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Tchönbm'ger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger. Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Sonntags eine Gratisbeilage „Der Erzähler". Preis vierteljährlich 1 Mk. 5V Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Bestellungen an. Jnsertionsgebühren pro kleingespaltene Zeile für Abonnenten 7 Pf., für Nicht abonnenten 10 Pf. Jnseraten-Annahme für die nächstsrscheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. - 35. Waldenburg, Mittwoch, den 12. Februar 187S. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte sollen den 12. Februar 1879, von Vormittags 1« Uhr ab, im Hofraum des Hotels „zum goldenen Löwen" in Waldenburg 1., 13 Ballons Petroleum, 2., 3 Fässer mit dergleichen, 3., 2 Fässer mit Solaröl, 4-, 1 Faß mit Speiseöl (ca. 500 Kilo), 4, 3 Fässer mit Cali- und Natron-Wasserglas und .6-, 1 Faß mit netto 750 Kilo Leinöl gegen sofortige Bezahlung öffentlich an die Meistbietenden versteigert werden. Waldenburg, am 17. Januar 1879. Königliches Gerichtsamt daselbst. Martini. Fiedler. Bekanntmachung. Auf Veranlassung König!. Amtshauptmannschaft ist auch für Remse die Hundesperre von heute ab auf 12 Wochen angeordnet worden und sind nun bis dahin hier die Hunde eingesperrt zu halten oder bei Frei lassung mit gut construirten Maulkörben zu versehen. Zuwiderhandlungen werden mit 7 Mark 50 Pf- Geld oder angem. Haft bestraft. Remse, am 8. Februar 1879. Der Gem ein bevor st and. Müller. Bekanntmachung. Am 31. Januar d. I. wurde von dem in 1. Etage gelegenen Vor saal des Lindner'schen Gasthofes zu Lanchenchursdorf ein Jagdgewehr (I^kauelloux, früher Percussionsgewehr, Kaliber 18 mm., in dem auf der Schwanzschraube befindlichen Wappen findet sich ein Hirsch, am Abzugs bügel ein Gemsbock und am Schloßblech Hühner eingravirt) gestohlen. Der Eigenthümer des Gewehres hat auf Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung des Gewehres eine Belohnung von 2V Mark ausgesetzt. Waldenburg, den 7. Februar 1879. Königliches Gerichtsamt. Martini. N. Bekanntmachung. Infolge hoher Verordnung ist für hiesigen Ort die Hundesperre von heute an 12 Wochen, mithin bis zum 6. Mai 187S angeordnet worden. Es wird Solches den hiesigen Einwohnern mit dem Bemerken bekannt gemacht, ihre Hunde eingesperrt zu halten, oder mit einem gut construirten und gut befestigten Maulkorbe versehen freizulassen. Wer dieser Anordnung zuwiderhandelt, wird mit einer Geldstrafe von 7 Mark 50 Pf. oder entsprechender Haft geahndet. Oertelshain, den 10. Februar 1879. H. Meißner, G.V. Volkswirtschaftliche Fragen. IV. lSchluß.) Auch würde die Consumtion in diesen Artikeln sicher steigen, wenn durch die Beschränkung aller Einfuhr die Arbeit und die Kaufkraft im Lande steigen. Noheisenproduction. Jahr Ctr. Werth in Mark. 1867 20,685,992 " 80,489,676 1872 36,156,913 211,700,997 1876 32,293,746 104,649,795 Der Werth des Roheisens ist also fast auf die Hälfte des Werthes vom Jahre 1872 herabge sunken, und ist nicht unerheblich (etwa 65 Pf. pro Centner) niedriger geworden, als im Jahre 1867. Roheisenverarbeitung, soweit sie Gegenstand der Montanstatistik ist. Jahr Ctr. Werth ui Mark. 1867 19,036,288 225,853,296 1872 39,657,838 547,893,948 1876 36,607,831 312,651,827 Hier ist die Steigerung des Preises im Jahre 1872 nicht so bedeutend gewesen, aber das Herabsinken des Preises im Jahre 1876 unter den vom Jahre 1867 um so bedeutender. Steinkohlenproduction. Jahr Ctr. Werth in Mark. 1867 476,161,426 137,414,202 1872 727,845,597 403,645,292 1876 769,088,563 263,678,277 Obgleich die Production noch um 41 Mill. Ctr. gestiegen ist, ist der Werth doch noch in 3 Jahren um 140 Mist. Mark gesunken. Daraus können wrr einen Schluß ziehen, wie viel