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MMufferTageblait Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Ms. Wochenblatt für Wilsdruff n. Umgegend Po ft boten un"d ü n I-rr A h« ««d GefchSfrsstelle» ' 7"" — nehmen zu jeder Zeit Be- L»»9en e«,«ege«. I» Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger BetrirdostLrnngen besteht kein Anspruch aus L'eseruug r Zettu», ober «Lr-ung Bezu-apreise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erjolgt nur, wen» Porto oeiliegt. o«» WN«dr»ffer Tageblatt enthSlt die amtliche» Bekau»1mach«»gen der «mtshavptmannschast Weihe», de» Amtsgerichts UN» Etadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Fiuanzaml» Noffe«. »«» T»,«dl«u» c^sch^nt ti,I>ch »och», s Uhr Mr dr, «Nl» T»,. r«,u,»pr->«: Bei «dl^olun, tn h« «^chSftsftelle m.» den «ll-,-dest-ccn 2Wd. >» Moxa., bei z-ftell«», d-rch di« Bote« r,ro Md., dri Postdestellun, 2 Alk. znzüglich Abtrag- «He gebühr. Linzelnmnmerri für Bürgertum, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die8gespalteneR««»zet'e2VGsldpfennig, die Lgespaltenr Zeile der amtlichen Bckanntmartjungen 40 Gold- pfennig, die 3 gespaltene Siedlamezeile im textlichen Teile 106.Goldpfennig. Rnchweisungsgedühr 20 Goldpfennig. Bor geschriebene Erschernung»- tage und Plagvorschrifle» werde» nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. h berücksichtigt. Anzeige», crnnahme bi« vor«. lOUHr > -L > > — -—> - Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir Kerne Garantie. Jeder AabaNanipruch erlischt, wenn-er Betrag durch Klage einge-o gen «erden mutz oder der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen« Nr, 281. — 85 Jahrgang. Teiegr Adr .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2640 Donnerstag, den 2 Dezember 1826 Gieger poincare. Von einem politischen Mitarbeiter wird uns ge schrieben: „Mau spricht vergebens viel, um zu versagen, Der andere hört von allem nur das Nein!« Dieses Goethe-Wort kann man nun wirklich als aus die Stimmung passend anwcnden, mit der wir die Reden französischer Politiker — einschließlich Briands — über die deutsch-französischen Beziehungen vernehmen. Diesmal hat er bei der Kammerdebalte über die auswärtige Politik besonders viel gesprochen, besonders viele Worte gemacht, die das Nein nur schlecht verhüllten. Dabei muß er selbst eingestehen, daß es „keine Kleinigkeit ist, wenn Deutschland ein Papier unterzeichnet, durch das es die Grenzen anerkennt und auf jede Gewalttat verzichtet". Briand erklärt, daß Thoiry „nur eine Besprechung gewesen sei wie viele andere auch". Ganz kurz und kalt. Diese Mitteilung ist für uns Deutsche doch recht überraschend. Hieß es doch wieder einmal: eine neue Ara sei angebrochen, uno man sprach von dem „Geist von Thoiry" einem ganz besonderen Geist; aber Briand spricht ihm jetzt jede Besonderheit ab. Dann wird Wohl überhaupt nicht mehr viel von ihm übrigbleiben und man kann sich die Anbringung einer Gedenktafel in jenem Hotelziinmer sparen. Wozu denn übrigens damals die ganze Geheimniskrämerei? „Das Rheinland ist besetzt als ein Pfand, das zu einem ganz besonderen Zweck bestimmt ist" — wir kennen den Zweck: Faustpfand für die „Sicherheit" Frankreichs, nicht etwa bloß für die prompte Reparationszahlung, —rotz Locarno und Genfer Völkerbund. Denn Frankreich „strebt Garantien an". Und sie folgen schnell genug: Volkerbundkontrolle, Abrüstung — man kennt die Litanei, kennt das Sprüchlein vom edelmütigen Frankreich, dem unberechtigten Verlangen Deutschlands. Aber ein kleiner Trost ist uns geblieben: die N h e i n l a n d b e s e tz u n g könne „vermenschlicht" werden; es wäre doch gut, wenn Zwischenfälle nicht mehr vorkämen. Sagt Briand zu uns, statt diese Mahnung an die Vcsatzungstruppen zu richten. Und nun aus der anderen Seite die Neichstagsrede des Ministers für die besetzten Gebiete, Dr. Bells. Es gibt keine Brücke, die