kricgöministcr und einstige NcvolntionShcld Mah mud Schcfkct Pascha, der in diesem Frühjahr der Kugel eines Fanatikers zum Opfer siel, in Erkenntnis der Notwendigkeit einer eisernen Disziplin in Heer und Partei mit nnbcngsamer Energie zuerst den separatistischen Bestrebungen seiner Parteigenossen und ihren Wühlereien im Heere entgcgentrat. Er brachte das Kunststück fertig, die hadernden Komiteemitglicdcr aus dem Boden dcS gemein samen Vaterlandes zu einigen und den Ehrgeiz der uni formierten Hitzköpfe zu zügeln. Mahmud Scheskct fiel, aber sein Werk und seine Ideen blieben erhalten. Sein Tod schmiedete die Iung- türken noch inniger zusammen und festigte die Ucber- zcugung. dass man auf dem richtigen Wege gewesen war. Die Politik der Zusammenfassung aller Kräfte wurde festgesetzt und aus dem jungtürkischen Kon gress, der Ende September und Anfang Oktober tagte, feierlich bestätigt und als Programm der Zukunft aus gestellt. Auf diesem Kongress nahm das Komitee „für Ein heit und Fortschritt" selbst eine erfreuliche Umgestaltung vor. Der geheime Eharakter wurde abgestreift, das Komitee konstituierte sich offen als politische Partei und nahm den Charakter einer Vereinigung an, die jedem un bescholtenen, mindestens 18 jährigen und im Besitz der poli tischen Rechte befindlichen OSmancn zugänglich sein solle. Auf das Zusammenarbeiten zwischen der Partei und der Regierung wird besonderer Wert gelegt. Es soll auch der Schein vermieden werden, als wäre das Komitee eine „un verantwortliche Nebenrcgiernng" im Staate. Das wirt schaftliche und Vcrwaltungsprogramm der Partei ist sehr reichhaltig und verspricht Gutes für die Zukunft. Man gewinnt den Eindruck, als ob mit dem längeren Besitze der Macht den Jungtürken auch das Verantwor tungsgefühl gekommen sei und der Blick für die Not wendigkeiten des staatlichen Lebens. Der Wille, zu herr schen, der Wille zur Macht machen nicht den Staatsmann aus, sondern das Verantwortungsgefühl und das Pflicht bewusstsein. Daran hat es bisher allzusehr gefehlt, wie ja überhaupt der Türke die Verantwortung scheut »nd lieber schwächliche Kompromisse schliesst, als an eine grosse Sache auch Grosses zu wagen. ES gibt unter den bunt zusammen gewürfelten Jungtürken zweifellos viel fähige Köpfe, aber auch viel Mittelmässigkciten und Leute, die von den hami- dischen Begriffen sich noch nicht ganz entwöhnt haben. Tie Türkei in ihrer gegenwärtigen Lage braucht Männer, ganze Männer, keine schwatzenden Kafsechauspolitiker. Den wirklich fähigen Politikern, wirklichen Männern die Wege zum Kabinett zu ebnen, die guten Kräfte z» nehmen, wo sic sic finden, die Politik nicht nur in Rücksicht ans die nationalistische Masse, sondern in erster Linie ans die wahren Interessen des Vaterlandes znzuschneiden, das muss die nächste Aufgabe der Jungtürkcn sein. Um dieses Ziel z» erreiche», wird es vor allem not wendig sein, das Heer, diese Grnndstützc der Türkei, von politisierenden Offizieren zu reinigen, die Politik rück sichtslos aus der Armee auszuschaltcn und — das ist die Hauptsache — gegen llcbcrtretungcn mit aller gebotenen Schärfe vorzugchcn. Niemals darf eine weise türkische Staatökunst hierbei vergessen, dass das osmanische Element der Hanptträgcr des türkischen Heeres und Staatsgebäudcs sein muss. Aus der Gleichstellung »nd Be vorzugung der fremden Nationalitäten ist ein grosser Teil der jungtürkischcn Fehler erwachsen. Die Wiederholung dieser Fehler muss vermieden werde», wenn die Zukunft der Türkei ans eine solide, lragfähige Grundlage gestellt werden soll. Eine Neuordnung der Nationalitäten frage ist allerdings unvermeidlich im Zusammenhänge mit der geplanten Ncucinteilung der Wilajcts und Sandschaks. ES kan» sich aber dabei immer nur um eine Annäherung ötr verschiedenen Nationalitäten und ihrer völkischen Besonderheiten handeln, nicht um eine Vcr- tchmelzung. Der osmanische Neichsgcdanke wird am besten gewahrt durch Vorherrschaft des Osmanentums in Heer, Beamtentum und Verwaltung unter gleichzeitiger Duldung der anderen Nationalitäten und vollständiger Parität in GlaubenSfragcn. Ein vollkommenes Incin- i anderaufgchcn von Türken, Armeniern, Griechen, Kurden und Jude» kann niemand wünschen, der dem Osmaneu- tum sympathisch gegenübersteht und seine staalenbildcnde Kraft kennt. Ein derartiges Konglomerat würde den Keim der Zersetzung in sich tragen und destruktiv ans das ganze bleich wirken. In