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Dresdner Journal : 28.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-28
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 28.10.1899
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vern»»pret»: Für Dresden vierteljährlich: » Marl KO Pf., bei den Soifer- lich deutfchrn Postanstallea vierteljährlich »Marl; außer halb de» Deutfchrn Reiche» Post- und Stempelzufchlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Urschet»««: Täglich mit Ausnahme der Vonn- und Feiertage abend». Fernfpr.-AnschlußrNr 1SSL V 252. Dresdner Ankündigung»«^»»»«: Für den Raum einer gefpal- tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Einaefandt" die Zeile b<) Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausfchlag. Herausgeber. Sdnigliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr.-«nfchlub:Nr.ir»». Sonnabend, den 28. Oktober abends. 1899. Amtlicher Teil. Ce. Majestät der König haben dem Universitäts- Stallmeister Friedrich Wilhelm Ernst Sack in Leipzig das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Verordnung, die in Umlauf befindlichen Reichsgoldmünzen, Einthalerstücke, Reichssilber-, Nickel- und Kupfer münzen, sowie Reichskassenscheine, Reichsbank noten und Noten der Privatnotenbanken be treffend. Um ein Urtheil über den Geldumlauf zu gewinnen, ergeht hierdurch auf Antrag des Reichsschatzamtes an 1. alle dem Ministerium des Innern unterstehenden Königlichell Behörden und Verwaltungsstellen, welche Kassen haben, 2. alle Stadträthe und die Polizeiämter zu Leipzig und Chemnitz, sowie 3. alle Sparkassenverwaltungen die Anweisung, am 30. October dieses Jahre- bei dem Kassenschlusse festzustellen, welche Beträge nach Markwährung I. an Reichsgoldmünzen, und zwar: 1. an Doppelkronen, 2. an Kronen und halben Kronen; II. an Einthalerstücken, und zwar: 1. deutschen GeprägeS, 2. österreichischen GeprägeS; UI. an Reichssilbermünzen, und zwar: 1. an Fünfmarkstücken, 2. an Zweimarkstücken, 3. an Einmarkstücken, 4. an Fünfzigpfennidstücken, 5. an Zwanzigpfennlgstücken; IV. an Nickelmünzen; V. an Kupfermünzen; VI. an Reichtkassenscheinen und VII. an Noten, und zwar: 1. der Reichsbank, 2. der Privatnotenbanken in den unter ihrer Verwaltung stehenden Kassen vor handen sind, und das Ergebniß nach den bezeichneten Sorten getrennt bis zum 6. November dieses Jahres anher anzuzeigen. Dresden, am 3. Oktober 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Schuster. Srneaaongev, Versetzungen re. im öffentliche» Dienste. I« Geschäftsbereiche des Ministeriums des Salta« »ad iffentltcheu Unterrichts. Zu besetzen: Ostern 1900 da- neubegründete Schuldireklorat in Stünz bei Leipzig. Sollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 2600 M. AufangSgehalt und 400 M Wohnungsentschädigung. In drei jährigen Perioden werden vier Alter-zulagen gewährt, und zwar zweimal je Svo M. und zweimal je 200 M Gegen wärtig zählt die Schule 8 Lehrkräfte Bei Anstellung der lv. Lehrkraft werden dem Schuldirektor, unbeschadet der genannten Staffel, 400 M. Zulage gewährt, so daß sich dann nach 12 Dienstjahrcn da» Gesamteinkommen (einschließlich WohnungS- eatschädigung) auf 4400 M. belaufen würde. Im Schulfache erfahrene und nur bestens empfohlene Bewerber wollen ihre Gesuche nebst den erforderlichen Beilagen bis zum IS November bei dem König!. BesirkSschulinspektor Schulrat Zimmler in Leipzig einreichen; — am 1. Januar 1900 eine ständige Lehrerstelle an der Schule des oberen Bezirk» zu Neugersdorf. Kollator: der Gemeindera» zu Neugersdorf. Einkommen: 1800 M, vom erfüllten 26 Lebensjahre an 1400 M. Dasselbe steigt in dreijährigen Zwischenräumen durch zwei Zulagen von je IbO M und 8 Zulagen von je 100 M bis zum Höchstgehalte von 2100 M. Das WohnungS- geld beträgt für einen unverheirateten Lehrer I60M, für einen verheirateten 27b M. Bewerber, die da« »0. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, wollen ihre Gesuche nebst den er forderlichen Zeugnissen tis zum 1S. November beim Gemeinde- rat zu Neugersdorf einreichcn Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Die Reise des Deutschen Kaisers nach Eng land, über deren Ausführung oder NichtauSführurg amtlich noch nichts mitgeteilt worden ist, wurde im Laufe der Woche und wird in gewissen deutschen Blättern mit einer Erregung behandelt, die sich aus irgend welchen sachlichen Gründen nicht erklären läßt. Soviel wir wissen, ist diese Reise zu einer Zeit, wo es weder Wirren auf Samoa noch in Südafrika gab, innerhalb des Rahmens der die Höfe von Berlin und London verbindenden verwandtschaftlichen Be ziehungen ins Auge gefaßt worden. Wenn unter den gegenwärtigen Umständen die deutsche Regierung dem britischen Kabinette erklären würde, die Reise könne nicht stattfinden, so hieße dies zweifellos eine in ihrem Ursprünge ganz unpolitische Sache politisch behandeln, und zwar mit einer schwer zu verhüllenden Spitze gegen England. Ob unsere auswärtige Politik mit Rücksicht auf die allgemeine Weltlage einen der artigen antibritischen Schachzug, von dem doch hier allein maßgebenden Standpunkte der deutschen Interessen, für nützlich erachten kann, ist eine Frage, die sich jedenfalls in Volksversammlungen nicht ent scheiden läßt. Gegenwärtig weilt als Gast des englischen Hofes der Großfürst-Thronfolger von Rußland in London, und zwar, wie ohne Wider spruch behauptet worden ist, im Hinblick auf die Möglichkeit seiner Vermähluug mit einer britischen Prinzessin. Der Großfürst ist sogar politisch insofern hervorgetreten, als er, gelegentlich der Begrüßung eines nach Südafrika abgehenden Regiments durch den englischen Thronerben, an der Seite des Prinzen von Wales sichtbar wurde. Es liegt doch schlechter dings kein Grund vor, weshalb der Berliner Hof sein Verwandtschaftsverhältnis zum englischen durch den Transvaal-Krieg t'efer sollte berührt werden lassen, als es der russische Hof für gut befindet. Auch abgesehen von diesen höfischen Vorgängen, blieb die amtliche russische Politik dabei, im südafrikanischen Streite eine wohlerwogene Zurück haltung zu beobachten Wenn von den verschiedensten Seiten her gemeldet wurde, das St. Petersburger Kabinett würde die kriegerischen Verwickelungen in Südafrika benutzen, um, sei es an den Gestaden des MittelmeereS, sei eS im Persischen Golf, einen Flottenstützpunkt für Rußland zu erwerben, so wird sich diese Absicht kaum bestreiten lassen. Es wäre aber übereilt, daraus den Schluß zu ziehen, daß in folge eines solchen russischen Vorgehen- die politischen Beziehungen des Zarenreichs zu Großbritannien eine erhebliche Verschlechterung, geschweige denn eine für Deutschland verwertbare Störung erfahren müßten. Im Gegenteil, die der englischen Regierung nicht unbekannte Erklärung, wonach Rußland als eine in südafrikanischen Fragen nichtinteressierte Macht an gesehen zu werden wünscht, enthält nach der englischen Seite hin so wenig eine Absage, daß die britischen Staatsmänner in dieser Betonung des Nichtvorhanden seins eine« russisch-englischen Gegensatzes am Kav beinahe ein Anerbieten zu freundschaftlichen Verhand lungen über andere Punkte erblicken könnten. Uebri- gens traf und trifft England gegen etwaige unlieb same Erschütterungen des Gleichgewichts in europäischen oder afrikanischen und asiatischen