Volltext Seite (XML)
Uamhofer Nachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannsbain Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Vlnkü«dig«ttge»: Kür Inserenten der Amt-Hauptmann« schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge- spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. vezugSpret-: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Verlag ««d Druck: Güuz L Eule, Naunhof. Redaktion: Aug. Frauz Hauschild, Naunhof. Mit einem Illustrierte« Sonntagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Leiter« all« 14 Lag«. DI- «°unh°,,, N^ch,«^ I-d.» M-,>«,-«. und S°nn.d«d MchmAa« 5 Ud, ml, d-m nachl-l,.„d.n Sqlud I« : «--mM--, II Ub, Sonntag, den 23. Iuli 1905. 16. Jahrgang. Bekanntmachung. Während des Urlaubs des Unterzeichneten sind alle Anmeldungen rechtzeitig und zwar vom LS. bis mit St. Juli bei Herrn Lehrer Richter, Gartenstraße 111 U, „ „ 14. August bei Herrn Kantor Spänich, Schulstraße, alte Schule 3. Haustür zu bewirken. > Evangelisch-lutherisches Pfarramt Naunhof-Klinga, am 22. Juli 1905. r. Herbrig, Pfarrer. Der Sächsische Jnnungstag. Wie schon mitgeteilt, trat der sächsische Jnnungstag am Montag in Markranstädt zu seinem 18. Verbandstage zusammen, dem eine reichhaltige Tagesordnung zur Beratung vor lag. Die Staatsregierung sowie sämtliche sächsische Gewerbekammern hatten Vertreter entsandt. Zunächst gelangte ein Antrag zur Beratung, den Zwangsinnungen für ihre Be zirke und Handwerke unter Vorsitz des zu ständigen Bürgermeisters das Recht zur Ab nahme der Meisterprüfungen zuzuerkennen. Hierzu wurde ein Vermittelungsantrag einge bracht, auch den freien Innungen das Meister prüfungsrecht zu erteilen. Schließlich fand der Antrag in der Weise Zustimmung, daß der Verbandsvorstand beauftragt wurde, dahin zu wirken, daß die Obermeister der Zwangs- innnngen zu den Prüfungskommissionen für die Meisterprüfungen zugezogen werden. Weiter stand ein Antrag der Schuhmacherinnung zu Dresden auf der Tagesordnung, der Ver bandstag möge beschließen, daß die Gewerbe kammern von den Innungen bei Streiks be ratend in Anspruch genommen werden können. Nach lebhafter Aussprache hierüber einigte man sich dahin, den Innungen zu empfehlen, sich in Zweifelfällen bet Streiks bei den Ge werbekammern Rat zu holen. Bezüglich einer Verschärfung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb, mit dem gegenwärtig noch nicht alle Auswüchse im Geschäftsleben getroffen würden, beschloß man, beweiskräftiges und, zahlreiches Material zu sammeln, um die Petition an den Reichstag aussichtsvoll zu begründen. Ein weiterer Beratungsgegenstand betraf die Zuchthaus- und Gefängnisarbeit als schwere Konkurrenz der Handwerker. Klempner obermeister Fall-Zwickau beantragte den Vor stand zu beauftragen, eine Eingabe an das Mtnisterium des Innern zu veranlaßen mit der Bitte, das fernerhin von Sträflingen des Zuchthauses in Waldheim und der Gefängnisse zu Zwickau und Bautzen :c. Handmerker arbeiten nicht mehr angeferligt und ausge führt werden. Die Versammlung sprach sich dahin aus, daß handwerksmäßige Arbeiten, welche die freien Staatsbürger in ihrem Er werbe schädigen, in den fraglichen Anstalten nicht mehr mit Maschinen ausgeführt werden dürfen. Weiter beschloß man eine Eingabe an das Kriegsministerium, daß fernerhin das Ausweißen, Malen und Tapezieren von Woh- nungen rc. in Kasernen nicht mehr vom Re giment und durch dessen Soldaten auf Kosten des Regiments, sondern durch die Garnison verwaltungen und durch Baugewerken ausge führt