Volltext Seite (XML)
MkW für die MM MH«, do; Königliche Imkgericht und den Mrut zu ImWerz i. Ku. _ BerantworMcher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. 174 Donnerstag, den 3V. IM IVI 4 73. Jahrgang Die offizielle Kriez-eMSrrm- Oesterreich- an Serbien ^^""^usgabe der „Wiener Zeitung" veröffentlicht im amllichrn Teil die Kriegserklärung an Serbien wie folgt: _ Allerhöchster Entschließung Seiner K. und K. Apostolischen Majestät vom 28. Juli 1V14 wurde an die Königlich serbische Negternng eine in französischer ^^che abgefastte Kriegserklärung gerichtet, welche in deutscher Uebersetzuug folgendermasteu lautet: „Da die Königlich serbische Regierung die Note, welche ihr von dem österreichisch-ungarischen Gesandte« i« Belgrad am 23 Suli 1V14 übergeben worden war, nicht in befrie digender Weise beantwortet hat, so sieht sich die K. und K. Regierung tu die Notwendigkeit versetzt, selbst für die Wahrung ihrer Rechte und Interessen Sorge zu tragen und zu diesem Ende an die Gewalt der Waffen zu appellieren. Oesterreich-Ungar» betrachtet sich daher von diese« Augenblick an als im Kriegszustände mit Serbien befindlich." die ruWch«« D<» 4 , — . . — «achdrm auch die Personen, hie mitschuldig waren an dem Pri»i Heinrich zur Lage Hamburg, 29. Juli. Die Reue Hamburger Zeitung veröffentlicht eine Unterredung mit Prinz Heinrich, der zufolge der Prinz erklärte, daß er zu seiner Freude eine ruhige Auffassung der Lage in der englischen Bevölkerung habe frststellen können. Die Begeisterung in Deutschland erfülle ihn mit Stolz, doch auch die Kriegsstimmung habe ihre Bedenken. Das Volk dürfe nicht vergessen, was für schwere wirtschaftliche Folgen ein Weltkrieg mit sich bringen würde. Er hoffe, daß der Krieg lokalisiert werde. «uglauds Vorschlag i« Oesterreich Wie», 29. Juli. Der englische Botschafter Bunsen hat gestern nachmittag dem Grafen Brrchthold den Vorschlag Sir Edward Greys überreicht, nach dem die Feindseligkeiten bis zur Erledigung der Arbeiten an der Londoner Botschafter- konserenz einzustrllen seien. Graf Brrchthold nahm den Vor schlag dankend entgegen, sagte aber, daß durch die Schuld Serbiens die Ereignisse zu weit vorgeschritten seien und Oesterreich hier nichts mehr tun könne. Oesterreich sei ent schlossen, was ja anch die Kriegserklärung beweise, für immer in die Beziehungen mit Serbien Ordnung zu bringen. Was aber die Lokalisierung des Konfliktes betrifft, so sei Oesterreich eines Sinnes mit England, nämlich durch Lokalisierung des Krieges einen europäischen Zusammenstoß zu vermeiden, was allerdings auf der Basis einer Botschafter- konserenz möglich wäre. Der englische Botschafter sandte die Antwort an Sir Edward Grey. Hält sich Rußland neutral? Part», 2v. Jutt. Gestern tst in hiesigen politische« Kreisen folgende Meldung ans Petersburg eingelaufen r In einer Unterhaltung mit dem österreichische« Botschafter in Petersburg hat der russische Botschafter deutlich zu ver stehen gegeben, daß die russische Regierung nicht daran denke, die Besetzung Belgrads durch Oesterreich-Ungarn als veu easn« b«Ul sür Ruhland zu betrachten. Do» österreichische „Memoire", jene ausführliche Erklärung zu den Forderungen der öster reichischen Note an Serbien, wurde der Oeffrntlichkeit über geben. Das Memoire enthält eine Fülle vernichtenden Ma terials sür die serbische Regierung und beweist klipp und klar, wir auf serbischem Boden Organisationen geduldet wurden, deren Zweck es war, in den südlichen Ländern der habsburgi