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Dresdner Journal. .... : Verantwortlicher Redattenr: I. G. Hartmann. V150 Srschelnt «tt Ausnahme der Sonn, und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu bezieben. Dienstag, den 1. Juli. Pret» für da» vletteljahr 1^ Thaler. Insertion».Gebühren für den Raum »tiier gespaltenen Zeile I Neugroschen. 1856. Amtlicher Theil. Dresden, 28. Juni. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind heute Abend von Berlin wieder hier eingetroffen. Dresden, 19. Juni. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Verlagsbuchhändler Bernhard Tauchnitz zu Leipzig die von des Königs von Schweden Majestät ihm verliehene Dekoration als Ritter des Wasa» Ordens annehme und trage. Dresden, 29. Juni. Seine Majestät der König haben den dermaligen interimistischen Geschäftsträger zu Madrid Lcgations-Secretär l)i. Adolph Keil zum Litular-LegationS- Rathe zu ernennen geruhet. Nichtamtlicher Theil. Arbersicht. Lagr-grschichtk. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Dir preußischen Majestäten durchpassirt. Fürst Gortschakoff. — Wien: Erzherzog Ferdinand Mar zu rück. Revue zu Ehren des Königs Otto. Die bevor stehende Vermählung deS Fürsten Richard Metternich. Forderung deS Episkopat- für eingezogene Kirchenqüter. Landwirkhschafkliche Ausstellung. — Berlin: Hofnach. richten. General LüderS. Die Verhandlungen über das neue Handelsgesetzbuch. Die Ernt,aussicht,n. — Stet tin: Graf Orloff durchpassirt. — München: Die Abgeordnetenkammer und da- Militärbudget. — Wies baden: DaS Befinden der Herzogin Pauline.— Gotha: Der Herzog in EmS Bevorstehende Landtag-Wahlen. Eisenbahnanqelegenheiten. — Paris: Der Cardinal-Le gat. Die Beiträgt für die Ueberschwemmten. Verstär kung der Truppen in Griechenland. Der Regent von Baden abgereist. Protest der Prinzen von Orleans gegen den Dotationsgesetzentwurf. Vermischtes. — Brüssel: Der König nach England abgereist. — Genf: Die Trup- penmusterung ohne Störung vorübergegangen.— Parma: Widerlegung von Gerüchten. Ein, Erklärung Mazzini'S. — London: Der die Prinzeß Royal betroffene Unfall. Vom Hofe. General Williams da- Ehrenbürgerrecht verliehen. Prinz Napoleon. Der gelbwestigt Amerikaner von ein.r rudern Seit,. Prinz Friedrich W'lhelw Von Preußen ab- gereist. —> Athen: Die Verfasser ein,- falschen Rund schreiben- entdeckt. Absetzungen. — Konstantinopel: Gerüchte von einem zu erwartenden Aufstand,. Reschid Pascha'- Reise. Wassif Pascha aus Odessa angelangt. Eine walachische Bank concessionirt. Local» und Provinzialangclegenheitcn. Betriebsübersicht der StaatSeisrnbahnrn vom Monat Mai. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. TageSkalender. Börsennachrichten. Tagetgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten. Parts, 29. Juni. (Tel. Dep. d. Jndäp.) Der „Mo niteur" meldet, daß der Kaiser und di, Kaiserin, welche den Kronprinzen auf ihren Armen hatte, die Mitglieder des Corn ItoS empfangen haben, welcher sich in den zwölf Arrondissements von Pari- zu der au- Anlaß der Geburt de- Sohne- des Kaisers eröffneten Subskription gebildet hatte. Se. Majestät antwortete dem Maire de« 12. Arrondissement-aufdie wohlwollendste Weise. - Marseille, 28 Juni. (T. D. d. Jndäp.) Der „Car- mel" ist in unserm Hafen mit Nachrichten au- Konstantinopel eingelaufen, welche dis zum 19. reichen. Wir entnehmen denselben. Die Divi sion d,S Generals Aurelie hatte den Bosporus passirt. Die Ausgrabungen auf dem Hippodrom sind beendet und man ist dahin gelangt, die In schriften der Schlangensäule zu entziffern. Eine englisch? Gesellschaft hat sich zur Erbauung einer syrischen Eisenbahn in der Richtung nach Bagdad gebildet. Der König von Sardinien hat 5 Groß kreuze desOrdenS de- h. Mauritius und Lazarus für di,Minister desSultanS undfürOmerPascha üb er schickt. Madrid, 28. Juni.. (T. D.?d. Jndsp.) In Badajoz sind Unruhen ausgebrochen Die Aufrührer ha ben den EircuS für die Stierkämpf, niederge brannt. Die Ordnung ist wiederhergestellt. Verona, 28. Juni. (T. D- d. Oest. Eorresp.) Laut einer Eorrespondenz der hiesigen „Gazetta uffi- ziale" aus Genua wäre bereits zu Nervi die ver einbarte Fusion der beiden bourbonischen Häuser an der Einsprache der Herzogin von Orleans ge scheitert. Dresden, 3t). Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin von Preußen sind heut« Mittag »^12 Uhr mit telst Ertrazugeü von Berlin hi,r eingetroffen und ohn, allen Aufenthalt weiter gereist, um sich über Bodenbach nach Tep- litz und resp. Marienbad zu begeben. Der königlich preußische Gesandte Graf v. Rebern war Ihren Majestäten bis Rö- derau entgegengcreist. — Nachschrift. AuS Pillnitz wird uns soeben gemel det, daß die preußischen Majestäten pon der Eisenbahnstation Niedersedlitz aus Mittags '»1 Uhr am königlichen Hoflaqer daselbst eingetroffen sind und Nachmittags ^5 Uhr Ihre Reise nach Bodenbach rc. sortsetzea werden. — Mit dem Wiener Postzuge ist gestern Nachmittag, auf der Rückreise nach St. Petersburg begriffen, der kaiser lich russisch, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Fürst Gortschakoff, wieder hier eingetroffen und in Dremel's „Vic toria-Hot,l" adg,stiegen. Derselbe ist >on seinen beiden Gäh nen begleitet und wird morgen seine Wckterreis« avtrrten. Lvien, 28. Juni. (W. Bl.) Se. k. k. Hoheit der Erz herzog Ferdinand Mar ist vorgestern Abend von seiner Reise nach Paris und Deutschland hier eingetroffen und in der k- k. Hofburg abgestiegen. — Heute früh fand am Joseph- städter Glacis zu Ehren Sr. Maj. deS Königs Otto von Griechenland eine glänzende Truppenschau vor Sr. Majestät dem Kaiser statt, wozu die Garnison vollzählig in vier Treffen unter dem Eommando deS Feldmarschallleutnants Fürsten Ed mund Schwarzenberg ausrückte. Um 9 Uhr erschien Seine Majestät der Kaiser, Allerhöchstdemselben zur Rechten ritt Se. Maj. der König Otto in der malerischen griechischen Tracht, zur Linken der Herzog Wilhelm von Braunschweig; begleitet war Se. Majestät von den Erzkerzogen Ferdinand Maximilian, Wilhelm und Leopold. — Heute Mittag bega ben sich die sämmtlichen Herren Minister in Gala zu Sr. Majestät dem König Otto, um AUerhöchstdemselden ihre Auf wartung zu machen. Se. Majestät wird nächsten Mon tag W en verkästen und die Reise nach Karlsbad fortsetzen. — Dem hohen Adel der Residenz ist deute folgende Mitthei- lung zuqrkommcn: „Clemens Wenzel Lothar, Fürst von Met ternich-Winneburg, Herzog von Portella, Grand von Spa nien erster Klasse, Sr. k. k. apostol. Majestät wirkl. geheimer Hoftheater. Sonnabend, 28.Juni: Jphigenia in Auli,. Große Oper von Gluck. (Reu einstudirt.) Die endliche Wiederaufführung diese- Meisterwerke-, obwohl in einer für den Genuß großer Kunstwerke im Theater un günstigen Jahreszeit, kann nur mit Dank entgegengenommen werden. Hoffentlich wird diese Oper, dir man im vergangenen Winter vergeblich herbeiwünschte, nicht nur den Sommergästen und einem leeren Hause geboten, sondern für die künftige Winter saison dem Reperioir erhalten. ES ist die- unentbehrlich für ein große« Kunstinstitnt. Die muflkalische Einfachheit und poetische Einheit diese« lonwerke«, di» edle Großheit und Natürlichkeit seiner Gedanken; dir tiefe GesühlSinnigkeit und ergreifende Wahr heit seine« dramatischen Au-druck«; die ideale Erhabenheit seine« Styl» , die Klarheit und formelle Schönheit aller seiner Theil» und ihrer Eontraste; der Stempel der Genialität, der überall sichtbar ist und nicht« vernachlässigt und gewöhnlich erscheinen läßt —: da« Alle- muß mehr oder weniger die Seele deS Zu hörer- treffen, zu einem Vergleich mit monotonen Werken füh ren und durch einen edeln, ich möchte sagen, reinigenden Eindruck