vom Reichstag zur französischen Deputiertenkammer führt. „Mit dem Geist von Locarno sei die Besetzung unvereinbar," erklärt der deutsche Minister — und Briand bestreitet das kategorisch. „Wir müssen erwarten, zumal nach unserem Eintritt in den Völkerbund, daß auch wir als eine Kulturnation gewürdigt werden und daß man auch jenseits unserer Grenzen nicht vergessen darf, daß auch wir Deutschen e i n e E h re haben, deren Schutz wir in vollem Maße für uns in Anspruch nehmen," fordert Dr. Bell — aber < kommt die Sicherung Frankreichs: durch Wafsenmacht und Ordonnanzen. Die Zwischenfälle häufen sich, verschlimmern sich, werden zu großer Gefahr. Seit dem März sind ganze 8000 Mann abtransportiert worden, noch 80 000 Mann stehen im Rheinland. Mit auffallend scharfen Worten protestiert Dr. Bell gegen den Widersinn, daß dort ein derartig gewaltiger mili tärischer Apparat auf dem Lande lastet und gleichzeitig der Deutsche neben dem Franzosen am Genfer Ratstisch fitzt. Man spricht verschiedene Sprachen in Berlin und in Paris und die Verständigung läuft Ge fahr, im Aufkeimen zertreten zu werden. Uns aber bleibt nichts anderes übrig, als unsere Bemühungen fortzusetzen, durch Stillschweigen unserer Zustimmung Ausdruck zu geben. Und im Rahmen des Möglichen dem bedrängten Lande zu helfen. Dr. Bell führte dann im einzelnen aus, welche Aufwendungen Reich und Länder für das Rhein land bereitstellen, wie die Arbeitslosigkeit besonders drückend empfunden wird. Wo aber unter dem Druck der Besatzung neben der wirtschaftlichen Not die geistige nicht minder stark ist. Mehr können wir ja nicht tun als protestieren. Aber die Rede Briands hat ganz deutlich gezeigt daß für uns vorläufig nicht viel zu hoffen ist. Ebenso innenpolitisch wie außenpolitisch ist Poincarü Sieger geblieben. Gme offiziöse deutsche Auslassung. Die Dr. Stresemann nahestehende Deutsche diplo matisch-politische Korrespondenz behandelt die Rede Briands und stellt darin mit Befriedigung fest, daß Briands Ausführungen unbeeinflußt von der zum Teil ziemlich scharfen Auseinandersetzung der letzten Wochen im Einklang mit dem Geiste stehe, in welchem die Besprechung von Thoiry geführt worden sei. Zu der Wendung Briands, daß die Rheinland besetzung nicht eine Demütigung Deutschlands bezwecke, sondern ein Pfand und dazu bestimmt sei, Frankreich Bürgschaften zu geben, schreibt die Korrespondenz: Das ist eine Formulierung, die sich mit der Praxis der Vergangenheit nur sehr wenig deckt, von der wir aber darum um so lieber Kenntnis nehmen, denn ein Pfandläßtsich a u s l ö s e n, ein Pfand, dessen Be deutung frei ist von politischen, moralischen und Gefühls- Momenten, kann den Gegenstand eines Tausches, eines Materiellen Ausgleichs bilden. Und ei» solcher materieller veullchlanä und das Kontrollrecht Deutsche Denkschrift sn den Mlerbondrat. Der Streit um die Militärkontrolle. Vor dem Auswärtigen Ausschuß des Reichstages hat dr. Stresemann in Ausführungen über die Militär» iontrolle Bezug genommen auf einen Brief, den er nn 12. Januar 1S26 dem Generalsekretär des Völker- »undes geschrieben hat. Diesen Brief, der als „Note der Neichsregierung" bezeichnet wird, veröffentlicht jetzt der „Daily Telegraph" im Wortlaut. Es heißt darin, daß die deutsche Regierung bereit sei, „in Übereinstimmung mit Artikel 213 des Versailler Vertrages sich jeder Investiga tion (Kontrolle) zu fügen, die der Völkerbund durch Mehr heitsbeschluß für notwendig erachtet". Sie sei weiterhin bereit, jede Erleichterung für die Ausübung dieser Kon trollmaßnahmen innerhalb der Grenzen des Versailler Vertrages zu gewähren, weil eine derartige Kontrolle der deutschen Regierung ein gewisses Matz von Schutz gegen ungerechtfertigte Anschuldigungen gebe. An diese Erklä rung schließt der Reichsaußenminister aber folgende Be merkung: 1. Daß der Artikel 213 die Kontrollmaßnahmen nur in gewissen Fällen rechtfertigt, nämlich, wenn bestimmte Umstände zu dem Glauben berechtigen, daß Deutschland seinen Verpflichtungen nicht nachkomme. 