werden. Der Antrag fand Annahme mit einem Zusatze, daß auch gegen die Ver richtung industrieller Arbeiten in städtischen Arbeitsanstalten vorgegangen werden soll. Die Tischlerzwangsinnung zu Dresden stellte den Antrag, in einer Eingabe an das Justiz ministerium vorstellig zu werden und zu bitten, dasselbe möge dahin wirken, daß die Ein klagung von Forderungen oder Geltendmachung von Ansprüchen bis zur Wertshöhe von 1000 Mark fl>ei den Amtsgerichten zulässig werden ohne Vertretung durch Rechtsanwälte. Der Antrag fand allseitige Unterstützung und wurde einstimmig angenommen. Der nächste Verbandstag soll in Glauchau abgehalten werden. Südwestafrika. Oberst Deimling der Führer des zweiten südwestafrikanischen Feldregiments, weilt seit mehreren Wochen zur Kur in Baden-Baden. Er hatte sich bekanntlich im Feldzuge durch einen unglücklichen Sturz eine schwere Ver letzung des rechten Armes zugezogen; nichts- bestoweniger war er, den Arm in der Binde tragend, bei der Truppe geblieben, bis er sich gezwungen sah, sich einem geordneten Heil verfahren zu unterziehen. Die Kur mar von bestem Erfolge; der Arm ist wieder ganz be weglich, und es darf mit Sicherheit erwartet werden, daß Deimling wieder dienstfähig werden wird. Der erfahrene Offizier hegt von der Zukunft der Kolonie eine günstige Meinung; das Klima sei außerordentlich ge sund; sogenannte Erkältungskrankheiten kämen trotz des großen Temperaturwechsels beinahe nicht vor, man müsse sich üur gegen die Abendkühle schützen; das gegenwärtig starke Auftreten des Typhus sei nicht als ständige Erscheinung anzusehen. Wie andere Afrika kenner, warnt er davor, Buren in größerer Menge anzusiedeln; diese seien ein ziemlich unfügbareS Element, das sich schwer in ein geordnetes Staatswesen eingliedern lasse. Der Oberst ist voll der Anerkennung und des Lobes für unsere Truppen, die, wie er sagt, an Mut und Todesverachtung im Gefecht und an Ausdauer in der Ueberwindung größter Anstrengungen und Strapazen den vielbe- wunderten Japanern nicht nachständcn. Wenn ein Patrouillenritt gegen die Hottentotten zu machen sei, meldeten sich immer zahlreiche Freiwillige, obgleich ein solcher Ritt in vielen Fällen den sicheren Tod bedeute. Daß es so schwierig sei, die Häuptlinge der feindlichen Stämme zu fangen, erkläre sich daraus, daß diese sich während des Gefechtes hinter der Front aufhalten und, wenn die Sache schief gehe, beizeiten an ihre Sicherheit denken. Ihr Ansehen bei ihren Leuten sei so fest gewurzelt, daß ihnen dieses unritterliche Verhalten nicht schade. Rundschau. — Die Bevölkerung des Deutschen Reiches hat nach der Schätzung des Kaiser lichen Statistischen Amts im laufenden Jahre 60 Millionen überschritten. Nach dem Sta tistischen Jahrbuch ist die mittlere Bevölkerung des Jahres 1905 auf 60 164 000 Köpfe ge schätzt gegen 59 364 000 im Jahre 1904 und 58 569 000 im Jahre 1903. Von 1903 zu 1904 hätte hiernach die Bevölkerung um 795 000 und von 1904 zu 1905 um 800 000 zugenommen. Die am 1. Dezember d. I: stattfindende Volkszählung wird zeigen, wie weit das rechnungsmäßige Ergebnis von dem wirklichen abweicht. Erheblich wird der Unter schied nach den Erfahrungen bei den früheren Volkszählungen jedenfalls nicht sein Die 50. Million überschritt die Einwohnerzahl Deutsch lands im Jahre 1892; 1870 betrug die Be- völkernng des heutigen Deutschen Reiches 40,8 Millionen, 1855 36,1, 1816 24,8 Millionen. Man kann ungefähr berechnen, daß sich die Bevölkerung des Reiches seit 72 Jahren ver doppelt hat. —Eine Zunahme der Feuerbestat