Volltext Seite (XML)
VoigtliiMcher Anzeiger. Neummdsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese» Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag». Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-prel», auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittag» 12 Ubr eingeben. werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Dienstag. 12. Januar 1858. cn— in- I - - " .. - " V -WU Zeitungen. Sachsen. Landtag. 6. Jan. 1. K. Schluß der Berathuug über die Erhöhung der Lehrergehalte, tz. 3. Zulage nach den Dienstjahren. Die Dcp. unterscheidet wieder zwischen Stadt und Land, tadelt mit Recht, daß manche Gemeinde, trotz Vermehrung und Verdoppelung der Schüler zahl, den Gehalt des Lehrers nicht erhöht, sondern die Anstrengung des LehrerS zum Gelderwerb für die Gemeinde gemißbraucht hat, und bean tragt: „Wo der Ertrag des Schulgeldes das Schulgelbfixum des Lehrers übersteigt, kanu die Schulbehörde das Fixum erhöhen. Ebenso kann die Schulbehörde daS wöchentliche Schulgeld auf 1 Ngr. erhöhen." Hennig, ClauS und v. Erdmannsdorff äußern Bedenken gegen die von der Dep. beantragten Unterschiede in den Städten, weil dort die Besoldungen verschieden seien und ein Lehrer selten nicht aufrücke. Müller u. Min. v. Falkenstein^für die Dep., ebenso v. Könncritz. v. Friesen na türlich dagegen. Schlüßlich das Deputationsgutachtcn mit 24 gegen 1! Stimmen angenommen. Graf Riesch beantragt, es sollten bei den Zu lagen nicht blos Kircheninspcction, sondern auch Patron und Schulvorstände gehört werden. Minister v. Falkenstein und v. Polenz halten dicß für Sache der Verordnung, nicht des Gesetzes, auch dürfe man der Behörde vertrauen, v. Erdmannsdorf: Es sei in jedem Falle unzweck mäßig, den Lehrer von der Gunst des Schulvorstandes abhängig zu machen. Der Antrag von Graf Riesch wird abgcworfcn. Ebenso wird die Be schränkung, welche der Gesetzentwurf enthielt, daß zu Stellen von mehr als 240 Thlr. Gehalt nur Lehrer von wenigstens fünfjähriger Dienstzeit berufen werden sollten, trotz der Verwendung des Mm. v. Falkenstein u. v LiebncrS, abgeworfen. Endlich wird noch ein Antrag von Koch, statt „der Schulbehörde" zu setzen: „der Schulinspcction im Einverständniß mit dem Patron" ebenso wie daS ganze Gesetz angenommen. Verwunderlicher Weise tritt nun noch der Sccretair v. Egidy auf, drückt seine Freude über die Annahme des Gesetzes anS und knüpft daran den Wunsch, „daß die Lehrer, wie zcither nicht immer der Fall gewesen, sich einfach, beschei den und genügsam bezeigen möchten. (Als ob dafür r icht mehr als über- fiüssig gesorgt wäre!) Das Sprichwort sei wahr: Mit Vielem hält man Haus, mit Wenigem kommt man aus. Er werfe dieß Wort als Pathen geschenk in das Taufbecken des neuen Gesetzes." Hierzu bemerkt die Sächs. Const. Ztg.: „Herr v. Egidy hat gar nichts hincinzuwerfen, auch weder Freude, noch Lob, noch Tadel auszusprechen, sondern nach der LandtagS- ordnung nach der Abstimmung zu schweigen. In keinem Falle ist Hr. v. Egidy hinsichtlich der von ihm empfohlenen Bescheidenheit mit gutem Beispiele vorangcgangcn." — Wie umsichtig und haushälterisch unsere Regierung mit dem Staats gute verfährt, zeigte sich aus dem Berichte, den der Abg. v. Römer hierauf in derselben Sitzung erstattete. Die Ansprüche, welche die ober- erzgebirgischen Hammcrwcrksbcsitzer auf Versorgung mit Holz und Kohlen aus StaatSforstcn zu billigen Preisen hatten, sind, freilich für die anstän dige Summe von 120,000 Thlr., aber doch ab gelöst. Der Staat hat 2804 Acker Forstgrundstücke für 326,848 Thlr. angckauft. Der Bestand beS Domainenfond betragt jetzt 2,766,953 Thlr. 8. Jan. 2. K. Rittner interpellier die Negierung wegen eines neuen, in Dresden erschienenen Gesangbuches, betitelt: „Christliches Ge sangbuch oder Sammlung