mehr der Arbeiter ^"1876 leisten mußte, als der Arbeiter von 1873 und wie sehr seine Accord- löhnung zurückgegangen sein muß. Es ist auch wirklich so, daß er jetzt viel mehr arbeitet, also seinen Körper viel mehr abnutzt, und doch be deutend weniger, etwa so viel verdient, als im Jahre 1873. Denn hier kann die Mehrpro duktion nicht durch Maschinen, sondern fast nur durch vermehrte Handarbeit bewirkt werden. Daß in den Kohlenbergwerken trotz der stärkeren Pro duction doch Arbeiterentlassungen stattgefun den haben, ist ja bekannt. Hier bei derKohlen- production zeigt sich recht deutlich, wie es nicht auf die stärkere Production in einem Zweige an kommt, sondern auf die Gesammtheit. Man sollte meinen, der Begehr habe diese Production her vorgerufen, und daher erhöhte Preise. Aber nein. Die Kohlen liegen meist auf Lager, theils sind sie ins Ausland gegangen, theils sind sie in den Händen unzahlungsfähiger Leute, und daher den noch die große Preisermäßigung. In den beiden oben angeführten Eisenproduc- tionszweigen hat folgende Arbeiter-Ermäßigung stattgefunden. Arbeiterzahl 1872 181,374 , 1876 144,430 ! welche auch mehr dein verminderten Werth, als i der verminderten Centnerzahl entspricht. In Betreff der Landwirthschaft wollen wir hier anfügen: Jahr Werth des geernteten Getreides in Preußen. 1872 1,979,880,058 Ctr. 1873 2,336,728,294 - 1874 2,173,854,758 - 1875 1,886,549,177 - 1876 1,855,145,818 - 1877 1,928,587,001 - 1878 1,714,593,944 - Herr Geh. Rath Engel fügt hier folgende Be merkung hinzu: „Vorstehende Zahlen liefern in gewisser Hinsicht den Schlüssel zu den jetzt so sehr in den Vordergrund tretenden Klagen der Land- wirthe über ungenügende Rentabilität ihres Ge werbes, insbesondere des Getreidebaues. Obgleich in Preußen das Jahr 1878 seit 1872 die reichste Körnerernte lieferte, welche sogar die Ernte von 1874 noch übertrifft, so bleibt sie an Geldwerth doch hinter der von 1874 über 457,000,000 M. zurück." Die Werthe sind nach den October-Marktpreisen berechnet. Da dieselben aber seitdem noch be deutend heruntergegangen sind, so würde sich das Verhältniß wohl noch viel ungünstiger stellen. Daß diese Preisermäßigung auch in der Land wirthschaft zu Arbeiterentlassungen, wenigstens für den Winter geführt hat, steht zweifellos fest, ob gleich darüber keine Zahlen vorliegen. Sehr viele Landwirthe können sich eben vor dem zu schnellen Bankerotte nur durch das beliebte Sparen der Freihändler retten. Sie dreschen Alles mit der Locomobile aus, melioriren nicht, unterlassen zum Theil nothwendige Arbeiten, fangen wohl an, sich mehr auf Viehzucht und Weidewirthschaft zu legen, wodurch Arbeiter er spart werden. Auch werden durch Accordarbeiten höhere Arbeitsleistungen erzielt. Und doch wohnt gerade der Landwirthschaft die Eigenschaft bei, elastischer in der Arbeiterbeschäftigung zu sein, als andere Erwerbszweige. Die Landwirthschaft hat in den Gründerjahren das Mögliche darin geleistet, mit wenigen und schlechten Arbeitern auszukommen. Sie könnte aber, wenn weniger Bedarf an Arbeitern in der Industrie ist, melio riren, intensiver wirthschaften, sobald nur ihre Arbeitsaufwendung lohnend ist. Jetzt wird man in der Landwirthschaft nur im Sommer mehr Arbeiter beschäftigen, als in den Grünverjahren, aber im Winter nicht. Diese drei großen Erwerbszweige Deutschlands bestätigen also unsere oben angeführte Behaup tung, daß nicht in den Gründerjahren, sondern eher in den Krachjahren (sit veuia verbo) Ueber- production stattgefuuden hat. Aber diese Ueber- production ist nicht durch zu viel Arbeit, sondern durch das Abnehmen der Kaufkraft, durch die Einfuhr von Außen hervorgerufen. Ueberpro- duction kann es ja eigentlich nicht geben, so lange es noch unbefriedigte Bedürfnisse der Men schen giebt.