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Boigtlän-ifche^Anzeiger. Neun und vierzigster Jahrgang. Plauen, den 27. Octbr. 1838. Bericht über hie Leipziger Michaelis- meWe 1838. Die MichaeliSMtsse begann diesmal ungewöhnlich zeitig, und das frühe Eintreffen vieler Fremden, unter denen sich eine große Anzahl von Einkäufern aus der Moldau und Walachei bemerklich machte, ließ eine günstige Meinung von der Messe 'fassen und belebte selbst die Hoffnungen Derer, welche in Folge aufmerk samer Beobachtung des Geschäftsganges im Laufe des verwichenen Sommers nur geringe Erwartungen gehegt hätten. Leider zeigte sich nur zu balk die Nichtigkeit dieser Wahrnehmungen, denn nachdem das erste Feuer verraucht war, trat in den Tagen, wo das Geschäft in der Regel am lebhaftesten zu sein pflegt, eine be unruhigende Stille ein, welche dadurch noch auffallender wurde, daß diese Periode mit der strengen Feier des israelitischen V^rsöhnungsfesteS (die sogenannte lange Nacht) und den derselben vorangehenden Bußtagen zu- fammenfiel.. War man auch geneigt, hieraus diese unerwartete Geschäftsstille zu erklären, so konnte man sich doch über die tiefer liegenden Gründe derselben nicht täuschen, vielmehr überzeugte man sich, daß die Rückwirkung der in der letzten Zeit an allen hier ein schlagenden Hauptpunkten wahrzunehmen gewesenen Stockung auf die nachhaltige Lebendigkeit der Messe nicht ausblciben könne. Darüber aber konnte man nicht im Zweifel sein, daß der Absatz in allen Haupt städten Deutschlands, in Berlin, BreSlau, Dresden, München rc. während dieses SommerS ungewöhnlich flau gewesen sei, sodaß sich die ältesten Kaufleute einer so Men Zeit kaum zu entsinnen wußten, ohne einen andern Grind dafür emgekn zu kdnaen als die Ein ¬ wirkung der fast überall sehr unfreundlichen, der Ge selligkeit ungünstigen Witterung und vielleicht mehr noch die heimliche Thcuerung aller unentbehrlichen Le bensbedürfnisse, welche jeder geregelten Haushaltung Einschränkungen auflegte. Die Masse der an den Markt gebrachten Waaren in - und ausländischen Ur sprungs war diesmal nicht größer als gewöhnlich, viel leicht in manchen Artikeln sogar geringer. Der Absatz englischer Manufacturwaaren innerhalb der Zollvereinß- staaten vermindert sich in Folge der darauf lastenden Zölle in eben dem Maße, als die gleichen Artikel auS vereinsländischen Fabriken in vervollkommneter Weise hervorgehen. Die großen Handelshäuser in diesem Ge schäftszweige würden auch ihre Rechnung schwerlich dabei finden, bedeutende Waarcnlager für diesen Zweck aufzuspeichern, wenn ihnen nicht der Absatz nach außen ein immer noch ergiebiges Feld öffnete." Dies ist haupt sächlich noch der Fall hinsichtlich der Moldau und Wa lachei und des Orients, wogegen Polen und insbe sondere Rußland in Folge seiner Einfuhrverbote oder diesen gleich zu achtenden unerschwinglichen Zölle mehr und mehr außer Frage kommt. Auch waren cs dies mal die, wie schon oben gedacht, zahlreichen Einkäufer aus der Moldau u. f. w., welche in englischen baum wollenen und wollenen Waaren große Massen kauften und damit hauptsächlich an die größern HandlungS- häufer gewiesen waren, bei denen sie Credit fanden. VereinSländifche Druckwaaren in Baumwolle und Molle fanden mäßigen Absatz, und eS wurde, soweit cS erstere betrifft, welche an die Herbstmesse ohnehin ge- ringern Anspruch machen, weniger über daS Quavwm al- über dle sehr gedrückten Preise geklagt. Dun sind