tungen in Deutschland wird seitens der Flamme, des Organs des Berliner Vereins für Feuerbestattung festgestellt. Jin ersten halben Jahre 1905 haben 902 Einäscherungen stattgefunden gegen 664 in der gleichen Zeit des Vorjahres. Da im ganzen Jahre 1902 nur 861 Verstorbene sich einäschern ließen, so wird diese Zahl in der ersten Hälfte dieses Jahres bereits durch 41 überholt. Unter den Krematorien ist hinsichtlich der Zahl der Ver brennungen Hamburg mit 91 an erster Stelle zu nennen. — Zur Militäreinquartierungs- frage, die jetzt wieder an Jntereffe gewinnt, wird der „Nationalzeitung" mitgeteilt, daß im Laufe der letzten Monate bei "dein preuß. Kriegsministerium und den Generalkommandos zahlreiche Gesuche eingegangen sind. Es wird darin gebeten, die Mannschaften tunlichst mit gelieferter Verpflegung in Ouartier zu geben, daß sie also alle Lebensmittel mit bringen und den Quartiergebern nicht die Beköstigung der Leute obliegt, da es bei den allgemein teuren Preisen nicht möglich ist, für die festgesetzte Entschädigung ausreichend zu liefern. Desgleichen wird gebeten, auf die Gemeindevorstände dahin einzuwirken, daß die besser situierten Einwohner mehr als bisher Einquartierung erhalten. Aus Anlaß des 25jähr. Regierungs jubiläums des Fürsten Karl Günther von Schwarzburg - Sondershausen sind Zweimarkstücke besonderer Prägung von der Berliner Münze hergestellt worden. Die Jubiläumsstücke zeigen auf der Vorderseite in schöner und klarer Prägung das Brustbild des Fürsten; unter einein Lorbeerzmeig ist das Jahr des Regierungsantritts j1880) und das Jubiläumsjahr (1905) angegeben. — Den zahlreichen Wettvermittelungs bureaux in Berlin wird durch das neue Totalisatorgesetz, das heute in Kraft tritt, und über welches das folgende berichtet wird, ein Ende gemacht. So mancher kleiner Restaurateur und Zigarrenhändler, dör durch das Vermitteln von Wetten einen hübschen Nebenverdienst gehabt hat, geht dieses Ver dienstes jetzt verlustig. Die großen Berliner Bureaus haben ihren Sitz zumeist nach Holland verlegt, von wo sie sich mit den Wettlustigen brieflich in direkte Verbindung setzen. Es wird also lustig weiter gewettet. Nur dürfen sich die gewerbsmäßigen Ver mittler nicht erwischen lassen. Sie riskieren nach § 6 des Gesetzes hohe Geldstrafen oder Gefängnisstrafen bis zu 6 Monaten. — In dem Stertiuer Vorort Scheune sind wie im vorigen Jahre wiederum zahl reiche Typhuserkrankungen entstanden. Ver seuchtes Pumpwasser wird als die Ursache gelten. — Am 28. Juli geht vom Uebungsplatz zu Munster eine Kompagnie in der Stärke von 300 Mann mit Pferden nach Südwest afrika ab. — England. Die Kommission zur Untersuchung der aufsehenerregenden Vor gänge bei militärischen Lieferungen in Eng- lanv machte die merkwürdige Entdeckung, daß eine Ratte für das Verschwinden von Doku menten verantwortlich zu machen ist, deren Vernichtung Sir William Butler in seinem Bericht über die Finanzwirtschaft in Südafrika lebhaft beklagt hatte. Die verschwundenen Papiere enthielten Mitteilungen über „bedauer liche Ankäufe", und Sir Fleetwood Wilson, der damalige Direktor der Armeefinanzen, wurde über ihren Verbleib befragt. Er erklärte anfangs auf das positivste, daß seines Wissens keine Papiere verloren gegangen oder zerstört worden seien. Nachdem er diese Aussage ge macht, sprang er plötzlich auf und sagte, es falle,, ihm jetzt ein, daß Belege vernichtet wurden. Man habe sie in Kapstadt zu späterer Verwendung beiseite gelegt. In seiner Abwesenheit habe sich eine Ratte in die Doku mente eingenistet