da« Uriheil über da- Gemeinere berichtigen und befestigen. So wird dem guten Geschmack Bleibende« gewonnen. Hat auch die Darstellung theilwrisr nicht so günstige Kräfte al« früher (Im Jahre I8«7) zu verwenden, so war sie doch im Ganzen »ine treffliche und in einzelnen Leistungen ganz vorzüg lich. Herr Mitterwurzer hat schon in früher« Wieder- Holungen dl» Partie de« Agamemnon allmählich zu einer meister haften dramatischen Leistung im Spiel und Gesang herau«. gebildet, und zwar in einer sehr künstlerischen Auffassung der Feuilleton. Gluck'schen Musik. In dem großen Monologe führt er Wechsel, Steigerung und Ermatten der quälenden Vorstellungen, Leiden schaft und deS innern SeelenkampfeS zu einem vollkommenen und auch plastisch vollendeten Bilde durch. Herr Tichatscheck singt den Achill namentlich in dem heroischen Tbeil der Rolle mit feurigem, edlem Au-druck und hinreißender Kraft und Glanz der Stimme. Frau KrebS-Michalesi gab die Klytemnestra mit sehr lobenSwerther musikalischer Au-iührung, und nament- lich von der Scene deS zweiten AcieS an, wo Jammer und Zorn da- Herz der Mutter in leidenschaftlichsten AuSbrüchen um treiben , erhob sich ihre Leistung zu einer recht au-druck-vollen, dramatisch wirksamen Gestaltung. Fräulein Blinke hat der Jphiqenia ersichtlich sorgsame Studien und mit sehr löblichem Erfolg zugewendet, doch ist ihrem Vorträge noch nicht der Styl Gluck'- eigen: in der Phrastrunq und Rhythmik der Recitative und Melodien fehlt die bestimmte Abrundung, Abstufung und der innere Schluß der Form. Bei einer Musik, die von der idealen Schilderung edler Gefühle, großer Leidenschaften und tragischer Eonflikte au-geht und, der Antike vergleichbar, sich einfach und erhaben bewegt, bald die Affekte in energischen Steigerungen emporwachsen läßt, bald bei den sankiern und klagenden Em pfindungen ruhiger verweil», muß di« Phraflrnng und die rbpth- mische Belebung de« Vortrag« sich geistig mit dem Au-druck einigen. Form und Inhalt find hier Ein«. Um hier da- Richtige zu treffen, muß jede Hinneigung zu einer nicht völlig klaren, in kleinen und unruhigen Linien gezeichneten Behandlung ver- mieden werden. Auch In Geberde und Mimik »ritt dasselbe Be- dürfniß «in. Namentlich muh dir Darstellerin nicht vergessen, Rath, Kämmerer, Kanzler des Militär Maria-Theresia-Ordens, giebt Nachricht von der bevorstehenden Vermählung seine- und weiland der durchlauchtigen Frau Marie Antoni, Freien v. Leykam, Gräfin v. Bcilstein, ältesten Sohnes, deS Prinzen Richard v. Metternich-Winneburg, k. k. Kämmerers, außer ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Ministers am königl. sächsischen Hofe, an dem großherzoglich und den her zoglich sächsischen Häfen, mit dem hochgebornen Fräulein Pauline Clementine Walburga Gräfin v. Sandor, Tochter des hochgebornen Herrn Moritz Grafen v. Sandor und der durchlauchtigen Frau Lpontine Gräfin v. Sanbor, geb. Für stin v. Metternich-Winneburg, SternkreuzordenS- und Palast dame. Die priesterliche Einsegnung wird am 30. Juni 1856 hier in Wien vollzogen." — Ein Correspondent der „Allg. Ztg." meldet aus an geblich gut unterrichteter Quelle, daß das Episkopat als Ent schädigung für die unter Kaiser Joseph eingezogenen Kirch,n- güter 200 Millionen Gulden verlange; nach einer andern Version 125 Millonen und zwar in GrundentlastungSobli- gationen. Es frage sich nur, ob die Regierung daraus eingehe. — Die k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Wien wird im Monat Mai 1857 ihr fünfzigjähriges Jubiläum feiern. Den Hauplmoment der Jubiläumsfeier bildet eine große Aus stellung von Vieh, land- und forstwirthschafrlichen Maschinen, Geräthen und Produkten mit Verth,ilung von Preisen, welche in goldenen, silbernen und broncenen GesellschafrS- medaillen nebst ehrenden Anerkennungen bestehen werden. Diese Ausstellung