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Dresdner Journal : 24.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187502248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-02
- Tag 1875-02-24
-
Monat
1875-02
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 24.02.1875
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N4S Mittwoch, le» 2ä. Febniai KtO»li»O'. . . t* U»rk zg)4^ri»°O, 4 K»ek 40 kk. »MM—»»»»»««»! 1» kt. 4»»«4»IdOO»O»Om»O K«ivb»» tritt kort- »O 8tsiQl>«1»«otU», U»». WO» O„ N»»m «io« HO V»»M „Lu>T—»oät" äi. Lstt», 4» kt Kr»«k»I-«»r THgllsO aUt <t»r So»»- «»O W«l«M«tz O^dMO» kür O« koIg«OM 1'»U. DreMerÄumal. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. 1875. F> LranO»t«tt«^, 6on»im»«»o»O» O» »sxtusr ^oarv»I», «b»oä»i : L-A», , L»»d»r» >«»U» IN»» V»«P«^- I»»»l-Ir»»l»»-Wr»L4k»rt « N : //üare^rtein <4 >«rU» H7t«L-S»wdarU.^r»E-l,»tpiiU - kr»»4kilrt ». A. - «4--K»»: NuF .V»««, I»rU» cta»L, // ^ürec^t,- L Lc^ott«, >r»,:»,: /, ü'tüxA«»»'» liartütll; vdiwlUti: F>. ^mat. 4r»»Ltai< » «.: L /a«A^'»ob« o. o //t^mann ocdv ttiiebb., Da«L«FOo, SörUtt: /»v -D., U»»»ov»r: t? k»rt»: I/av«, />»/»««, <4 6»., Da-L« O Ov., L»r»dvO: /> Vt«i Ft. OxxstiO. K«r»a»H*b»r» Lüvisi. Liptxiitioo äs» Ors-äo« ' vr«ä«u, >» t. Amtlicher Theil. Dresden, 2A Februar. Seine Durchlaucht der regierende Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. ist gestern Nachmittag 6 Uhr nach Gera zurückgereist. Dresden, 17. Februar. Se. Majestät der König haben dem emeritirten Rector Johann Carl Friedrich Jacob in Reichenbach das Ehrrnkreuz vom Albrechts orden allergnädiast zu verleihen geruht. Dresden, 22. Februar. Seine Königliche Majestät haben dem Advokat Hermann Ludwig Nake zu Dres den das Ritterkreuz des Verdienstordens zu verleihen alleranädigst geruht. Se Majestät der König haben allergnadigst geruht, dem Rittergutsbesitzer Günther auf Saalhausen das Ritterkreuz vom Verdienstorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Oberbürgermeister Streit zu Zwickau das Ritter» kreuz des Verdienstordens zu verleihen. Nichtamtlicher Scheil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 23. Aebruar, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die siebente Criminal- deputatton des Stadtgerichte- hat in der Anklage» fache gegen den Schriftsetzer Heinsch als Ver trauensmann der socialdemokratischcn Arbeiter partei auf definitive Schließung der hiesigen Mit- gliederschaft der focialdemokratischrn Arbeiterpartei erkannt. Posen, Montag, 22. Aebruar, Nachmittags. (W. T. B.) Der Weihbischof JaniSzewSki ist am vorigen Sonnabend aus der Haft in Koszmyn entlassen, auf Anordnung deS Overpräsideuten auS den Provinzen Posen, Preußen, Sachsen und dem Negieranstsvezirr Frankfurt a. O. ausgewiesen und bereits über die Grenze dieser Bezirke ge bracht worden. Wien, DienStag, 23. Aebruar, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Zn der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses brachte der Abg. Aur eine In terprllation an den Zustizminister nachstehenden Inhalts eia: Ob es wahr sei, daß der Präsident des Oberlandes gerichts von Obrrösterreich, Frhr. v. Hein, an den Prä- denten des Schwurgerichtshofes zur Verhandlung des Protestes Ofenheim, Landesgerichtsrath Frhrn. v. Wid mann, ein Schreiben gerichtet habe, welches nicht ohne Einfluß auf di« Unterbrechung des Protestes