meist alter Kernlicder," (900) welches in der Kirche zu Antonstadt-DreSdcn zunächst für die Diakonissinncnanstalt cinge- fvhrt worden sei, und fragt an, für welche Gemeinde dieses Gesangbuch in Gebrauch gekommen sei, ob die Gemeinde sich freiwillig zur Annahme und Gebrauch desselben erklärt habe, ob der Collator, der Stadtrath zu Dresden seine Einwilligung gegeben, ob das Landesconsistorium cS geprüft und seine Genehmigung zur Einführung gegeben habe. Hierauf gab Min. Behr befriedigende Aufschlüsse über das provisorische Steuerausschreiben, dann berieth die Kammer den Theil des Budgets, allgemeine Staatsbe- dürfnisse betreffend und wies schlüßlich eine Petition mehrerer voigt- ländischen Gemeinden um Uebernahme der Kosten für Flur- und Jagdschutz-Soldaten auf die Staatskasse trotz der Befürwortung durch die Abg. Dieysch, Seiler rc. — ab. Se. Maj. der König haben dem Besitzer deS Rittergutes Plohn o. Th. und Vicevorsitzenden der voigtländischen Kreisstände Adv. Aug. Friedrich Adler aus Anlaß seines 50jährigen Advokatenjubiläums das Ritterkreuz des Albrechtsordens verliehen. Dresden, 6. Jan. In der letzten Generalversammlung der Actio- näre der Felsenkellerbrauerei auf Grassi's Villa am 31. December vorigen JahreS wurde der Geschäftsbericht von Seite deS Direktoriums vorgetr.v gen, woraus hervorging, daß Betriebsdirector Heiß auS München am 10. v. M. zu malzen, und am 1. Februar zu brauen anfängt. ES sind die neuesten und besten Einrichtungen benutzt worden und können mit dem ausgestellten, doppelten Sudwerke in 24 Stunden 410 Eimer, somit in acht Monaten ungefähr 100,000 Eimer gebraut werden. Diese Lieferung kann im Falle deS Bedarfes durch Aufstellung einer dritten Pfanne, worauf schon bei der Anlage Bedacht genommen worden, auf 150,000 Eimer in der jährlichen Brauzeit gebracht werden. Zwei auf dem Grundstücke ent« springende Quellen, die selbst bei der größten Trockenheit 620 Eimer m 24 Stunden geliefert haben, geben das reinste Wasser zum Brauen. Von den neun Kellern, deren jeder 9^2 Elle stoch, 10 Ellen breit und 111 Ellen tief sein wird, sind zwei fertig und überhaupt von den 999 lau-- fenden Ellen bereits 790 vollendet. Die Auösprengung der Ketter wird ungefähr 29,000 Thlr. kosten, hat aber sämmtllche Bausteine geliefert, so daß dafür nichts ausgcgcben worden ist. Das steigende Vertrauen dcS Publikums zu dem Unternehmen gicbt sich dadurch kund, daß die Actien der Felsenkellerbrauerei, welche bereits im März 1857 auf 1050/«, gestiegen waren, gegenwärtig mit 115°/^ begehrt werden. Leipzig, 31. December. Die Leipziger Neujahrsmesse ist in Folge der allgemeinen Geldkrise noch hinter den von ihr gehegten schwachen Er wartungen zurückgeblieben. Besonders das Ledergeschäft war sehr schlecht, von den hohen Preisen an der Michaelismcsse ist keine Rede mehr, und wer so glücklich war, verkaufen zu können, mußte sich mit einem Abschläge von 10 bis 20 Procent, wenige Sorten vielleicht ausgenommen, begnügen. Dies betrifft nicht nur fabricirte, sondern auch rohe Leder, nach welchen letztem zur Zeit gar keine Nachfrage war. Annaberg, 7. Januar. Der Sturm, welcher hier vom 5. d. M. bis heute früh mit aller nur möglichen Heftigkeit tobte, hat nicht nur manche Zerstörung an Dächern ungerichtet, Scheunen abgedeckt und total auseinandergerissen, sondern auch Unterbrechungen in dem öffentlichen Verkehr im Gefolge gehabt. In dem nahen Dorfe Frohnau hatte auch in der Nacht vom 5. zum 6. der Sturm dem Strohdache der Scheune deS Gutsbesitzers Siegel gar arg mitgcspielt. Zur oberflächlichen Ausbesserung hatten sich die Söhne nach der Zcheune begeben, und ihnen war auch päter der Vater nachgefolgt. Allein die Getreidegarden, über,welche der- elbe seinen Weg nach dem Firste nehmen will, gerathen is Bewegung