wird in sich begreifen: 1) eine Ausstellung von Vieh und zwar von Hornvieh, Pferden, Schafen, Schweinen und Federvieh aus dem Bereiche der ganzen Monarchie; 2) eine Ausstellung von land- und forstwirth- schaftlichen Maschinen und Geräthen des In- und Auslan des und 3) eine Ausstellung von Produkten der Land- und Forstwirthschafl und ihrer Industrie und Technik auS dem Gebiet, der ganzen Monarchie. Berlin, 29. Juni. Wie der „StaatS-Anzeiger" be richtet, begaben Ihr, Majestäten der König und die Königin Sich vorgestern mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Kron prinzen und der Kronprinzessin von Sachsen nach dem Brau- hausberqe, woselbst in Belvedere daS Frühstück bereitet war. Den Thee nahmen di« allerhöchsten und höchsten Herrschaf ten nedst Umgebung im Gartenhaus« z» Eharlottenhof ein, wobei der Domchor mehrere Lieoer vorrrug. Gestern Mor gen gegen 9 Uhr trafen Se. Majestät der König und Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Sachsen in Berlin ein. Letztere traten nach wenigen Stunden die Rückreise nach Dresden an, wogegen Se. Ma jestät der König um 2 Uhr nach Sanssouci zurückzukehren beabsichtigte. — Der kaiserlich russische General der Ca- valerie, Lüder-, ist mit Familie nach Gastein abgereist. — In Betreff der legislativen Verhandlungen über daS neue Handelsgesetzbuch schreibt die „Pr. C.", daß der im Justizministerium auSgearbeitete Entwurf nunmehr binnen kurzem beendigt sein wird. Die in mehrern Zeitungen ver breitete Angabe, daß dabei die französische Gesetzgebung zu Grunde gelegt worden sei, entbehrt übrigens jeder Begründung. — Das Ministerium der landwirthschaftlichen Angelegen heiten hatte Ende Mai von stimmlichen Landrathämtern der Monarchie eine tabellarische Uebersicht über die diesjährigen Ernteaussichten erfordert, und zwar hinsichtlich 1) deS Wei zens, 2) des Roggen- und 3) deS Klee'S, der Luzerne und Esparsette, und auch hinsichtlich deS GeralhenS der Sommer- bestcllung. Die „Pr. Corr." theilt jetzt die Gesammtresultate dieser Berichte nach Provinzen und in Ziffern mit, au- denen hervorqeht, daß Weizen Aussicht auf eine gut« Mittelernte, daß fit in der ersten Scene al- eine glückliche, der Vermählung eniqegenqrführte Fürstegtochter erscheint. Herrn Conradi gelang al- Kalcha« am besten da- Arioso: „Ihr König«, so hoch und doch Sterbliche nur". Der Görterspruch der Artemis war Fräulein Anschütz zugetheilt. Der bei der resormirenden Einführung der Opern Gluck'« in Pari- gerade mit der „Jphigenia in AuliS" entbrannte ästhetische Streit der Gluckisten und Picrinisten ist allen Ge bildeten bekannt. Obne ausführlicher darauf zurückkommen zu wollen, sei nur zur Charakteristik desselben, den man neuerdings wohl öfter mit musikalisch reformatorischen Streitfragen unsrer Gegenwart in Parallele gestellt hat, folgende- Wenige erwähn». A. Schmidt'« fleißige Darstellung von Gluck'« Wirken hct eine historische und objektive Würdigung auch hierfür erleichtert. Al« die „Jphigenia" 1774 (am 19. April) gegeben werden sollte, lebte man in Pari« in der gespanntesten Erwartung der Dinge, di» da kommen sollten, und dachte und träumte vierzehn Tage vorher schon von nicht« al« von der neuen Musik. Sie war der Brennpunkt aller Streitigkeiten und Unterredungen in den Pariser Kreisen; sie war die Seele der Mahlzeiten; es schien säst lächerlich, für etwa« Ander,« eine Tbeilnabme zu äußern. Auf politische Fragen antwortete man mir harmonischen Sätzen, auf moralische Betrachtungen mit Ritornetten zu Arittten. Di» erste Aufführung Hane einen g,«heilten Beifall, die später» verbesserten Darstellungen wirkten günstiger und allmählich und sehr nachhaltig entbrann»« der ästhetische Federkrieg, den die Wir kung der Gluck'schen musikalischen Tragödie gegen die Herrschaft und den Ohrenschmauß der in hohlen, erstarrten Formeln sich