gewesen sei, und wenn dies der Fall wäre, ob das Ministerium dies für zulässig halte? Versailles, Montag, 22. Aebruar, Abends. (W T. B.) In der heutigen Sitzung der National- Versammlung wurde der Bericht der konstitutio nellen Commission, welcher sich gegen den Wallon'- schen Gesetzentwurf auSspricht, verlesen. Die Brr- fammlung beschloß darauf, trotz der Opposition der Rechten, sofort in die DiScusfion deS Wallon'- schen Entwurfs einzutreten, und nahm im weitern Verlaufe der Sitzung den ersten Artikel deS Wal lon'schen Gesetzentwurfs mit 421 gegen 261 Stim men an. Die Sitzung wurde darauf vertagt. Rom, Montag, 22. Aebruar, Abends. (W. T. B.) Der Kronprinz Humbert hat Garibaldi heute einen längeren Besuch abgestattet. Die Keputirtenkammer genehmigte heute daS Budget deS Ministeriums deS Aeußern und be gann die Berathung deS Budgets deS Finanzmini steriums, wobei der Finanzmmister Minghetti die baldige Vorlage deS definitiven Budgets für 1875 verhieß. Mmghetti erklärte, er werde dann auch seine Pläne, betreffend die Beseitigung des Zwangscourses des Pa piergeldes, der Kammer mittheilen. Der Minister be merkte ferner, daß Aenderungen in Betreff der Bier steuer und der Gesetze über die Besteuerung des Alko ¬ hols nicht vorgenommen werden könnten; auch bei dem Gesetz, betreffend Besteuerung der Börsrnoperationen, könne nur in den Ausführungsvorschriften eine Modifi- cation eintreten. Tagtsgeschichte. Dresden, 23. Februar. Ihre Majestäten der König und die Königin werden heute Nachmittag K6 Uhr von Weimar wieder hier eintreffen. Ueber die Anwesenheit Allerhöchstdrrselben am großherzoglich sächsischen Hofe sind uns folgende weitere Mittheilungen zugegangen: Pp Weimar, 22. Februar. Gestern (Sonntag) Abend nach der Tafel wohnten, wie bereits gemeldet, die hohen Gäste des grobherzoglichen Hauses einen: Cow- cert in den von dem Erbgroßherzoge und der Erbgroß herzogin bewohnten Räumen bei. Ihre königl. Hoheit die Frau Großherzogin und Ihre Hoheit Prinzessin Marie von Sachsen sahen sich, da dieselben infolge von Erkältung leidend waren, genöthigt, in ihren Gemächern zu bleiben. Ihre Majestäten der König und die Kö nigin von Sachsen, sowie der Großherzog und Prin zessin Elisabeth unterhielten sich vor wie nach dem Con- cert, das von den ersten Kräften des Hoftheaters aus- gesührt wurde, in liebenswürdigster Weise mit den Gästen, und ließen Erstere sich zahlreiche Anwesende vorstcllen. Heute (Montag) früh begab sich Se. Majestät der König, geleitet von dem Erbgroßherzog, nach der Caserne des 8. thüringischen Infanterieregiments Nr. 94 (Großherzog von Sachsen), woselbst das Offizicrcorps versammelt war, und besichtigte dieselbe. Nachmittag ^5 Uhr war Tafel im großherzoglichen Schlosse, woselbst Abend '»9 Uhr eine Aufführung lebender Bilder Statt fand, zu welcher zahlreiche Einladungen ergangen waren. Zur Darstellung kamen Werke von solchen Künstlern, welch« der Weimarischen Kunstschule angehört haben oder an gehören: v. Ramberg, Pauwels, Baur, Schnauß, v. Treuenfels u. A. m. Nach II Uhr zogen sich die allerhöchsten und höchsten Herrschaften zurück. Weimar, Dienstag, 23. Februar, Vonn. 11 Uhr. (Tel.) Ihre Majestäten der König und dir Königin von Sachsen haben soeben, auf dem Bahnhöfe sich noch mals von unserer großherzoglichen Familie verabschie dend, die Rückreise nach Dresden angetreten. Dresden, 