schen Monarchie zu wühlen. Die einzelnen Attentate, die von der „Narodna Obrana" auf österreichischem Boden ver sucht wurden, werden genau angegeben. Direkt verblüffend sind dir Mitteilung«» über den serbischen Bombenschmuggel nach Bosnien. Da heißt es u. a.: „Ein gewisser Mila» Ciganowic, jetzt Beamter der serbischen Eisen- bahndirrktion in Belgrad und aktives Mitglied der „Narodna Obrana", scheibt den Verschwörern eine genaue Reiseroute vor und sichert ihnen sür ihr Einschleichen nach Bosnien die Unterstützung brr serbischen Trenzbehörden. Die Art, wir der Kronprinz-Regent, als militärischer Berater des Kron prinzen vnd Chef des Generalstabs der Operatioukarmee wird General Putnik fungiere«. Rußland- Mobilmachung Ohne die unmittelbare Absicht, militärisch einzugreifrn, tras Rußland sehr beachtenswerte Vorbereitungen zur Mobi lisierung seiner Truppen. Der Zar erteilte, wie eine über Paris «ingetroffene Meldung besagt, die Ermächtigung, zu nächst vierzehn Armeekorps «uv im Falle Ver Mobil machung Deutschlands Vie gesamte russische Armee auf KrtegSstSrke zu bringen. Ein soeben publiziertes Gesetz ver kürzt die Meldefrist einberufener Reserveoffizier« von acht auf dr«i Tage. Russische Truppe» besetzte» veu russischen Grenz- bahvhof Wirballen. ES find Pioniere, Kavallerie, Sieden ipir am vorabena Her AMrieges? . * dn" freundlichen Gesicht, das die politische Lage am Montag und noch Dienstag vormittag zeigte, haben im weiteren nach den spärlich fließenden direkten Nachrichten die Dinge eine Wendung genommen, welche unzweifelhaft erkennen läßt, daß die Stunde sehr ernst, ernster denn je ist. Rußland hält nach E vor Europas Schicksal in der Hand;, es aber auch nur es allein hat die Verantwortung zu tragen, wenns zu einem Weltkrieg kommt. Die Lage ist jetzt die, a« .rnich offiziell an Serbien den Krieg erklärt hat und in Serbien eingerückt ist, daß es die volle Mobilisation angeordnet hat, und daß Rußland die -bmsation von 14 Armeekorps angeordnet haben soll. Etwas Bestimmtes aus Rußland liegt zur Stunde immer noch nicht vor. Der englische Konferenz- vorschlag M hinfällig geworden, soweit es sich um die Maßnahmen Oesterreichs gegen Serbien handelt. Oesterreich wird sich hier mit Recht von niemandem lassen. Hinsichtlich der Lokalisierung des Krieges dürfte der Vorschlag Englands einen gangbaren Weg zeigen mit der Abänderung, daß keine Bot- fchasterkonferenz stattfinden soll, sondern nach Deutschlands Vorschlag Verhandlungen von Kabinett zu Kabinett gepflogen werden möchten. Die zum Teil durch Sonderausgabe schon bekannt gegebenen Meldungen besagen im Einzelnen: dieser selbst von dem Mörder Princlp als „mysteriös" be zeichnete Transport organisiert war und durchgrsührt wurde, läßt keinen Zweifel darüber offen, daß dies ein wohl vor bereiteter und sür die geheimnisvollen Zwecke der „Narodna Obrana" schon oft begangener Schleichweg war. MU einer Selbstverständlichkeit und Sicherheit, di« nur der Gewohnheit entspringen können, stellten die Grenzhauptlrute in Sabac und Loznica ihren VerwaltungSapparat für diesen Zweck zur Ver fügung. Ohne Störungen vollzog sich dieser geheimnisvolle Transport mit seinem komplizierten System von stet-wechseln den Führern. Ohne nach dem Zwecke dieser merkwürdigen Reis« rinder unreis«r Student«« zu fragen, ließen di« ser bisch« Behörden und untergeordneten Bahnbeamten diesen glatt funktionierenden Apparat spielen." Betrachtet man diese Feststellungen recht, dann wird einem auch klar, aus