Gewässern sehr um fassende maritime Vorbereitungen; auf den britischen Werften herrscht eine fieberhafte Thätigkeit, als gelte eS, den letzten Kreuzer seefertig zu machen. Der einstweilige Verzicht auf weitere Vorstöße gegen den Khalifen im Sudan beweist ferner, daß das britische Weltreich auf dem afrikanischen Kontinente seine Streitkräfte, im Hinblck auf etwaige Zwischenfälle, vor unnützer Zersplitterung bewahren will. WaS Transvaal betrifft, so steht nach wie vor fest, daß weder Rußland noch Frankreich die eng lischen Zirkrl in der südafrikanischen Republik zu stören gedenkt. Der höheren Eingebungen folgende „Figaro"-Diplomat Hr. Valfrey hat es sich nicht ver sagen können, nach London hinüber ausdrücklich die Versicherung zu erteilen, daß Europa ruhig bleiben werde. Mit einer hetzerischen Wendung fügte er hinzu: Verwickelungen hätten ja auch nur von Deutsch land auSgehen können. Hierin spiegelt sich der Aerger darüber wieder, daß die Versuche, uns gegen England vorzuschieben, an der Besonnenheit der deutschen Staatsmänner gescheitert sind. In einem anderen Aufsatze erklärte derselbe, in die Absichten des fran zösischen Kabinetts eingeweihte Herr, die großen Grundlinien der gemeinsamen Politik des Zweibundes würden durch die Vorgänge in Südafrika nicht be rührt; Frankreich wünsche überdies feine Weltausstell ung ungestört abzuhalten, felbstverständlich unter Be teiligung Englands. Ueberhaupt ist es sehr bemerkens wert, daß die französische Presse, trotz der noch brennenden Wunde von Faschoda, in der Behandlung Englands eine für den Minister Delcafss und die durch ihn vertretenen Interessen der Republik sehr vorteilhafte Disziplin bewahrt, im Gegensatz zu einem Teile der deutschen Blätter. Der „Deutsche Reichsanzeiger" hat gemeldet, daß für da» Kabel Aden—Zanzibar nur noch offene De peschen seitens der englischen Zensur zugelassen werden. Diese und andere Maßnahmen der britischen Zensur behörden sind in verschiedenen Blättern zum Gegen stände von Beschwerden gemacht worden. Man wird sich indessen auf den englischen Nützlichkeitsstandpunkt angesichts derartiger, den allgemeinen Verkehr be schränkender Anordnungen stellen müssen. UeberdieS dürfte der englische Handel selbst am empfindlichsten durch die scharfe Depefchenzensur getroffen werden. Für uns aber erweist sich daraus von neuem, wie wichtig und notwendig eS für Deutschland wird, auf die Errichtung eigener Kabel Bedacht zu nehmen, und zwar zum mindesten solcher nach unseren Hauptkolonien. Das Zarenpaar, das während dieser Woche noch in Darmstadt weilte, hat mit verschiedenen deutschen Fürstlichkeiten Besuche ausgetauscht. Es ist mit Be stimmtheit anzunehmen, daß die bereits mehrfach an gekündigte und in den letzten Tagen erneut in einzelnen Blättern ei wähnte Zusammenkunft der russischen Majestälen mit unserem Kaiserpaare vor deren Heim reise in Potsdam stattfinden wird. Die Samoa-Frage hat nicht ausgehört, eine Reihe von Zeitungen zu beschäftigen. Hierbei glaubten Organe freisinniger Richtung der deutschen Regierung die völlige Aufgebuug der Samoa-Jufeln empfehlen zu müssen. Jedenfalls darf man vom deutschpatriotischen Standpunkte erwarten, daß, trotz der außerordentlichen Schwierigkeiten, die die Lösung dieser Angelegenheit anfwirft, Staatssekretär Graf v. Bülow sich nicht wird abschrccken lassen, den Weg zu gehen, welchen das natio nale Empfinden als den einzig gangbaren anweist. In Oesterreich hat das Abgeordnetenhaus zu Wien niedrere Tage über die Erklärung des Grafen Clary, unter teilweise starker Erregung, verhandelt, wobei die Redner tnr verschiedenen Parteien ihren jeweiligen Standpunkt