23. Februar. Vom Reichs-Gesetzblatt sind das 5. und 6. Stück vom Jahre 1875 hier einge- trvffen. Das 5. Stück enthält: 'Nr. 1041) Gesetz vom 9. Februar d. I., die Einführung des Gesetzes des Norddeutschen Bundes vom 25. Juni 1868 über d« Quartierlriftung für die bewaffnete Macht während des " Fnedrnszustandes im Königreiche Bayern betreffend; Nr. 1042) Gesetz vom 9. Februar d. I., die Einführung des Gesetzes vom 25. Juni 1868 über die Ouartier- leistung für die bewaffnete Diacht während des Friedens zustandes in Württemberg betreffend; dir. 1043) Gesetz vom 13. Februar d. I. über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden; dir. 1044) Gesetz vom 9. Februar d. I. wegen Abänderung des Gesetzes vom 8. Juli 1872, die französische Kriegskostenent schädigungbetreffend; Nr. 1045) Gesetz vom 10. Februar d. I., die Verwendungen aus der französischen Kriegs- kostenentschädigung betreffend; dir. 1046) Gesetz vom I I. Februar d. I., die Controle des Reichshaushalts und des Landeshaushalts von Elsaß-Lothringen für das Jahr 1874 betreffend; Nr. 1047) Gesetz vom 14. Februar d. I., die Erweiterung der Umwallung von Straßburg betreffend. * Berlin, 22. Februar. Gestern Nachmittag 2 Uhr trat das Staatsministerium bei dem Fürsten Bismarck zu einer Sitzung zusammen und um 4 Uhr hatte der Reichskanzler einen längern Vortrag bei Sr. Majestät dem Kaiser. Vorgestern Abend hat bei dem Reichs kanzler zu Ehren des Herrenhauses ein größeres Diner stattgefunden, an welchem der erste Viccpräsident Staats minister a. D. v. Bernuth, Graf v. Redern, Fürst v. Salm- Dyk, Herzog v. Ujest, Herzog v. Ratibor, Fürst Lich- uowski, Graf Jtzenplitz, Graf Maltzan, Gras Rittberg, Landhofmeister Grat zu Eulenburg, Graf v. Pückler- Schedlau, v. Rider, Dr. Grimm, Hobrrcht, Henrici, v. Dechend, Dr. Dernburg, Dr. Tellkampf, Graf Kos- poth, Unterstaatssecretär Schuhmann, geh. Oberfinanz, rath Wilke, Bredt, v. Arnim-Kröchlendorf, Hofmarschall Gras v. Perponcher, geh. Cabinrtsrath v. Wilmowski, Legationsrath v. Alvensleben (von der kaiserlichen Bot schaft in St. Petersburg) und Graf Wendt zu Eulen burg Theil nahmen — Die „N. A. Z." bespricht heute die an die Bischöfe Preußens gerichtete (in unseren: gestrigen Blatte mitgetheilte) päpstliche Bulle, die sie als ein „Attentat aus die Gesetzgebung des deutschen Reichs und Preußens" bezeichnet. Wenn in derselben die Nichtbefolgung der sogenannten Kirchengesetze in Deutschland und Preußen zur Gewissensfrage für die deutschen Katholiken gemacht werde, so habe der Vatican sich damit in seinem Haste „weit über die Grenzen Hin ausreißen lassen, welche ihm zu allen andern Zeiten schon aus Opportunitätsgründen einzuhalten räthlich erschien." Denn darüber werde auch in den ultramon tanen Kreisen diesseits und jenseits der Alpen rin Zweifel wohl nicht obwalten, daß unsre Regierung, so wenig dieselbe von den polemischen Hirtenbriefen und Venvahrungen der Bischöfe sich beeinflussen ließ, eben sowenig dem päpstlichen Verbote eine Einwirkung auf die Ausübung gesetzlicher Bestimmungen gestatten werde. „Mit der nämlichen Energie, mit welcher reinkatholische Staaten alle Uebcrgriffe der Hierarchie abwebren, wird unsre Regierung Gesetzen Achtung und Gehorsam ver schaffen, welche den confessionellen Friedenau befestigen haben und nur von jenen Eiferern als eine «Störung des selben bezeichnet undangegriffen werden, deren einseitige Vorrechte durch die erwähnten Gesetze in die Schranken der allgemeinen Gleichberechtigung zurückgeführt worden sind." D. Berlin, 22. Februar. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses waren die Staatsminister Graf zu Eulenburg und Dr. Friedenthal anwesend. Von dem Finanzminister und dem Minister der land- wirthschaftlichen Angelegenheiten ist der Entwurf eines Gesetzes, betreffend das Kostenwesen in Auseinander- setzungssachen, eingegangrn, außerdem liegen mehrere Schreiben vom Justizminister vor, nach welchen die be treffenden Gerichte angewiesen worden sind, gegen die Abgg. Ibach, Fransten und Dr. Jazdzewski für die Dauer der gegenwärtigen Session das Strafverfahren aufzuheben; ebenso ein Antrag des Abg. I)r. Petri, be treffend die Rechte der altkatholischen Kirchengemeindrn am Kirchenvermögen. Auf Wunsch des erkrankten Abg. Dr. Lasker wird eine Ersatzwahl für denselben zur Budget- und Provinzialordnungscommission angeordnet. Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste und zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die für die Berechtigung der Transscriptions- und Jnscrivtions- gebühren beim rheinischen Hypothekenwcsen zu Grunde zu legenden Grundsätze. Derselbe wird ohne Debatte genehmigt. Hierauf setzt das Haus die Berathung des Etats pro 1875 fort. Zu Cap. 96, die Localpolizei verwaltung von Berlin betreffend, beantragt der Abg. Dr. Eberly: „die königl Staatsregieruna auszusordern, die Uebertragung der Strabenbaupolizeiverwaltung an die Commune der Stadt Berlin möglichst zu beschleunigen." Dieser Antrag wird angenommen und folgender An trag desselben Abgeordneten zu Cap. 96 in die Budget commission verwiesen: „die königl. Staatsregierung aufzufordern, die Reorganisa- Non des NachtwackNnenstcs in der Art herbeizusühren, daß das Nachtwachtwesen mit der Schutzmannschaft vereinigt wird." Bei Tit. 19 des nämlichen Capitels (Polizeiverwal tung in Köln) brachte Abg. Franssen zahlreiche Be schwerden über die Polizeicommissare und die Schutz leute in Köln vor und tadelte insbesondere die Maß nahme, daß man die Polizeicommissare aus dem Uuter- offizierstande wähle, der nicht das erforderliche Maß von Bildung besitze. Der Abg. Jung erwiderte dem Vorredner, daß in Köln, dem Sitze des Erzbischofs, ein energisches Vorgehen der Regierung, ein kräftiges Ein schreiten der Polizei durchaus nothwcndig sei. Gerade in Köln könne man die Wahrnehmung machen, daß Kirchlichkeit und Moralität sich nicht immer decken. An diese Bemerkungen anknüpfend nahm der Abg. Dr. Röckerath Gelegenheit, die Stellung der Centrumspartei gegenüber der Regierung zu erläutern. Seine Ausfüh rungen gipfelten in dem Satze, die Partei sei nicht feind lich dem deutschen Reiche, sondern nur der jetzigen Re gierung wegen ihres Vorgehens auf kirchlichem Gebiete. Die Polizei in Köln beschäftige sich mit vielen Dingen, die sie nichts angingen, ein Polizeibcamter sei sogar in altkatholischen Angelegenheiten thatig gewesen. Es wäre wüuschenswerth, daß die Polizei in Köln ihren eigent lichen Aufgaben zurückgegeben werde. Der Redner kritisirte auch das Vorgehen der Fortschrittspartei in der Rheinprovinz, was den Abg. Windthorst (Bielefeld) zu einer kurzen Gegenbemerkung veranlaßte. - Gegen den Abg. Jung sprechen hieraus die Abgg. v. Schorlemer-Alst und vr. Windthorst (Meppen), und