dieser Fraae müssen die Inngtürten ihre siaatsmännische Befähigung erweisen. Die Regelung des Schul- und Kircheuwesens der Andersgläubigen hängt mit ihr zusammen. Im einzelnen werden die Resormen manches Gute bringen. Es wird immer daraus autommcn, die Eigen art der Türkei vornehmlich zu berücksichtigen, an das h i st o r i s ch G c w o r d e n e nnzutuüpseu und von fremden Einrichtungen nur das zu entnehmen, was sich sür die be sonderen Verhältnisse am besten eignet. Vluinn». mm »niitu wird man als Warnung den türljscheu Staatsmännern, die das grosse Reformwerk in die Hand genommen haben, zuruscn müssen. Geplant sind eine Verciusachung und Modernisierung der gesamte» Staatsverwaltung, die Ein führung einer geordneten Budgetwirtscbaft unter Aus nutzung der natürlichen Bodenschätze des Landes, Hebung der Landwirtschaft durch Gewährung von staatliche» Bei hilfen und Gründung einer Bodentreditanstalt, Förderung von Handel und Gewerbe durch Einrichtung von Spnr- nnd Darlehenskassen, gerechte Verteilung der Steuern, Regelung des Beamtcnrechts nach neuzeitliche» und ein heitlichen Grundsätzen. Die Selbstverwaltung der Ge meinde» und Städte soll erweitert, die Abgrenzung der Verwaltungseinheiten verbessert, der Lostaus vom Militär abgeschasft werden. Auf geistigem Gebiete wird mancher lei getan werden zur Hcbnng der Bevölkerung. Atade- mien sollen gegründet, die Universitäten umgcstaltet und der Volkss ch n l n n t c r richt zwangsweise eingefsthrt werden, wobei zwecimässigerweise das Türkische als Unterrichtssprache auSersehen ist. Es ist viel, was die türkischen Reformer sich vorgenommen haben. Nur zähe Geduld und langsames, nicht überstürztes Fortschrciten werden zum Ziele führen. Nur wenn in allem weises Mast gehalten wird, wird das Resormwcrl gute Früchte bringen. Deutschland begrünt diese Arbeit und begleitet sic mit seinen Segenswünschen. Drahtmeldungen vom 23. Dezember. Der Streit zwischen Acrzten und Krankenkassen. Die Einigungsvcrhaudlungcn im Rcichsamt des Innern. Berlin. tPriv.-Tcl.t Der Krantenkassenstreit war heute wieder Gegenstand lebhafter und eingehender Er örterungen im Reichsamt des Innern. Es wurde sofort zu gemeinsamen Verhandlungen übergegangen. Aus seiten der Negierung waren wieder das Reichsamt des Innern, das Handelsministerium und das Laudwirt- schastsministerium vertrete». Es siel aus, dass auch bei den heutigen entscheidenden Beratungen die Medizinalabteilnng des preussijchen Ministeriums des Innern nicht vertreten war, ein Umstand, dem gerade von ärztlicher Seite Be deutung beigclegt wird. Unter den Vertretern der Krankcn- kasscnverbände besanden sich die Abgeordneten Frässdvrf (Dresdens und Stecker (Arnsbergs, Iustizrat Wandel (Essens, Geschäftsführer Heinemann »nd andere. Wie der „Lvkalanzeiger" hört, herrschte zunächst keine gerade fried fertige Stimmung, zumal die Aerzte nicht gewillt sein sollen, in der Frage der ärztlichen Streikbrecher irgend welche Zugeständnisse zu machen. Die Kassen haben an ein zelncn Orten eine kleine Zahl arbeitswilliger Aerzte ge funden, mit denen sie zu hohen Pauschalsätzen abgeichlvsscn haben. Diese müssten »ach Ansicht der Aerztcverbände un bedingt von den betreffenden Kassen abgefiindcn werden. Trotz mehrfacher Gegensätze wurde jedoch schliesslich eine V erstündig n n g e r ziel t. Rcichsvcrband Deutscher Aerzte gegen Leipziger Verband, Berlin. (Priv.-Tel.s Der Reichsverband Deut scher Aerzte, in dem allerdings nur eine verschwindende Minderheit der Aerztcschasl organisiert ist, tagte heute hier unter dem Vorsitze des Geheimen Lanitätsrat Busch (Bochums. Er nahm entschiedene Stellung gegen den Leipziger Verband und beschloss eine Reihe von Leit sätzen. Danach sott die Regelung des Arztsystems der freien Vereinbarung überlassen werden. Eine wesentliche Er höhung der bisherigen kassenürztliche» Honorare sei zwar durchaus gerechtfertigt, doch könne de» Ansprüchen der Aerzte ebenso gut durch eine entsprechend bemessene Honorierung genügt werden, die sich gleichmässig auf sämtliche Kassenmit glieder erstrecke, wie durch eine sür einzelne Gruppen der Kassenmilgliedcr abgeslnste Honorierung. Der Zweck, uu günstige Arztverlrüge zu verhüten, werde erreicht, wenn die allgemeinen Vertragsbedingungen, insbesondere die über die Honorare und Schieüsansschüsse zwischen den Organisationen der Kassen und Aerzte vereinbart und den einzelnen Arzt- Sk? -xä