mehr oder minder scharf be tonten und entwickelten und die Tschechen es wieder zu einem tüchtigen Skandalauftritt brachten, der diesmal dem Justizminister galt. Wie das Ende der Wirren in Oesterreich sein wird, ließ die Abgeordneten haus-Beratung in keiner Weise absehen. Gleichzeitig dauerten in einzelnen Ortschaften Böhmens und Mähren- die Kundgebungen und Ausschreitungen fort, in denen diesmal die Hetze der tschechischen Be völkerungsteile gegen die Juden das hervorstechende Moment bildete. Es blieben infolge des leider ge botenen Einschreitens des Militärs Verwundete und Tote auf dem Platze. Frankreich hatte eine politisch nur wenig be wegte Woche. Viel besprochen wurde in den Pariser Blättern eine vom Kriegsminister Gallifet angeregte Verordnung über Umformung des obersten KriegS- rates, wobei im wesentlichen der Gesichtspunkt leitend war, die Mitglieder jener Körperschaft nicht, wie bisher, dem praktischen Armee-Koiymando-Dienste zu entziehen, also einen frischeren Zug in den KriegSrat zu bringen. Von dem vielbesprochenen „Komplott" verlautete, der staatliche Ankläger werde in seinen Schlußanträgen die Anklage u. a. gegen Döroulede Guerin und Buffet aufrechter halten. Der Krieg iu Südafrika. Die Thatscche, daß heute fast keine neuen Nach richten vorliegen, veranlaßt manche Blätter zu der Annahme, daß sowohl auf dem östlichen wie west lichen Kriegsschauplätze für die Engländer ungünstige Gefechte geliefert worden sind. Dieser Glaube wird verstärkt durch die gestrige Thronrede der Königin im Unterhause, die von Siegen und Erfolgen nichts erwähnt, sowie durch die gedrückte Stimmung, die unbestätigten Gerüchten zufolge im englischen KriegS- ministerium herrschen soll. Aus Paris ging gestern bereits die Nachricht ein, wonach die Buren Mafeking bereits genommen hätten. Doch fehlt bis jetzt noch die amtliche Bestätigung dieser Meldung. Die zweifelhaften Nachrichten, wonach Kommandant Cronje sich nach dem Westen zurück gezogen haben sollte, waren unrichtig, denn am 24. und 25. Oktober beschossen die unter ihm stehenden Truppen Mafeking. WaS Kimberley anlangt, so reichen die dortigen Nachrichten bis zum 22. Seit dem 20. sind die Zugänge zu Kimberley verlegt, niemand darf ohne Paß auS oder ein. Die Bevölkerung arbeitet eifrig mit an der An lage von Verteidigungswerken. Die Stadt ist meilen weit mit Stacheldraht umzäunt und jede Nacht wird die Gegend mittels Scheinwerfer von dort aus ab gesucht. Im Westen wie im Zentrum deS Kriegsschau platzes werden Zweifel an der Treue der Afrikander laut. Man behauptet, Vryburg sei infolge einer Verabredung von den Buren des BeischuanenlandeS, worunter leitende Mitglieder deS Afrikanderbundes, mit den TranSvaalern den letzteren in die Hände gespielt worden. Auch die Buren deS Griqualandes warteten nur auf eine Aufmunterung, um sich für Transvaal zu erklären. In dem Vryburger Bezirk sollen die TranSvaaler bereits die dort eingesessenen Buren zur Heeresfolge heranziehen. Die heute eingegangenen Nachrichten lauten: Kapstadt. (Meldung deS ..Reulerschen Bureau»".) Der „Cape ArguS" veröffentlicht folgende Einzelheiten über den Rückzug des Generals Aule von Glencoe: Sonnabend abend während eines heftigen Regens wurden die Zelte ab- Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 27. d. Mt».: Erstes Symphonie-Konzert der Generaldirektion der König!, musikaltschen Kapelle und der Hoftheater (Reihe 8). Hat man den Solisten de« Abends, Hrn Joseph Hofmann, bei früheren Gelegenheiten wiederholt als «inen ausgezeichneten Pianisten, al« einen der ersten unter den hervorragenden Vertretern seine« Instrument« kennen und schätzen