drückt der Letztere namentlich darüber seine Verwunde rung aus, daß der nationallibrrale Abg. Jung und der fortschrittliche Abg. Windthorst (Bielefeld) so einmüthig für die Polizei cingetreten seien. Hierauf sprachen noch der Abg. Dr. Wehrenpsennig, der Minister des Innern Graf zu Eulenburg, die Äbgg. Windthorst (Meppens und Dr. Röckerath. Tic Ausgabeposition des Tit l9 wurde sodann genehmigt. — Bei Cap. 100 (allgemeine Ausgaben im Interesse der Polizei) erklärt sich Abg. Frhr. v. Schorlemer-Alst gegen die Bewilligung der ge heimen Fonds. Es sei Zeit, den Reptilienfond, diesen Krebsschaden zu beseitigen und einem Unwesen ein Ende zu machen, das uns im Auslande nur Unehre cinbringt. Die Rebläuse, zu deren Vertilgung die Rcichsregierung ein Gesetz eingebracht, seien lange nicht so gefährlich wie die Rcpttlienprcsse, gegen welche ein Reichsgesctz viel nöthiger gewesen wäre; insbesondere wendet sich Redner gegen die Haltung der „Provinzial Conespon- denz" und der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". Durch diese Presse sei das Denunciantenthum, die Lüge und Verleumdung vollständig organisirt, und das Trau rigste dabei sei, daß das Volk für sein eigenes Geld sich anlügcn und betrügen lasten müsse. Er wünsche des halb, daß dieser Preßfond endlich beseitigt werde. Nach dem Abg. Windthorst (Bielefeld) hiergegen bemerkt, daß zwar der Reptilienfond gefährlich, der päpstliche Repti- lienfond jedoch weit schädlicher sei, ergreift der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, das Wort. Derselbe erklärte zunächst auf eine ebenfalls von Abg. v. Schor lemer-Alst gemachte Beschwerde, daß es den ultramon tanen Blättern in seiner Heimath Westfalen verboten worden sei, den Namen „Kreisblatt" zu führen, daß dieses Verbot ganz correct sei, da eine Zeitung unter amtlicher Maske nicht den Widerstand gegen die Staats- gesetzc predigen dürfe. Die Demobilisirung des Ncpti lienfonds könne erst nach beendigtem Kampfe mit den Ultramontanrn eintreten, Sache der letzteren werde es sein, den Kampf aufzugeben und dadurch den Frieden herbeizuführen. Nachdem im Sinne von Schorlemer- Alst auch Abg. Windthorst (Meppen) noch gegen die Bewilligung gesprochen, wird die Position ohne Kürzungen genehmigt. Bei Cap. lol (Strafanstaltsverwaltung) empfiehlt Abg. Dr. Techow einen Antrag wegen Er höhung der Gehalte der Strafanstaltsdircctoren. Ter- selbe wird der Budgetcommission zur Vorberathung über wiesen. Die übrigen Positionen der dauernden Aus gaben, und ebenso die der einmaligen und außerordent lichen Ausgaben geben zu einer erheblichen Discusiion keine Veranlassung und werden sämmtlich unverkürzt bewilligt. Bei der hierauf folgenden Berathung des Etats der landwirthschastlichen Angelegenheiten giebt zunächst der Abg. Hundt v. Hafften dem Wunsche nach Erweiterung des Ressorts des landwirthschastlichen Ministeriums Aus druck. Ebenso möge die Negierung die Organisation der ländlichen Creditanstalten in die Hand nehmen. Präsident Graf Bethusy-Huc unterbricht den Redner in Feuilleton Redigirt von Otto Banck. Im dritten ProductionSabend deS Tonkünstler- Vereins, den 22. d. im Saale des „Hotel de Saxe" kamen zwei Novitäten zu Gehör: Suite op. 26 für Violine mit Begleitung des Piano forte von Franz Ries und Quartett op. 6 für Pianoforte und Streichinstrumente von Herm. Götz. Erstere, von den Herren Feiger! und