2. Tast die Errichtung von ständigen Kontroll- srgancn nicht für die entmilitarisierte Nheinlandzone gelten könne. 3. Daß die Machtbefugnisse, dis der KoutroLlomMis- ston vom Völkerbund für ihre Beziehungen zu deutschen Behörden gegeben werden sollen, beträchtlich hinausgehen über das, was die deutsche Verfassung Zulasse und was zur Erreichung des angestrebtcn Zieles notwendig fei. Dr. Stresemann schließt mit dem Ausdruck der Hoff nung, daß einer Verständigung über diese Punkts beson dere Schwierigkeiten nicht im Wege stehen werden. Nach dem Eintritt in den Völkerbund hat die deutsche Regierung dann Feststellungen in Deutschland unternehmen dürften, Übernahme der Kontrolle durch den Völkerbund Deutsch land auch in jenen U n t e r s u ch u n g s k o m m i f s i - onen eine Vertretung erhalten werde die für nicht deutsche Gebiete in Frage kommt. Wie weiter berichtet wird, steht auch die englische Regierung aus dem Standpunkt, daß erstens die Errich tung einer ständigen Kontrolle in der entmilitarisierten Nheinlandzone unmöglich sei, und daß zweitens nach ihrer Auffassung auch die Beauftragten des Völkerbundes nur dann Feststellungen in Deutschland unternehmen dürfen, wenn sie hierzu durch den Völkerbundrat auf Grund eines. Mehrheitsbeschlusses ermächtigt worden seien. Deutschlands Standpunkt. , — In Berliner diplomatischen Kreisen wird darauf hin- geiv.esen, daß die Reichsregierung die Anerkennung der von Deutschland in der Januarnote gemachten Vorbehalte auch heute noch als unerläßliche Vorbedingung für die Übertragung des Untersuchungsrechtes an den Völkerbund betrachtet. Deutschland ist zwar durch den Artikel 213 des Versailler Vertrages gehalten, jede Untersuchung zu dulden, die der Rat des Völkerbundes mit Mehrheits beschluß für notwendig erachtet, keinesfalls aber zur Anerkennung der in dem Jnvestigationsprogramm des Völkerbundes verewigten Kon trolleverpflich- t e t. Die Ausübung einer solchen Kontrolle durch die be sonders von französischer Seite geforderten „elements stables" (ständigen Kontrollorganen) ist für Deutschland vollständig untragbar. AischWMttei!» Wieser Rstimlttt Wien, 2. Dezember. Im Finanzausschuß des Naüonal- rates kam es am gestrigen Dienstag zu einer außenpolitischen Ausgleich ist nach der faktischen Befriedigung des franzö sischen Sichsrheitsbedürfnisses durch den Locarnopakt ja auch ein Gegenstand der Besprechung von Thoiry gewesen, wobei man sich beiderseits darüber klar war, daß ein solches Verfahren mit dem Eingehen auf Lebensbedürfnisse beider Seiten zugleich eine entscheidende Frie densgarantie und eine Bürgschaft für jenes Zusam menarbeiten schaffen würde, wie es Briand nach seiner gestrigen Rede anstrebt. Der Thronstreit in Rumänien. Ein sensationelles Handschreiben des Königs. Im Senat in Bukarest verlas der Präsident ein Hand schreiben des Königs Ferdinand an die Ministerpräsi- denten. In diesem Schreiben drückt Könia Ferdinand au- Debatte, bei der von den Rednern aller Parteien die Vorgänge in Südtirol und die Frage des Ausschusses an das Deutsche Reich erörtert wurden. Von christlich-sozialer Seite wurde die Negie rung ersucht, Schritte zu unternehmen, um das schwere Los der Deutschen in Südtirol zu erleichtern und verlangt, daß die Mit glieder des Völkerbundes auf die Zustände aufmerksam gemacht werden. Der grvßdeutsche Redner gab der Meinung Ausdruck, daß der Anschluß an das Deutsche Reich sich nicht ausyalten lassen werde und daß die wirtschaftlich orientierten Kreise auch der Staaten, die sich bisher als die ersten Widersacher des An schlusses gezeigt haben, langsam zu der Erkenntnis kommen, daß die Befriedigung der Wirtschaft Europas praktisch undurchführ- bar ist, wenn gerade das deutsche Volk von dieser