gelernt, so stellte sich der zweiundzwanzig jährige Künstler gestern dem Publikum mit nicht minder gutem Glücke al« Komponist vor. Zwar hat auch ihm, wie fast allen zeitgenössischen bedeutenden Tondichtern, bei Entwerfung feines 8-äur-Konzerte« für Klavier und Orchester der große Meister von Bayreuth über die Schultern geschaut, sodaß man im ersten Satze Episoden au» der „Götterdämmerung" („Bei de« Schwerte« Spitze") und im letzten Motive au« „Siegfried" zu hören glaubte, aber da« Werk enthält so viel Eigene« und hat vor allem einen so reichen Fluß schöner melodischer Gedanken, daß man der reizvollen, gewählten Tonsprache mit Interesse bi« zum Schluffe folgt Eigenartig berührt e« freilich, daß da« Klavier im Einleitunaisatze mit dem 8-äur- Accord einsetzt, um nach energischen Modulationen schließ lich in die Haupttonart (8 cknr) einzumünden Dem ein heitlichen Ausbau de« Konzertstücke«, in dem übrigen« von den alterierten und enharmonischen Accorden rin sehr reichlicher Gebrauch gemacht wird, dient »in in die Oktave hinab stehende«, zuerst vom Horn vorgetragrne« Grund motiv, da« in allen vier Sätzen de« Werke« in mehr oder minder getreuen Andeutungen wieder zu Worte kommt Mit feinem musikalischen Empfinden ist im gesangreichen Intermezzo der beabsichnate religiöse Ton festgehalten; nicht minder wirkung«voll ist nach der großen orchestralen Steigerung im Mittelsatz« d«r poetisch-verklärte Lu«klang ves dankbaren Stückes. In dem rastlos dahrnstürzenden Scherzo mit seinem hämmernden Rhythmus und im Finale, dessen Hauptthcma ein fanfarenartig aussteigen- de« Motiv bildet, entwickelte der Vortragende eine eminente, staunencrregende Technik, die namentlich an da« Oktavenspiel au« dem Handgelenk die höchsten An forderungen st«llte. Als Solist hotte Hr. Hofmann nicht mit dem trillerreichen 8-äur-Nocturne und dem „ver- besserten" ves ckur-Walzer von Chopin, auch nicht mit Liszt« glänzendem Virtuoscnstück „Venezia-Napoli" den größten Erfolg, sondern mit dem einfachen und schlichten, aber mit entzückendem Tonreiz, höchstem musikalischen Feingefühl und außerordentlicher Modulationrfähigkeit des Anschlags vorgetragenen 0 äur-Rondo von Beethoven — Ein erstmalig gespielte« Scherzo, „Irrlichter und Kobolde", von Heinrich Hofmann, dem bekannten Komponisten der Oper „Aennchen von Tharau", ging fast spurlos an dem Publikum vorüber, trotzdem e« wie die übrigen Nummern de« Programm« unter Hrn v. Schuch ganz vorzüglich von der König!. Kapelle gespielt wurde Irrlichter und Kobolde darf man sich in der musikalischen Illustrierung wohl etwa« leichter, duftiger und geheimnisvoller vor stelle«. Beim Vortrage der Beethovenschen v-ckur-Symphonie, die an den Anfang de« Programm« gestellt war, herrschte im Hause zu Anfang eine sonst kaum beobachtete Unruhe, die dem vollen, ungestörten Genüsse de« Werke« nicht förderlich erschien U S König! Schauspielhaus. — Am 27. d Mt« : „Die Maccabäer". Trauerspiel in fünf Akten von Otto Ludwig. Wie der frische Hauch de« Bergwalds den Wanderer anweht, der au« schwüler Niederung zu den Höhen steigt, so wirkt der energische Zug kraftvoller poetisch-dramatischer Gestaltung unmittelbar nach den wirr ineinand«rfließenden Traumbildern weltmüder Phantastik Ludwig« „Macca- bäer" scheinen sich im Spielplane unserer Hofbühne dauernd emzubürgern, ein Vorzug, den leyrere einzig mit dem Wiener Hofburgtheatcr teilt, ein offenbarer Gewinn für den Ruhm des Dichters, doch nicht minder ehrenvoll für Direktion, Regie und Darsteller, die dies Trauerspiel mit allem Rechte als Bereicherung de« klassischen Repertoires festhalten. Die gestrige Ausführung sah wieder ein ziem