Roll fuß mit besonders trefflichem Gelingen vorgetragen, ist das Werk eines künstlerisch gediegen durchgebildetrn Talents. Es zeichnet sich durch ernste Richtung, natür lich melodiöse und interessant behandelte Erfindung, fließende, formell klare und geschmackvolle Haltung aus und gewinnt um so mehr unsere warme Theilnahme, da es sich ohne Prätention giebt und nicht nach er künstelten, gesuchten Effecten strebt. Nur bleibt in den verschiedenen Sätzen ein Schwanken des Stils und des Charakters zwischen der älteren und der modernen Aus drucksweise bemerkbar. Durch ansprechende und reizende Erfindung tritt namentlich das Intermezzo und das Trio des Minuetto hervor, gedanklich gehoben und stimmungsvoll das Andante. Die Violinpartie zeigt den tüchtigen Violinspieler, der für sein Instrument dankbar zu schreibe:: versteht. Das Quartett von Götz, ausgeführt von dm Herren Rollfuß, Feigrrl, Wilhelm, Böckmann, erweist fleißige musikalische Durcharbeitung genug. Aber sie ist sammt dem gedanklichen Inhalt höchst kühler und noch unklarer Natur, ergiebt sich als angestrengte, unruhige, äußerliche Mache, welche dm Motiven keine innere Be deutung verleiht, wirr und unschön gestaltet, auch in der Klangwirkung. Musikalisch gehaltvoll, wirklich empfunden und klar im Ausdruck machen sich indeß im zweiten Satz die dritte und vierte Variation mit den: Uebergange zum Scherzo aeltend. Ein Quartett von I. Haydn (Nr. 14 D-äur), welches unter den Quar tetten des genialen Meisters nicht in erster Reihe steht, eröffnete, von den schon Genannten nebst Hrn. Eckhold wacker gespielt, das Programm. C. Banck. Comödiantenfahrten. Karoline Bauer steht mit Recht ganz besonders bei uns in Dresden noch in gutem Andenken, da hier ihr glänzendes Talent eine Reihe von Jahren hindurch thätig war und zum Renommee des alten Dresdner Theaters vielfach beitrug. Dieses große Schauspielertalent wurde nicht blos durch eine Epoche langer, immer gleich vorzüglicher Wirksamkeit gesegnet, sondern es war ihm bestimmt, noch auf einem anderen Gebiete seltene Gaben zu ent wickeln und das gebildete Publicum nachhaltig zu er freuen. Dieses Gebiet gehört zu den ärmsten in der deutschen Schriftstelleret, es ist das der Memoiren- litrratur und zwar jener leicht geschriebenen gefälligen Erinnerungsblatter, die ähnlich, wie wir es bei den Franzosen sehen, in einem unterhaltenden Plauderton sowohl die ernsten als heiteren Vorgänge des Lebens zu schildern und zurückzurufen verstehen und dabei :mmer in Blick und Auffassung die Unbefangenheit und Gerechtigkeit des schreibenden Individuums aufrecht er» halten. Und in dieser werthvollm Eigenschaft vermag, wie mehrere Beispiele unserer Literatur beweisen, der deutsche Schriftsteller sür die Kulturgeschichte noch Werth- volleres, als der französische zu leisten, denn ihm ist mehr Ambition für die Wahrheit der Thatsachen nnd weniger von jener coqurtten Selbstbespiegelung eigen, welche die Facta zu Gunsten des Schriftstellers färbt und beliebig verschiebt. In dieser lebensfreudigen, immer mehr das Gute als das Böse bei den Menschen voraussetzenden Harm losigkeit liegt das Charakterverdienst von Karoline Bauer; eine andere in den treuen Dienst dieser Auf- frssung eintretende Fähigkeit zeigt uns ihre gan^ un gewöhnliche Begabung im lebendigen Erzählen. Selbst :vcnn man vielfache Tagebücher, Briefwechsel, Kenntnisse