welchen Gründen die serbisch« Regirrung di« österreichische Note unter allerlei nichtssagenden, friedenbeteuern- dm Ausflüchten ablehnte. Jetzt, nachdem der Hof und die Regierung anS Belgrad nachdem sübstsrrsUmdAch alle Papiere und Geheimdokumente vrrnichiev wstden siäd, Mord von Sarajewo, auf Posten gestellt worden sind, die ihnen das Untertauchen und Verschwinden erleichtern, jetzt ist es schwer, eine nachträgliche Untersuchung, wie sie Oesterreich wünschte, mit Erfolg zu führen. Es wird ganz sicher später heißen: Es ist nichts erwiesen, man steht, daß Oesterreich einen brutalen Ueberfall auf das harmlose Serbien plante! Artillerie »uv zwei Regimenter Jusanterte. Axtzervem Haven Vie Ruffen alle ihre Grenzwege besetzt. Eine Schwadron Ulanen ist ans Stallnpöne» nach Vem «reuzbahnhof Eyvtluhne« ahgegaugrn. Der Petersburger Ministerrar beschiotz, I potS bei den deutschen Banken zurückzuziehen. Berliner Ji« nanzleute erklären dazn, daß die Abhebung« des russischen Staatschatzes von diesen Guthaben bisher nicht über das nor male Maß hinausgegangen seien. Zwei österreichische Armee« Es sollen in Oesterreich zwei Armem gebildet werden unter dem Oberbefehl des GeneralstabschefS Konrad v. Hötzen- dorf. Die eine Armee unter dem Befehl des bisherigen Lan deschefs von Bosnien, des Generals Potiorrk, in Südungarn, die andere unter dem General der Kavallerie Böhm-Ermoli an der serbischen Westgrrnze. Der Donauübergang erfordert besondere Vorberei tungen. Bei Belgrad ist die Donau 750 Meter breit. ES würde des Materials von vier Armeekorps bedürfen, um eine Brücke von solcher Länge über den Strom zu schlagen. Sollten die Oesterreicher auf dem östlichen Donau-Ufer gegen Belgrad Vordringen, fo hätten sie die 400 Meter brüte Save zu überschreiten. Fällt den Oestrrrricheru die Savrbrücke, deren Zerstörung unbestätigt geblieben« Meldungen behaupteten, unversehrt in die Hände, so erleichtert das den Einmarsch in Belgrad erheblich. Möglich ist es, daß die Oesterreicher von Bosnien anS, wo zwei Armeekorps beständig in voller Kriegs stärke vereinigt sind, die serbische Grenze überschreiten. Die Mobilmachung entfernter liegender Truppenteile, z. B. der böhmischen, und deren Beförderung an die feindliche Grenze erfordert rund 12 Tage. Auch mußten die Oesterreicher mit der Möglichkeit rechnen, daß die Serben sich nur südlich von Belgrad zurückgezogen hätten, um die Teile der österreichischen Armee, die über die Donau gesetzt wurden, um in Belgrad einzuziehen, mit ihren Hauptkrästen zu überfallen und aufzu- reibrn. Dieser Möglichkeit durften sich die Oesterreicher nicht auSfetzen, ihr« großen Operationen dürfen vielmehr erst nach einer planmäßigen Durchführung von Mobilisation und Auf marsch beginnen. Der Kriegswert ver russische» Armee wird vielfach überschätzt, wie der des österreich-ungarischen HerreS ost unterschätzt wird. DaS „Deutsche Militärwochen- blatt" schreibt darüber in bemerkenswerter Weise: Die Zahl der russischen Soldaten ist außerordentlich stark, entscheidet aber glücklicherweise im Kriege nicht. Als wichtigere Faktoren treten hier noch hinzu die Moral des HerreS, höhere Füh rung, Bewaffnung, Ausrüstung, Lage und Ausdehnung des Staatsgebietes, dessen Eisenbahnnetz, Gesinnung der Bevöl kerung und dergleichen mehr. In nrnrster Zeit ist es Ruß land allein noch niemals gelungen, über eine ebenbürtige Armee den Sieg zu erringen; 1887 wäre ihm ohne die Hilfe des Fürsten Carol von Rumänien nicht einmal die Nieder werfung