lich gut gefülltes HauS und fand, soweit ich ihr beiwohnen konnte, namentlich am Schluffe des gewaltigen zweiten Aktes starken Beifall Es ist unnötig, zu wiederholen, daß die „Maccabäer" zu den Stücken gehören, die hier vorzüglich besetzt sind und wie aus einem Guß in die Erscheinung treten. DaS volle Gelingen der auch in den Volksscenen so mächtigen Tragödie brruht hauptsächlich auf den Darstellern der beiden Hauptrollen, und Frl. Ulrichs Lea wie Hrn. Waldecks Judah sind so viele Male nach Gebühr gerühmt worden, daß eS nur der Er innerung daran und keiner Wiederholung bedarf. Daß auch Frl. Politz (Naemi), die Herren Winds (Matta- thiaS), Franz (Eleazar) und in den kleineren Rollen fast sämtliche Kräfte unsere« Schauspiels zum Gelingen des mächtigen Bilde« beitragen, sei auch diesmal pflichtschuldig angemerkt Und um nicht ganz aus der Rolle de« Kri tiker« in die de» Panegyrikers zu fallen, möchte ich noch mal« für eine Vergrößerung de« gar zu klein ausgefallenen AthenebildeS im zweiten Akte fprechen, Hr Waldeck ist der Mann, auch eine größere Statue der Göttin in den Staub zu werfen. A St * Bei dem lebhaften Interesse, da« gerade in unserem Zeitalter der Polarforschung zugewandt wird, hat man sich öfter« auch die Frage vorgelegt, ob der Bakterien« a eh alt der Luft, den die moderne Hygiene al« so höchst bedeutung«voll erwiesen hat, in den Regionen des hohen Nordens ein anderer sein möge als bei un«. Um darüber genaue Feststellungen zu machen, hatte sich vr. Levin vom Pariser Pasteur-Institut an der Polarreise de« schwedischen Schiffe« „Antarctic" beteiligt, und nach sorgfältigen Arbeiten kann er nun seine außerordentlich wertvollen Ergebnisse mittrilen vr Levin hat in verschiedenen Gebieten nahe dem Nordpol im ganzen 21 600 I Luft untersucht und in dieser ungeheuren Menge mit Ausnahme einiger Schimmelpilze keinerlei organische Bestandteile gefunden; besonders von kranlheit- erregenden Keimen war nicht eine Spur nachzuweisen. Nunmehr dehnte der Forscher seine Untersuchungen auch auf daS Meerwaffer au«, von dem er Proben an ver schiedenen Orten entnahm. Er fand in elf Kubikzentimeter Meerwaffer durchschnittlich nur einen einzigen Keim, «äh rend da« Meerwaffer an den schwedischen Küpen z. B. gewöhnlich 700 Bakterien in jedem Kubikzentimeter ert» hält Etwa 80 weitere Analysen sind von demselben Gelehrten mit Proben von Schnee, Eis, geschmolzenem Schnee, Gletscherwaffer und Bachwesser gemacht worden, und auch hier zeigten sich Mikroben nur in verschwindender Zahl. Man vergleiche damit die allerdings besonders schmutzige Seine, die bei Paris bis zu 600000 Mikroben im Kubikzentimeter mit sich führt, vr. Levin aber war mit seinen Untersuchungen noch immer nicht zufrieden, und er hat sie sogar auf die Tiere der Polarwelt erweitert, indem er ihren Darminhalt auf die Anwesenheit von Bakterien untersuchte. E« ist ganz bekannt, daß in unseren Klimaten der Darm irgend eine« Tieres von einer ebenso mannigfaltigen wie zahlreichen Bakterienflora eingenommen ist. Die Robben und Eisbären im hohen Norden sind in dieser Beziehung reinlicher, denn in bakteriologischem Sinne ist ihr Darm völlig „steril". Der Nachweis dieser Thatlache ist von um so größerer Bedeutung, al« viele Physiologen bisher die Anwesenheit von Bakterien im Darm al« eine unerläßliche Bedingung für die Verdauung gehalten haben. Diese Theorie ist also unbedingt falsch gewesen Mit der Seltenheit der Bakterien in jenen Gegenden steht die Seltenheit der Krankheiten im Polargebiete im engsten Zusammenhang». Schon 1864 hat Nordenskjöld bei einer Expedition nach
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