ir. der deutschen Theatergeschichte und ^uthaten einer frei ausschmückcnden, im Sinne der Wahrheit nach erfindenden Phantasie als stützende Hilfsmittel mitrechnet, muß man doch über die wunderbare Treue eines Gedächt- nisscs erstaunen, welches falt ohne Lücke die Eindrücke der Wirtlichkeit ebenso lebendig festgehaltrn hat, wie sie sich einer sinnrnfrischen gesunden Seele in ihrem Kunststreben und fröhlichen Weltgenuß einprägtrn. Die in der Erinne rung aufgefrischtcn Bilder so reicher, bunter, wechselnder Erfahrungen rufen oft die zartesten Localfarben zurück, und die Lcctüre solcher Erinnerungen ist als Gegensatz zim Herkömmlichen doppelt angenehm. Sie entrollt zwar knn Dasein ohne Schatten und ohne die Mahnung ernsterer Wendungen, aber sie vergönnt uns, was wir ir deutschen Memoiren leider so selten zu ihun im Stande sind — sie läßt uns Theil nehmen an einem Le- bm ohne Tragik; an einer langer: Reihe schöner Tage v»Ü Sonnenschein, in deren Licht sich jede dunkle Disso- nmz bald wieder zu fröhlicbcm Glück auslöst. Ein sol- ch:s Gemälde thut zur Abwechslung wohl; der deutsche Lq'rr ist nicht daran gewöhnt, er bereitet sich immer in der Stille darauf vor, wenn Männer und Frauen ihre P lgerfahrt erzählen, daß es großentheils ein Weg durch's Jemmetthal ist, bei welchem das materielle und ideelle Misöre verweinte Taschentücher auf den einzelnen Sta tionen zurückgelassen hat. Hier ist es anders, hier hat das Schicksal gelächelt und eine Ausnahme gemacht, die als eine solche Jeder der Betreffenden gern vergönnt. Solche und andere Betrachtungen ergeben sich nickt nur aus der ersten Edition der berühmten Schauspielerin „Aus meinem Bühnenleben", Erinnerungen, die vor drei Jahren erschienen und seitdem bei allen gebildeten Deutschen bekannt geworden sind. Auch die neuen Er innerungen und Studien „Comödiantenfahrten" reihen sich ganz dem gleichen Genre in Bezug auf Eigenart und Werth an. Sie wurden wie die früheren von Arnold Wellmer redigirt und in der k. Oberhofbuch- druckcrci von R. v. Decker in Berlin herausgegeben. Das specielle Interesse für die Person der Schriftstellerin findet dabei noch durch ein Portrait Genüge, welches die Vervielfältigung nach einem sehr guten Bilde von Krüger ist. Es stellt die so hoch gefeierte lcbcnsfröhliche nnd doch maßvolle Schönheit in ihrem zwanzigsten Jahre dar. Wenn Jemand oft und viel aus seiner Vergangen heit erzählt, so ist die Kritik gar leicht mit dem Vor wurf bei der Hand, daß er sich der Moderichtung un serer spcculativen Vielschreiberri, dem oberflächlichen Ton, der raschen Arbeit in die Arme wirft, wie sie in so vielen deutschen Zeitungs- und Buchgeschwätzen der Literatur zum Verderben gereicht. Auf die Bauer ist dieser Tadel nicht anwendbar; sie hat in der That stofflich sehr viel zu erzählen, und was sie erzählt, ist diesmal, wenige unbedeutende, mehr dem Genre nach bemerkbare Wiederholungen abgerechnet, nicht nur un terhaltend, pikant, sondern es bietet noch einen viel höheren Werth. In demselben Grade, in dem es die großen Leserkreise fesseln wird, werden die Sachkenner dann eine reiche Fundgrube für eine wichtige Speciali- tät der Culturhistorie, für die Geschichte der deutschen Gesellschaft und des deutschen Theaters erkennen. Hierin liegt der geistige Lebensnerv dieses farbenschillernden
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