der Türken gelungen; der modernen japanischen Armee gegenüber im mandschurischen Kriege erlitt Rußland eine empfindliche Niederlage. Die Nachricht von der statt- gehabtrn Ausstellung sünf neuer russischer Armeekorps ist un richtig. Rußlands gewaltige Rüstungen befinden sich überdies noch tm Stadium der Entwickelung und werden bekanntlich erst im Jahre 1S1S abgeschlossen sein. Allgemei«« Mobilmachung Oesterreich» Während Otsterreich-Ungarn sich bisher aus die Mobili sation der Hälfte Griner Streitmacht, d. i. acht ArmerkorpS, beschränken wollte, ordnete es jetzt die allgemeineMobil- machung an. Der Grund dafür ist, daß die erhoffte Neu- tralitätSerklärung Rußlands nicht erfolgte. Der serbische Ge sandte verließ Wien; seine Frau und ein erkrankter Sohn blieben zurück. Dir Mobilisierung der tschechischen Regimenter vollzog sich so glatt, daß ein höherer österreichischer Offizier erklärt«: Diese Mobilisierung ist «in gewonnruer Krirg, auch wenn eS gar nicht zum Schlagen kommen follte. Sie über- traf alle Erwartungen. Allgemeine Mobilisier««- tu Serbien Eine ergänzende Mobilmachungsordre verfügte in Serbien die Einberufung aller Wehrpflichtigen vom 18. bis zum 60. Lebensjahre. Im allgemeinen schreitet die Mobilisierung rasch vorwärts; nur bei den Bauern herrscht teilweise Unzusrieden- heit, well st« die Ernte im Stich lasten wüsten. König Peter wellte zu kurzem Aufenthalt im Konak zu Belgrad, wo die Königsstandarte gehißt wurde, aber keine Wache aufzog. Die Truppen sind bis auf den letzten Mann nach dem Süden, nach Kragujrwatz oder noch weiter bis Nisch, gezogen worden. Prinz Alexander, der das Oberkommando führt, erhielt von den Befehlshabern der Korps die Versicherung, daß innerhalb der ersten Woche nach dem Abbruch der diplomatischen Be ziehungen mit Oesterreich ein Heer von 300000 Mann in der Linie und von 10 000 Reservisten ausgestellt sein würde. Bon Frankreich sollen Aeroplane etngrtroffrn sein. Die Kriegslage Wie«, 28. Juli. Die „Militärische Rundschau" meldet: Die im Raume bei Semendri« versammelt «e- mefeue« serbische« Truppenteile sind t« südlicher Richtung im Morawatal, vermutlich ge-e« Svllajuatz, abmarfchiert. Unmittelbar a« der Dona« stehe« ««r schwächere Kräfte, dämmt« der Landsturm. Die Drnppenansammlungeu bei Baljevo «nd Uzitsche dauer« fort. An der Dri«a werden bei Leschnitsch ««d südlich bei BajMabaschta starke Frei- wiüigeuabtettungeu, auch reanläre Truppe« gemeldet. Die «««formierte Division von Novibarar ist über Sie- nitscha «« de« Lin vormarschiert. I« der Gegend bet Prftvolft steht eine montenegrinische Brigade mit Ge- birgSärtlllerie. Ueb« weitere Lrvppenbewegnugen Mon tenegro» ist nichts Authentisches bekannt. An ewige« Orte« errichtete« die Mo«te«egrwer Verschanzungen. Bei dies« Arbeit hälft« Hunderte von Frauen mit. Die Trvvpe«, die w Nru-Trrbie«, bei Jstw. i« der Nähe d« bulgarische« Grenze gestände« habe«, find mit d« Bah« «ach Norde« gebracht worden. Einige serbische Muß- damps« nnd reauirierte Handelsschiffe, die i« Elle als Minen!eg« eingerichtet worden sind, haben versucht, a« aewiffeu Punkte« der Do«a« mm der Save Flußmiueu »u lege«. Liese ««fache sind bisher Eg gescheitert Einzelne serbische Militärflieger ««ternehmea «rkum duugsstüge längs d« Grenze. I« Podgoriha ist ew höher« s«k Generalstabsoffiri« angenommen. Er hatte mit oem montenegrinische« KriegSmwtster eine Besprechung. DäS serdische Armee-Oberkommando ist berttt» ««bildet worden, «l» Oberbefehl-Hab« füngiert