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Sonntag, ^§23. 21. A»rII Dieses Blatt erscheint tLglich M Dresdner Journal beziehe». Preis für da« Vierteljahr r>4 Ltzlr. Z»srr1ionsgrb»h« ren färben Stau» einer gespaltene« Zeile l, Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Inhalt. Wen soll man nach Frankfurt wählen? — Die Versammlung für kirchliche Berathung zu Kdthrn. — Bildung. Naturwiffrn» schäft. — Tagesgeschichre: Dre-den: Landtagöabgrordneler; Freischaar au-Prag. Leipzig: Freischaar; Deutscher Verein; Vizebürger- meistenvahl. Zöblitz: Oeffentliche- Leben. Hohnstein bei Stolpen: Vaterlandsverein. Berlin. Hannover. Rendsburg. Jena. Baden. München. Wiesbadan. Wien. Krakau. Botzen. Luzern. Paris. London. Petersburg. Bukarest. — Feuilleton. — Singe sendete«. — Ve- schäftSkalender. — OrtSkalender. — Angekommene Reisende. — Anzeigen. Bekanntmachung. Es ist auS Berichten, die aus verschiedenen Theilen des Landes hier eingehen, wahrzunehmen gewesen, daß die jetzigen Zeitverhältnisse von manchen Seiten dazu benutzt werden, um unfreiwillige Verzichtleistungen auf Gerechtsame und Gutserträgniffe zu erreichen, die selbst auf Privatrechtstiteln beruhen. Das Mittel, das nur zu häufig zu diesem Zwecke angewendet wird, besteht in Drohungen mit Gewaltthätigkeiten, unterstützt durch massenhafte Aufstellungen vor den Wohnungen der Berechtigten oder ihrer Beamten. Indem man von diesem Verfahren als einem gesetz- und rechtswidrigen eindringlich abmahnt, macht man zugleich darauf aufmerksam, daß dasselbe, nach dem Criminalgesetzbuche, je nach Umstanden Arbeitshaus-, ja Zuchthausstrafen zur Folge haben kann, zugleich aberden beabsichtigten Zweck zu erreichen nicht geeignet ist, da durch Zwang und Drohungen herbeigeführte Berzichtleiftungen und Verträge rechtsungiltig und unwirksam sind. Dresden, am 20. April 1848. Wie Ministerien -er Justiz und -es Innern. I-. Braun. Oberländer. Kuhn. Wen soll man nach Frankfurt wählen? Die Beantwortung dieser Frage, auf den ersten Anblick so leicht und einfach, bietet gerade für uns Sachsen einige Schwie rigkeiten dar, über die ein Wort der Beleuchtung nicht überflüssig erscheint. Zunächst kommt die Wahl für unfern nächsten Landtag in Betrachtung, der jedenfalls in die Dauer der Nazionalversamm- lung fallen wird. Nun bekennen wir zwar gern und offen, daß dieser Landtag nicht durch sich selbst, sondern nur durch die Zeit ereignisse Bedeutung haben wird, daß sein Wirken ein sehr kurzes sein muß, ja sogar, daß seine Thätigkeit eine im voraus festge setzte ist; wir hallen es aber doch für nöthig, diese Meinung etwas weiter zu begründen. Also nicht durch sich selbst ist dieser Land tag wichtig für die Entwickelung der Freiheit Sachsens; denn die ganze Zusammensetzung der zweiten Kammer steht in offenem Widerspruche mit den bereits als gerecht anerkannten Forderungen des Volkes, mit dem Programm des neuen Ministeriums selbst. Wir wollen aber keine Vertretung nach Ständen, wir wollen eine wahrhafte Volksvertretung, keine Wahl nach dem Um fang deS Vermögens, sondern freie Wahl der Abgeordneten durch jeden großjährigen, selbstständigen Staatsangehörigen von unbe scholtenem Rufe, Männer, deren politische Meinung wir kennen, die wir eben um derselben willen wählen und die dem Minister tische gegenüber nicht in die Kniee sinken, sondern frei und offen vor ihnen wie vor dem Volke sich aussprechen. Die jetzige Kam mer aber ist noch eine Schöpfung des alten Wahlgesetzes, und wenn wir die politische Ansicht der Mehrheit derselben auch satt sam kennen gelernt haben, so hat sie doch unfern Beifall keines wegs. Gleichwohl ist sie eS, die einberufen werden mußte, um durch Aufhebung des frühem Wahlgesetzes sich selbst den Todes stoß zu geben. Niemand aber stirbt gern, so lange er noch in be häbiger Ruhe leben kann, auch unser Landtag wird höchst wider willig seine Auflösung beschließen — aber er wird sie beschließen, weil er am wenigsten danach geschaffen ist, der Zeit einen sieghaf ten Widerstand entgegenzusetzen. Wir können über diesen Punkt seinem Zusammentritt ruhig entgegensetzen, der Landtag kann diesmal nichts Anderes sein, als das Sprachrohr des Volkes, während er bislang Dies verweigerte. Mit der Festsetzung deS Wahlgesetzes aber ist die Thätigkeit desselben zu Ende, seine Mis sion erloschen; zu dieser Berathung aber ist es notwendig, daß Männer erprobter Gesinnung, Männer der Lhat und des Fort schritts, sich in der Kammer befinden, um dem Ministerium in Bekämpfung und Aufdeckung kleiner reakzionärer Jntriguen und Stillstandsanträge kräftig zur Seite zu stehen, um durch sofortige Widerlegung schön verkappter Rückschrittswünsche das Volk auf zuklären über seine wahren und falschen Freunde. So nöthig also auch in Frankfurt Männer von entschieden liberaler Farbe, wahre Förderer der Volkssouveränetät sind, ebenso auch in der