Befriedigung ausgeschlossen wird. Es werde niemanden auf die Dauer ge lingen, den Anschluß zu verhindern, wenn die Deutschen diesen Anschluß selbst wollen. Darüber sei man sich einig, daß die öster reichische Bevölkerung in ihrer überwältigenden Mehrheit, wenn diese Frage einmal zur Entscheidung kommen wird, den Anschluß- gcdcnken in die Tat umsctzt. Von der sozialdemokratischen Seite wurde an der Anschlußpolitik der christlich-sozialen Partei Kritik geübt. Bundeskanzler Dr. Seipel erklärte in seiner Antwortrede, man kenne seinen Standpunkt und den Standpunkt seiner Partei in der Anschlußsragc. Wir halten uns, sagte Seipel, in drei Grundsätze: 1. Wir glauben, daß eine Politik des ewigen De monstrierens gegen Tatsachen keine Berechtigung hat, ja schäd lich ist. 2. Wir sind der Meinung, daß wir Realpolitik machen müßen. 3. Wir glauben, weder der deutschen Nation noch unse- rem Oesterreich zu dienen, wenn wir nicht in diesem Augenblick ! alle Kräfte konzentrieren, daß der zweite deutsche Stamm erhal ten werden kann, daß er nicht etwa einem wirtschaftlichen Ver- ; fall oder einer sozialen Revolution anheimfällt. Der Ausdruck zweiter deutscher Staot stammt aus der Begrüßung, die mir in Berlin zuteil wurde. Zur Südtiroler Frage erklärte der Kanzler, daß dir Regierung keine Gelegenheit versäume, immer wieder darauf aufmerksam zu machen, daß ein wirklich gutes und zu friedenstellendes Verhältnis mit jenseits des Brenners nicht ver stummt. Die Resolution des Tiroler Landtages, die das Ein schreiten der Regierung beim Völkerbund fordert, wird die Re gierung ernstlich beschäftigen. Kriiik der Pariser Preße an Mmd. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 1. Dezember. Briands Rede findet, wie bereits hervorgehoben, im allgcnrsinen hier keine gute Presse. Uneinge schränkt gift dies von den nationalistischen Organen, die, wie heute der Jntransigeant feststrllt, daß Briand pro domo gesprochen habe. Die Mehrheit des Landes, so behauptet das Blatt, mißtraue dem angeblichen guten Willen Deutschlands, von dem man bis jetzt nur negative Beweise erhalten habe. Man müsse deshalb einen Frie den mit allen Vorsichtsmaßnahmen und Garantien erstreben. Aehnlich stellt das Journal de Debats fest, daß Briand zahlreiche Abgeordnete enttäuscht habe. Eine bessere Zensur wird der ge strigen Rede Briands in der Kammer vom Temps erteilt, der die Rede des Außenministers als eine Vorrede zu den Genser Be ratungen bezeichnet. Es bleibe aber noch die Frage ofsen, wie man am Besten einen dauerhaften Frieden verwirklichen könne, wenn die anderen Negierungen und Völker nicht im gleichen Geiste wie Frankreich handelten. Nur wenn Deutschland abgerüstet habe, könne sich binnen kurzem die Annäherung vollziehen. Der kelsgerungsfuftanck Uber vuksref« verküngl? Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 2. Dezember. Nach einer unbestätigten Mel dung soll über Bukarest der Belagerungszustand verhängt wor den sein. nächst den Tank für die teilnehmende Sorge aus, welche die Allgemeinheit ihm entgcgcnbringe, und sagt, er hoffe, da er sich bedeutend wohler fühle, noch lange Zeit die Lasten seines schweren Amtes im Interesse des Landes, dem er schon viele Opfer gebracht habe, tragen zu können. Der König erklärt weiterhin Gesetze und Verfas - s u n g als ein- für allemal gegeben und unumstößlich. An ihnen zu rütteln liege nicht im Jutercssc des monar chischen Prinzips. Der König fordert schließlich alle seine Getreuen auf, sich um den Thron zu scharen. Dieses Schreiben des Königs steht natürlich im Mittelpunkt des politischen Interesses des Landes. Sein Inhalt hat ungeheure Sensation hervorgerusen. Wie weiter bekannt wird, hat König Ferdinand in dem Briese noch geschrieben, er habe es mit Bedauern bemerkt, wie seine Erkrankung dazu benutzt werde, um die dynasti ll n t e r g r a b e n. Es sei nicht angängig, daß das Schicksal