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Die Octobertage. (Aus dem Adler vom 16. October). Die große» Feiertage der deutschen Nation sind wieder angebrochen, und alle Stämme, so locker sie sonst neben einander liegen, fühlen sich heute eng verbunden in der Erinnerung an die große That, welche die Väter in den Octobcrtagen auf den Gefilden Leipzigs gethan. Frcudcn- fcuer werden auf den Bergen wieder angczündet, und im Westen spiegelt sich ihr Schein in den Wellen des deutschen Stroms, herrlicher als der volle Mond i» der Hellen Oclobcrnacht, zum Wahrzeichen für ein anderes Land, daß Deutschlands Söhne Wacht halten an ihren Mark steinen und sic nicht verrücken lassen wollen. In den Schlössern der Fürsten kann sich Keiner heute dem Bewußt sein entziehen, wie das deutsche Volk in der Zeit der Bc- drängniß treu sich um sic schaarte und die wankend gewor denen Throne stützen, die gefallenen wieder aufrichten half, fast keiner kann sich verhehlen, daß die nach erfolgtem Siege gemachten Verheißungen nur nach zähem Wider streben und hartem Kampfe endlich spärlich erfüllt wurden, und daß auch heute die künstlichen Schranken zwischen Fürst und Volk noch nicht gefallen sind, welche ein aufrichtiges Zusammengehen in der Stunde der Gefahr gegen innere und äußere Feinde verhindern. Daö deutsche Volk auf der andern Seite, das heute im Geiste aus dem Schlachifclde der Leipziger Ebene weilt, wo viele Tausende seiner edel- ften Söhne im Kampfe für Freiheit und Vaterland ver bluteten, es fühlt in allen Schichten tief, daß unsere Vcr- fassungszustänoe im Einzelnen und großen Ganzen noch weit entfernt sind, Garantien für die Wiederkehr ähnlicher Drangsale zu bieten, wie sie ein Jahrzchent lang den deut schen Boden heimsuchUm und entkräfteten. Wohl blickt cs mit Stolz zurück auf jene heldenmüthigc Vergangenheit, wohl hat es rastlos gestrebt, die geschlagenen Wunden zu heilen, wohl hat cs Kopf und Hand mannhaft angelegt, um sich zu dem hohen Gipfel der Bildung und des Wohl standes emporzuarbeiten, welche der Welt Achtung cinflößen. Allein noch immer wird es von dem Gefühl der Unsicher heit beschlichen, wenn politische Stürme im Anzüge sind; cs sicht ihrcm Loöbrechcn mit der gerechten Befürchtung entgegen, daß es im Kampfe des Mittelpunktes, der alle Stämme einigenden Führerschaft entbehren, nnd daß es nur nach harten Schlägen, nach schweren Opfern zusam mengeschweißt werden und den Sieg erringen wird. Noch immer herrscht im eigenen Hause der Unfriede, schärfer und bedenklicher als je treten sich die verschiedenen Inter essen in Ncgierungö- und Volkskreiscn gegenüber, und^es für Schandau nnd Hohnstein. LV Die „Sächsische Elb-Zeitnug" erscheint regelmäßig Freitag« und ist durch die Expedition in Schandau, sowie durch alle Postaustaltcn für 10 Ngr. viertcljährl. zu beziehen. --- Inserate nehmen an; Hr. Buchbiudcrmstr. Brosep in Sebnitz, Hr. Kämmerer Hesse in Hohnstein u. Hr. Kaufm. Angermann in Königstein, welche man an erwähnten Geschäftsstellen spätestens bis Mittwoch Abend, in der Expedition d. Bl. aber bis Donnerstag früh 9 Uhr abzugcben bittet. 43. Freitag, den 24. October 1862. ist so weit gekommen, daß cin deutscher Minister den Frie den mit Eisen und Blut zu Stande bringen zu wollen wagen kann, daß der Gedanke einer Theilung in Nord und Süd, die Furcht vor einem Bürgerkriege möglich ge worden ist. Zwar steht der Neffe dcS Knechtcrü von Deutschland nicht mit einem Heere vor unseren Thoren; allein seine völkcrbeglückenden Theorien sind von der Seine bereits an ein anderes Gewässer verpflanzt, drohen cin Volk mit feinem Fürsten zu entzweien, und die Macht Deutschlands zu zersplittern und zu lähmen. Wahrhaftig, in solcher Zeit, da bedarf daö Volk des Gefühls der Sicherheit, da sollte der Hader schweichen, da sollte sich Keiner weigern, freiwillig geringe Opfer zu bringen, da mit den unfreiwilligen größeren vorgebcugt werde. Mahnend ist dieser Nuf schon tausendfach zu den Thronen gedrungen, eindringlich wird er täglich dem Volke gepredigt und war nend wiederholen ihn die Gedenktage der Leipziger Schlacht. Gebt dem deutschen Lande einen starken Mittelpunkt, der seine Kräfte zusammcnfaßt, gebt dem deutschen Volke ein Parlament, daö seinen Willen unverfälscht zum Ausdruck bringt, und Niemand wird es wagen, ihre, die Rechte Aller wahrenden Gesetze umzustoßen, und nicht das Fürsten thum wird erzittern, wenn ein preußischer Minister mit dem Säbel gegen die Bundesgenossen raffelt, oder wenn der Gebieter an der Seine droht, seine Hecrschaaren in Bewegung zu setzen, um die Niederlage von Leipzig zu rächen. Ein guter Geist walte über des Vaterlandes Ge schicken und lasse die Wünsche seines Volles gekrönt sein, wenn dic Turncrschaaren aus allen Gauen zur Feier des fünfzigjährige» Gedenktages der Octvbcrschlacht in den Mauern Leipzigs cinzichcn. Wochenschau. Sachsen. Wie der „P. A." berichtet, feierten am vergangenen Sonntag, den 19. d. M., dic Berglcute auö Hänichen und Possendorf in Kopitz mit den Steinbrechern aus der dortigen Umgegend cin Verbrüderungsfest. Auö Lommatzsch wird untcrm 14. Octbr. berichtet: Ein zu Anstellung von Vorerörtcrungcn für die Anlegung einer Eisenbahn von Tharaud über Wilsdruff, Nossen und Roßwein »ach Döbel», oder von Freiberg über Nossen und Roßwein nach Döbeln neuerdings in Nossen zusammen- getreiencr Comiiv fordert zu Zeichnungen und Geldbei trägen zu Deckung der durch jene Vorerörtcrungcn un- vermcidlich erwachsenden Kosten selten Derjenigen, welche sich für daö Vorhaben interessiren, auf. Der Stadtrath