und diese zum Teil zernagt. Die Ratte habe so verdächtig ausgesehen, daß man sie ärztlich untersuchen ließ, und dabei habe sich herausgestellt, daß sie an Bubonen- pest gelitten habe und infolgedessen habe man den Rat der Aerzte befolgt und sämtliche Aktenstücke, mit denen die Ratte in Berührung gekommen sein konnte, vernichtet. — Diese Nattengeschichte rief bei den Zuhörern große Heiterkeit hervor, und selbst die ernsten Mit glieder der Kommission konnten ein Lächeln nicht unterdrücken. — London. Der Berichterstatter des „Daily Chronicle" in Washington meldet, daß die Frage eines Waffenstillstandes zwischen Präsident Roosevelt und dem japanischen Ge sandten in Washington, Takahira, besprochen wurde Die Haltung der japanischen Regie rung gegenüber der Frage des Waffenstill standes hängt von der Haltung des Zaren gegenüber der größeren Frage der Friedens- bedingungen ab. Falls der Gang der Friedensverhandlungen zeigt, daß der Zar im allgemeinen den japanischen Bedingungen günstig gegenübersteht, dürfte die japanische Regierung nicht abgeneigt sein, einen Waffen stillstand zu bewilligen. Sollte aber der Gang der Friedensverhandlungen zeigen, daß die russische Regierung nur Zeit für militärische Bewegungen gewinnen will, wird Japan einen Waffenstillstand ablehnen. — Aus Tokio wird gemeldet, daß Japan 3,2 Milliarden Mark für Kriegszwecke ausgegeben hat. — In Konstantinopel fand in Gegenwart des deutschen Geschäftsträgers, eines Vertreters der Reichspostamts, und mehrerer türkischer Delegierter die feierliche Eröffnung des Kabels Küstendsche—Konstantinopel statt. — Aus Galatz in Rumänien wird berichtet, daß fünfzehn frühere Matrosen vom „Potemkin", welche in einer Fabrik der deutschen Firma Götz dortselbst als Arbeiter eingetreten waren, von russischen Agenten auf dem russischen Dampfer „Psesuape" zu einem Zechgelage verleitet, dabei berauscht gemacht und dann zu Schiff anf der Donau über die Grenze zu den nächsten russischen Hafen Reni gebracht wurden. Dort seien sie den russischen Behörden ausgeliefert. Andererseits wird die Nachricht widerrufen. j — In Salamanca lSpanien) stürmte die Menge während einer Verhandlung über das städtische Oktroi das Rathaus und ver wundete mehrere Magistratsmitglieder. — Zu den Verhandlungen über eine russische Kriegsentschädigungs - An leihe. Wie verlautet, soll sich der russische Minister Witte, der zu den Friedens-Verhand lungen nach Washington abgereist ist, zunächst nach Paris begeben, um mit den dortigen Finanziers wegen des eventuell seiner Zeit zu erfolgenden Abschluffes einer Kriegsentschädi- gungs-Nnleih^ Fühlung zu nehmen. Aus Stadt und Land. Naunhof den 22. Juli 1905. Nauuhof. Große Plakate künden von heute ab in Naunhof, und dessen engerer und weiterer Umgebung an, daß Sonntag den 30., Montag den 31. Juli und Dienstag den 1. August in Naunhof Schützenfest abgehalten werden soll. Es ist jedes Jahr um die Monatswende vom Juli zum August in Naunhof Schützenfest, das ist eine festgelegte Einrichtung, es ist aber auch bei einer großen Menge Freunde harmloser Fröhlichkeit zur feststehenden Regel geworden, das Naunhofer Schützenfest mitzuhalten. Das Naunhofer Schützenfest hab schon längst aufgehört als eine interne Angelegenheit des Schützenbundes zu gelten, es hat sich vielmehr von Jahr zu Jahr zu einem vollständig allgemeinen Volks fest ausgewachsen, und was dabei die Haupt sache ist, es ist immer beliebter geworden und wird jetzt von Alt und Jung gar sehnsüchtig erwartet. Es läßt sich von Naunhof gewiß